Medizinische Kräftigungstherapie (MKT)

Kreuzschmerzen zählen zu den häufigsten Beschwerden in der modernen Gesellschaft und stehen oft in Zusammenhang mit Lebensstilfaktoren wie Bewegungsmangel. Strukturelle Probleme wie Bandscheibenvorfälle oder degenerative Veränderungen der Wirbelsäule können intensive Schmerzen verursachen, die häufig zu einer Schonhaltung führen. Dabei ist bekannt, dass ohne regelmäßiges Muskelaufbautraining bis zum 70. Lebensjahr rund 50 % der Muskulatur abgebaut werden können.

Heutzutage wird Schonung und Bettruhe nicht mehr als optimale Behandlungsmethode für Rückenprobleme angesehen. Stattdessen rückt die Bedeutung der Muskulatur um die Wirbelsäule in den Fokus. Die Wirbelsäule selbst bietet nur geringe Stabilität und kann bei Belastung leicht verbiegen. Erst in Kombination mit einer kräftigen Muskulatur ist sie in der Lage, den alltäglichen Belastungen standzuhalten. Insbesondere bei Kreuzschmerzen zeigt sich oft eine um etwa 50 % reduzierte Rückenmuskulatur im Vergleich zu Personen ohne derartige Beschwerden.

Um diesen Problemen entgegenzuwirken, ist die gezielte Kräftigung der Rückenmuskulatur entscheidend. Hierbei ist das spezifische Training einzelner Muskeln wichtig, was mit herkömmlichen Trainingsgeräten oft nicht möglich ist, da hierbei auch Hilfsmuskeln involviert sind. Moderne medizinische Trainingsgeräte, die auf jahrelanger Forschung basieren, ermöglichen einen gezielten Aufbau der Rückenmuskulatur. Diese Geräte, die oftmals computergesteuert sind, messen zu Beginn und am Ende der Therapie Kraft, Beweglichkeit und Ausdauer der Rückenstrecker und visualisieren die Fortschritte.

Die medizinische Kräftigungstherapie (MKT) als Teil der physikalischen und rehabilitativen Medizin nutzt diese Erkenntnisse, um durch Muskelstärkung Rückenschmerzen effektiv zu behandeln.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Bandscheibenverschleiß/Diskusprolaps (Bandscheibenvorfall)
  • Degenerative Veränderungen der Wirbelsäule – Osteochondrose, Spondylose, Spinalkanalstenose (Spinalstenose; Wirbelkanalverengung)
  • Funktionelle Störungen (z. B. Blockierungen)
  • Haltungsschwächen und -fehler (z. B. Skoliose, Segmentinstabilität, Spondylolisthesis u. a.) 
  • Ischialgie – Schmerz im Bein, der vom Ischias-Nerv ausgeht
  • Lumbago/Dorsalgie (Rückenschmerzen)
  • Muskulärer Insuffizienz und Dysbalance – Schwäche/Ungleichgewicht der Muskulatur
  • Osteoporose (Knochenschwund)
  • Degenerative Erkrankungen der Wirbelsäule (Verschleißerscheinungen der Wirbelsäule)
  • Rheumatoide Erkrankungen – z. B. chronische Polyarthritis, Morbus Bechterew, Fibromyalgie (Fibromyalgie-Syndrom) etc.
  • Spondylolisthese (Wirbelgleiten)
  • Zustand nach Verletzungen der Wirbelsäule
  • Zustand nach Operationen an der Hals-, Brust- bzw. Lendenwirbelsäule

Die medizinische Kräftigungstherapie eignet sich nahezu für jedermann. Es konnte in zahlreichen Versuchen festgestellt werden, dass sogar ein Jahr nach Ablauf der Therapie der Kraftzuwachs erhalten geblieben ist. In der Regel wird den Patienten nach Ablauf von sechs und zwölf Monaten eine Kontrollmessung angeboten, um den langfristigen Therapieerfolg zu verdeutlichen.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Akute Entzündungen: Speziell in den zu trainierenden Muskeln oder Gelenken.
  • Akute Verletzungen: Frakturen, Risse von Bändern oder Sehnen, oder andere schwere Traumata.
  • Herz-Kreislauf-Erkrankungen: Insbesondere bei instabiler Angina pectoris, kurz nach einem Herzinfarkt oder bei schwerer Herzinsuffizienz.
  • Schwere systemische Erkrankungen: Wie fortgeschrittene Osteoporose oder schwere neurologische Erkrankungen.
  • Hochgradige Dehydrierung oder Elektrolytungleichgewichte.
  • Schwere Hauterkrankungen im Bereich der zu behandelnden Muskeln.

Vor der Therapie

  • Anamnese und Untersuchung: Umfassende medizinische Anamnese und körperliche Untersuchung zur Feststellung der Eignung für MKT.
  • Zielsetzung: Festlegung individueller Therapieziele und Erwartungen.
  • Aufklärung: Detaillierte Information über das Therapieverfahren, einschließlich der geplanten Übungen und ihrer Auswirkungen.
  • Planung: Erstellung eines maßgeschneiderten Trainingsplans.

Das Verfahren

Die medizinische Kräftigungstherapie (MKT) ist ein detailliert strukturiertes Verfahren, das auf die Stärkung spezifischer Muskelgruppen abzielt, insbesondere der Rückenmuskulatur, um Schmerzen zu reduzieren und die Funktionalität zu verbessern. Hier eine detaillierte Beschreibung des Verfahrens:

Initialdiagnostik

  • Kraftzustand, Beweglichkeit und Ausdauer: Zu Beginn der Therapie wird eine umfassende Bestimmung dieser Parameter durchgeführt. Dies dient als Ausgangspunkt für die weitere Therapieplanung und ermöglicht eine individuelle Anpassung des Trainings.

Trainingsplanung und -durchführung

  • Gezieltes Training unter Anleitung: Das Training wird professionell begleitet, um eine korrekte Ausführung der Übungen zu gewährleisten und die Effektivität zu maximieren.
  • Steigerung der Belastung: In jeder Sitzung wird die Intensität kontinuierlich erhöht, wobei das Training bis zur Muskelerschöpfung fortgesetzt wird.
  • Spezielle Trainingsgeräte: Diese isolieren gezielt die Rückenstrecker, indem Becken und Beine so fixiert werden, dass Hilfsmuskeln nicht beteiligt sind. Dies führt zu einer intensiveren Beanspruchung und einem effektiveren Kraftaufbau der Rückenstrecker.
  • Halswirbelsäulenstrecker-Training: Zusätzliches Training dieser Muskelgruppe fördert eine ganzheitliche Stabilisierung der Wirbelsäule.
  • Häufigkeit und Dauer: In der Regel umfasst die Therapie 12-18 Trainingseinheiten, mit ein bis zwei Einheiten pro Woche. In dieser Zeit kann eine signifikante Verbesserung der Kraft der Rückenstrecker erreicht werden.

Zielsetzung

  • Beschwerdeverbesserung bis zur Beschwerdefreiheit: Das Hauptziel der MKT ist die Linderung von Schmerzen und die Verbesserung der Funktionalität der Muskulatur.
  • Kombination mit Chiropraktik: Bei Bedarf kann die MKT mit chiropraktischen Behandlungen kombiniert werden, um eventuelle Blockierungen zu lösen und somit optimale Ergebnisse zu erzielen.

Die medizinische Kräftigungstherapie ist ein umfassendes und zielorientiertes Verfahren, das eine genaue Diagnostik und individuell angepasste Trainingsmethoden beinhaltet, um bestmögliche Ergebnisse im Hinblick auf Schmerzreduktion und funktionelle Verbesserungen zu erzielen.

Nach der Therapie

  • Nachsorge: Hinweise zur Vermeidung von Überlastung und zur richtigen Ausführung der Übungen zu Hause.
  • Beobachtung: Überwachung auf Anzeichen von Übermüdung, Schmerzen oder anderen unerwünschten Reaktionen.
  • Anpassungen: Gegebenenfalls Anpassung des Trainingsplans basierend auf den Reaktionen und Fortschritten des Patienten.

Mögliche Komplikationen

Frühkomplikationen

  • Muskelkater und Überbeanspruchung: Besonders in den ersten Tagen nach Beginn der Therapie.
  • Leichte Verletzungen: Wie Zerrungen oder kleinere Muskelschäden.
  • Kreislaufreaktionen: Schwindel oder leichte Übelkeit bei intensivem Training.

Spätkomplikationen

  • Überlastungsschäden: Langfristige Schäden durch unsachgemäßes oder zu intensives Training.
  • Gelenkprobleme: Verschleißerscheinungen oder Schäden an Gelenken bei Fehlbelastung über längere Zeit.
  • Chronische Schmerzen: Bei Überbeanspruchung oder falscher Ausführung der Übungen.

Die MKT sollte stets von qualifizierten Fachleuten durchgeführt werden, die sowohl im Umgang mit der spezifischen Patientengruppe als auch mit der korrekten Übungsausführung erfahren sind.

Ihr Nutzen

Jeder Mediziner weiß heute: Ein starker Rücken kann den Belastungen des Alltags besser standhalten und neigt weniger zu Schmerzen.

Durch eine medizinische Kräftigungstherapie können Sie gezielt Muskulatur aufbauen und so Ihre Wirbelsäule entlasten und schützen. Ihre Schmerzen werden sich bessern und in vielen Fällen sogar völlig verschwinden. Die lästigen Schmerzen, die Ihr Leben so stark beeinflusst haben, werden schon bald der Vergangenheit angehören.

Sie werden Ihr Leben wieder in vollen Zügen genießen können und mehr Vitalität, Leistungsfähigkeit und Wohlbefinden verspüren.


     
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