Heimdialyse
Heim-Dialysetraining für Heim-Hämodialyse und -Peritonealdialyse

Das Heim-Dialysetraining stellt sowohl für die Heim-Hämodialyse (HHD) als auch für die Heim-Peritonealdialyse ein wichtiges Instrument zur Verbesserung der Durchführungsqualität des jeweiligen Verfahrens dar, was in der Folge zu einer Verbesserung des Therapieerfolges beitragen soll. Außerdem soll durch die Durchführung der Hämodialyse oder Peritonealdialyse im eigenen Haushalt die Lebensqualität des betroffenen Patienten erheblich erhöht werden, indem der Zeitaufwand durch die nicht mehr notwendige Anreise zum zuständigen Dialysezentrum deutlich reduziert werden kann. Des Weiteren soll dem Patienten ermöglicht werden, das eigene Leben so normal wie möglich zu führen. Von wichtiger Bedeutung für die korrekte Durchführung eines Heim-Dialyseverfahrens ist die Unterstützung eines Partners beziehungsweise der eigenen Familie.

Training zur Heim-Hämodialyse

Die Nutzung der Hämodialyse im eigenen Haushalt ist nur möglich, wenn sowohl der betroffene Patient als auch sein Partner über die Voraussetzungen zur korrekten Durchführung der Dialysebehandlung verfügen. Aufgrund dessen ist es unabdingbar, dass zur Vorbereitung und zur Anwendung der notwendigen Fähigkeiten eine Vorbereitungszeit in einem speziellen Dialysezentrum durchlaufen wird, die dazu dienen soll, den Patienten und seinen Partner zu schulen und zu prüfen, ob aus medizinischer und gegebenenfalls psychologischer Sicht eine Heimbehandlung zu leisten ist. Um eine einheitliche Dokumentation und ein vergleichbares Training zu erreichen, bedarf es eines standardisierten Ausbildungskataloges.

Die Komponenten des standardisierten Ausbildungskataloges zur Durchführung der Heim-Hämodialyse:

Erster Trainingsabschnitt

  • Die ausreichende Vorbereitung bzw. Prüfung des zu verwendenden Materials und der notwendigen Geräte ist zu garantieren. Hierunter fallen unter anderem das Spülen des Dialysegerätes, der Test auf Desinfektionsmittelfreiheit und die Vorbereitung des für die Dialyse benötigten Materials. Des Weiteren muss sichergestellt werden, dass der Patient und sein Partner in der Lage sind, das Dialysegerät aufzubauen. Teil des Aufbaus ist beispielsweise das Anbringen des Blutschlauchsystems.
  • Vom Personal des betreuenden Dialysezentrums ist zusätzlich sicherzustellen, dass sowohl der betroffene Patient als auch der Partner ausreichend über die Dialysierlösung informiert sind. Hier ist unter anderem das Wissen über notwendige Elektrolytkonzentrationen zu überprüfen. Außerdem soll ein adäquates Wissen über physikalische Parameter wie die Leitfähigkeit, den Transmembrandruck (TMP), sowie über allgemeine Aspekte der Hygiene bei der Dialyse vorliegen.
  • Auch die Bedeutung verschiedener physiologischer Parameter sollte zur Durchführung der Heim-Hämodialyse bekannt sein. Als Beispielparameter können der Blutdruck, die Körpertemperatur, der Puls, das Trockengewicht und die Restdiurese, die notwendige beziehungsweise erlaubt Trinkmenge und die Diätvorschriften genannt werden.
  • Um eine optimale Funktion der Hämodialyse erreichen zu können, muss bekannt sein, wie das Anschließen an die Dialyse und die Einstellung der Ultrafiltrationsmenge vorgenommen werden sollte. Auch das Festhalten der Dialysedaten in Wochen- und Monatsprotokollen muss für den Betroffenen möglich sein. Zudem sollte der Patient in der Lage sein, die Maschine überprüfen zu können. Von entscheidender Bedeutung ist das Punktieren durch den Partner oder den Patienten selbst.
  • Damit die Dialyse vom Patienten richtig beendet werden kann, muss bekannt sein, wie die Rückgabe des Blutes, die Entfernung der Punktionskanülen, die Versorgung von Punktionsstellen und die Reinigung des Dialysegerätes durchzuführen sind.
  • Auch über den für die Dialyse notwendigen Gefäßzugang sollte der Nutzer des Dialysegerätes über ausreichend viele und fundierte Informationen verfügen. Des Weiteren sollten auch Komplikationsmöglichkeiten bei Fisteln bekannt sein.

Zweiter Trainingsabschnitt

  • Die Laborwerte und die harnpflichtigen Substanzen sollten benannt und vom vorliegenden Wert her eingeordnet werden können.
  • Des Weiteren sollte der Patient in der Lage sein, die einzelnen Gerätefunktionen samt Einstellung, Bedeutung und Kontrolle erklären zu können.

Dritter Trainingsabschnitt

  • Der Patient muss die Fähigkeit besitzen, die Heparinisierung (Behandlung mit Heparin zur Gerinnungshemmung) durch Abnahme einer Blutprobe zur Gerinnungsbestimmung überprüfen zu können. Auch die Behebung möglicher Zwischenfälle muss ausreichend trainiert und später überprüft werden.
  • Um die Sicherheit des Patienten während der Hämodialyse zu verbessern, muss eine Aufklärung über das Verhalten bei zum Beispiel einem Blutdruckabfall oder -anstieg, bei Muskelkrämpfen oder gar bei einer Luftembolie erfolgen. Auch das Wissen zur Verhinderung einer Hyperkaliämie (Kaliumüberschuss) muss beim Patienten vorhanden sein.

Vierter Trainingsabschnitt

  • In diesem Trainingsabschnitt liegt der Schwerpunkt auf der Vermittlung der Informationen, wie beispielsweise die Berechnung der Wasseraufbereitung und die Materialbestellung und -lagerung durchgeführt werden können.

Fünfter Trainingsabschnitt

  • Im letzten Abschnitt erfolgt die Wiederholung aller Trainingsabschnitte, sodass im Anschluss die Vorbereitung der ersten Heimdialyse realisiert werden kann. Außerdem erfolgt eine Besprechung sowohl über die medizinische als auch die pflegerische Betreuung. 

Training zur Heim-Peritonealdialyse

  • Begonnen wird mit der Vorbereitung zum korrekten Verhalten bei der Durchführung der Heim-Peritonealdialyse am vierten Tag nach der Implantation. Das Fachpersonal des Dialysezentrums leitet den Patienten an, wie zum Beispiel ein Beutelwechsel durchgeführt wird. Da jedoch der Umgang mit der Peritonealdialyse zu Beginn des Trainings als relativ schwierig zu beurteilen ist, wird der Patient zuerst unter Anleitung an einer Übungsschürze trainiert. Damit soll gewährleistet werden, dass sowohl der Patient als auch sein Katheter geschützt werden.
  • Während des Trainings werden die Beutelwechsel für die Dialysebehandlung durch das Personal durchgeführt. Man beginnt hier mit einem kleinen Füllvolumen, sodass eine langsame Gewöhnung an das applizierte Volumen in der Bauchhöhle erfolgen kann. Dies führt gleichzeitig zu einer guten Einheilung des Katheters. Bis zum Zeitpunkt der Entlassung wird das applizierte Volumen kontinuierlich gesteigert.
  • Damit eine bakterielle Kontamination der Apparatur verhindert werden kann und so das Risiko einer Peritonitis (Bauchfellentzündung) minimiert werden kann, sollten diverse Hygieneregeln beim Gebrauch der notwendigen Geräte beachtet werden. Von wichtiger Bedeutung ist unter anderem, dass der Beutelwechsel zu Hause ausschließlich an einem sauberen, abgeschlossenen Ort erfolgen sollte. Um das Kontaminationsrisiko weiter zu senken, sollte die Peritonealdialyse nie ohne Mundschutz begonnen werden. Weiterhin ist darauf zu achten, dass die benötigte Arbeitsfläche nicht verschmutzt und ausreichend desinfiziert werden sollte. Neben der Desinfektion des Arbeitsplatzes sollte auch gewährleistet sein, dass die Hände vor der Dialysebehandlung desinfiziert worden sind. Es muss keine zusätzliche Handwäsche zur Desinfektion erfolgen. Da durch die Desinfektion die Keimlast erheblich reduziert werden kann, jedoch keine Keimfreiheit zu erreichen ist, darf der Dialysepatient während des Beutelwechsels weder das geöffnete Überleitungssystem noch den geöffneten Beutelanschluss berühren.
  • Um Infektionen an der Austrittstelle des Katheters vorzubeugen, bedarf es einer speziellen Körperpflege, die an die Dialysebehandlung angepasst wird. Teil dieser speziellen Körperpflege ist das tägliche Duschen, wobei beachtet werden muss, dass der Verband zu Beginn der Hygienemaßnahme entfernt werden muss. Ist dies geschehen, so sollte der Patient die  Austrittstelle des Katheters auf Besonderheiten begutachten. Um eine Veränderung der Lage des Peritonealdialysegerätes zu verhindern, sollte die Austrittstelle des Katheters möglichst immer ohne Berührung bleiben. Diese Stelle darf nur mit sterilen Kompressen trockengetupft werden. Ist die gereinigte Austrittstelle des Katheters nicht reizlos, so muss sie mittels einer sterilen Kompresse abgedeckt werden. Im Anschluss hieran wird die Kompresse wird mit mehreren Pflasterstreifen fixiert.
  • Damit eine Heimperitonealdialyse den gleichen oder einen verbesserten Therapieerfolg aufweisen kann, ist es notwendig, dass verschiedene Kontrollen regelmäßig zu Hause durchgeführt werden. Ähnlich dem Training zur Heim-Hämodialyse muss auch der Patient, der eine Peritonealdialyse-Behandlung erhält, in der Erkennung und Behandlung von Komplikationen geschult werden. Als Beispiel hierfür ist eine Verfärbung des Dialysats zu nennen, welche das Zeichen verschiedener Komplikationen sein kann. Jedes ausgelaufene Dialysat muss auf Klarheit geprüft werden. Um den Patienten eine Vergleichsmöglichkeit geben zu können, ist das Dialysat mit der Farbe von klarem Apfelsaft gegenüberzustellen. Wird nun bei diesem Vergleich eine Trübung sichtbar, so könnte dies ein Anzeichen für die Entstehung einer Peritonitis (Bauchfellentzündung) sein. In diesem Fall ist zu beachten, dass eine Peritonitis ohne zeitliche Verzögerung ausgeschlossen und bei einer Bestätigung direkt behandelt werden muss. Allerdings muss neben der Entzündungsreaktion als Grund für eine Trübung auch an eine Proteinurie (erhöhte Ausscheidung von Eiweiß mit dem Urin) gedacht werden. Um diesen Verdacht diagnostisch abzuklären, sollte der Patient auf Fibrinfäden achten. Sollte eine rötliche Verfärbungen im Dialysat erkannt werden, so muss eine Blutbeimengung befürchtet werden, was eine rasche Abklärung nach sich ziehen muss.

Literatur

  1. Möller MJ, Heidenreich S, Gladziwa U, Floege J: Alltagsprobleme im Umgang mit terminal niereninsuffizienten Patienten. Der Internist. 2007. 48:795-803
  2. Nowack R: Dialyse und Nephrologie für Fachpersonal. Springer Verlag 2009
  3. Hörl W: Dialyseverfahren in Klinik und Praxis: Technik und Klinik. Georg Thieme Verlag 2003
  4. Keller C: Praxis der Nephrologie. Springer Verlag 2010
  5. Käsbauer A.: Qualitätsmanagement in der Dialyse. Dialyse aktuell. 2009. 13:30-35

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Versorgung von Patienten mit chronischer nicht-dialysepflichtiger Nierenerkrankung in der Hausarztpraxis. (AWMF-Registernummer: 053 - 048), Juni 2019 Kurzfassung Langfassung

     
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