Virtuelle Darmspiegelung (virtuelle Koloskopie)

Die Koloskopie bezeichnet die Spiegelung des Dickdarmes (Kolon) mit einem Endoskop. Dies ist ein dünnes, flexibles, schlauchförmiges Instrument mit integrierter Lichtquelle.

Die virtuelle Koloskopie
(Synonyme: CT-Koloskopie; CT-Kolonographie; CTC; engl.: Virtual colonoscopy (VC) oder CT Colonography, CT Pneumocolon) hingegen bezeichnet ein radiologisches Untersuchungsverfahren, bei dem mit Hilfe der Computertomographie (CT) Bilder des Kolons (Dickdarmes) angefertigt werden, die dann durch eine computergesteuerte Bearbeitung eine virtuelle Passage des Dickdarmes ermöglichen.

Die virtuelle Koloskopie kann auch mit der Magnetresonanztomographie (MRT) durchgeführt werden. Diese Methode ist bislang noch nicht so aussagekräftig wie die mittels der Computertomographie (CT) durchgeführte Untersuchung, da die Bildauflösung derzeit noch nicht ausreichend ist.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Darmkrebs-Screening (Darmkrebsvorsorge)
  • Darmpolypen bzw. polypöse Erkrankungen des Kolons
  • Kolonkarzinom (kolorektales Karzinom; Darmkrebs)
  • Unvollständige Koloskopie (Darmspiegelung)

Das Verfahren

Die Computertomographie zählt zu den nicht invasiven, das heißt nicht in den Körper eindringenden, bildgebenden röntgendiagnostischen Verfahren. Der Körper bzw. der zu untersuchende Körperteil wird Schicht für Schicht mit einer schnell rotierenden Röntgenröhre dargestellt. Ein Computer misst dabei die Abschwächung der Röntgenstrahlen beim Durchtritt durch den Körper und ermittelt daraus ein ausführliches Bild des zu untersuchenden Körperabschnittes.

Das Prinzip der CT (Computertomographie) ist es, die Dichteunterschiede der verschiedenen Gewebe darzustellen. So hat zum Beispiel Wasser eine andere Dichte als Luft oder Knochen, was sich in unterschiedlichen Graustufen ausdrückt.

Die Untersuchung dauert nur wenige Minuten und wird im Liegen durchgeführt.
Der Darm muss wie bei der herkömmlichen Form der Darmspiegelung sehr sauber sein, weshalb der Patient vor der Untersuchung mit Hilfe von Trinklösungen ein bis zwei Tage abführen muss. 

Die neuesten Geräte arbeiten im Multislice-Verfahren, d. h. es werden mehrere Schichten gleichzeitig angefertigt. Bei modernen Untersuchungsgeräten handelt es sich um einen 64-Zeiler, d. h. 64 Schichten werden gleichzeitig angefertigt. Vergleichbar ist diese Methode mit einem Rettig, der in Spiralform geschnitten wird. Hierbei handelt es sich aber dann nur um eine Scheibe und bei der beschriebenen Methode werden also 64 Scheiben ineinander als Spirale angefertigt und vom Computer verarbeitet.

Moderne Geräte arbeiten zudem mit einer sogenannten Low-dose-Technik, d. h. es werden nur noch 50 % der Strahlung notwendig um diese präzisen Aufnahmen mit einer Schichtstärke von bis zu 0,4 mm herstellen zu können.
Neue Rekonstruktionsalgorithmen (Rekonstruktionsrechenverfahren) ermöglichen diese Präzision.

Bei der virtuellen Koloskopie werden vom Abdomen (Bauchraum) des Patienten CT-Bilder angefertigt. Diese werden anschließend durch ein Computerprogramm bearbeitet, sodass eine dreidimensionale Passage des Darmes zu sehen ist.

Nachteil dieser Untersuchung im Vergleich zur konventionellen Koloskopie ist, dass bei einem sichtbaren Befund zusätzlich eine konventionelle Koloskopie durchgeführt werden muss, da bei der virtuellen Form keine Intervention wie das Abtragen von Polypen durchgeführt werden kann.

Des Weiteren wird bei der virtuellen Koloskopie Röntgenstrahlung eingesetzt. Bei "low-dose"-Technik liegt die Strahlenbelastung zwischen 0,8 und 1,6 mSv (Millisievert). Zum Vergleich: Die natürliche Strahlenbelastung in Deutschland beträgt etwa 2,4 mSv pro Jahr. 

In einer Vergleichsstudie wurden bei 3.120 Patienten eine CT-Kolonographie (CTC) und bei 3.163 Patienten eine optische Koloskopie durchgeführt. Wenn bei der CTC Polypen mit einer Größe von mindestens 6 mm entdeckt wurden, erfolgten auch bei diesen Patienten eine Koloskopie (Darmspiegelung), bei denen diese "Schleimhautwucherungen" entfernt wurden. Entsprechend den Behandlungsleitlinien wurden bei denjenigen Patienten, die primär mittels Koloskopie untersucht wurden, alle entdeckten Polypen entfernt, unabhängig von deren Größe.
Fazit: In der Koloskopie-Gruppe wurden mit 2.434 entfernten Polypen mehr als viermal so viele Eingriffe vorgenommen wie in der CTC-Gruppe, in der nur in 561 Fällen Polypen entfernt wurden. Entsprechend hoch war die Komplikationsrate in der Koloskopie-Gruppe, die damit deutlich höher als in der CTC-Gruppe war (sieben Darmperforationen vs. null). David H. Kim und seine Mitarbeiter vom Department of Radiology der Universität von Wisconsin, Madison, USA empfehlen deshalb, wegen der vergleichbaren Diagnosegenauigkeit bei gleichzeitig deutlich verminderten Polypektomie- und Komplikationsraten, den Einsatz der CT-Kolonographie als Screening-Methode zur Darmkrebsvorsorge [1].

Literatur

  1. Kim DH, Pickhardt PJ, Taylor AJ, Leung WK, Winter TC, Hinshaw JL, Gopal DV, Reichelderfer M, Hsu RH, Pfau PR: CT colonography versus colonoscopy for the detection of advanced neoplasia. N Engl J Med. 2007 Oct 4;357(14):1403-12.

     
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