Jugendvorsorgeuntersuchung (J1 und J2)

Bei den Jugendvorsorgeuntersuchungen bzw. Jugendgesundheitsuntersuchungen (J1 und J2) handelt es sich um ein diagnostisches Verfahren zur Beurteilung einerseits des Gesundheitsstatus' und andererseits der sozialen Gegebenheiten, in denen der Jugendliche aufwächst. Besonders das Gespräch mit dem Jugendlichen soll ermöglichen, dass nicht nur auf einen gegebenenfalls vorliegenden gesundheitsschädigenden Konsum von Rauschsubstanzen (Drogen; Narkotika) oder dem Rauchen aufmerksam gemacht werden kann, sondern dass auch psychologische Probleme in den Fokus der Untersuchung gelegt werden. Ziel dieser Vorsorgeuntersuchungen ist analog zu den Kindervorsorgeuntersuchungen die frühe Erkennung einer möglichen Störung, sodass das Risiko einer Verschlimmerung der vorliegenden Störung und die Wahrscheinlichkeit für weitere Folgeschäden gesenkt werden können.

Im Gegensatz zur J2-Untersuchung wird die J1-Untersuchung von der gesetzlichen Krankenkasse vollständig übernommen. Die Jugendvorsorgeuntersuchungen J1 und J2 werden in der Regel beim behandelnden Kinder- und Jugendarzt durchgeführt. Leider nimmt die Inanspruchnahme der J1- und J2-Untersuchungen im Vergleich zu den Kindervorsorge-Untersuchungen signifikant ab, sodass die Zahl der untersuchten Jugendlichen verhältnismäßig niedrig ist. 

Untersuchung Zeitpunkt Leistungen
 J1 12-14 Jahren
(vom 12. Geburtstag bis zum vollendeten 15. Lebensjahr)

  • Bestimmung von Körpergröße, Gewicht und Blutdruck. Anhand dieser Parameter können bereits verschiedene Gesundheitsrisiken wie zum Beispiel ein Hypertonus (Bluthochdruck) erkannt und möglicherweise Folgeerkrankungen ausgeschlossen werden. Des Weiteren besteht durch die Messung des Gewichtes die Möglichkeit, auf eine mögliche Fehlernährung mit einem vorliegenden Über- oder Untergewicht hinzuweisen. Gerade der Faktor Gewicht ist als zentral bei der Untersuchung zu betrachten, da neben rein gesundheitlichen Aspekten auch eine psychische Komponente bei Gewichtsproblemen zu beachten ist.
  • Außerdem wird eine Urinuntersuchung durchgeführt, um mögliche Nierenfunktionsstörungen ausschließen zu können.
  • Eingehende körperliche Untersuchung und Inspektion (Betrachtung) unter Berücksichtigung von pubertären Entwicklungsstadien sowie den Zustand der Organe, des Skelettsystems (Fehlhaltungen?) und der Sinnesfunktionen.
  • Bei vorhandenen vererbbaren genetischen Erkrankungen in der Familie wie beispielsweise bei einer Hämophilie (angeborene Blutgerinnungsstörung) kann bei der Untersuchung eine Risikofaktoren-Überprüfung erfolgen. Bei Hinweisen auf eine genetische Erkrankung sollte der Arzt jedoch eine humangenetische Beratung veranlassen.
  • Impfberatung: Auch die Durchführung von Auffrischimpfungen sollte bei der J1-Untersuchung erfolgen. Sollten für einen kompletten Impfschutz Impfungen fehlen, so sollte eine Beratung über den Nutzen der jeweiligen Impfung aufklären. Ein vollständiger Impfschutz ist bei jedem Jugendlichen anzustreben.
  • Neben der körperlichen Untersuchung sollten vom Arzt auch Themen wie die Sexualität und Verhütungsmethoden angesprochen werden. Des Weiteren sollten auch Probleme im Freundeskreis thematisiert werden.
  • Auch Hautprobleme wie zum Beispiel Akne sind vom Arzt anzusprechen. Gegebenenfalls sollte eine Überweisung zum Dermatologen (Hautarzt) erfolgen.
  • Auf Essstörungen wie Magersucht oder Übergewicht wird eingegangen.
 J2 16-17 Jahren
  • Die J2-Untersuchung stellt die letzte Vorsorgeuntersuchung im Kindes- und Jugendalter dar, die jedoch nicht von der Krankenkasse übernommen werden muss. Dennoch wird die Untersuchung, die im Alter von 16 bis 17 Jahren durchgeführt wird, von Kinder- und Jugendärzten empfohlen. Ähnlich der J1-Untersuchung liegen die Untersuchungsschwerpunkte sowohl bei gesundheitlichen als auch entwicklungspsychologischen Problemen.
  • Einerseits werden das Erkennen und eine nachfolgende Behandlungseinleitung von Pubertäts- und Sexualitätsstörungen fokussiert, andererseits erfolgt eine Untersuchung auf mögliche Haltungsstörungen. Durch die frühe Erkennung solcher Schäden lassen sich diese durch orthopädische Behandlungen verhältnismäßig gut korrigieren.
    Des Weiteren liegt ein weiterer Untersuchungsschwerpunkt auf einer möglichen Diagnose einer Struma (Kropfbildung: Vergrößerung der Schilddrüse beruhend auf verschiedenen Ursachen). Auch eine Diabetes-Vorsorge und die Determinierung (Bestimmung bzw. Feststellung) von Sozialisations- und Verhaltensstörungen erfolgen bei der J2-Untersuchung.

Literatur

  1. Baumann T: Atlas der Entwicklungsdiagnostik: Vorsorgeuntersuchungen U1 bis U10/J1. Georg Thieme Verlag; Stuttgart/New York 2006
  2. Speer C: Pädiatrie. Springer Verlag 2009
  3. Esser G: Lehrbuch der Klinischen Psychologie und Psychotherapie bei Kindern und Jugendlichen. Georg Thieme Verlag; Stuttgart/New York 2008
  4. Kelle H: Ganz normale Kinder: Heterogenität und Standardisierung kindlicher Entwicklung. Juventa Verlag 2008
     
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