Abnorme Gewichtsabnahme – Einleitung

Zum Gewichtsverlust kommt es, wenn der Energieverbrauch des Körpers höher ist als die Energieaufnahme.

Synonyme und ICD-10: Gewichtsverlust; abnormer Gewichtsverlust; Dystrophie durch abnorme Gewichtsabnahme; ungewöhnliche Gewichtsabnahme; unklare Gewichtsabnahme; ICD-10-GM R 63.4: abnorme Gewichtsabnahme

Gewichtsverlust kann, gewollt (z. B. im Rahmen von Diäten) oder ungewollt auftreten. Dabei kann der Appetit unterschiedlich ausgeprägt sein:

  • Verminderter Appetit
  • Normaler Appetit
  • Gesteigerter Appetit

In der Regel ist der Appetit jedoch vermindert oder gleichbleibend. Tritt die Gewichtsabnahme als Symptom auf, wird von einer abnormen Gewichtsabnahme gesprochen. Definitionsgemäß gilt als abnorme Gewichtsabnahme ein Gewichtsverlust von mehr als 5 % des Körpergewichts innerhalb von sechs Monaten.

Ursachen des Gewichtsverlusts

Organische Ursachen

  • Maligne Erkrankungen: Tumorerkrankungen wie Magen-, Darm-, Lungen- und Bauchspeicheldrüsenkrebs.
  • Endokrine Störungen: Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion), Diabetes mellitus.
  • Infektionen: Tuberkulose, AIDS, chronische Infektionen.
  • Gastrointestinale Erkrankungen: Zöliakie, Morbus Crohn, Colitis ulcerosa.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Chronische Herzinsuffizienz.

Psychische Ursachen

  • Anorexia nervosa: Essstörung, die durch selbst auferlegte Nahrungsreduktion und übermäßige körperliche Aktivität charakterisiert ist.
  • Depression: Verminderter Appetit und Interesseverlust können zur Gewichtsabnahme führen.

Medikamentöse Ursachen

  • Nebenwirkungen von Medikamenten: Z. B. Chemotherapie, Antidepressiva, Stimulanzien.

Formen der Gewichtsabnahme

  • Allmählicher Gewichtsverlust ohne Leistungsknick
  • Allmählicher Gewichtsverlust mit Leistungsknick
  • Rascher Gewichtsverlust mit Leistungsknick

Differentialdiagnosen

Gewichtsverlust kann Symptom vieler Erkrankungen sein. Häufige Differentialdiagnosen umfassen:

  • Krebserkrankungen
  • Chronische Infektionen wie Tuberkulose und HIV/AIDS
  • Endokrine Störungen wie Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) und Diabetes mellitus
  • Gastrointestinale Erkrankungen (Magen-Darm-Erkrankungen) wie Zöliakie und Morbus Crohn (entzündliche Darmerkrankung)
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen wie Herzinsuffizienz (Herzschwäche)
  • Psychische Erkrankungen wie Anorexia nervosa (Magersucht) und Depression

Abnorme Gewichtsabnahme kann Symptom vieler Erkrankungen sein (siehe unter "Differentialdiagnosen").

Epidemiologie

Gewichtsverlust kann in allen Altersgruppen und bei beiden Geschlechtern auftreten. Die Prävalenz und Inzidenz hängen stark von der zugrunde liegenden Ursache ab.

Geschlechterverhältnis: Beide Geschlechter können gleichermaßen betroffen sein, wobei bestimmte Ursachen wie Anorexia nervosa häufiger bei Frauen auftreten.

Altersverteilung: Gewichtsverlust kann in jedem Alter auftreten, wobei ältere Menschen aufgrund chronischer Krankheiten und Medikamenteneinnahme häufiger betroffen sind.

Verlauf und Prognose

Verlauf und Prognose sind stark abhängig von der zugrunde liegenden Ursache des Gewichtsverlusts.

  • Akuter Gewichtsverlust: Tritt häufig bei Infektionen oder akuten Erkrankungen auf und kann mit der Behandlung der Grunderkrankung rückgängig gemacht werden.
  • Chronischer Gewichtsverlust: Häufig bei malignen (bösartigen) Erkrankungen oder chronischen Infektionen und erfordert eine umfassende Diagnostik und Therapie.

Prognose

  • Ungünstige Prognose: Ein ungewollter Gewichtsverlust von mehr als 10 % des Körpergewichts innerhalb von 6 Monaten wird als ungünstiger Prognoseparameter gewertet. Häufig tritt solch ein Gewichtsverlust im Rahmen von malignen Erkrankungen wie Morbus Hodgkin oder infektiösen Erkrankungen wie Tuberkulose oder AIDS auf.
  • Erhöhtes Krebsrisiko: In einer Studie mit 157.474 Teilnehmenden hatten Personen, die kürzlich mehr als 10 % ihres Körpergewichts verloren hatten, ein signifikant höheres Krebsrisiko als diejenigen, die nicht abgenommen hatten. Dies galt nicht nur, wenn der Gewichtsverlust beabsichtigt war. Bei unbeabsichtigtem Gewichtsverlust waren Tumorerkrankungen des oberen Gastrointestinaltrakts (Speiseröhren-, Magen-, Leber-, Gallengangs- und Pankreaskarzinome) besonders häufig [1].

Besonderheiten bei Kindern und Jugendlichen

  • Bei 9- bis 12-Jährigen mit Gewichtsverlust sollte nach Ausschluss anderer somatischer Faktoren an eine Anorexia nervosa als Ursache gedacht werden.

Literatur

  1. Wang QL et al.: Cancer Diagnoses After Recent Weight Loss JAMA. 2024;331(4):318-328. doi:10.1001/jama.2023.25869