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Kompressionstherapie

Die Kompressionstherapie mit Stützstrümpfen und anderen Bandagen ist eine Therapieform, die durch lokalen Druck auf das venöse Beingefäßsystem zu einer Steigerung der Fließgeschwindigkeit des Blutes führt. Sie ist eine der wichtigsten therapeutischen Maßnahmen bei der Behandlung von Venenerkrankungen in der Phlebologie (medizinisches Fachgebiet, das sich mit der Erkennung und Behandlung von Gefäßerkrankungen beschäftigt).
Die Kompressionstherapie wird auch bei Lymphabflussstörungen sowie bei Operations- und Verbrennungsnarben eingesetzt. Neben den medizinischen Stützstrümpfen gibt es Kompressionsverbände, medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe und die sogenannte intermittierende pneumatische Kompression auf die hier nur kurz eingegangen wird.

Das Verfahren

Im Zentrum der Behandlung mit der Kompressionstherapie steht meist die untere Extremität, da es hier zu Erkrankungen kommt, die unter anderem durch die Schwerkraft begünstigt werden. Hierzu gehören sowohl Veränderungen der venösen Gefäße, die oft auf eine Venenklappeninsuffizienz (Venenklappenschwäche) zurückzuführen sind, als auch Ödeme (Wasseransammlungen im Gewebe). An der oberen Extremität kann es z. B. nach einer Brustkrebsoperation mit Ausräumung der Lymphknoten zu einer Lymphstauung und damit zu einem Lymphödem kommen, das mithilfe einer Kompressionstherapie behandelt werden kann. Außerdem ist die Kompressionstherapie bei der postoperativen Versorgung der Patienten nach einem chirurgischen Eingriff am Venensystem unverzichtbar.

Vor allem die Venenklappeninsuffizienz führt zu einem Rückstau des venösen Blutes in den Beinen. Diese Stase vermindert den Blutrückstrom zum Herzen, verursacht sekundär Ödeme und erhöht die Thrombosegefahr. Eine Thrombose ist ein kompletter oder teilweiser Verschluss eines arteriellen oder venösen Gefäßes durch eine intravasale (innerhalb des Gefäßes) Blutgerinnung. Die Gefahr einer Thrombose in den tiefen Beinvenen ist unter anderem eine Thromboembolie (ein Blutgerinnsel, das sich aus einem herznahen venösen Gefäß löst und über den Blutkreislauf z. B. bis in die Lungengefäße gelangt, dort die wichtige Blutzufuhr unterbrechen kann und zu einer Lungenembolie führt). Die Kompressionstherapie wirkt diesem Prozess entgegen und kann sowohl prophylaktisch als auch therapeutisch eingesetzt werden.

Folgende Wirkungen sind der Kompressionstherapie zuzuschreiben:

  • Erhöhung des Gewebedrucks – führt zur verstärken Rückresorption von Ödemen
  • Kompression oberflächlicher Venen
  • Beschleunigung des venösen Blutflusses
  • Verminderung des venösen Durchmessers
  • Verstärkung der Muskelpumpe – die Muskelpumpe trägt maßgeblich zum Rücktransport des venösen Blutes zum Herzen bei
  • Wirkung auf die fibrinolytische Funktion (Fibrinspaltung bzw. Auflösung von Blutgerinnseln) des Endothels (die Oberfläche der Gefäße wird als Endothel bezeichnet;sie besitzt die Eigenschaft, der Bildung von Blutgerinnseln entgegen zu wirken)

Im Folgenden werden die Varianten der Kompressionstherapie aufgezeigt:

  • Kompressionsverbände – Diese Verbände werden auch zur Vor- und Nachbehandlung in der Venenchirurgie eingesetzt. Aufgrund der unterschiedlichen Materialeigenschaften sollte der behandelnde Arzt mit den Varianten der Verbände vertraut sein: Es gibt halbstarre Verbände (Zinkleimbinde), elastische Verbände (aus Viskose, Baumwolle und Polyamid) und Klebe- und Haftverbände, die als Wechselverbände und Dauerverbände verwendet werden.
  • Medizinische Kompressionstrümpfe – Diese Strümpfe üben eine konzentrischen Druck auf das Bein aus, der von distal (rumpffern) nach proximal (rumpfnah) abnimmt. Sie weisen einen kontrollierten Druck von mindestens 15 mmHg im Fesselbereich auf und werden eingesetzt, um die pathologischen (krankheitsbedingten) Umstände der Venenerkrankungen zu verbessern oder zumindest eine Verschlechterung zu verhindern. Außerdem werden die Strümpfe bei Verbrennungen und zur Narbenbehandlung benutzt. Die Strümpfe können nach Kompressionsklassen unterschieden werden:
    - Klasse I. – Kompressionsdruck im Fesselbereich von 18-21 mmHg bei beginnendem Venenleiden
    - Klasse II. – Kompressionsdruck im Fesselbereich von 23-32 mmHg bei Stammvarikosen (Krampfadern) und PTS (postthrombotisches Syndrom)
    - Klasse III. – Kompressionsdruck im Fesselbereich von 34-46 mmHg bei Lip- und Lymphödem und PTS
    - Klasse IV. – Kompressionsdruck im Fesselbereich von > 49 mmHg bei schwerem Lymphödem
  • Medizinische Thromboseprophylaxestrümpfe – Diese Strümpfe werden zur Risikominimierung der Phlebothrombose (Blutgerinnsel in den tiefen Beinvenen) bei bettlägerigen Patienten eingesetzt. Sie dienen auch der prä-, intra- und postoperativen Thromboseprophylaxe sowie der Thromboseprophylaxe während der Schwangerschaft und nach der Geburt.
  • Stützstrümpfe – Stützstrümpfe sind im Handel frei erhältlich und dienen vor allem der Verbesserung des allgemeinen Wohlbefindens. Sie wirken schweren Beinen und hydrostatischen Ödemen (Beinschwellungen z. B. durch langes Stehen) ohne Krankheitswert vor.
  • Intermittierende pneumatische Kompression – Bei dieser Behandlung befindet sich die Extremität in einer Manschette, die von außen Überdruck in rhythmischer Abfolge aufbaut. Dies bewirkt eine mechanische Austreibung von Ödemen und beschleunigt den Blutfluss. Die Kompression wird zur Thromboseprophylaxe, bei Ödemen und auch bei der peripheren arteriellen Verschlusskrankheit eingesetzt.

Die Kompressionstherapie wird eingesetzt bei:

  • chronischer venöser Insuffizienz (CVI)/Leitveneninsuffizienz – die Venen sind nicht mehr in der Lage, das Blut ausreichend zum Herzen zurück zu befördern
  • Lymphödem – die Lymphflüssigkeit kann nicht mehr abfließen und Wasser sammelt sich im Gewebe
  • Lipödeme – schmerzhafte Schwellungen des Fettgewebes
  • Ödemen während der Schwangerschaft
  • Ödemen bzw. Stauungszeichen bei Immobilität (z. B. Bettruhe)
  • postoperativen und posttraumatischen Ödemen
  • zyklisch-idiopathischen Ödemen – Wasseransammlungen unbekannter Genese
  • nach venenchirurgischen Eingriffen
  • primärer Varikose – degenerative Wanderkrankung der epifaszialen, intrafaszialen und transfaszialen Venen der Beine (Bindegewebeschwäche)
  • sekundärer Varikose – ausgedehnte Bildung von Varizen als Folge einer anderen Venenerkrankung
  • tiefer Beinvenenthrombose (TVT)
  • Zustand nach Thrombose
  • Postthrombotischem Syndrom – dauerhafter Folgeschaden nach einer Thrombose im tiefen Venensystem
  • Thrombophlebitis – akute Thrombose der oberflächlichen Venen mit Entzündung
  • Thromboseprophylaxe (vorbeugende Maßnahmen gegen Thrombose; z. B. postoperativ, Langstreckenflug etc.)
  • ausgeheilter Phlebitis (Venenentzündung)
  • Ulkusprävention – im Rahmen einer schweren Erkrankung der Venen kann eine offene, schlecht heilende Wunde auftreten (Ulkus genannt)
  • Varizen während der Schwangerschaft

Ihr Nutzen

Die Kompressionstherapie mit Stützstrümpfen und anderen Bandagen gehört heute zur Standardtherapie bei venösen Erkrankungen und ist nach venenchirurgischen Eingriffen unverzichtbar.

Literatur

  1. Venenchirurgie: Leitfaden für Gefäßchirurgen, Angiologen, Dermatologen und Phlebologen; Wolfgang Hach; Schattauer Verlag 2007

 


     
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