Hashimoto-Thyreoiditis – Einleitung

Bei der Hashimoto-Thyreoiditis handelt es sich um eine Autoimmunerkrankung, die zu einer chronischen Entzündung der Schilddrüse führt.

Synonyme und ICD-10: atrophische Thyreoiditis; Autoimmunthyreoiditis (AIT); Autoimmunthyreopathie; chronische lymphoadenoide Thyreoiditis; chronische lymphozytäre Thyreoiditis; Hashimoto-Krankheit; Hashimoto-Struma; Hashimoto-Syndrom; Hashimoto-Thyreoiditis; Hashitoxikose; Immunthyreoiditis; lymphadenoider Kropf; lymphoide Thyreoiditis; lymphomatöse Thyreoiditis; lymphozytäre Immunthyreoiditis; lymphozytäre Thyreoiditis; Morbus Ord; Ord's disease; Ord's thyroiditis; Ord thyroiditis; Ord-thyroiditis; Struma lymphomatosa; Struma lymphomatosa Hashimoto; Struma lymphomatosa Hashimoto, (chronische) lymphozytäre Thyreoiditis, Ord-Thyreoiditis; transitorische Hashitoxikose; ICD-10-GM E06.3: Autoimmunthyreoiditis

Formen der Hashimoto-Thyreoiditis

Die autoimmunen Schilddrüsenerkrankungen lassen sich in zwei wesentliche Subtypen unterteilen:

  • Autoimmunthyreoiditis vom Hashimoto-Typ (AIT) [häufigste Form]
  • Morbus Basedow

Die Autoimmunthyreoiditis vom Hashimoto-Typ wird nach dem Schilddrüsenvolumen eingeteilt:

  • atrophe Form – das Schilddrüsenvolumen nimmt kontinuierlich ab ("Ord-Thyreoditis")
  • hypertrophe Form – das Schilddrüsenvolumen nimmt zu; es entwickelt sich eine Struma; häufig bei jüngeren Patienten

Des Weiteren kann die Erkrankung nach der Stoffwechsellage untergliedert werden in:

  • Autoimmunthyreopathie Typ 1A: Euthyreote Stoffwechsellage
  • Autoimmunthyreopathie Typ 2A: Hypothyreose

Die Hashimoto-Thyreoditis stellt die häufigste Ursache einer Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion) dar. Initial tritt jedoch in einigen Fällen eine hyperthyreote Stoffwechsellage (Schilddrüsenüberfunktion) auf, die erst im weiteren Verlauf, d. h. innerhalb von Monaten bis Jahren, durch Destruktionsprozesse ("Zerstörung") in eine chronisch-atrophische Form (= Hypothyreose) übergeht.

Häufig besteht eine Assoziation mit anderen Autoimmunerkrankungen (mit bestimmten HLA-Merkmalen)

  • Alopecia areata (kreisrunder Haarausfall)
  • Atrophische Gastritis – Form der Magenschleimhautentzündung, die zu einer Abnahme der Schleimhautdicke und -falten führt
  • Chronisch-aktive Hepatitis (Leberentzündung)
  • Dermatitis herpetiformis (Synonyme: Morbus Duhring, Duhring-Brocq-Krankheit) – Hautkrankheit aus der Gruppe der blasenbildenden Autoimmundermatosen mit subepidermaler Blasenbildung.
  • Diabetes mellitus Typ 1 – Zuckerkrankheit, die durch den absoluten Mangel an Insulin verursacht wird
  • Endokrine Orbitopathie (EO) – Erkrankung, bei der es zu einem Exophthalmus (Hervorstehen der Augen) kommt
  • Idiopathische thrombozytopenische Purpura (ITP, neuerdings eher Immunthrombozytopenie genannt, weitere Synonyme: Autoimmunthrombozytopenie, immunthrombozytopenische Purpura, Purpura haemorrhagica, thrombozytopenische Purpura) – erhöhter Abbau von Thrombozyten (Blutplättchen) und infolgedessen erhöhte Blutungsneigung
  • Morbus Addison (Nebennierenrindeninsuffizienz)
  • Rheumatoide Arthritis
  • Sjögren-Syndrom (Gruppe der Sicca-Syndrome) – Autoimmunerkrankung aus der Gruppe der Kollagenosen, die zu einer chronisch entzündlichen Erkrankung der exokrinen Drüsen, am häufigsten der Speichel- und Tränendrüsen, führt; typische Folgeerkrankungen bzw. Komplikationen des Sicca-Syndroms sind:
    • Keratokonjunktivitis sicca (Syndrom des trockenen Auges) aufgrund fehlender Benetzung von Horn- und Bindehaut mit Tränenflüssigkeit
    • erhöhte Kariesanfälligkeit durch Xerostomie (Mundtrockenheit) aufgrund verminderter Speichelsekretion
    • Rhinitis sicca (trockene Nasenschleimhäute), Heiserkeit und chronischer Hustenreiz sowie eine gestörte Sexualfunktion durch Störung der Schleimdrüsenproduktion des Respirationstraktes und der Genitalorgane
  • Systemischer Lupus erythematodes (SLE) – Systemerkrankung, die die Haut und das Bindegewebe der Gefäße betrifft und so zu Vaskulitiden (Gefäßentzündungen) zahlreicher Organe wie Herz, Nieren oder Gehirn führt
  • Vitiligo (Weißfleckenkrankheit) – Hautveränderung, die durch einen zunehmenden Pigmentmangel bedingt ist
  • Zöliakie (gluteninduzierte Enteropathie) – chronische Verdauungsinsuffizienz, die durch eine Unverträglichkeit von Gliadin bedingt ist

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Männer zu Frauen beträgt 1 : 4-10.

Häufigkeitsgipfel: Die Erkrankung tritt vorwiegend im 3. und 5. Lebensjahrzehnt auf.

Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt bei 5-10 % (in Deutschland).

Inzidenz (Häufigkeit von Neuerkrankungen) beträgt ca. 70 Erkrankungen pro 100.000 Einwohner pro Jahr.

Verlauf und Prognose

Verlauf

Hashimoto-Thyreoiditis, auch als Autoimmunthyreoiditis bezeichnet, ist eine chronische Entzündung der Schilddrüse, die durch eine Autoimmunreaktion verursacht wird. Die Erkrankung führt im Laufe der Zeit zu einer Zerstörung des Schilddrüsengewebes und zu Funktionsstörungen.

Subtypen

  • Atrophe Form (Ord-Thyreoiditis): Das Schilddrüsenvolumen nimmt kontinuierlich ab.
  • Hypertrophe Form: Das Schilddrüsenvolumen nimmt zu, was zur Entwicklung einer Struma führt, häufiger bei jüngeren Patienten.

Stoffwechsellagen

  • Autoimmunthyreopathie Typ 1A: Euthyreote Stoffwechsellage (normale Schilddrüsenfunktion).
  • Autoimmunthyreopathie Typ 2A: Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion).

Krankheitsverlauf

  • Initial kann in etwa 10 % der Fälle eine Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) auftreten.
  • Im weiteren Verlauf führt die Zerstörung der Schilddrüse zu einer chronischen Hypothyreose.
  • Viele Patienten sind lange Zeit beschwerdefrei, und die Diagnose wird häufig erst bei einer Strumaabklärung oder einer manifesten Hypothyreose gestellt.
  • Die Krankheit ist nicht heilbar, aber mit einer optimalen T4-Substitution (Schilddrüsenhormontherapie) ist die Lebenserwartung normal.

Prognose

  • Beschwerdefreiheit: Die meisten Patienten bleiben lange Zeit beschwerdefrei.
  • Lebensqualität: Bei optimaler Hormontherapie können Patienten ein normales Leben führen. Die Erkrankung verläuft in der Regel leicht, in seltenen Fällen mittelschwer bis schwer.
  • Behandlungsnotwendigkeit: Die meisten Patienten müssen nicht behandelt werden, da sie euthyreot bleiben, d. h. eine normale Stoffwechselfunktion haben.

Komorbiditäten

Mögliche Komorbiditäten (Begleiterkrankungen) sind Depression und Angststörungen: Bei Vorliegen einer Hashimoto-Thyreoiditis ist die Wahrscheinlichkeit eine Depression zu entwickeln, 3,3-mal so hoch, und die Wahrscheinlichkeit für eine Angststörung mehr als doppelt so hoch wie bei gesunden Kontrollpersonen [1].

Literatur

  1. Siegmann EM et al.: Association of Depression and Anxiety Disorders With Autoimmune Thyroiditis A Systematic Review and Meta-analysis JAMA Psychiatry. 2018;75(6):577-584. doi:10.1001/jamapsychiatry.2018.0190

Leitlinien

  1. Leitlinie der Deutschen Gesellschaft für Endokrinologie: Autoimmunthyreoiditis. DGE 2011
  2. S1-Leitlinie: Hyperthyreose. (AWMF-Registernummer: 027 - 041), Januar 2011 Langfassung