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Wärmetherapie

Die Wärmetherapie ist ein thermotherapeutisches Verfahren und gehört zur Gruppe der physikalischen Medizin. Die Wärmetherapie macht sich die Reaktionen von Haut, Unterhaut und tieferen Geweben auf die Wärmeeinwirkung zunutze, um ihre heilende Wirkung zu entfalten. Die äußerliche Anwendung von Wärme, die durch Leitung, Konvektion oder Strahlung über verschiedene Wärmeträger erfolgt, ist ein therapeutisches Verfahren, das schon seit Jahrhunderten praktiziert wird.

Das Verfahren

Die Wirkung der Wärme wird unter anderem über Thermorezeptoren (Sinneszellen, die Wärme registrieren und dem Gehirn melden damit die Empfindung in das Bewusstsein tritt) vermittelt. Durch die Stimulation kommt es zu reflektorischen Effekten, die über nervale Verbindungen zwischen den Rezeptoren z. B. der Haut und dem Organsystem  übertragen werden (sogenannte cuti-viscerale bzw. konsensuelle Reaktionen). Dadurch kann die Wärme sowohl oberflächliche als auch tiefer gelegene Strukturen erreichen. Die Wirkungen der Wärmetherapie sind individuell vom Reaktionsverhalten des Patienten abhängig. Dazu gehören folgende Faktoren:

  • Alter
  • Konstitution
  • Geschlecht
  • Krankheitsaktivität
  • Kälte- oder Wärmetyp

Neben der Beeinflussung von nervalen Verbindungen hat die Therapie vor allem einen durchblutungsfördernden und stoffwechselaktivierenden Effekt. Die Wärmetherapie wirkt somit auf verschiedenen Wegen:

  • Verringerung des Muskeltonus – Entspannung der Muskulatur
  • Verbesserung der Dehnbarkeit des Bindegewebes
  • Abnahme von Gelenksteifigkeit
  • Senkung des peripheren Widerstands – Steigerung der Durchblutung durch Verringerung des Gefäßwiderstandes
  • Senkung des Blutdrucks
  • Steigerung des Stoffwechsels – durch die erhöhte Temperatur kommt es zu einer Intensivierung biochemischer Aktivitäten
  • Beruhigung und tiefere Atmung
  • Linderung von Schmerzen

Die Wärmetherapie kann auf vielfältige Art und Weise appliziert werden. Die unterschiedlichen Anwendungsformen unterscheiden sich durch das physikalische Prinzip, das für die Wärmeübertragung verantwortlich ist. Das Prinzip der Wärmeleitung (Konduktion) findet bei Wärmepackungen Anwendung. Auch die Wärmekapazität der sogenannten Peloide stellt eine wirkungsvolle Variante dar. Peloide (griech. pelos – weicher Schlamm) sind Materialien wie Ton oder Lehm, die ebenfalls als Packungen aufgelegt werden. Die Wärmeströmung (Konvektion) durch ein heißes Bad und die Wärmestrahlung in Form von Infrarotstrahlung sind weitere Möglichkeiten der Wärmeapplikation. Die Applikationsformen der Wärme werden den Bedürfnissen des Patienten entsprechend ausgewählt. Folgende Möglichkeiten stehen zur Verfügung:

  • Peloide – Heilerde, Moor, Mergel, Sand, Lehm, Löß und Fango werden meist als Packungen aufgelegt. Die Temperatur liegt bei ca. 43-45°C und die Einwirkzeit bei etwa 20-30 Minuten.
  • Packungen und Kompressen:
    - Heublumensack – Das Heublumensäckchen wird mit Wasserdampf erhitzt und auf die zu behandelnde Stelle aufgelegt.
    - Kartoffelbreipackung – Heiße, gekochte, zerdrückte Kartoffeln werden in ein Leinentuch eingeschlagen und aufgelegt.
    - Leinsamensäckchen – Gekochte, heiße Leinsamen werden ca. 5 Minuten in einem Säckchen aufgelegt.
    - Senfmehlpackungen – Schwarzes Senfmehl wird mit heißem Wasser aufgegossen und als Kompresse aufgelegt.
    - Zwiebelumschläge
    - Weißkohlblätterauflagen
    - Kamillenkompressen
    - Heiße Rolle – Frottiertücher werden eingerollt, mit kochend-heißem Wasser aufgegossen, mit einem trockenen Tuch umwickelt und aufgelegt.
    - Decken, Umwickelungen

  • Balneotherapie – Bädertherapie, die auf der Anwendung von Heilwässern (Tinkturen), Heilpeloiden und Inhalationen beruht.
  • Hydrotherapie – Der Patient nimmt heiße Bäder.
  • Wärmestrahlung – Infrarottherapie, Hochfrequenztherapie, Kurzwellentherapie, Mikrowellentherapie
Die Wärmetherapie ist sinnvoll bei:
  • Allgemeine Erregbarkeit
  • Arthrosen (Gelenkverschleiß)
  • chronisch schmerzhafte Prozesse
  • chronisch entzündliche Prozesse
  • degenerative Prozesse
  • Hypertonie (Bluthochdruck)
  • Lumbago – Hexenschuss, plötzliche intensive Schmerzen meist im Bereich der Lenden
  • Muskelverkürzungen
  • Myogelosen – knotenartige oder wulstförmige, klar umschriebene Verhärtungen in der Muskulatur (umgangssprachlich auch als Hartspann bezeichnet)
  • Myalgien – diffuser oder lokalisierter Muskelschmerz
  • Postakute Zustände nach Operationen oder Traumata am Bewegungsapparat
  • Reizzustände des Gastrointestinaltraktes (Magen-Darm-Trakt) oder des Urogenitaltraktes (Harn- und Geschlechtsorgane)
  • Spondylose – bei der Spondylose greift die Veränderung von vorgeschädigten Bandscheiben auf die umgebenden knöchernen Anteile der Wirbelsäule über und führt so vor allem zu Randanbauten und Spornbildung an den Wirbelkörpern
  • Spondylarthrose – degenerative arthrotische Veränderungen der Wirbelsäule und der kleinen Wirbelgelenke
  • Tendopathie – entzündliche Veränderungen der Sehnen oder Sehnenscheiden
  • Rheumatische Erkrankungen der Weichteile

Ihr Nutzen

Die Wärmetherapie ist ein sehr vielfältig anwendbares Verfahren, das unter anderem Schmerzen lindern kann. Durch die unterschiedlichen Möglichkeiten der Wärmeapplikation kann dem Patienten eine individuelle, bedarfsgerechte Therapie zusammengestellt werden.


Literatur

  1. Nichtmedikamentöse Schmerztherapie: Komplementäre Methoden in der Praxis; Günther Bernatzky; Springer Verlag 2006
  2. Leitfaden Naturheilkunde; Methoden, Konzepte und praktische Anwendung; Hans Peter Bischoff; Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2007
  3. Klinikleitfaden Rheumatologie; Thomas Bitsch; Elsevier, Urban & Fischer Verlag 2001
  4. Ergotherapie. Vom behandeln zum Handeln: Lehrbuch für die theoretische und praktische Ausbildung; Clara Scheepers/ Peter Jehn; Georg Thieme Verlag 2006

     
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