Das totale Fasten als diätetische Behandlung ist eine so genannte Nulldiät, wobei nur Wasser und zum Teil auch Vitalstoffpräparate eingenommen werden. Durch den kompletten Nahrungsentzug wird der Organismus in Hinsicht auf den Eiweißbedarf unterversorgt. Das körpereigene Eiweiß wird während der Fastenzeit aus der Muskulatur fortlaufend abgebaut. Der tägliche körpereigene Eiweißabbau liegt ungefähr bei 15 bis 25 Gramm. Protein versorgt den Körper außerdem mit Stickstoff. Durch den kontinuierlichen Verlust von körpereigenem Eiweiß wird der anfallende Stickstoff ausgeschieden, womit mehr Stickstoff verloren geht, als aufgenommen wird. Die fehlende Proteinzufuhr und der daraus resultierende stetige Eiweißabbau hat damit eine „negative Stickstoffbilanz“ zur Folge.
In der Anfangsphase der Fastenkur kommt es aufgrund der Entleerung des Verdauungstraktes und der erhöhten Eiweiß-, Kohlenhydrat-, Wasser- und Elektrolytverluste, wodurch etliche Mineralstoffe wie Natrium, Magnesium, Chlorid und andere verloren gehen, zur ausgeprägten Gewichtsreduzierung.
In der Zeit des totalen Fastens zehrt der Körper auch von den Fettreserven, um den Energiebedarf zu decken. Bei dem Abbau der Fette entstehen als Zwischenprodukte Ketonkörper, deren Konzentration sich im Blut in Folge des vermehrten Fettabbaus stark erhöht. Schließlich führt dieses zu einer Hemmung der Harnsäureausscheidung, wodurch die Harnsäurekonzentration im Blut und im Harn ansteigt [2]. Der Säure-Basen-Haushalt wird gestört und damit auch wichtige Stoffwechselvorgänge unseres Körpers. Da es die Aufgabe der Niere ist, überschüssige Säure auszuscheiden, wird sie stark beansprucht. Die Nieren sind dadurch Funktionseinschränkungen sowie schweren Schädigungen unterworfen [1]. Eine Übersäuerung des Organismus ist die Folge, wobei es zu einer metabolischen Azidose kommen kann. Der pH-Wert des Blutes sinkt bei einer metabolischen Azidose aufgrund der stoffwechselbedingten Störung. Des Weiteren strömt verstärkt Kalium aus dem Zellinneren in den Blutkreislauf aus, wodurch die Kaliumkonzentration im Blut erheblich zunimmt und es zu einer Hyperkaliämie kommt. Unter diesen Bedingungen können sich Ohrensausen, Taubheit, Verwirrtheit, Muskelschwäche sowie Herzrhythmusstörungen einstellen [4.1.].
Hält der Zustand der Übersäuerung über einen längeren Zeitraum an, dienen das Skelettsystem sowie das Binde- und Stützgewebe als zusätzliche Puffersysteme für den gestörten Stoffwechselzustand. Das Skelett und das Gewebe haben somit die Funktion, Stoffe zu binden und Stoffe zu mobilisieren. Da sich 99% des im Körper enthaltenden Calciums in den Knochen befinden, wird vermehrt Calcium und zum Teil auch Magnesium aus dem Knochengewebe transportiert und über die Nieren mit dem Urin ausgeschieden [4.2.].
Wird eine solche Fastenkur über mehrere Wochen vollzogen, erhöht sich nicht nur das Gesundheitsrisiko aufgrund des kontinuierlichen Proteinabbaus und des Säureüberschusses, sondern schließlich auch der Verlust und damit der Bedarf an essentiellen Mineralstoffen wie Calcium, Natrium und Magnesium [1].
Das strenge Fasten kann in Folge der Energie- und Vitalstoffverluste unseren Körper sehr schwächen, Schwindel und Kopfschmerzen hervorrufen sowie zu extrem niedrigem Blutdruck und in schweren Fällen zu Herzversagen führen [3].
Totales Fasten – Vitalstoffmangel
Vitalstoffmangel | Mangelsymptome |
Protein [2] |
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Calcium [4.1.] |
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Magnesium [2] |
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Kalium [2] |
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Natrium [2] |
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Ungesättigte Fettsäuren Omega-3- und-6-Fettsäuren [4.1.] |
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Literatur
- Dietl, H.; Ohlenschläger, G.
Handbuch der Orthomolekularen Medizin. Kapitel 3.2., 95-97
Karl F. Haug Fachbuchverlag; September 2004 - Eschenbruch, B.
Wasser und Mineralstoffe in der Ernährungsmedizin. Kapitel 6, 138-140
Umschau Zeitschriftenverlag Breidenstein GmbH; Frankfurt am Main 1994 - Lexikon - Institut Bertelsmann, Gütersloh
Bewegung und Ernährung. Kapitel 9, 326 - 329
Bertelsmann Lexikon Verlag GmbH; Gütersloh/München und Plaza y Janes Editores, S.A., Barcelona 2000 - Niestroj, I.
Praxis der Orthomolekularen Medizin. Kapitel 7, 140 (4.1.), 8, 156 (4.2.)
Hippokrates Verlag GmbH; Stuttgart 2000 - Schmidt, Dr. med. Edmund, Schmidt, Nathalie
Leitfaden Mikronährstoffe. Kapitel 2, 230-339
Urban & Fischer Verlag; München, Februar 2004