In-vitro-Maturation (IVM)

Die In-vitro-Maturation (IVM) ist eine Technik der extrakorporalen Befruchtung, d. h. sie erfolgt außerhalb des menschlichen Körpers. Die IVM verlagert die Follikelreifung in vitro (Eizellreifung im Reagenzglas).

Das Verfahren vermeidet Nebenwirkungen und Risiken der Hormontherapie.

Die In-vitro-Maturation wird im Regelfall in Kombination mit einer In-vitro-Fertilisation (IVF; lat. „Befruchtung im Glas“) angeboten.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Frauen mit positiver Anamnese, d. h. mit ovariellem Hyperstimulationssyndrom (OHSS) in einer zurückliegenden Stimulation (Eizellreifungtherapie)
  • Frauen mit polyzystischem Ovarsyndrom (PCO-Syndrom; PCOS)
  • Patientinnen mit einem begrenzten Zeitfenster vor einer zytotoxischen (zellschädigende) Therapie bei malignen (bösartigen) Erkrankungen als fertilitätskonservierende Maßnahme bei Patientinnen mit einem PCOS bzw. hohem antralen Follikel-Count (AFC; Anzahl der kleinen, sog. „antralen“ Follikel)
  • Patientinnen, die Low-/Non-Responder (unzureichende Follikelbildung/Eizellbildung unter Gonadotropinstimulation) mit gutem Anti-Müller-Hormon (AMH) bzw. hohem AFC sind (diskussionswürdig)

Bei polyzystischem Ovarsyndrom besteht ein erhöhtes Risiko, dass durch die Gonadotropinstimulation ein OHSS entsteht. Des Weiteren kann durch IVM dabei vermieden werden, dass eine überdurchschnittlich hohe Zahl unreifer Oozyten (Eizellen) aspiriert wird.

Beachte: Auch Frauen unter 30 Jahren haben bei einer Stimulationstherapie ein erhöhtes Risiko für ein OHSS.

Das Verfahren

Heutzutage wird der IVM zumeist eine Kurzzeitstimulation mit Gonadotropinen (follikelstimulierendes Hormon (FSH) und luteinisierendes Hormon (LH)) in niedriger Dosierung vorgeschaltet oder es wird gänzlich auf eine Stimulation verzichtet.

Die Follikelpunktion (Eizellpunktion/Eizellen) der Ovarialfollikel (Eifollikel; "Eibläschen") erfolgt transvaginal ("durch die Scheide").

Der Inhalt der Ovarialfollikeln (Einheit aus Eizelle und den sie umgebenden Hilfszellen im Eierstock (Ovarium) und der darin befindlichen Eizellen wird kultiviert. Folgende Lösung kommt zum Ansatz: Patientenserum (Endkonzentration 0,1 ml/ml IVM-Medium). FSH (Endkonzentration 0,08 IU/ml IVM-Medium) und HCG (Endkonzentration 0,1 IU/ml IVM-Medium).
Die Lutealphase (Gelbkörper-Phase) wird mit 6 mg Östradiol oral ab Eizellgewinnung und 600 mg Progesteron vaginal ab der Eizellinsemination unterstützt.

Die so in-vitro gereiften Oozyten (Eizellen) werden dabei in typischer Weise mit dem Sperma (Samenzellen) des Mannes fertilisiert (befruchtet) und als Embryonen transferiert (Embryotransfer, ET).
Durchschnittlich werden international 4,3 Embryonen pro Behandlung transferiert.

Schwangerschaftsraten

Die Schwangerschaftsraten pro Zyklus liegen zwischen 15 und 48 % [1, 2].

Kindliche Entwicklung

Eine Auswertung von 138 internationalen Studien aus 16 dieser Studien mit den Daten von 1.000 Kindern bis zum zweiten Lebensjahr zur kindlichen Entwicklung nach In-vitro-Maturation ergab folgendes Bild [3, 4]:

  • reif geborene Kindern nach einer IVM: Geburtsgewicht lag im normalen Rahmen, es gab keine erhöhte Fehlbildungsrate und Frühgeburtenrate (im Vergleich zu anderen Reproduktionsverfahren wie etwa der In-vitro-Fertilisation)
  • Schwangerschaftsverlauf war ebenso unauffällig, mit Ausnahme vereinzelter Fälle von Bluthochdruck (Letzteres soll in Verbindung mit dem polyzystischem Ovarsyndrom stehen).

Bitte beachten Sie!

Die körperliche und psychische Gesundheit von Mann und Frau sowie eine gesunde Lebensweise sind wichtige Voraussetzungen für eine erfolgreiche Kinderwunschbehandlung.

Vor dem Beginn therapeutischer Maßnahmen sollten Sie in jedem Fall soweit möglich Ihre individuellen Risikofaktoren reduzieren!

Lassen Sie deshalb vor Beginn einer fortpflanzungsmedizinischen Maßnahme (z. B. IUI, IVF etc.) einen Gesundheitscheck und eine Ernährungsanalyse zur Optimierung Ihrer persönlichen Fertilität (Fruchtbarkeit) durchführen.

Literatur

  1. Benkhalifa et al.: Natural cycle IVF and oocyte in-vitro maturation in polycystic ovary syndrome: a collaborative prospective study. Reprod BioMed Online 2009;18:29-36 doi: 10.1016/s1472-6483(10)60421-x
  2. Shalom-Paz et al.: PCOS patients can benefit from in vitro maturation (IVM) of oocytes. Eur J Obstet Gynecol Reprod Biol 2012;165:53-56 doi: 10.1016/j.ejogrb.2012.07.001. Epub 2012 Jul 21.
  3. Roesner S et al.: Two-year development of children conceived by IVM: a prospective controlled single-blinded study. Human Reproduction, 2017; 32,6:1341-1350 doi: 10.1093/humrep/dex068.
  4. Strowitzki T et al.: Maternal and neonatal outcome and children’s development after medically assisted reproduction with in-vitro matured oocytes – a systematic review and meta-analysis. Hum Reprod Update. 2020 Dec 30;dmaa056. doi: 10.1093/humupd/dmaa056.

     
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