Inhalationstherapie

Bei einer Inhalation werden bestimmte Substanzen mittels eines speziellen Inhalationsgerätes zerstäubt und eingeatmetDies steigert u. a. die Bioverfügbarkeit eines Medikamentes.

Inhaliert werden Salzlösungen, Medikamente oder ätherische Öle.

Die Inhalationstherapie dient vornehmlich der:

  • Anfeuchtung der Atemwege
  • Sekretlockerung und Verflüssigung von Bronchialsekret (= Sekretmanagement)
  • Lösung von Verkrampfungen (Spasmolyse) der Bronchialmuskulatur (= Broncholyse)
  • Lindern von Schwellungen und Entzündungen der Bronchialschleimhaut/Bronchitis
  • Antiinflammatorisch/antiphlogistisch (= Entzündungshemmung)
  • Abhustung mit Beseitigung von Sekret
  • Erreger von Atemwegsinfektionen bekämpfen (= Antibiose)

Indikationen (Anwendungsgebiete)

Die Inhalationstherapie findet Anwendung bei akuten (plötzlich auftretenden) und chronischen (lang andauernden) Erkrankungen der Atmungsorgane bzw. Entzündungen der oberen Luftwege, wie:

  • Akute Tracheobronchitis – akute Entzündung der Luftröhre (Trachea) und der luftleitenden Anteile der Lunge (Bronchien)
  • Asthma bronchiale
  • Chronische Bronchitis (Entzündung der Bronchien)
  • Chronisch obstruktive Lungenerkrankung (COPD)
  • Bronchiektasen (Synonym: Bronchiektasie) – dauerhaft bestehende irreversible sackförmige oder zylindrische Ausweitungen der Bronchien (mittelgroße Atemwege), die angeboren oder erworben sein kann; Symptome: chronischer Husten mit "maulvoller Expektoration" (großvolumiger dreigeschichteter Auswurf: Schaum, Schleim und Eiter), Müdigkeit, Gewichtsverlust und eine verringerte Leistungsfähigkeit
  • Mukoviszidose (Synonym: zystische Fibrose)
  • Pneumonie (Lungenentzündung)
  • Weitere Atemwegserkrankungen

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Akute respiratorische Erkrankungen: Bei Patienten mit akuten respiratorischen Erkrankungen, die mit schweren Symptomen einhergehen, sollte die Anwendung von Inhalationstherapie sorgfältig abgewogen werden.
  • Schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Bei Patienten mit instabilen oder schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen kann die Inhalationstherapie zusätzlichen Stress für das Herz-Kreislauf-System bedeuten.
  • Habituelle Hämoptyse (Bluthusten): Bei Patienten, die regelmäßig Blut husten, kann die Inhalationstherapie das Risiko einer Blutung erhöhen oder bestehende Blutungen verschlimmern. Dies gilt insbesondere für Zustände, die mit einer erhöhten Fragilität der Atemwegsgefäße einhergehen.
  • Hochgradige Kachexie (körperliche Auszehrung): Bei stark untergewichtigen oder körperlich stark geschwächten Patienten kann die Inhalationstherapie aufgrund der geringeren physiologischen Reserven und der erhöhten Empfindlichkeit gegenüber Medikamenten problematisch sein. Die Atemarbeit, die für eine effektive Inhalation erforderlich ist, könnte für diese Patienten zu anstrengend sein.
  • Frische Entzündungsvorgänge in der Pleura (Rippenfell; Brustfell) oder im Abdomen (Bauchraum): Entzündungen in diesen Bereichen können durch die Inhalationstherapie verschlimmert werden, insbesondere wenn der Prozess der tiefen Atmung Schmerzen verursacht oder den entzündlichen Zustand reizt.

Vor der Therapie

  • Medizinische Anamnese und Diagnose: Feststellung der spezifischen Atemwegserkrankung und Bestimmung der geeigneten Inhalationslösung.
  • Schulung der Inhalationstechnik: Wichtig, insbesondere bei älteren Patienten, um eine effiziente und korrekte Anwendung zu gewährleisten.
  • Überprüfung der Inhalationsgeräte: Sicherstellen, dass das Gerät für die vorgesehene Behandlung geeignet und funktionstüchtig ist.
  • Anpassung an individuelle Bedürfnisse: Auswahl der passenden Inhalationslösung je nach Krankheitsbild.

Die Verfahren

Zur Feucht-Inhalation finden verschiedene Inhalationssysteme Verwendung:

  • Druckluft- oder Kompressorvernebler (am weitesten verbreitetes Inhalationssystem)
    Vorteil: In der Regel für alle gängigen Inhalationslösungen und Suspension geeignet
  • Ultraschallvernebler: Aerosol wird durch einen sogenannten Schwingquarz (piezoelektrischer Effekt) erzeugt.
    Vorteil: Langzeit Vernebelung bis zu 8 Stunden ist möglich. Nachteil: Durch leichte Wärmeentwicklung sind nicht alle Medikamentengruppen (z. B. proteinhaltige Lösungen) geeignet.
  • Mesh-Vernebler: 
    • Bei statischen Mesh-Verneblern wird Druck auf die Inhalationslösung ausgeübt, um diese durch das Mesh-Sieb zu drücken. 
    • Bei vibrierenden Mesh-Verneblern gelangt der Wirkstoff durch die Schwerkraft zu einer Auswölbung in der Bodenplatte. Ein Piezo-Element verursacht Vibrationen, die durch eine mikro-pumpende Tätigkeit das Inhalationsmittel durch die Löcher der Bodenplatte bringt.
    Vorteile: Der Wirkstoff wird nicht erhitzt.

Die zerstäubten Substanzen werden als Aerosole bezeichnet. Inhaliert werden Salzlösungen, Medikamente oder ätherische Öle mittels eines Inhalators. So ist eine optimale Zufuhr der Wirkstoffe garantiert und man vermeidet zugleich eine Reizung der Augen, was häufig passiert, wenn man sich einfach mit einem Handtuch über dem Kopf über eine Schüssel voll mit ätherischen Ölen beugt.

Als Salzlösungen werden isotone oder hypertone saline Lösungen bzw. Thermalwasser verwendet. Sie dienen im Wesentlichen der Unterstützung der Sekretmobilisation durch die oberflächliche Befeuchtung und Reduktion der Sekretviskosität.

Medikamente, die zur Inhalation eingesetzt werden, sind beispielsweise Bronchodilatatoren (Arzneimittel, die den Tonus (Spannungszustand) der Bronchialmuskulatur senken und damit eine Weitung der Bronchien bewirken) und antiinflammatorisch (entzündungshemmend) wirksame Substanzen.

Beispielhaft einige ätherische Öle und ihre Wirkungen: 

  • Eukalyptus (das ätherische Öl enthält mindestens 70 Prozent des Wirkstoffes 1,8-Cineol; das gereinigte Öl wird als "Eukalypti aetheroleum" bezeichnet) – bei Erkältungen; stärkt das Immunsystem, wirkt desinfizierend (und damit antiinflammatorisch/entzündungshemmend) und mukolytisch (schleimlösend) sowie leicht spasmolytisch (krampflösend), desodorierend (geruchsbeseitigend) und kühlend.
    Vorsicht: Bei Babys und Kleinkindern kann Eukalyptusöl lebensbedrohliche Atemkrämpfe auslösen.

  • Fenchel – spasmolytisch/krampflösend
  • Kamillegegen Entzündungen und Schmerzen, desinfiziert und beruhigt.
    Achtung! Kamille kann in seltenen Fällen auch Allergien auslösen.
  • Pfefferminze (enthält u. a.: drei ätherische Öle (Menthol, Menthon und Menthofuran), die zu den wirksamkeitsbestimmenden Inhaltstoffen gehören – Pfefferminzöl regt die Zilien (Flimmerhärchen) der Lunge zu erhöhter Tätigkeit an, sodass auch festsitzender Mukos (Schleim) abgehustet und nach draußen befördert werden kann (= mukoziliäre Clearance der Lunge).
    Achtung! Kamille kann in seltenen Fällen auch Allergien auslösen.
  • Thymian – gegen Bakterien und Pilze
  • Teebaumgegen Bakterien
  • Wacholder – Entspannung der Atemwege durch spasmolytische (krampflösende) Wirkung an der glatten Muskulatur 

Bei der Trockenpulverinhalation liegt das Medikament in der Regel als treibgas- und FCKW-freies Pulver vor und wird mit der Einatmung inhaliert. Die Pulverinhaltoren werden bevorzugt bei der Behandlung von Asthma bronchiale, chronischer Bronchitis und COPD eingesetzt.

Atemmanöver

  • Eine aufrecht sitzende oder stehende Körperhaltung unterstützt ein maximal tiefes Atemzugvolumen (AZV).
  • Die Ausatmung vor der Inhalation sollte möglichst ruhig und lange sein.
  • Die Inhalationseffizienz wird durch eine endinspiratorische Atempause ("am Ende der Einatmungsphase") deutlich gesteigert.

Die Atemmanöver sollten im Rahmen einer Schulung optimiert werden.
Die Schulung soll dem Verlauf wiederholt werden.

Beachte: Das Alter des Patienten hat einen wesentlichen Einfluss auf die Inhalationstechnik: Anstieg der Rate fehlerhafter Inhalationstechnik von ca. 30-40 % bei jüngeren Patienten auf 60-80 % bei Patienten über 65 Jahren [1].

Nach der Therapie

  • Nachsorge: Empfehlungen für die Reinigung und Wartung der Inhalationsgeräte.
  • Beobachtung von Reaktionen: Überwachung auf Anzeichen von Nebenwirkungen oder Unverträglichkeiten.
  • Verlaufskontrolle: Regelmäßige Überprüfung des Therapieerfolgs und Anpassung der Behandlung bei Bedarf.

Mögliche Komplikationen

Frühkomplikationen

  • Reizungen der Atemwege: Durch die Inhalationslösungen, insbesondere bei empfindlichen Schleimhäuten.
  • Bronchospasmus: Vorübergehende Verkrampfung der Bronchialmuskulatur, besonders bei Patienten mit hyperreagiblem Bronchialsystem.
  • Allergische Reaktionen: Auf Inhalationslösungen oder Bestandteile der ätherischen Öle.

Spätkomplikationen

  • Resistenzentwicklung: Bei häufiger Anwendung von Antibiotika-haltigen Inhalationslösungen.
  • Medikamenteninduzierte Atemwegsprobleme: Langfristige Nutzung bestimmter Inhalationsmedikamente kann zu einer Verschlechterung der Atemwegsfunktion führen.
  • Chronische Reizungen: Bei langfristiger Anwendung, insbesondere von ätherischen Ölen.

Die Inhalationstherapie bietet einen direkten Weg, um Medikamente und heilende Substanzen an den Ort des Geschehens in den Atemwegen zu bringen. Sie ist eine effektive Methode, um Symptome zu lindern und den Heilungsprozess zu unterstützen. Allerdings erfordert sie eine sorgfältige Handhabung und Überwachung, um die Effizienz zu maximieren und das Risiko von Komplikationen zu minimieren.

Ihr Nutzen

Die Inhalationstherapie trägt auf sanfte und schonende Weise dazu bei, die Beschwerden bei Atemwegserkrankungen zu lindern und den Prozess der Heilung zu fördern.

Die eingeatmeten Wirkstoffe gelangen direkt an den Ort der Erkrankung und können dort ihre Wirkungen gezielt entfalten.

Literatur

  1. Barbara S, Kritikos V, Bosnic-Anticevich S: Inhaler technique: does age matter? A systematic review. Eur Respir Rev. 2017;26:170055 doi: 10.1183/16000617.0055-2017

     
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