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CO2-Lasertherapie im Genitalbereich (vulvovaginal)

Die CO2-Lasertherapie im Bereich der Vulva und Vagina (äußeres Genitale (Vulva); Scheide (Vagina)) ist ein innovatives, minimal invasives, nicht operatives und nicht hormonales Verfahren zur Behandlung von meist rezidivierend auftretenden, schwer therapierbaren, Erkrankungen im Intimbereich. Laserverfahren speziell fraktionierte CO2-Lasertherapieverfahren sind seit Jahrzehnten als sichere und wirkungsvolle Behandlung, insbesondere zur Wiederherstellung von Hautveränderungen, bekannt.

In jüngster Zeit gibt es zunehmend Literaturhinweise, die die Effektivität dieser Verfahren auch für die Therapie vulvovaginaler Dysfunktionen, die Sexualität betreffend, bes. bei präklimakterischen und klimakterischen Frauen zeigen [8, 9, 11]. Auch leichte Formen der Harninkontinenz [1, 2, 3] und Senkungsbeschwerden [3, 4] können sich bessern, allerdings gibt es dazu bisher noch nicht genügend Untersuchungen.

Beeindruckend ist die minimale Nebenwirkungsrate dieser Methode [7, 9] und die Möglichkeit der Anwendung nach Chemo- oder Bestrahlungstherapie [6].

Im Gegensatz zu den bisher weit verbreiteten ablativen ("abtragende") Verfahren wird die Epidermis (Oberhaut) nicht flächig abgetragen, sondern es entstehen nur nadelstichartige Mikrowunden, die von gesunder Haut umgeben sind. Dies bedeutet eine schnelle Heilung der Mikrowunden mit nur geringsten Nebenwirkungen (s. u.).

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Vulvovaginale Atrophie mit Beschwerden wie Brennen, Juckreiz, Trockenheit
    • im Klimakterium 
    • nach Geburten 
    • nach Bestrahlung oder Chemotherapie
  • Häufige Harnwegsinfekte
  • Leichte bis mittelgradige Inkontinenz (Blasenschwäche)
  • Leichte bis mittelgradiger Descensus (Senkung)
  • Dyspareunie (Schmerzen beim Geschlechtsverkehr)
  • Kontraindikationen oder Unverträglichkeit einer Hormontherapie (z. B. nach Mammakarzinom/Brustkrebs)
  • Lichen sclerosus et atrophicus (LSA)
  • Schmerzhafte Narben nach Dammschnitt
  • Vulvodynie (Missempfindungen und Schmerzzustände im Bereich der äußeren, primären Geschlechtsorgane einer Frau), Vulva-Vestibulitis-Syndrom ("Burning Vulva")

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Akute Entzündungen 
  • Prämaligne/maligne ("bösartige") Erkrankungen 
  • Vorangegangene vaginale Netzoperationen

Vor der Behandlung

Vor Beginn der Behandlung sollte ein Aufklärungs- und Beratungsgespräch zwischen Arzt und Patient erfolgen. Inhalt des Gespräches sollten die Ziele, Erwartungen und die Möglichkeiten der Behandlung sowie Nebenwirkungen und Risiken sein.

Vor der Behandlung wird im äußeren Bereich ein lokales Anästhetikum (Mittel zur örtlichen Betäubung) aufgetragen, da hier ein leichtes Brennen auftreten kann. Die Behandlung in der Scheide ist praktisch schmerzfrei.

Das Verfahren

  • Vagina (Scheide): 
    • Nach Einbringen einer sterilen Laser-Sonde, die mit Babyöl gleitfähig gemacht ist, wird die Scheidenhaut in definierten Abständen bei einer nach auswärts gerichteten 360° Drehbewegung in jeweils 1 cm Abstand gelasert. Die Behandlung dauert etwa 5 Minuten und ist schmerzfrei. Gelegentlich wird eine geringe, nicht störende, Erwärmung wahrgenommen. Vom Gefühl ist die Applikation ähnlich der eines vaginalen Ultraschalls. 
  • Vulva (äußeres Genitale)
    • Entweder als Ergänzung der intravaginalen Behandlung oder bei lokalisierten Beschwerden im äußeren Genitalbereich (s. Indikationen) wird die Behandlung mit einem Mikroscanner, der am gleichen Gerät angebracht werden kann, über die pathologisch veränderten Bereiche angewendet. Da diese Prozedur schmerzhaft sein kann, wird der betroffene Bereich mit einer Salbe anästhesiert.

Wirkweise

Im Gegensatz zu den ablativen Formen der CO2-Lasertherapie, bei denen die Epidermis flächig entfernt wird und eine von der Größe des abladierten Bezirks abhängige Wundfläche entsteht, entstehen bei der fraktionierten Therapie winzige nadelstichartige Mikrowunden, zwischen denen sich gesunde Hautareale befinden. Da nur etwa 20-40 % der behandelten Hautfläche gelasert wird, der Rest intakt bleibt, entstehen weniger Nebenwirkungen und es kommt zu einer schnellen Abheilung. Die Laserenergie dringt etwa 200 bis vor 400 µm in das Gewebe ein. Dabei durchdringt es das Epithel und gelangt in die Lamina propria (unter den Epithelien anzutreffende Schicht aus Bindegewebe). Die darunterliegenden fibromuskulären Hautschichten werden nicht erreicht d. h. geschont. Durch die gezielte Verletzung wird die Regeneration der Haut angeregt durch Freisetzung von Hitzeschockproteinen [10] und unterschiedlichen Wachstumsfaktoren (z. B. TGF-Beta) [5, 12]. Es wird die Bildung von kollagenen und elastischen Fasern und die Neubildung von Kapillaren angeregt. Folge ist die Wiederherstellung eines gesunden Epithels mit normaler Funktion [3, 8,11]. Deshalb sprechen viele Autoren von einer sog. Rejuvenation (Verjüngung) der Scheide. Übrigens betrifft dies auch die Harnröhrenfunktion, da die Harnröhre sich entwicklungsgeschichtlich aus demselben Gewebe wie das äußere Genitale und die Vagina entwickelt.

Die lokalen Therapien mit Salben und Cremes, mit Ausnahme der lokalen Östrogentherapie, wirken nur auf der oberflächlichen Epithelschicht. Die fraktionierte CO2-Lasertherapie beinhaltet die Regeneration des gesamten Epithels [11].

Nach der Behandlung

Nach der Behandlung kann man sofort wieder dem gewohnten Leben nachgehen.

Besondere therapeutische Maßnahmen sind nicht notwendig. Feuchtigkeitscremes und andere vertraute lokale Maßnahmen sind möglich. Bei äußerer Behandlung ist gelegentlich eine kurzfristige Kühlung mit Kühlpads zu empfehlen. Für 3-4 Tage sollte kein Geschlechtsverkehr stattfinden.

Mögliche Komplikationen

Die Nebenwirkungen sind minimal und meist nur 3-4 Tage anhaltend:

  • Ausfluss gering (braun, pinkfarben, wässrig)
  • Berührungsempfindlichkeit
  • Dysurie (erschwerte (schmerzhafte) Harnentleerung)
  • Entzündung
  • Jucken Ödem/Rötung/Schwellung
  • Schmierblutung

Autor: Prof. Dr. med. G. Grospietsch

Literatur

  1. Conté C, Jauffret T, Vieillefosse S, Hermieu JF, Deffieux X: Laser procedure for female urinary stress incontinence: A review of the literature. Prog Urol. 2017 Dec;27(17):1076-1083. doi: 10.1016/j.purol.2017.09.003. Epub 2017 Oct 21.
  2. Gambacciani M, Palacios S: Laser therapy for the restoration of vaginal function. Maturitas. 2017 May;99:10-15. doi: 10.1016/j.maturitas.2017.01.012. Epub 2017 Feb 4.
  3. González Isaza P, Jaguszewska K, Cardona JL, Lukaszuk M: Long-term effect of thermoablative fractional CO2 laser treatment as a novel approach to urinary incontinence management in women with genitourinary syndrome of menopause. Int Urogynecol J. 2017 May 18. doi: 10.1007/s00192-017-3352-1. [Epub ahead of print]
  4. Lang P, Karram M: Lasers for pelvic floor dysfunctions: is there evidence? Curr Opin Obstet Gynecol. 2017 Oct;29(5):354-358. doi: 10.1097/GCO.0000000000000399.
  5. Makboul M, Makboul R, Abdelhafez AH, Hassan SS, Youssif SM: Evaluation of the effect of fractional CO2 laser on histopathological picture and TGF-β1 expression in hypertrophic scar. J Cosmet Dermatol. 2014 Sep;13(3):169-79. doi: 10.1111/jocd.12099.
  6. Pagano T, De Rosa P, Vallone R, Schettini F, Arpino G, Giuliano M, Lauria R, De Santo I, Conforti A, Gallo A, Nazzaro G, De Placido S, Locci M, De Placido G: Fractional microablative CO2 laser in breast cancer survivors affected by iatrogenic vulvovaginal atrophy after failure of nonestrogenic local treatments: a retrospective study.Menopause. 2017 Dec 28. doi: 10.1097/GME.0000000000001053. [Epub ahead of print]
  7. Perino A, Calligaro A, Forlani F, Tiberio C, Cucinella G, Svelato A, Saitta S, Calagna G: Vulvo-vaginal atrophy: a new treatment modality using thermo-ablative fractional CO2 laser. Maturitas. 2015 Mar;80(3):296-301. doi: 10.1016/j.maturitas.2014.12.006. Epub 2014 Dec 25.
  8. Salvatore S, Leone Roberti Maggiore U, Athanasiou S, Origoni M, Candiani M, Calligaro A, Zerbinati N: Histological study on the effects of microablative fractional CO2 laser on atrophic vaginal tissue: an ex vivo study. Menopause. 2015 Aug;22(8):845-9. doi: 10.1097/GME.0000000000000401.
  9. Salvatore S, Nappi RE, Zerbinati N, Calligaro A, Ferrero S, Origoni M, Candiani M, Leone Roberti Maggiore U: A 12-week treatment with fractional CO2 laser for vulvovaginal atrophy: a pilot study. Climacteric. 2014 Aug;17(4):363-9. doi: 10.3109/13697137.2014.899347. Epub 2014 Jun 5.
  10. Yamasaki A, Ito H, Yusa J, Sakurai Y, Okuyama N, Ozawa R: Expression of heat shock proteins, Hsp70 and Hsp25, in the rat gingiva after irradiation with a CO2 laser in coagulation mode. J Periodontal Res. 2010 Jun;45(3):323-30. doi: 10.1111/j.1600-0765.2009.01239.x. Epub 2009 Oct 9.
  11. Zerbinati N, Serati M, Origoni M, Candiani M, Iannitti T, Salvatore S, Marotta F, Calligaro A: Microscopic and ultrastructural modifications of postmenopausal atrophic vaginal mucosa after fractional carbon dioxide laser treatment. Lasers Med Sci. 2015 Jan;30(1):429-36. doi: 10.1007/s10103-014-1677-2. Epub 2014 Nov 20.
  12. Zhong HL, Wang ZM, Yang ZJ, Zhao F, Wang B, Wang ZC, Liu PN: Effect of basic fibroblast growth factor and transforming growth factor β1 on the healing of reconstructed dura by carbon dioxide laser soldering in minipigs. Chin Med J (Engl). 2012 Feb; 125(4):611-6.

     
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