Hüftschmerzen (Koxalgie) – Einleitung

Hüftschmerzen bzw. Hüftgelenkschmerzen werden als Koxalgie bezeichnet. Die Region umfasst die gesamte seitliche Körperpartie, d. h. vom Beckenkamm bis in den Oberschenkel und vor der Inguinalregion (Leiste) bis zur Glutealfalte (Gesäßfurche)).

Synonyme und ICD-10: Coxalgia, Koxalgie; ICD-10-GM M25.55: Gelenkschmerz: Beckenregion und Oberschenkel

Das Spektrum der Koxalgie ist weit. Es reicht von lokalen Schmerzen in der Inguinal- (Leisten-) bzw. Trochanterregion (kräftige Knochenvorsprünge am proximalen – zum Körper gelegenen Teil – Ende des Femurs /Oberschenkelknochen) ohne wesentliche Bewegungseinschränkungen im Hüftgelenk bis zu einer komplett fixierten Hüfte durch eine schmerzbedingte Schonhaltung.

Formen der Hüftschmerzen 

  • Anlaufschmerzen: Äußern sich beim Beginn der Aktivität; typisch bei degenerativen Gelenkerkrankungen.
  • Nachtschmerzen bzw. Ruheschmerzen: Vor allem bei entzündlichen Erkrankungen der Gelenke oder bei Überlastung degenerativ veränderter Gelenke.
  • Belastungsschmerzen: Treten nur bei Belastung des jeweiligen Gelenkes auf, in Ruhe ist kein Schmerz zu spüren; verursacht durch traumatische Läsionen eines Gelenkes, entzündliche oder degenerative Veränderungen.

Ursachen der Hüftschmerzen

  • Degenerative Erkrankungen
    • Coxarthrose (Hüftarthrose): Die häufigste Ursache im Erwachsenenalter.
    • Labrumläsionen: Schäden an der Gelenklippe.
  • Entzündliche Erkrankungen
    • Rheumatoide Arthritis.
    • Septische Arthritis (eitrige Coxitis/Hüftentzündung).
  • Traumatische Ursachen
    • Hüftfrakturen.
    • Luxationen.
  • Atraumatische kindliche Hüftschmerzen
    • Morbus Perthes: Durchblutungsstörung des Hüftkopfes.
    • Epiphyseolysis capitis femoris: Abrutschen der Hüftkopfepiphyse.
    • Transiente Synovitis: Vorübergehende Entzündung der Hüftgelenkinnenhaut.
  • Andere Ursachen
    • Bursitis trochanterica: Entzündung des Schleimbeutels am Trochanter major.
    • Tendinitis: Sehnenentzündungen, z. B. der Adduktoren oder Glutealmuskulatur (Gesäßmuskulatur).
    • Meralgia paraesthetica: Kompression des N. cutaneus femoris lateralis.

Hüftschmerzen bzw. Hüftgelenkschmerzen können Symptom vieler Erkrankungen sein (siehe unter “Differentialdiagnosen“).

Epidemiologie

Häufigkeitsgipfel: Mit steigendem Alter steigt auch die Zahl der von Hüftschmerz betroffenen Personen. Hüftschmerzen aufgrund von degenerativen (abnutzungsbedingten) Gelenkerkrankungen kommen vor dem 50. Lebensjahr in der Regel nicht vor.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) des atraumatischen kindlichen Hüftschmerz (KHS): Beträgt 148 Erkrankungen pro 10.000 Einwohner pro Jahr (in Deutschland).

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Hüftschmerzen können nach starker Belastung akut auftreten oder sich allmählich entwickeln und chronisch werden (d. h., sie dauern länger als drei Monate an).
  • Ein chronischer Verlauf kann zu erheblichen Bewegungseinschränkungen und einer reduzierten Lebensqualität führen.
  • Eine frühzeitige Diagnosestellung ist entscheidend, um bei Erwachsenen den Zeitpunkt für gelenkerhaltende Therapien nicht zu verpassen.
  • Bei Verdacht auf eine Infektion (z. B. eitrige Coxitis/Hüftentzündung) ist eine notfallmäßige Abklärung und ggf. eine Hüftgelenkspunktion notwendig.

Prognose

  • Die Prognose ist abhängig von der zugrunde liegenden Erkrankung.
  • Hüftschmerzen aufgrund von Überlastung oder leichten Verletzungen lassen sich in der Regel gut behandeln und heilen ohne bleibende Schäden.
  • Degenerative Erkrankungen wie Coxarthrose sind progressiv (fortschreitend) und erfordern langfristige Therapieansätze, einschließlich konservativer Maßnahmen und möglicherweise endoprothetischer Versorgung (Hüftgelenkersatz).
  • Entzündliche und infektiöse Ursachen erfordern eine spezifische Therapie zur Kontrolle der Grunderkrankung und Verhinderung von Komplikationen.
  • Bei kindlichen Hüfterkrankungen hängt die Prognose von der frühzeitigen Diagnosestellung und Therapie ab, um dauerhafte Schäden zu vermeiden.