Pneumothorax – Einleitung

Ein Pneumothorax bezeichnet eine akute oder chronische Luftansammlung im Pleuraspalt, dem Raum zwischen Pleura visceralis (Lungenfell) und Pleura parietalis (Brustfell), die zu einem Kollaps der Lunge führt.

Thesaurussynonyma und ICD-10: Akuter Pneumothorax; bakterieller Hämothorax; chronischer Pneumothorax; Hämatopneumothorax; Hämatothorax; Hämopneumothorax; Hämothorax; Hydrohämatopneumothorax; Hydropneumohämothorax; Lungenverletzung mit Hämatopneumothorax; Lungenverletzung mit Pneumohämatothorax; Lungenverletzung mit Pneumothorax; Nichttuberkulöser Hämothorax; offene Verletzung mit Pneumothorax; Pneumohämatothorax; Spannungspneu; Spannungspneumothorax; spontaner Spannungspneumothorax; Spontanpneumothorax a.n.k.; traumatischer Hämatopneumothorax; traumatischer Hämothorax mit Pneumothorax; traumatischer Pneumothorax; Ventilpneumothorax; ICD-10-GM J93.-: Pneumothorax

Der Pneumothorax kann spontan auftreten oder traumatisch bzw. iatrogen (durch ärztliche Maßnahmen) bedingt sein. Eine lebensbedrohliche Variante ist der Spannungspneumothorax, bei dem die eingeschlossene Luft nicht entweichen kann, was zu einer Druckerhöhung im Thorax führt und die Atmung sowie die Blutzirkulation massiv beeinträchtigt.

Charakteristische Laborbefunde

Es gibt keine spezifischen Laborbefunde, die zur Diagnose eines Pneumothorax verwendet werden. Typische diagnostische Maßnahmen umfassen:

  • Blutgasanalyse: Kann Hypoxie (Sauerstoffmangel) und Hyperkapnie (erhöhten Kohlenstoffdioxidgehalt im Blut) anzeigen, insbesondere bei einem schweren Pneumothorax.
  • Röntgen-Thorax: Luftansammlung im Pleuraraum, Verlagerung des Mediastinums (Mittelraum) bei Spannungspneumothorax.
  • CT-Thorax: Präzise Darstellung der Luftansammlung und mögliche zugrunde liegende Lungenerkrankungen.

Formen der Erkrankung

Der Pneumothorax kann nach verschiedenen Kriterien klassifiziert werden:

  • Nach Pathogenese (Krankheitsentstehung):

    • Primärer Spontanpneumothorax (PSP): Tritt ohne zugrunde liegende Lungenerkrankung auf, häufig bei jungen, schlanken Männern.
    • Sekundärer Spontanpneumothorax (SSP): Tritt aufgrund einer bestehenden Lungenerkrankung auf (z. B. COPD, Lungenemphysem).
    • Traumatischer Pneumothorax: Bedingt durch stumpfe oder penetrierende Thoraxverletzungen (Brustkorbverletzungen).
    • Iatrogener Pneumothorax: Durch medizinische Eingriffe verursacht, wie z. B. Pleurapunktionen oder mechanische Beatmung.
  • Nach klinischer Präsentation:

    • Geschlossener Pneumothorax: Luftansammlung ohne Verbindung zur Außenluft.
    • Offener Pneumothorax: Luftansammlung durch eine offene Verbindung zur Außenluft.
    • Spannungspneumothorax: Kritische Form, bei der Luft in den Pleuraraum eintritt, jedoch nicht entweichen kann, was zu einem erhöhten Druck im Thorax führt.

Differentialdiagnosen

Wichtige Differentialdiagnosen umfassen:

  • Pleuritis: Entzündung der Pleura, die ebenfalls zu Brustschmerzen führen kann.
  • Lungenembolie: Plötzliche Atemnot und Brustschmerzen aufgrund eines verstopften Blutgefäßes in der Lunge.
  • Akutes Koronarsyndrom: Myokardinfarkt (Herzinfarkt) oder instabile Angina pectoris (Form der Angina pectoris/anfallsartiger Schmerz in der Brust, die unregelmäßig verläuft oder leichter provoziert werden kann) als Ursache für thorakale Schmerzen (Brustschmerzen).
  • Rippenfraktur: Schmerzen durch eine Rippenfraktur (Rippenbruch), die mit einem Pneumothorax verwechselt werden könnte.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer sind deutlich häufiger betroffen als Frauen. Das Verhältnis von Männern zu Frauen beträgt etwa 7:1 beim primären Spontanpneumothorax.

Häufigkeitsgipfel: Der primäre Spontanpneumothorax tritt vorwiegend bei jüngeren Männern im Alter von 15 bis 35 Jahren auf. Der sekundäre Spontanpneumothorax tritt häufiger bei älteren Menschen auf, mit einem Häufigkeitsgipfel bei etwa 65 Jahren.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit): Daten zur Prävalenz variieren, da der primäre Spontanpneumothorax eine seltene Erkrankung ist.

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen): Die Inzidenz des primären Spontanpneumothorax beträgt etwa 7 bis 14,3 Fälle pro 100.000 Einwohner pro Jahr in Deutschland. Die Inzidenz des sekundären Spontanpneumothorax ist etwas niedriger.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Ein kleiner Pneumothorax kann asymptomatisch verlaufen und spontan resorbiert werden.
  • Ein größerer Pneumothorax führt zu akuter Atemnot und kann einen Notfall darstellen.
  • Ein Spannungspneumothorax ist ein medizinischer Notfall und erfordert sofortige Intervention.
  • Rezidive (Wiederauftreten der Erkrankung) treten bei etwa 30 % der Patienten auf, insbesondere wenn keine chirurgische Behandlung erfolgt.

Prognose

  • Die Prognose ist bei primärem Spontanpneumothorax gut, insbesondere bei jüngeren, gesunden Menschen.
  • Bei älteren Patienten oder Patienten mit sekundärem Pneumothorax ist die Prognose schlechter, insbesondere bei zugrunde liegenden Lungenerkrankungen.
  • Die Mortalität (Sterberate) bei sekundärem Pneumothorax und Spannungspneumothorax kann bis zu 10 % betragen, insbesondere bei älteren und multimorbiden Patienten.
  • Raucher haben ein erhöhtes Risiko für Rezidive, und Raucherentwöhnung ist eine wichtige präventive Maßnahme.

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Diagnostik und Therapie von Spontanpneumothorax und postinterventionellem Pneumothorax. (AWMF-Registernummer: 010 - 007), März 2018 Kurzfassung Langfassung