Bei der transkutanen elektrischen Nervenstimulation (TENS, TNS, TENS-Therapie; engl.: transcutaneous electrical nerve stimulation) handelt es sich um eine elektromedizinische Reizstromtherapie zur Schmerzbehandlung.
Indikationen (Anwendungsgebiete)
- Degenerative Erkrankungen des Skelettsystems (Abnutzung bzw. Überlastung des Skelettsystems)
- Herpes zoster-Neuralgie (Synonym: Zoster-Neuralgie; extrem starke Nervenschmerzen als Folge einer Gürtelrose)
- Lumbago (Hexenschuss)
- Neuralgien (Nervenschmerzen)
- Phantomschmerz
- Rheumatische Erkrankungen
- Schmerzen durch angeborene oder erworbene Fehlbildungen des Bewegungsapparates
- Schmerzen im Rahmen einer Krebserkrankung
- Schmerzen im Rahmen von Durchblutungsstörungen
- Sportverletzungen
Kontraindikationen (Gegenanzeigen)
- Geschädigte Haut (dort sollten keine Elektroden platziert werden)
- Epilepsie
- Herzschrittmacher
Das Verfahren
Bei der transkutanen elektrischen Nervenstimulation werden in einem kleinen Gerät elektrische Impulse erzeugt, die dann mittels Elektroden auf den Körper an die schmerzende Stelle übertragen werden.
Vier Mechanismen werden als Erklärung der analgesierenden Wirkung (Wirkung, die die Schmerzempfindung aufhebt bzw. unterdrückt) der transkutane elektrische Nervenstimulation herangezogen:
- Die elektrischen Impulse stimulieren schmerzhemmende Botenstoffe, sogenannte Neurotransmitter (Endorphine, Encephaline), die vermehrt ausgeschüttet werden. Diese blockieren im Nervensystem die Rezeptoren, an denen sich andernfalls schmerzauslösende Botenstoffe anlagern würden.
- Durchblutungsfördernde, gefäßerweiternde Substanzen wie beispielsweise vasoaktives intestinales Polypeptid (VIP-Hormon) werden ebenfalls vermehrt gebildet.
- Schmerzhemmende Systeme im Rückenmark (Interneurone) werden aktiviert, dadurch wird die Übertragung von Schmerzimpulsen blockiert.
- Impulsweiterleitung peripherer (außerhalb des Rückenmarks und des Gehirns liegender) Nerven wird durch elektrische Hemmvorgänge blockiert.
In allen genannten Fällen erhöhen die elektrischen Impulse die Schmerzschwelle.
Am besten belegt ist eine Frequenz der Impulse von 80 Hz, damit lässt sich die Schmerzschwelle bis zu 20 % anheben.
Mit dieser Methode lassen sich oftmals Schmerzmedikamente einsparen oder reduzieren und somit sinkt die Gefahr schwerer Nebenwirkungen.
Wichtig für die korrekte Anwendung sind die richtige Elektrodengröße, die passende Platzierung der Elektroden und die richtige Einstellung der Stromfrequenz. Studien haben ergeben, dass auch eine Platzierung der Elektroden weit entfernt von der schmerzenden Stelle zu einer Schmerzlinderung führt, die jedoch geringer ausfällt als die Schmerzlinderung bei einer Elektrodenplatzierung nahe der Schmerzquelle.
Je nachdem, wo der Schmerz liegt, werden verschiedene Anordnungen der Elektroden angegeben.
Die Dauer einer Behandlung liegt im Allgemeinen bei etwa 30 Minuten pro Sitzung. Da der Erfolg meist nur wenige Stunden anhält, wird häufig mehrmals pro Tag behandelt. Bei akuten Erkrankungen klingen die Beschwerden meistens schnell ab. Bei chronischen Erkrankungen muss jedoch meist eine Heimbehandlung erwogen werden.
Das TENS-Gerät ist nach einer Einweisung durch den behandelnden Arzt einfach und gefahrlos anzuwenden.
Durch die Anwendung des TENS-Gerätes können in vielen Fällen Schmerzen ohne Nebenwirkungen verringert oder gar bekämpft werden. Das TENS-Gerät lässt sich mit Medikamenten und anderen schmerzbekämpfenden Maßnahmen gut kombinieren.
Mögliche Komplikationen
Komplikationen sind aufgrund der sehr guten Verträglichkeit der TENS-Therapie nur selten zu beobachten:
- strombedingte Hautirritationen
- Hautirritationen durch Unverträglichkeit des Elektroden-Kontaktgels
Weitere Hinweise
- TENS lindert bei arthrosebedingten Knieschmerzen den Schmerz nicht besser als eine Schein-TENS [1].
Literatur
- Reichenbach S et al.: Effect of transcutaneous electrical nerve stimulation (TENS) on knee pain and physical function in patients with symptomatic knee osteoarthritis: the ETRELKA randomized clinical trial. Osteoarthritis Cartilage 2021; https://doi.org/10.1016/j.joca.2021.10.015