Beim Zollinger-Ellison-Syndrom handelt es sich um einen gastrinproduzierenden Tumor, der meist im Bereich der Bauchspeicheldrüse, aber auch im Zwölffingerdarm sowie im Magen auftreten kann. Gastrin ist ein Peptid-Hormon, welches vor allem in der Schleimhaut von Magen, Zwölffingerdarm und Dünndarm – mittlerer Abschnitt – gebildet wird. Infolge der vermehrten Gastrinproduktion des Tumors kommt es zu einer erhöhten Säuresekretion im Magen. Die übermäßige und ständige Säurebildung führt schließlich zu multiplen Geschwüren in Magen, Zwölffingerdarm sowie Leerdarm [2].
Folgen
Die mangelhafte Neutralisation des in den Dünndarm gelangenden Mageninhalts führt zu einer verschlechterten Verdauung und Resorption der Nähr- und Vitalstoffe. In der Folge leiden Betroffene häufig unter Vitalstoff-Mangelsymptomen.Osmotisch wirksame Produkte des unvollständigen Nahrungsabbaus kommen in den Darm und verursachen eine Diarrhö [2]. Ständig wässrige Durchfälle verursachen hohe Verluste wasserlöslicher Vitamine – Vitamin C, B-Vitamine – sowie wichtiger Elektrolyte, wie Calcium, Magnesium, Kalium und Natrium [4].
Symptome und Komplikationen
- Der erhöhte Säuregehalt verursacht eine Inaktivierung von fettspaltenden Enzymen sowie die Ausfällung von Gallensäuren, was zu einer Steatorrhö führt [2]. Vermehrt auftretende Fettdurchfälle stören die Resorption von Fetten sowie fettlöslichen Vitaminen, welche in erhöhten Mengen mit den Steatorrhöen verloren gehen [2].
- Die verstärkte Säuresekretion beeinträchtigt die Magenschleimhaut, den für die Vitamin B12-Aufnahme nötigen Intrinsic-Faktor zu produzieren. Vitamin B12 kann nur mangelhaft resorbiert werden [2].
- 60 % der Patienten haben mit Sodbrennen und daraus resultierenden Schluckstörungen zu kämpfen. Betroffene neigen unter diesen Umständen zu einer verringerten Nahrungsaufnahme, welche wiederum mit einer unzureichenden Nähr- und Vitalstoffaufnahme einhergeht [4].
Therapie
Zur Therapie muss der Tumor gezielt entfernt werden – wenn keine Metastasierung vorliegt, um die Gastrinproduktion zu normalisieren. Wenn eine Operabilität nicht möglich ist, kann mit dem Einsatz von Protonenpumpenblockern die Säuresekretion und damit die Symptomatik effektiv unterdrückt werden [4].
Bedeutung sekundärer Pflanzenstoffe
Zur Vorbeugung von gastrinproduzierenden Tumoren sollten insbesondere bioaktive Substanzen, wie Karotinoide, Saponine, Polyphenole und Sulfide, in ausreichenden Mengen zugeführt werden [5.6.]. Diese sind in der Lage, das Wachstum von Tumorzellen bei Magen- und Darmkrebs zu hemmen [5.1.].
- Carotinoide – zum Beispiel in Aprikosen, Brokkoli, Erbsen und Grünkohl – können die für die Krebsentstehung verantwortlichen Phase-1-Enzyme blockieren.
- Saponine – vor allem in Bohnen, grünen Bohnen, Kichererbsen sowie Sojabohnen – binden primäre Gallensäuren und tragen so dazu bei, dass die Bildung sekundärer Gallensäuren reduziert wird. In hohen Konzentrationen können sekundäre Gallensäuren als Tumorpromotoren wirken [5.1.]
- Die zu den Polyphenolen gehörenden Flavonoide – vorrangig in Zitrusfrüchten, roten Trauben, Kirschen, Beeren sowie Pflaumen – weisen strukturelle Ähnlichkeiten mit Nukleotiden auf und können daher DNA-Bindungsstellen für aktive Kanzerogene maskieren. Zudem besitzen sie die Fähigkeit, das Wachstum DNA- geschädigter Zellen zu verhindern. Weiterhin wirken sich Flavonoide positiv auf den Vitalstoffstatus aus. Sie steigern die Wirkung von Vitamin C und Coenzym Q10 um den Faktor Zehn, haben einen stabilisierenden Einfluss auf den Vitamin C-Plasmaspiegel und verzögern den Verbrauch von Vitamin E [5.1.]. Phenolsäuren – insbesondere zu finden in verschiedenen Kohlsorten, Kaffee, Radieschen und Weizenvollkorn – sind stark antioxidativ wirksam und können deshalb zahlreiche krebsfördernde Stoffe aus der Umwelt, wie Nitrosamine und Mykotoxine, inaktivieren.
- Sulfide – reichlich enthalten in Knoblauch, Zwiebeln, Schnittlauch, Spargel und Schalotten – weisen ähnliche krebshemmende Effekte wie Karotinoide, Saponine und Polyphenole auf. Sie wirken zusätzlich immunmodulatorisch, indem sie natürliche Killerzellen sowie zelltötende T-Lymphozyten aktivieren, um die Kanzerogenese aufzuhalten [5.1.].
Darüber hinaus besitzen sekundäre Pflanzenstoffe einen protektiven Effekt gegenüber Speiseröhren-, Magen-, Leber-, Lungen-, Blasen-, Brust-, Gebärmutterhals-, Prostata- sowie Hautkrebs [5.1.].Neben der antikanzerogenen Wirkung, weisen Karotinoide, Saponine, Polyphenole und Sulfide auch antioxidative, antimikrobielle, antivirale, cholesterinsenkende und entzündungshemmende Effekte auf [5.1.]. Polyphenole – Flavonoide und Phenolsäuren – dienen insbesondere der Vorbeugung gegen Herzinfarkt.
Magenresektion und Zollinger-Ellison-Syndrom – enterales Eiweißverlustsyndrom
Entzündungserscheinungen beziehungsweise Funktionseinschränkungen der Dünndarmwand führen zu einem vermehrten intestinalen Eiweißverlust, da der Austritt von Plasmaproteinen durch die Darmschleimhaut ins Darminnere die Syntheserate der Eiweiße überschreitet. Die Abnahme der zirkulierenden Plasmaeiweiße geht meist mit einer schwer wiegenden Mangelversorgung mit Protein einher [4]. Zudem führt ein erhöhter intestinaler Eiweißverlust zur einer Verringerung des onkotischen Drucks und somit – je nach Ausmaß der verminderten Konzentration der Plasmaproteine – Hypoproteinämie – zur Ausbildung von Ödemen [4].
Bedeutung der MCT-Fette1 für die diätetische Behandlung der Steatorrhö und des enteralen Eiweißverlustsyndroms
- MCT werden unter dem Einfluss des Enzyms Lipase der Bauchspeicheldrüse schneller im Dünndarm gespalten als LCT-Fette2
- Aufgrund ihrer besseren Wasserlöslichkeit kann der Dünndarm MCT-Fette leichter resorbieren
- Für die Resorption von MCT ist die Gegenwart von Gallensalzen nicht erforderlich
- MCT-Fette können sowohl bei einem Mangel beziehungsweise Fehlen von Lipase und Gallensalzen im Darminneren noch ausgenutzt werden
- Der Dünndarm hat eine größere Resorptionskapazität für MCT als für LCT
- Bindung der MCT-Fette an die Transportlipoproteine Chylomikronen ist nicht nötig, da mittelkettige Fettsäuren über das Pfortaderblut und nicht über die intestinale Lymphe abtransportiert werden
- Durch den Abtransport mit dem Pfortaderblut steigt während der Resorption der MCT der Lymphdruck nicht an und kommt es zu einem geringeren Lymphaustritt ins Darminnere, wodurch der intestinale Eiweißverlust verringert wird – Anstieg der Plasmaproteine
- Bei der Resorption langkettige Fettsäuren steigt hingegen der Lymphdruck und somit der Übertritt von Lymphe in das Darminnere – Lymphstauungen führen zu einem hohen Verlust von Plasmaproteinen
- MCT werden schneller im Gewebe oxidiert als LCT
- Mittelkettige Triglyceride vermindern den Wasserverlust mit dem Stuhl, indem sie die Gallenblasenkontraktion gering stimulieren und damit eine niedrige Gallensalzkonzentration im Darminneren bewirken – Reduzierung chologener Diarrhöen
- MCT-Fette verbessern den allgemeinen Ernährungszustand [4]
Der Ersatz von LCT durch MCT führt in der Folge zur Verringerung der Fettausscheidung über den Stuhl – Linderung der Steathorrö – und des enteralen Eiweißverlustsyndroms.
MCT-Fettsäuren sind in Form von MCT-Margarine – eignet sich nicht zum Braten – sowie von MCT-Speiseölen – als Kochfett verwendbar – erhältlich. Der Übergang auf die mittelkettigen Triglyceride sollte stufenweise erfolgen, da sonst Schmerzen im Bauchbereich, Erbrechen und Kopfschmerzen auftreten können – Ansteigen der Tagesmenge an MCT von Tag zu Tag um etwa 10 Gramm bis zum Erreichen der endgültigen Tagesmenge von 100-150 Gramm. MCT-Fette sind hitzelabil und sollten nicht zu lange und nie über 70 °C erhitzt werden [4].
Zusätzlich sollte auf die Deckung des Bedarfs an den fettlöslichen Vitaminen A, D, E sowie K und essentiellen Fettsäuren, wie Omega-3- und -6-Verbindungen, geachtet werden. Bei Gabe von MCT werden fettlösliche Vitamine ausreichend resorbiert [4].
Erkrankungen des Magens – chronische Gastritis, Magenresektion, Zollinger-Ellison-Syndrom – Vitalstoffmangel
Vitalstoff | Mangelsymptome |
Vitamin A |
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Beta-Carotin |
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Vitamin D | Verlust von Mineralstoffen aus den Knochen – Wirbelsäule, Becken, Extremitäten – führt zu
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Vitamin E |
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Vitamin K | Blutgerinnungsstörungen, die zu
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B-Vitamine, wie Vitamin B1, B2, B3, B5, B6 |
Störungen im zentralen und peripheren Nervensystem führt zu
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Folsäure | Schleimhautveränderungen im Mund, Darm und Urogenitaltrakt führen zu
führt zur
für
wie
Störungen in der DNA-Synthese – eingeschränkte Replikation – und verminderte Zellvermehrung erhöhen das Risiko für
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Vitamin B12 |
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Vitamin C |
– Möller-Barlow-Krankheit im Säuglingsalter mit Symptomen wie
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Calcium | Demineralisation des Skelettsystems erhöht das Risiko für
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Magnesium |
führt zu
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Natrium |
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Kalium |
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Eisen |
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Selen |
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Qualitativ hochwertiges Protein |
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Aminosäuren, wie Leucin, Isoleucin, Valin, Tyrosin, Histidin, Glutamin, Carnitin |
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Essentielle Fettsäuren – Omega-3- und-6-Verbindungen |
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Sekundäre Pflanzenstoffe, wie Carotinoide, Saponine, Sulfide, Polyphenole |
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1 MCT = Fette mit mittelkettigen Fettsäuren; ihre Verdauung und Resorption erfolgt schneller und unabhängig von Gallensäuren, daher werden sie bevorzugt bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse und des Darms eingesetzt.
2 LCT = Fette mit langkettigen Fettsäuren; sie werden ohne große Umwandlung direkt in die körpereigenen Fettdepots aufgenommen und daraus nur sehr langsam wieder abgegeben. Man kennt sie auch unter dem Begriff „versteckte Fette“.
Literatur
- Biesalski, H. K., Fürst, P., Kasper, H., Kluthe, R., Pölert, W.,
Puchstein, Ch., Stähelin, H., B.
Ernährungsmedizin. Kapitel 27, 342-374Georg
Thieme Verlag, Stuttgart 1999 - Biesalski, H. K.; Köhrle, J.; Schümann, K.
Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Kapitel 49, 319-325 (2.1.), 378-382 (2.2.)
Georg Thieme Verlag; Stuttgart/New York 2002 - Huth, K., Kluthe, R.
Lehrbuch der Ernährungstherapie. Kapitel 11, 12, 256-271
Georg Thieme Verlag Stuttgart New York, 1995 - Kasper, H.
Ernährungsmedizin und Diätetik. Kapitel 3, 133-211
Urban & Fischer Verlag; München/Jena 2000 - Schmidt, Dr. med. Edmund, Schmidt, Nathalie
Leitfaden Mikronährstoffe. Kapitel 1, 48-82 (5.1.), 2, 96-228 (5.2.), 230-312 (5.3.),
318-339 (5.4.)3, 411-413 (5.5.), 5, 500-512 (5.6.)
Urban & Fischer Verlag; München, Februar 2004