Schlafstörungen diagnostizieren: Medizingerätediagnostik und Schlaflaborverfahren im Überblick
Schlafstörungen zählen zu den häufigsten funktionellen Gesundheitsproblemen und sind häufig Ausdruck internistischer (körperlicher), neurologischer, endokrinologischer (hormoneller) oder psychiatrischer (seelischer) Grunderkrankungen. Sie können die Schlafarchitektur, das nächtliche Atemmuster oder den zirkadianen Rhythmus (Tag-Nacht-Rhythmus) betreffen. Eine adäquate Diagnostik erfordert eine strukturierte Anamnese (Befragung zur Krankengeschichte) sowie apparative Verfahren der modernen Schlafmedizin.
Die folgende Übersicht führt alle medizingerätediagnostischen Leistungen auf, die im Rahmen der Diagnostik schlafbezogener Störungen zur Verfügung stehen – darunter sowohl ambulante Verfahren als auch die stationäre Referenzmethode der Polysomnographie (Schlaflabor). Ergänzend wird auf die Bedeutung der Positionspapiere der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie, Psychosomatik und Nervenheilkunde (DGPPN) zur schlafmedizinischen Diagnostik hingewiesen [1].
Apparative Verfahren der Schlafdiagnostik
- Ambulante Screening- und Messverfahren
- Aktigraphie
Bewegungssensorisches Langzeitmonitoring (Bewegungsaufzeichnung über mehrere Tage) zur Analyse des zirkadianen Schlaf-Wach-Rhythmus (Tag-Nacht-Rhythmus), v. a. bei Schichtarbeit, Jetlag oder Schlafphasensyndromen - Pulsoxymetrie
Nächtliche Aufzeichnung der Sauerstoffsättigung (Messung des Sauerstoffgehalts im Blut) zur orientierenden Diagnostik bei Verdacht auf hypoxische Schlafstörungen (durch Sauerstoffmangel verursachte Atemaussetzer)
- Aktigraphie
- Ambulante Schlafarchitekturanalyse
- Schlafanalyse Quisi®
EEG-basiertes (gehirnstrombasiertes), mobiles Messgerät zur differenzierten Erfassung von Einschlaflatenz (Zeit bis zum Einschlafen), Schlafstadien (Leichtschlaf, Tiefschlaf, REM), Schlafeffizienz (Qualität des Schlafs) und nächtlichem Erwachen bei Insomnieverdacht (Verdacht auf Ein- und Durchschlafstörungen)
- Schlafanalyse Quisi®
- Abklärung schlafbezogener Atmungsstörungen
- Kardiorespiratorische Polygraphie
Standardisiertes Verfahren zur ambulanten Aufzeichnung von Atmung, Atemfluss (Luftstrom), Schnarchen, Sauerstoffsättigung und Herzfrequenz (Puls) bei Verdacht auf obstruktives Schlafapnoesyndrom (Atemaussetzer durch Verengung der Atemwege) - Schlafapnoediagnostik
- Formen der Schlafapnoe; Verfahren und mögliche Befunde
- Schlafapnoediagnostik von iDoc
Umfassendes Diagnostikkonzept zur Identifikation obstruktiver (atemwegsbedingter), zentraler (nervenbedingter) oder gemischter Schlafapnoe – unter Einbeziehung von Anamnese, ambulantem Monitoring (Langzeitmessung zu Hause), Polysomnographie (Schlaflaboruntersuchung) sowie HNO- (Hals-Nasen-Ohren-) und kardiologischer (Herz-) Zusatzdiagnostik
- Kardiorespiratorische Polygraphie
- Stationäre Differenzialdiagnostik
- Polysomnographie
Goldstandard im Schlaflabor mit multiparametrischer Aufzeichnung (Messung vieler Körperfunktionen) wie EEG (Hirnströme), EOG (Augenbewegung), EMG (Muskelaktivität), EKG (Herzstromkurve), Atmung, Beinbewegungen und Videoüberwachung
- Polysomnographie
Diese Verfahren ermöglichen eine evidenzbasierte, apparative Abklärung schlafbezogener Störungen und bilden die Grundlage für eine individuell angepasste Therapieplanung sowie schlafmedizinische Verlaufskontrolle.
Leitlinien
- Frase L et al.: Empfehlungen zur Durchführung einer Polygraphie oder Polysomnographie im Bereich Psychiatrie und Psychotherapie Positionspapier des DGPPN-Referats Schlafmedizin. Der Nervenarzt 2020;9:843-853 https://doi.org/10.1007/s00115-019-00855-2