Ewing-Sarkom – Einleitung

Unter einem Ewing-Sarkom (ES) versteht man eine hochmaligne Neoplasie (bösartige Neubildung) des Knochens. Auch in den Weichteilen wie Fett-, Muskel, Bindegewebe oder Gewebe der peripheren Nerven kann sich ein Ewing-Sarkom bilden. Entsteht es außerhalb und ohne Beteiligung des Knochens, bezeichnet man es als extraskelettalen bzw. extraossären Ewing-Tumor (selten).

Synonyme und ICD-10: klassisches Ewing-Sarkom (EWS); peripherer maligner primitiver neuroektodermaler Tumor (PPNET); Askin-Tumor der Brustwand; Knochen-Ewing-Sarkom; Weichteil-Ewing-Sarkom; Weichteil-Ewing-Tumor; ICD-10-GM C41.9: Knochen und des Gelenkknorpels, nicht näher bezeichnet

Maligne Knochentumoren machen bei Erwachsenen 1 % aller Tumorerkrankungen aus.
Das Ewing-Sarkom ist nach dem Osteosarkom (40 %) und dem Chondrosarkom (20 %) mit 8 % der dritthäufigste maligne Tumor des Knochens.

Pathophysiologie

Das Ewing-Sarkom ist ein primärer Knochentumor, der gehäuft an den Orten des intensivsten Längenwachstums (metaepiphysärer Bereich) entsteht. Dies erklärt, warum Knochentumoren vermehrt in der Pubertät auftreten. Sie wachsen infiltrativ und überschreiten dabei anatomische Grenzschichten. Das Ewing-Sarkom tritt häufig in der Markhöhle der langen Röhrenknochen auf.

Formen des Ewing-Sarkoms

  • Klassisches Ewing-Sarkom (EWS): Typisch für lange Röhrenknochen, wie Femur (Oberschenkelknochen), Tibia (Schienbein) und Humerus (Oberarmknochen).
  • Extraskelettales Ewing-Sarkom: Entsteht in Weichteilen, ohne Beteiligung des Knochens.
  • Peripherer maligner primitiver neuroektodermaler Tumor (PPNET): Ähnlich dem Ewing-Sarkom, aber mit einer neuroektodermalen Differenzierung.
  • Askin-Tumor: Ein spezieller Subtyp des PPNET, der die Brustwand betrifft.

Epidemiologie 

Geschlechterverhältnis: Jungen/Männer zu Mädchen/Frauen beträgt 1,2-1,5 : 1.

Häufigkeitsgipfel: Tritt vorwiegend zwischen dem 5. und 25. Lebensjahr auf, zu 85 % bei Kindern und Jugendlichen (mittleres Erkrankungsalter: 15 Jahre). Weichteilsarkome treten vorwiegend bei älteren Personen auf.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Bei Kindern (< 15 Jahre) beträgt die Inzidenz 3 Erkrankungen pro 1.000.000 Einwohner pro Jahr und bei Heranwachsenden (15-25 Jahre) 2,4 pro 1.000.000 Einwohner pro Jahr (in Deutschland).

Verlauf und Prognose

Verlauf

Der Verlauf des Ewing-Sarkoms ist abhängig von der Lage, Größe, Ausdehnung und Stadium des Tumors. Je früher der Tumor entdeckt wird, desto besser sind die Heilungschancen. Das Ewing-Sarkom wächst rasch und zerstört den Knochen. In der Regel lässt sich dies bereits auf der ersten Röntgenaufnahme erkennen. Das Ewing-Sarkom ist hochgradig maligne (hochaggressiv) und metastasiert frühzeitig. Betroffen sind vorwiegend die Lunge, das übrige Skelett, das Knochenmark und selten die regionären Lymphknoten.

Die Therapie des Ewing-Sarkoms besteht in der Resektion (operative Entfernung) des Tumors. In der Regel wird eine neoadjuvante Chemotherapie (NACT; Chemotherapie vor der Operation) durchgeführt, um den Tumor zu verkleinern und möglicherweise vorhandene Metastasen (Tochtergeschwülste) abzutöten. Zum Zeitpunkt der Diagnosestellung haben bereits 20-25 % der Betroffenen Metastasen [1]. Anstelle der Operation kann je nach Situation auch eine Radiatio (Strahlentherapie) zum Einsatz kommen, ggf. auch in Kombination mit dem chirurgischen Eingriff. Nach der Entfernung des Ewing-Sarkoms erfolgt eine adjuvante Chemotherapie. Das Ansprechen des Patienten auf die Chemotherapie spielt hinsichtlich der Prognose eine entscheidende Rolle.

Prognose

Die Prognose des Ewing-Sarkoms hängt stark von der Tumorgröße, dem Ansprechen auf die Therapie und dem Vorhandensein von Metastasen ab.

  • Lokalisiertes Ewing-Sarkom: Die 5-Jahres-Überlebensrate bei einem lokalisierten Ewing-Sarkom (≤ 200 ml Tumorvolumen) und gutem Ansprechen auf die neoadjuvante Chemotherapie liegt zwischen 70 und 75 %. Bei einem Tumorvolumen ≥ 200 ml oder schlechtem Ansprechen auf die Therapie oder bei Lungenmetastasen (Tochtergeschwülste in der Lunge) verringert sich die Überlebensrate auf ca. 50 %.
  • Metastasiertes Ewing-Sarkom: Bei Vorhandensein von Metastasen zum Zeitpunkt der Diagnosestellung oder bei schlechterem Ansprechen auf die Therapie liegt die 5-Jahres-Überlebensrate bei 20-40 %.
  • Rezidiv (Wiederauftreten der Erkrankung): Tritt ein Rezidiv auf, beträgt die 5-Jahres-Überlebensrate bei einem Intervall < 2 Jahre (von der Erstdiagnose bis zum Rezidiv) 7 % und bei einem Intervall > 2 Jahre 29-30 % [2]. Ein lokales Rezidiv geht mit einer besseren Prognose einher.

Literatur

  1. Balamuth NJ, Womer RB: Ewing's sarcoma. Lancet Oncol. 2010 Feb; 11 (2): 184-92. doi: 10.1016/S1470-2045(09)70286-4
  2. Stahl M, Ranft A, Paulussen M, Bölling T, Vieth V, Bielack S, Görtitz I, Braun-Munzinger G, Hardes J, Jürgens H, Dirksen U: Risk of recurrence and survival after relapse in patients with Ewing sarcoma. Pediatr Blood Cancer. 2011 Oct; 57 (4): 549-53. doi: 10.1002/pbc.23040. Epub 2011 Mar 25

Leitlinien

  1. Onkopedia Leitlinie: Maligne Knochentumore des Erwachsenen. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO). Mai 2011
  2. Onkopedia Leitlinie: Ewing-Sarkom. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Hämatologie und Medizinische Onkologie (DGHO). November 2012
  3. S1-Leitlinie: Ewing-Sarkome des Kindes- und Jugendalters. (AWMF-Registernummer: 025-006), Juni 2014 Langfassung