Wadenwickel

Wadenwickel sind eine traditionelle Methode zur Fiebersenkung, bei der durch Verdunstungskälte Wärmeenergie vom Körper abgezogen wird.

Wadenwickel haben eine lange Tradition in der Hydrotherapie, die bis ins alte Ägypten, Griechenland und Rom zurückreicht. Hippokrates, bekannt als der Vater der Medizin, war einer der ersten, der verschiedene Formen von Wickeln zur Fieberbehandlung empfahl. Im Mittelalter wurden diese Praktiken von Mönchen und Nonnen fortgeführt. Im 19. Jahrhundert erlebte die Hydrotherapie durch die Arbeiten von Pionieren wie Vincenz Prießnitz und Sebastian Kneipp eine Renaissance, wobei Wadenwickel zu einem verbreiteten Mittel für die Fiebersenkung wurden.

Indikationen

  • Fiebersenkung: Insbesondere bei Temperaturen ab 39 °C, um das Befinden zu verbessern.

Kontraindikationen

  • Kalte Extremitäten: Wadenwickel sollten nicht angewendet werden, wenn die Beine oder der restliche Körper kalt sind.
  • Hauterkrankungen: Wie Ekzeme oder offene Wunden im Bereich der Unterschenkel.
  • Periphere Durchblutungsstörungen: Bei Patienten mit schlechter Durchblutung der Beine.
  • Allergien oder Überempfindlichkeit gegen Materialien der Wickel.

Vor der Therapie

  • Überwachung: Beobachtung der Körpertemperatur und des Allgemeinbefindens.
  • Hydration: Sicherstellen einer angemessenen Flüssigkeitsaufnahme, besonders bei fieberhaften Erkrankungen.
  • Trocknen der Haut: Nach Entfernung der Wickel die Haut trocknen, um Hautirritationen zu vermeiden.

Das Verfahren

  • Prinzip: Der Wadenwickel führt zum Abzug von Wärmeenergie in Form von Verdunstungskälte. Die Feuchtigkeit aus den Wickeln wird durch die Körperwärme verdunstet und entzieht so dem Körper die Wärme. Dadurch kann Fieber ab 39 °C innerhalb von 60-90 Minuten um 1 bis maximal 1,5 °C gesenkt werden. Eine raschere Absenkung belastet den Kreislauf zu sehr. Wenn die Körpertemperatur um ein Grad abgesenkt ist, wird die Anwendung beendet.
  • Vorgehen: Zwei Baumwolltücher (z. B. Handtücher) gut in lauwarmes Wasser tränken und nicht zu stark auswringen. Verwendet man zimmerwarmes (22 °C) oder sogar bis zu 30 °C warmes Wasser (es reicht völlig, wenn der Temperaturunterschied 10 °C beträgt), vermeidet man überdies das unnötige Erschrecken des Patienten/Kindes.
  • Anschließend die feuchten Tücher um die Unterschenkel wickeln. Beim Wickeln werden stets beide Waden getrennt eingepackt. Die Tücher sollten von den Fußgelenken bis kurz unter die Knie reichen. Die so gewickelten Beine zur Vermeidung einer Durchfeuchtung des Bettes auf einer saugenden oder wasserfesten Unterlage lagern.
  • Anwendungsdauer: Die Wadenwickel werden maximal 20-30 Minuten belassen (bei Kindern: Wickel alle fünf bis 15 Minuten erneuern), bis das Fieber um ein bis zwei Grad gesunken ist. Dabei werden die Beine auf keinen Fall zugedeckt.

Achtung!
Wadenwickel sind nur dann sinnvoll, wenn die Beine und auch der restliche Körper warm sind. Bei kalten Gliedern sollten sie auf keinen Fall angewendet werden.

Es sollte auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr (nach der Faustregel: bei jedem Grad Körpertemperatur über 37 °C zusätzlich 0,5-1 Liter pro °C) geachtet werden, da es im Verlauf einer fieberhaften Erkrankung zu starken Flüssigkeitsverlusten kommt. Am besten geeignet sind Tees.

Nach der Therapie

  • Entfernen der Wickel: Nach der vorgegebenen Zeit (maximal 20-30 Minuten, bei Kindern eventuell früher) die Wickel vorsichtig entfernen.
  • Hautpflege: Die Haut der Unterschenkel trocken tupfen, um Feuchtigkeit zu entfernen und Hautirritationen zu vermeiden.
  • Körpertemperatur überwachen: Regelmäßige Kontrolle der Körpertemperatur, um den Erfolg der Fiebersenkung zu beurteilen.
  • Beobachtung des Allgemeinbefindens: Auf Anzeichen einer Verbesserung oder Verschlechterung des Zustands achten.
  • Flüssigkeitszufuhr: Weiterhin auf eine ausreichende Flüssigkeitsaufnahme achten, um die durch das Fieber verursachten Flüssigkeitsverluste auszugleichen.
  • Wiederholung bei Bedarf: Falls das Fieber nicht ausreichend gesenkt wurde und keine Kontraindikationen vorliegen, kann der Wadenwickel nach einer Pause erneut angewendet werden.
  • Ruhe und Komfort: Dem Patienten ermöglichen, sich in einer komfortablen Umgebung auszuruhen.

Mögliche Komplikationen

Frühkomplikationen

  • Unterkühlung: Insbesondere bei zu langer Anwendung oder zu kühlen Wickeln.
  • Hautirritationen: Leichte Reaktionen auf die Feuchtigkeit oder das Wickelmaterial.

Spätkomplikationen

  • Verminderte Durchblutung: Bei längerer Anwendung, insbesondere bei Patienten mit Durchblutungsstörungen.
  • Erhöhte Fieberreaktion: In seltenen Fällen kann der Körper mit einer erhöhten Temperatur reagieren.

Wadenwickel sind eine sanfte und natürliche Methode zur Fiebersenkung, die jedoch richtig angewendet werden muss. Die Beurteilung der Körpertemperatur und des Allgemeinbefindens des Patienten vor und nach der Anwendung ist wesentlich, um eine sichere und effektive Behandlung zu gewährleisten.

Es ist wichtig, dass Wadenwickel als Teil eines ganzheitlichen Fiebermanagements betrachtet werden. Sie sollten in Kombination mit anderen Maßnahmen wie ausreichender Ruhe, angemessener Flüssigkeitszufuhr und bei Bedarf medizinischer Betreuung eingesetzt werden. Im Falle einer Verschlechterung des Zustands oder anhaltend hohem Fieber sollte medizinische Hilfe in Anspruch genommen werden.