Medizingerätediagnostik bei Kinderwunsch des Mannes
Die apparative Diagnostik spielt in der Abklärung männlicher Fertilitätsstörungen eine zentrale Rolle. In etwa 40-50 % der Fälle ist eine eingeschränkte Zeugungsfähigkeit des Mannes (Fertilitätsstörung männlichen Ursprungs) ganz oder teilweise mitursächlich für den unerfüllten Kinderwunsch. Neben der klinischen Untersuchung und Spermiogramm-Analyse kommen eine Reihe spezialisierter bildgebender und funktioneller Verfahren zum Einsatz, um organische, funktionelle oder entzündliche Ursachen gezielt abzuklären.
Die nachfolgenden Verfahren werden stufenweise eingesetzt – orientiert an Anamnese, körperlichem Untersuchungsbefund und den Ergebnissen der Basisdiagnostik:
Stufe 1 – Basisdiagnostik
- Spermiogramm (Spermauntersuchung) – zentrale Basisuntersuchung zur Beurteilung von Spermienzahl, -morphologie (Gestalt) und -motilität (Beweglichkeit)
- Skrotalsonographie (Hodenultraschall) – zur Beurteilung von Testisvolumen, Parenchymstruktur (Funktionelles Hodengewebe) und raumfordernden Prozessen
- Phasenkontrastmikroskopie – zur qualitativen Untersuchung der Spermienbeweglichkeit und -strukturen in Echtzeit
Stufe 2 – Erweiterte Diagnostik bei Auffälligkeiten oder klinischem Verdacht
- Dopplersonographie des Penis – zur Abklärung vaskulärer Ursachen (Gefäßursachen) einer erektilen Dysfunktion (ED; Erektionsstörung)
- Dopplersonographie bei Varikozele – zur Doppler-Untersuchung einer Varikozele (Krampfaderbruch)
- Schilddrüsensonographie (Schilddrüsenultraschall) – bei Verdacht auf endokrine Ursachen (z. B. Hypo- oder Hyperthyreose/Schilddrüsenunter- oder überfunktion)
- RigiScan-Messung – zur objektiven Evaluation der nächtlichen Erektionsqualität
- Thermographie (Messung der Wärmestrahlung) – zur Detektion lokaler Entzündungs- oder Varikozelensyndrome
- Elektrische Impedanzanalyse – zur Bestimmung der Körperzusammensetzung (z. B. Fettanteil, viszerale Adipositas) im Rahmen der metabolischen Fertilitätsabklärung (bei übergewichtigen Patienten)
Stufe 3 – Spezifische weiterführende Diagnostik
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Transrektale Prostatasonografie (TRUS; Untersuchung, bei der eine Ultraschallsonde in den Mastdarm eingeführt wird) – zur Beurteilung der Prostata, der Samenblasen und des Samenleiterverlaufs, insbesondere bei Hinweisen auf Obstruktionen (Blockaden) oder Infertilität unklarer Genese (Störung der Fruchtbarkeit unklarer Ursache)
Schlusswort
Die medizingerätediagnostische Abklärung beim Mann ist ein unverzichtbarer Bestandteil der Fertilitätsdiagnostik. Sie ermöglicht eine differenzierte Analyse struktureller und funktioneller Störungen des männlichen Genitaltrakts. Die Anwendung erfolgt stets indikationsgeleitet, stufenweise und unter Berücksichtigung der individuellen Anamnese und des reproduktiven Gesamtprofils. In Kombination mit hormoneller Diagnostik, genetischer Testung und ggf. funktionellen Tests erlaubt sie eine evidenzbasierte Therapieentscheidung und die gezielte Planung assistierter Reproduktionsverfahren.