Medizinische Hypnosetherapie

Die medizinische Hypnosetherapie (Synonym: Hypnotherapie) wird als aufdeckende (analytische) Methode angewandt. Dabei werden verdrängte oder unterdrückte Erinnerungen wieder bewusst gemacht. Des Weiteren wird die medizinische Hypnosetherapie als stützende Therapie zur Umprogrammierung und Neuorientierung in der Psychotherapie eingesetzt.

Unter Hypnose versteht man ein Verfahren zur Erzeugung eines tranceartigen Bewusstseinszustandes. Es handelt sich um eine Art des Wachseins, jedoch sind die Sinnesorgane weniger aufnahmefähig.
Lediglich das Gehör ist nicht davon betroffen, sodass weiterhin Gespräche zwischen Arzt und Patient erfolgen können.

Anders als bei der „Showhypnose“ ist der Patient bei dieser Behandlung nicht willenlos, und kann nicht zu Handlungen gebracht werden, zu denen er nicht auch im Normalzustand bereit wäre.

Unter Hypnose werden in der Regel verstärkt Bilder wahrgenommen, ähnlich wie im Traum. In diesem Zustand tritt das sogenannte „Unterbewusstsein“ in den Vordergrund. Gleichzeitig treten körperliche Veränderungen auf. Die Muskulatur entspannt sich, das Herz schlägt etwas langsamer und die Atmung wird ruhiger. Der Körper produziert weniger Stresshormone – er schaltet auf „Entspannung“.

Seit 2006 gilt die klinische Hypnose oder Hypnotherapie in Deutschland offiziell als eine wissenschaftlich fundierte, psychotherapeutische Methode [Deutsche Schmerzgesellschaft].

Aufgrund dieser Prozesse wird Hypnose von den meisten Patienten als Zustand der Tiefenentspannung empfunden. Das unter Hypnose Wahrgenommene wird intensiver erlebt als im Wachzustand.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Ängsten
  • Aufmerksamkeits-/Verhaltensstörungen und Hyperkinesien bei Kindern
  • Depression
  • Geburten und Geburtsvorbereitung
  • Operationen und Operationsvorbereitung [4]
  • Posttraumatische Störungen (PTS)
  • Persönlichkeitsstörungen
  • Psychosen
  • Psychosomatische Störungen
  • Reizdarmsyndrom (RDS) [2, 3]
  • Sexuellen Störungen
  • Schmerzen
  • Sucht und Abhängigkeit – z. B. Raucherentwöhnung
  • Zahnbehandlungen [1] – Angst, Schmerzen
  • Zwangsstörungen

Es werden zwei Formen der Hypnose unterschieden:

  • Direkte Hypnose: Trance-Induktion erfolgt beispielsweise durch Fixieren eines schwingenden Pendels, währenddessen erhält die hypnotisierte Person direkte Befehle, zum Beispiel zum Schlafen.
  • Indirekte Hypnose: Dabei wird die Trance durch Suggestion ("Traumreise") eingeleitet. Die hypnotisierte Person erhält keine direkten Befehle. Die Entspannung setzt durch bewusste Imagination ein. [Art der Hypnose im medizinischen Bereich]

Vor der Hypnosetherapie

  • Ein gutes Vertrauensverhältnis zwischen Patient und Hypnotiseur ist eine wichtige Voraussetzung für die Teilnahme an einer Hypnosetherapie.
  • Bildhafte Vorstellungskraft und Konzentrationsfähigkeit der zu hypnotisierenden Person ist wünschenswert. Dieses macht eine Hypnose einfacher und erfolgreicher.

Ablauf der Hypnose

Die Hypnose besteht aus drei Phasen:

  1. In der Einleitungsphase wird der Patient langsam und behutsam in den tranceartigen Zustand überführt.
  2. Während der Behandlungsphase kann nun der Behandler je nach gewünschtem Therapieziel mithilfe von Bildern, Suggestionen oder Fragetechniken mit dem Patienten arbeiten. Dies ist in der Regel bei der Behandlung psychischer Probleme der Fall.
    Bei der Hypnose zur Schmerzausschaltung finden keine solch tiefgehenden Gespräche statt.
    Je nach Ursache der Hypnosebehandlung kann diese Phase wenige Minuten bis zu einigen Stunden dauern. 
  3. An die Behandlung schließt sich die Reorientierungsphase an, in der der Patient langsam wieder in den Wachzustand geführt wird.

Im Regelfall wird die Hypnosetherapie als Einzeltherapie durchgeführt. Sie kann jedoch auch in Gruppensitzungen erfolgen.

Die Sitzungsdauer beträgt im Regelfall 45 Minuten.

Nach der Hypnosetherapie

Integration und Verarbeitung

Nach einer Hypnosetherapiesitzung ist ein wesentlicher Teil des Prozesses die Integration und Verarbeitung der während der Sitzung gemachten Erfahrungen. Patienten können neue Einsichten, veränderte Wahrnehmungen oder gelöste emotionale Blockaden erleben. Es ist wichtig, dass sie Zeit und Raum haben, diese Veränderungen zu reflektieren und zu verinnerlichen.

Nachbesprechung

Eine Nachbesprechung mit dem Therapeuten bietet dem Patienten die Gelegenheit, die in der Hypnose gemachten Erfahrungen zu besprechen und zu analysieren. Der Therapeut kann Hilfestellungen geben, wie die neuen Erkenntnisse in den Alltag integriert werden können und wie man mit eventuellen nachträglichen Reaktionen umgeht.

Selbstwahrnehmung und Achtsamkeit

Patienten werden oft angeleitet, auf Veränderungen in ihrem Verhalten, ihren Gedanken und Gefühlen in den Tagen nach der Hypnosetherapie zu achten. Achtsamkeitsübungen können helfen, diese Veränderungen bewusster wahrzunehmen und zu verstärken.

Umgang mit möglichen Reaktionen

Manche Patienten erleben nach der Hypnosetherapie vorübergehende Reaktionen wie erhöhte Emotionalität, Müdigkeit oder eine Periode verstärkter Selbstreflexion. Diese Reaktionen sind normalerweise harmlos und klingen nach kurzer Zeit ab. Patienten sollten über solche möglichen Reaktionen informiert werden und wissen, wie sie damit umgehen können.

Folgesitzungen

Bei Bedarf können weitere Hypnosetherapiesitzungen geplant werden, um den therapeutischen Prozess fortzusetzen oder zu vertiefen. Die Entscheidung über die Notwendigkeit weiterer Sitzungen wird in der Regel gemeinsam vom Therapeuten und Patienten getroffen, basierend auf dem Fortschritt und den individuellen Bedürfnissen des Patienten.

Die Phase nach der Hypnosetherapie ist entscheidend für den langfristigen Erfolg der Behandlung. Sie ermöglicht dem Patienten, die während der Hypnose initiierten Veränderungen zu festigen und in sein tägliches Leben zu integrieren.

Ihr Nutzen

Gesunden Menschen verschafft die Hypnose eine tiefe Entspannung, die ihnen Kraft und Wohlbefinden verleiht und sie für den Alltag stärkt.

Bei bestehenden psychischen und psychosomatischen Beschwerden trägt die Hypnose zu einer Ursachenfindung bei und kann so helfen, Probleme zu lösen und die Lebensqualität dauerhaft zu verbessern.

Ein weiterer Vorteil liegt in der sanften Ausschaltung der Schmerzwahrnehmung, was insbesondere für Patienten mit Allergien gegen Betäubungsmittel oder Angst vor Spritzen von Bedeutung ist.

Literatur

  1. Burghardt S et al.: Non-pharmacological interventions for reducing mental distress in patients undergoing dental procedures: Systematic review and meta-analysis. Journal of Dentistry, 2017 Nov 14. pii: S0300-5712(17)30272-5. doi: 10.1016/j.jdent.2017.11.005.
  2. Flik CE et al.: Efficacy of individual and group hypnotherapy in irritable bowel syndrome (IMAGINE): a multicentre randomised controlled trial. Lancet Gastroenterology & Hepatology published: November 22, 2018 doi:https://doi.org/10.1016/S2468-1253(18)30310-8
  3. Slomski A: Hypnotherapy Provides IBS Relief. JAMA. 2019;321(4):335. doi:10.1001/jama.2018.22028
  4. Holler M, Koranyi S, Strauss B, Rosendahl J: Efficacy of hypnosis in adults undergoing surgery: a meta-analysis of randomized controlled trials. Clin Psychol Rev 2021, 85: 102001. https://doi.org/10.1016/j.cpr.2021.102001

     
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