Harnröhrenentzündung (Urethritis) – Einleitung

Bei der Urethritis (Synonyme: Urethritis und urethrales Syndrom; ICD-10-GM N34.-: Urethritis und urethrales Syndrom) handelt es sich um eine Entzündung der Urethra (Harnröhre). Sie zählt zu den (unteren) Harnwegsinfektionen (HWI).

Die Urethritis ist eine häufige Erkrankung, die mit einer hohen Dunkelziffer einhergeht.

Formen der Urethritis

Nach der Ätiologie (Ursache) 

Infektiöse Urethritis

  • Gonorrhoische Urethritis (GU; spezifische Urethritis): Verursacht durch den Erreger Neisseria gonorrhoeae.
  • Nicht-gonorrhoische Urethritis (NGU; unspezifische Urethritis): Wird von verschiedenen Erregern verursacht, überwiegend durch Chlamydia trachomatis (Serotypen D-K; 40-80 %), aber auch Ureaplasma urealyticum (20 %), Mycoplasma genitalium, Trichomonas vaginalis, Herpesviren Typ II (seltener Typ I), E. coli und andere Bakterien, wie Staphylococcus aureus und Streptokokken.
  • Mykotische und protozoenbedingte Urethritiden: Durch Pilzinfektionen oder Parasiten verursacht.

Posttraumatische (mechanische) Urethritis

  • Instrumentelle Eingriffe
  • Katheterirritation
  • Striktur der Harnröhre
  • Chemische Irritationen

Weitere Formen der Urethritis

  • Abakterielle Urethritis
  • Allergische Urethritis
  • Hormonelle Urethritis: Bedingt durch Östrogenmangel bei Frauen.

Akute und chronische Urethritis

  • Akute Urethritis
  • Chronische Urethritis

Epidemiologie

Bei einer Infektion der Harnröhre mit einem Erreger beträgt die Inkubationszeit (Zeit von der Ansteckung bis zum Ausbruch der Erkrankung) in der Regel 1-3 Wochen.

Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 1 : 1.

Häufigkeitsgipfel

  • Die Erkrankung tritt vorwiegend zwischen dem 20. und 30. Lebensjahr auf.
  • In den USA liegt der Häufigkeitsgipfel für eine durch Chlamydien und Gonokokken ausgelöste Urethritis zwischen dem 15. und 24. Lebensjahr.

Inzidenz

  • Die Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) für eine unspezifische Urethritis beträgt ca. 0,6 Erkrankungen pro 1.000 Einwohner pro Jahr (in Deutschland).
  • Weltweit gibt es ca. 89 Millionen Neuinfektionen pro Jahr.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Wird die Urethritis frühzeitig erkannt und adäquat behandelt, ist die Prognose gut.
  • Vor allem bei Frauen nimmt die Erkrankung einen milden Verlauf oder zeigt keine Beschwerden.
  • Eine durch einen Erreger ausgelöste Urethritis bleibt aufgrund geringer oder fehlender Beschwerden häufig lange Zeit unentdeckt, was zur Ansteckung von Partnern durch ungeschützten Geschlechtsverkehr führen kann.
  • Bleibt die Erkrankung unbehandelt, kann sich der Erreger auf weitere Organe ausbreiten.

Prognose

  • Die Diagnostik und ggf. Therapie der Sexualpartner und -partnerinnen der letzten 60 Tage sollte durchgeführt werden.
  • Bis zu 7 Tage nach Ende der Antibiotikatherapie sollte eine sexuelle Abstinenz eingehalten werden.
  • Die gonorrhoische Urethritis (GU) sowie die unspezifische Urethritis (nicht-gonorrhoische Urethritis, GNU) zählen zu den häufigsten sexuell übertragbaren Krankheiten (STD).

Leitlinien

  1. Shahmanesh M et al.: 2009 European guideline on the management of male non-gonococcal urethritis. Int J STD AIDS. 2009 Jul;20(7):458-64. doi: 10.1258/ijsa.2009.009143.
  2. Tiplica, G.-S. et al.: 2015 European guidelines for the management of partners of persons with sexually transmitted infections. JEADV 2015; online 7. Mai 2015