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Dünndarm

Der Dünndarm besteht aus drei aufeinander folgenden Abschnitten – dem Duodenum (Zwölffingerdarm), dem Jejunum (Leerdarm) und dem Ileum (Krummdarm). Der Zwölffingerdarm schließt sich unmittelbar an den Magen an. Am Übergang des Krummdarms in den Dickdarm befindet sich eine Klappe, die den Rückstrom von Dickdarminhalt in den Dünndarm verhindert [2].

Die Hauptaufgabe des Dünndarms ist die Resorption von Flüssigkeit, Elektrolyten sowie Nähr- und Vitalstoffen. Kerckringsche Falten und Darmzotten, die die Schleimhautoberfläche etwa um den Faktor 600 vergrößern, schaffen eine große resorbierbare Oberfläche. Damit steht eine Resorptionsoberfläche von circa 120 Quadratmetern zur Verfügung.
Neben der Resorption ist der Dünndarm auch für die Verdauung verantwortlich. Im Darminneren liegt die aufgenommene Nahrung meist in Form von komplexen Molekülstrukturen vor. Beispielsweise können die aus zwei Monosachariden bestehenden Disacharidmoleküle nicht oder nur unzureichend resorbiert werden. Eine ausreichende Resorption der Zweifachzucker findet nur durch die Spaltung mit Hilfe der spezifischen Disacharidasen statt.
Disacharide und Peptide werden demnach mit Hilfe von Enzymen der Darmschleimhautzellen zu Monosacchariden beziehungsweise Aminosäuren gespalten. Neben den die Zweifachzucker spaltenden Disacharidasen, die von den Enzymen die größte praktisch-klinische Bedeutung haben, finden sich in der Dünndarmschleimhaut Peptidasen und Lipasen, die bei der Endaufspaltung der entsprechenden Nähr- und Vitalstoffe beteiligt sind.
Die gespaltenen Moleküle werden mit dem Pfortaderblut abtransportiert und zum Beispiel von Proteinen resorbiert.

Dünndarmerkrankungen beziehungsweise operative Entfernungen von Dünndarmabschnitten gehen je nach Ausmaß mit mehr oder weniger großer Beeinträchtigung der Nährstoffausnutzung und Nährstoffresorption einher [3]. Nur bei einem gesunden und optimal funktionsfähigen Darm können im Darminneren unter dem Einfluss von Gallenflüssigkeit und Bauchspeicheldrüsensaft großmolekulare Nähr- und Vitalstoffe bis hin zu resorptionsfähigen Spaltprodukten abgebaut werden [4.1.].Da insbesondere der Zwölffingerdarm und Leerdarm die höchste Zottendichte aufweisen, findet die Resorption vor allem in diesen Darmabschnitten statt. Die weiter mittig gelegenen (distalen) Dünndarmabschnitte besitzen jedoch auch eine erhebliche Resorptionskapazität, welche zum Beispiel beim Kurzdarmsyndrom Bedeutung erlangt.

Des Weiteren besitzt die Dünndarmschleimhaut die Fähigkeit, die Aufnahme von Bakterien, Keimen und Antikörper erzeugenden Bakteriengiften beziehungsweise einen Übertritt von Antigenen aus den Darminneren in die Lymphe und in das Pfortaderblut zu verhindern – Barriere- beziehungsweise Schrankenfunktion des Darms. An dieser wichtigen Funktion sind das lymphatische Gewebe, das von der Schleimhaut abgesonderte IgA und die mechanische Integrität der Epithelschicht mit ihren Kittleisten beteiligt.

Bedeutung der Aminosäure Glutamin

Wesentliche Voraussetzung für die Aufrechterhaltung der Barrierefunktion der Dünndarmschleimhaut ist eine ausreichende Versorgung der Dünndarmschleimhautzellen mit Glutamin. Dieses mit der Nahrung aufgenommene beziehungsweise im Organismus gebildete Substrat ist eine entscheidende Energiequelle in den Zellen und damit für den Energiestoffwechsel der Zellen der Dünn- sowie Dickdarmschleimhaut von erheblicher Bedeutung. Glutamin kann auch Schäden an der Innenwand des Verdauungstraktes, wie Magengeschwüre oder -entzündungen, entgegenwirken [1].
Im Hungerzustand – ausschließlich parenterale Ernährung beziehungsweise ausschließliche Ernährung mit chemisch definierten Formeldiäten – oder bei gesteigertem Verbrauch – Verbrennungen, Polytrauma, nach Operationen – kommt es häufig in Gewebe und Plasma zu einem Mangel an Glutamin. In der Folge ist die Barrierefunktion der Dünndarmschleimhaut aufgrund der verminderten Zellaktivität herabgesetzt, wodurch vermehrt krankmachende Bakterien und Keime in den Darm aufgenommen werden beziehungsweise aus dem Darminneren in die Blut- sowie Lymphbahn übertreten und in die periphere Zirkulation gelangen [4.2.].
In Stressphasen sowie in Hungerzuständen muss daher auf eine ausreichende Glutamin-Zufuhr über die Nahrung geachtet werden, um die Darmschleimhaut vor Schädigungen durch Antigene und vor Infektionen zu schützen.

Nur eine optimale Funktion der Darmschleimhaut – normales Zellwachstum, normale immunologische Abwehr – schützt vor einer unphysiologischen bakteriellen Fehlbesiedlung sowie einem Übertritt von Bakterien und Endotoxinen aus dem Darminneren in die Lymphe und in das Pfortaderblut [4.2.].

Bedeutung des Ileums

Vitamin B12 und Gallensalze werden ausschließlich im unteren Teil des Dünndarms (Krummdarm; Ileum) resorbiert. Nach operativer Entfernung des Krummdarms oder im Fall einer ausgedehnten Darmwandschädigung wird der Darm-Leber-Kreislauf – enterohepatischer Kreislauf, der für die Regelung des Vitamin B12- sowie Gallensäure-Gleichgewichts unerlässlich ist, unterbrochen. In der Folge können Vitamin B12 und Gallensäuren nicht mehr vom Ileum resorbiert und damit nicht mehr in die Blutbahn aufgenommen werden. Eine Rückresorption der Gallensäuren – erneut über die Leber in die Galle, anschließend in den Darm – findet nicht statt [4.1.]. Der gestörte enterohepatische Kreislauf führt schließlich zu Resorptionsproblemen, woraus ein Vitamin B12-Mangel beziehungsweise ein Gallensäureverlustsyndrom – Gallensäuren gelangen in den Dickdarm und werden mit dem Stuhl ausgeschieden – mit chologener Diarrhö resultiert [2].
Eine Resektion des zum Rumpf gelegenen (proximalen) Dünndarmabschnitts ist weniger dramatisch, da in diesem Fall der distale Dünndarm die gesamte Resorption übernimmt [4.1.].

Bedeutung der Wachstumsfaktoren

Der Entwicklung so genannter Wachstumsfaktoren – grow factors – wird eine besondere Bedeutung zugesprochen. Ihre hauptsächliche Aufgabe besteht darin, durch Stimulation des Zellwachstums in der Darmschleimhaut die Nähr- und Vitalstoffresorption – insbesondere nach Dünndarmresektionen – zu verbessern. Dafür gewährleisten sie eine Zunahme der Schleimhautdichte und ein gewisses Längenwachstum des Restdarms [4.1.]. Zu den Wachstumsmolekülen gehören der Epidermal growth factor, das Neurotensin und der Insulin-like-growth factor.


Akute und chronische Enteritis

Strahlenenteritis

Morbus Crohn

Dünndarmresektion



Literatur

  1. Biesalski, H. K., Fürst, P., Kasper, H., Kluthe, R., Pölert, W.,
    Puchstein, Ch., Stähelin, H., B.

    Ernährungsmedizin.
    Kapitel 27, 342-374
    Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1999
  2. Biesalski, H. K.; Köhrle, J.; Schümann, K.
    Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe.
    378-391
    Georg Thieme Verlag; Stuttgart/New York 2002
  3. Huth, K., Kluthe, R.
    Lehrbuch der Ernährungstherapie. Kapitel 11, 12, 256-277
    Georg Thieme Verlag Stuttgart New York, 1995
  4. Kasper, H.
    Ernährungsmedizin und Diätetik. Kapitel 3, 145-171 (4.1.), 182-211 (4.2.)
    Urban & Fischer Verlag; München/Jena 2000

     
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