Rachenentzündung (Pharyngitis) – Einleitung

Als Pharyngitis – umgangssprachlich Rachenentzündung genannt – bezeichnet man die Entzündung der Rachenschleimhaut. Sie tritt meist im Zusammenhang mit anderen entzündlichen Prozessen im Hals-Nasen-Rachen-Raum auf, wie z. B. bei einer Rhinopharyngitis (Erkältungsschnupfen). Es handelt sich um eine sehr häufige Erkrankung.

Synonyme und ICD-10: Pharyngitis (Rachenentzündung); altgr. φάρυγξ phárynx und -ίτις -itis; ICD-10-GM J31.2: Chronische Pharyngitis; ICD-10-GM J02.-: Akute Pharyngitis

Ursachen

Die Erkrankung wird meistens durch Viren (typisch: Influenza-, Parainfluenza-, Adenoviren; untypisch: Herpes-simplex-, Coxsackie-, Echo-, Epstein-Barr-, Cytomegalie-, Masern- oder Rötelnviren) im Rahmen einer Erkältung bzw. eines grippalen Infektes verursacht. Selten lösen auch Bakterien (meistens β-hämolysierende Streptokokken der Gruppe A = GAS, Gruppe A-Streptokokken) die Erkrankung aus: Bei Kindern werden ca. 15-30 % der Pharyngitis durch Streptokokken verursacht [1], bei Erwachsenen sind es 5-10 %. Bei Kindern, die jünger als 2 Jahre sind, treten Streptokokken-Anginen sehr selten auf.

Formen der Pharyngitis

  • Chronische Pharyngitis
    • Pharyngitis atrophicans et sicca: Austrocknung der Schleimhaut, oft bei Frauen in der Menopause, Verlust von Schleimdrüsen und lymphatischem Gewebe.
    • Pharyngitis sicca: Trockene Pharyngitis, häufig bei Rauchern oder Staubarbeitern.
    • Pharyngitis simplex bzw. hypertrophicans: Dauerhafte Pharyngitis, verbunden mit einer Hypertrophie der Schleimdrüsen.
  • Akute Pharyngitis
    • Angina lateralis: Seltene Form, bei der vor allem die Seitenstränge (Lymphbahnen) betroffen sind.

Epidemiologie

Die Kontagiosität (Ansteckungskraft bzw. Übertragungsfähigkeit des Erregers) der viralen Erreger ist hoch.
Die chronische Pharyngitis ist nicht ansteckend.

Die Erkrankung tritt gehäuft im Spätwinter sowie zu Beginn des Frühlings auf (feuchtigkeitsarme, kalte Luft).

Übertragung des Erregers (Infektionsweg) erfolgt durch Tröpfcheninfektion in der Luft (aerogen).

Mensch-zu-Mensch-Übertragung: Ja.

Die Krankheitsdauer beträgt in der Regel 7-14 Tage. 85 % der Betroffenen sind nach einer Woche wieder symptomfrei.

Form: Die Erkrankung kann sowohl in akuter (plötzlicher) als auch in chronischer (lang anhaltender) Form auftreten. Die chronische Form ist deutlich seltener.

 

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend im Kindesalter sowie bei älteren Menschen auf (aufgrund geringerer Abwehrleistung des Immunsystems).

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei ca. 1 % in einer allgemeinmedizinischen Praxis.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akute Pharyngitis: Die akute Pharyngitis heilt in der Regel spontan (von selbst) aus. Nach drei Tagen sind bei 30-40 % der Patienten die Halsschmerzen abgeklungen, und etwa 85 % sind fieberfrei. Dieser zeitliche Verlauf ist unabhängig von einem GAS-Nachweis [1]. Bei den bakteriellen Formen sollte eine Antibiotikatherapie in Betracht gezogen werden, vor allem wenn die Beschwerden sehr stark sind und hohes Fieber hinzukommt. Bei Nachweis der beta-hämolysierenden Streptokokken der Gruppe A ist in jedem Fall eine Antibiotikatherapie erforderlich, um das Risiko eines rheumatischen Fiebers zu minimieren. Eitrige Komplikationen wie Peritonsillarabszess (Abszessbildung in dem die Gaumenmandel umgebenden lockeren Bindegewebe), Otitis media (Mittelohrentzündung) oder Sinusitis (Nebenhöhlenentzündung) sind selten bis sehr selten [1].
  • Chronische Pharyngitis: Die chronische Pharyngitis entwickelt sich oft über Jahre und ist durch persistierende Beschwerden wie trockenen Hals, Räusperzwang und Heiserkeit gekennzeichnet. Sie wird in drei Formen unterteilt:
    • Pharyngitis atrophicans et sicca: Trockene Schleimhaut, oft bei Frauen in der Menopause, Verlust von Schleimdrüsen und lymphatischem Gewebe.
    • Pharyngitis sicca: Trockene Pharyngitis, häufig bei Rauchern oder Staubarbeitern.
    • Pharyngitis simplex bzw. hypertrophicans: Langanhaltende Form mit Vermehrung der Schleimdrüsen.

Prognose

  • Akute Pharyngitis: Eine akute Pharyngitis hat in der Regel eine gute Prognose, da sie meist spontan ausheilt. Nach einer Woche sind 85 % der Betroffenen symptomfrei. Bei bakteriellen Infektionen und rechtzeitiger Antibiotikatherapie werden schwere Komplikationen wie rheumatisches Fieber weitgehend vermieden [1].
  • Chronische Pharyngitis: Die chronische Pharyngitis ist schwerer zu behandeln und kann das Leben der Betroffenen deutlich beeinträchtigen. Die Prognose hängt stark von der Ursache und der Möglichkeit zur Beseitigung der auslösenden Faktoren (z. B. Rauchen, Staubexposition) ab. Eine erfolgreiche Behandlung kann die Symptome lindern, aber vollständige Heilung ist selten.

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Halsschmerzen. (AWMF-Registernummer: 053-010), Oktober 2020 Kurzfassung Langfassung