Zyanose – Einleitung

Bei der Zyanose – umgangssprachlich Blausucht genannt – (Synonyme: Morbus caeruleus; ICD-10-GM R23.0: Zyanose) handelt es sich um die bläuliche Verfärbung der Haut und Schleimhäute, die auf verschiedene Ursachen zurückgeführt werden kann.

Formen der Zyanose

Echte Zyanose vs. Pseudozyanose:

  • Echte Zyanose: Bläuliche Verfärbung aufgrund von Hypoxämie (verminderter Sauerstoffgehalt des Blutes) oder Ischämie (verminderte Durchblutung).
  • Pseudozyanose: Bläuliche oder grau-bläuliche Verfärbung der Haut und/oder Schleimhäute aufgrund von Pigmentablagerungen, z. B. durch Medikamentennebenwirkungen oder die Aufnahme bestimmter Metalle und Metallverbindungen.


Formen der echten Zyanose 

  • Hämoglobinzyanose
    • Zentrale Zyanose entstehen durch eine verminderte Oxygenierung (Sauerstoffanreicherung) des Blutes (das bedeutet: bläuliche Verfärbung von Haut und zentralen Schleimhäuten). Man kann zwei Formen einer zentralen Zyanose unterscheiden:
      • Pulmonale Zyanose (von der Lungen ausgehend): gestörte Ventilation, Diffusion oder Perfusion (z. B. wg. Lungenemphysem/irreversible Überblähung der kleinsten luftgefüllten Strukturen (Alveolen/Lungenbläschen); dieses führt zu einer mangelhaften Oxygenierung des Blutes in den Alveolen und Kapillaren
      • Kardiale Zyanose (vom Herzen ausgehend): z. B. Vermischung des oxygenierten Bluts bei arteriovenösen Anastomosen, d. h. Beimischung von venösem zu arteriellem Blut (z. B. Herzfehler mit Rechts-Links-Shunt)
    • Periphere Zyanose – entsteht durch vermehrte Sauerstoffausschöpfung in der Körperperipherie (z. B. bei verminderter Herzleistung oder Schock/Volumenmangel); Blaufärbung der Lippen und der Akren*; die Schleimhäute sind dagegen rosig!
    • Kombination von zentraler und peripherer Zyanose
  • Hämiglobinzyanose (dabei entstehen pathologische Hämoglobine, die eine verminderte Bindungsfähigkeit des Hämoblobins für Sauerstoff haben; hier wird Eisen in dreiwertiger Form gebunden, was nicht zur Sauerstoffbindung fähig ist); Ursachen einer Hämiglobinzyanose sind das Auftreten von:
    • Carboxyhämoglobin → Carboxyhämoglobinämie
    • Methämoglobin Methämoglobinämie
    • Sulfhämoglobin Carboxyhämoglobinämie

*Wenn eine Zyanose die Akren (Finger, Zehen oder Nase) betrifft, spricht man von einer Akrozyanose.

 

Epidemiologie

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit)

  • Für die allgemeine Prävalenz und Inzidenz der Zyanose liegen keine spezifischen epidemiologischen Daten vor.
  • Zyanose ist ein Symptom verschiedener Grunderkrankungen, deren Prävalenz und Inzidenz variieren können.

Zentrale Zyanose

  • Tritt bei verschiedenen kardialen und pulmonalen Erkrankungen auf, wie z. B. angeborenen Herzfehlern und chronischen Lungenerkrankungen.
  • Schätzungen zufolge leiden etwa 1 % der Neugeborenen an einem angeborenen Herzfehler, der eine Zyanose verursachen kann.

Periphere Zyanose

  • Häufig bei Patienten mit Herzinsuffizienz (Herzschwäche), Schock oder anderen Erkrankungen, die eine verminderte Herzleistung oder Durchblutung verursachen.
  • Herzinsuffizienz hat eine Prävalenz von etwa 2-3 % in der allgemeinen Bevölkerung und bis zu 10 % bei Menschen über 70 Jahren.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Herzgeräusche, die nicht zu den physiologischen Herztönen zählen, können durch Auskultation des Thorax mit einem Stethoskop gehört werden.
  • Herzgeräusche werden nach dem zeitlichen Auftreten innerhalb des Herzzyklus (Systole bzw. Diastole) sowie nach Ursache und Charakteristik klassifiziert.

Prognose

  • Die Prognose der zentralen und peripheren Zyanose hängt von der zugrunde liegenden Erkrankung ab.
  • Hämiglobinzyanosen sind meist erworben. Das Absetzen/Entfernen der auslösenden Substanzen (z. B. CO-Intoxikation, methämoglobinstimulierende Medikamente) und eine adäquate Therapie (z. B. O2-Gabe bei Carboxyhämoglobinämie) führen in der Regel zu einer Genesung des Patienten.

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Abklärung einer Zyanose im Kindes- und Jugendalter. (AWMF-Registernummer: 023 - 002), September 2017 Langfassung