Raucherentwöhnung per Hypnose

Bei der Hypnose zur Raucherentwöhnung handelt es sich um ein therapeutisches Verfahren, welches auf der Analyse typischer Rauchsituationen in Trance beruht, um so dem betroffenen Patienten mögliche Alternativen zum Rauchen aufzuzeigen. Mithilfe dieser Methode besteht die Möglichkeit, die suchtfördernden mentalen Prozesse zu reduzieren oder gegebenenfalls zu unterbinden. Das Grundprinzip der Raucherentwöhnung per Hypnose beruht maßgeblich auf der Erstellung von Assoziationen des Rauchens mit einer negativ behafteten Vorstellung. Zur erfolgreichen Entwöhnung ist jedoch des Weiteren die Generierung von positiven Assoziationen mit rauchfreien Settings (Situationen) notwendig, da durch die Kombination eine dauerhafte Zigarettenabstinenz möglich wird. In Abhängigkeit vom Vertrauen in das genutzte Verfahren und der Willensstärke zur Erlangung eines rauchfreien Lebens variiert die Erfolgsquote jedoch deutlich. Bei einem starken Wunsch, dass Rauchen beenden zu wollen und bei gleichzeitigem Vertrauen in die Effektivität des Verfahrens, sind Erfolgsquoten von bis zu 50 % möglich.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Verhütung von Folgeerkrankungen
  • sekundären Prävention bereits bestehender Erkrankungen – z. B. chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD) oder Hypertonie (Bluthochdruck)
  • (Bestandteil der) Rehabilitation nach Erkrankungen, die mit dem Rauchen assoziiert sind
  • Schutz von Nichtrauchern
  • Schutz des ungeborenen Kindes in der Schwangerschaft

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Mangelnde Akzeptanz: Wenn ein Raucher die Hypnose als ungeeignet empfindet, kann das den Erfolg beeinträchtigen.
  • Psychische Bedingungen: Personen mit bestimmten psychischen Erkrankungen könnten weniger geeignete Kandidaten für die Hypnose sein.

Vor der Therapie

  • Individuelle Bewertung: Eine gründliche Beurteilung der Rauchgewohnheiten und Motivation des Patienten.
  • Aufklärung: Informieren des Patienten über das Verfahren, mögliche Ergebnisse und Erwartungsmanagement.
  • Mentalvorbereitung: Bereitschaft des Patienten zur aktiven Teilnahme und Offenheit für Hypnose fördern.

Das Verfahren

Die Hypnose stellt ein geeignetes Verfahren zur Raucherentwöhnung dar, weil im Zustand der Trance eine tiefe Entspannung des Patienten erreicht werden kann, die eine Simulation des Parasympathikus hervorruft. Beim Parasympathikus ("Ruhenerv") handelt es sich um eine Komponente des vegetativen Nervensystems, die bei einer Aktivierung eine Veränderung der Stoffwechsel- und  Körperfunktionen zu einer Regeneration der Energiespeicher führt. Des Weiteren resultiert eine Aktivierung des Parasympathikus in einer Entspannung und kurzfristigen Leistungsreduktion. Gleichzeitig werden jedoch andere Hirnareale aktiviert, sodass eine Suggestion (gezielte Beeinflussung des Empfindens, ohne dass diese direkt wahrgenommen werden kann) ermöglicht wird.

Der Nutzen des Verfahrens variiert allerdings in Abhängigkeit vom Geschlecht. In verschiedenen Studien konnte nachgewiesen werden, dass Männer deutlicher von der Hypnose zur Raucherentwöhnung profitieren als Frauen. Des Weiteren muss beachtet werden, dass die passive Hypnose dem betroffenen Raucher nicht ermöglicht, aktiv auf mögliche Rückfallsituation zu reagieren. Deshalb ist die Anwendung der Selbsthypnose mit vielen Vorteilen behaftet. Durch die Selbsthypnose besteht die Möglichkeit der Anwendung des Gelernten und gegebenenfalls der Erweiterung der passiven Hypnose durch zusätzliche Situationsverknüpfungen. Somit trägt die Selbsthypnose dazu bei, den Betroffenen aktiv an der Therapie zu beteiligen, sodass die Anzahl der notwendigen Anwendungen reduziert werden kann. Auch die Nutzung von synergistischen Verfahren wie dem autogenen Training kann aufgrund dessen als sinnvoll erachtet werden.

Grundprinzip der Hypnose zur Raucherentwöhnung

  • Entscheidend für die Funktionalität des Verfahrens ist die Tatsache, dass der Konsum von Tabak auf persönlichen Gründen beruht und mehr oder minder konsequent aufrechterhalten wird. Aufgrund dessen ist es unabdingbar, dass dem Patienten eine vollkommen individuelle Betreuung zugutekommt, da nur eine solche erfolgreiche Suggestion erfolgen kann.
  • Für den Erfolg der Suggestion ist von entscheidender Bedeutung, dass der Patient die Suggestion als seinen eigenen Lösungsweg anerkennt, da nur so ein adäquater Effekt erzielt werden kann. Eine am Individuum orientierte Therapie ist somit erfolgreicher.
  • Des Weiteren muss jedoch beachtet werden, dass die Suche nach Alternativen zur Tabakabhängigkeit kein neues Suchtverhalten hervorruft. Deshalb ist es wichtig, dass der Hypnotiseur auf mögliche Gedanken mit einem Gefahrenpotential eingeht und die Gedanken von diesem Fokus nimmt.

Techniken der Hypnose zur Raucherentwöhnung

  • Einführung des Unbewussten – das Unbewusste spielt in der Hypnose eine wichtige Rolle, da so ein zusätzlicher Faktor als "dritte Person" die Suggestion beeinflussen kann. 
  • Reframing – als Reframing bezeichnet man die Umdeutung einer Situation, um diese in einem veränderten Zusammenhang zu sehen.
  • Variable Lösungswege – zur Raucherentwöhnung werden bei der Therapie lineare Problemlösungen verhindert, da diese zu einem reduzierten Dauererfolg der Therapie beitragen könnten. 
  • Motivationsveränderung – für einen Therapieerfolg ist des Weiteren wichtig, dass die Basis der Therapiemotivation nicht die Aufgabe des Rauchens ist, sondern stattdessen auf dem Fokus der Rauchfreiheit. Somit stellt diese Methode eine Erweiterung der "Weg-von-Motivation" durch eine starke "Hin-zu-Motivation" dar.
  • Alternativen – das Finden von Alternativen stellt, wie bereits beschrieben, einen wichtigen Teil der Therapie dar.
  • Suggestion – die Suggestion kann auf mehrere Arten erfolgen. Einerseits ist eine sogenannte indirekte Suggestion während der Hypnose möglich, andererseits besteht die Option der posthypnotischen Suggestion. In Abhängigkeit vom Hypnotiseur variiert die Nutzung der Methoden. 
  • Zukunftsaussichten – die Darstellung möglicher Folgen des Rauchens kann ebenfalls in die Therapie eingebracht werden. Hierbei ist allerdings zu bedenken, dass das Schüren von Ängsten nicht vorteilhaft ist, da beispielsweise ein Therapieabbruch wahrscheinlicher wird. Stattdessen sollte auf den Zugewinn durch das Beenden der Abhängigkeit eingegangen werden. 
  • Beurteilung von Rückschlägen – der korrekte Umgang mit einem Rückfall in das Suchtmuster erfordert vom Hypnotiseur die Ermutigung zur Reflektion des Rückfalls. Diese Methode soll mögliche spätere Rückschläge verhindern. 
  • Rituale – mithilfe von Handlungswiederholungen sollen Muster aufgebaut werden, um eine rauchfreie Struktur zu erschaffen. Statt des Griffes zur Zigarette kann dieses Handlungsmuster durch eine andere Handlung ersetzt werden.
  • Wissensvermittlung – die Gefahren des Rauchens müssen beim Patienten bekannt sein, um eine Therapie auf mehreren Ebenen durchführen zu können.

Nach der Therapie

  • Selbsthypnose und Übungen: Anleitungen für Selbsthypnose und Übungen zur Stärkung der rauchfreien Assoziationen.
  • Evaluierung und Anpassung: Überprüfung des Fortschritts und Anpassung der Strategien bei Bedarf.
  • Langzeitunterstützung: Angebot an weiterführender psychologischer Unterstützung zur Festigung der Rauchfreiheit.

Mögliche Komplikationen

Frühkomplikationen

  • Widerstand gegen Hypnose aufgrund von Skepsis oder mangelnder Offenheit.
  • Frustration oder Enttäuschung bei ausbleibenden sofortigen Ergebnissen.

Spätkomplikationen

  • Risiko eines Rückfalls, insbesondere ohne fortgesetzte Selbsthypnose oder Unterstützung.
  • Mögliche psychologische Abhängigkeit von Hypnose als Mittel zur Stressbewältigung.

Literatur

  1. Herr U, Dauenhauer M: Nikotinabhängigkeit: ein globales Problem. Wiener Zeitschrift für Suchtforschung. 2003. 26:13-16
  2. Krause C: Hypnose in Psychotherapie, Psychosomatik und Medizin – Hypnotisierbarkeit, Suggestibilität und Trancetiefe. Springer Verlag 2009
  3. Aigner K, Homeier I, Koessler W, Zwick H: Standards der Raucherentwöhnung. Wiener klinische Wochenschrift. 2005. 2:1-22
  4. Margraf J: Lehrbuch der Verhaltenstherapie. Springer Verlag 2009

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Rauchen und Tabakabhängigkeit: Screening, Diagnostik und Behandlung. (AWMF-Registernummer: 076-006), Januar 2021 Kurzfassung Langfassung

     
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