Fußreflexzonentherapie

Die Fußreflexzonentherapie (Fußreflexzonenmassage) gehört zu den Naturheilverfahren. Es handelt sich um eine sehr alte Methode, die bereits von den indianischen Völkern in Amerika ausgeübt wurde. Um 1912 übernahm der amerikanische Arzt Dr. William Fritzgerald dieses Wissen und entwickelte es dahin gehend weiter, dass er den menschlichen Körper in 10 Längszonen unterteilte und jeder ein entsprechendes Areal am Fuß zuordnete. Die Fußreflexzonentherapie beruht also auf der Annahme, dass jedes Organsystem oder Körperteil über Nerven (kutiviszerale Verbindungen) bzw. Energieströme mit dem Fuß verbunden ist. Die gezielte Massage dieser sogenannten Reflexzonen gibt dem behandelnden Therapeuten über Störungen des Organismus Auskunft und ermöglicht eine direkte lindernde Einflussnahme.
Im weiteren Verlauf wurden die Reflexzonen von der amerikanischen Masseurin Eunice Ingham um drei Querlinien ergänzt und von Hanne Marquardt aus Deutschland seit 1958 stetig weiterentwickelt.

Zielsetzung und Wirkungsweise der Fußreflexzonentherapie

Zielsetzung

Die Fußreflexzonentherapie, ein Naturheilverfahren, basiert auf der Annahme, dass jeder Bereich des Fußes einem spezifischen Organ oder Körperteil zugeordnet ist. Die Hauptziele der Therapie umfassen:

  • Diagnose von Störungen: Durch die Massage der Reflexzonen können Rückschlüsse auf Dysfunktionen oder Störungen in den korrespondierenden Organen oder Körperbereichen gezogen werden.
  • Förderung der Selbstheilung: Die Stimulation spezifischer Reflexpunkte am Fuß soll die Selbstheilungskräfte des Körpers aktivieren und die allgemeine Gesundheit unterstützen.
  • Schmerzlinderung und Entspannung: Die Behandlung zielt darauf ab, Schmerzen zu reduzieren und eine tiefgehende Entspannung zu fördern, was sich positiv auf das Wohlbefinden des Patienten auswirkt.

Wirkungsweise

Die Fußreflexzonentherapie verwendet gezielte Drucktechniken auf bestimmte Bereiche der Füße, die den verschiedenen Organen und Körperteilen zugeordnet sind. Die Wirkungsweise umfasst:

  • Verbesserung der Durchblutung: Die Massage erhöht die Blutzirkulation in den entsprechenden Körperregionen, was zur Verbesserung der Organfunktion und zur schnelleren Elimination von Toxinen beiträgt.
  • Stimulation des Nervensystems: Durch die Aktivierung der Nervenbahnen kann die Therapie zur Regulierung und Normalisierung der Körperfunktionen beitragen.
  • Linderung von Blockaden: Die Behandlung kann dazu beitragen, energetische Blockaden zu lösen, was eine harmonisierende Wirkung auf den Körper und die Psyche des Patienten hat.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Dysmenorrhoe (Regelschmerzen, z. B. beim Prämenstruellen Syndrom (PMS))
  • Lymphatische Abflussstörungen (z. B. Ödeme – Wasseransammlung im Bindegewebe)
  • Statische muskuläre Fehlbelastungen oder degenerative Wirbelsäulen- und Gelenkveränderungen (z. B. Osteoporose (Knochenschwund), Arthritis (Gelenkentzündungen) oder Diskusprolaps (Bandscheibenvorfall)
  • Verdauungsbeschwerden (z. B. durch Gastritis (Magenschleimhautentzündung) oder Nahrungsmittelunverträglichkeiten)
  • Schmerzen (z. B. Kopfschmerzen)
  • Schwere degenerative Krankheiten (z. B. Morbus Bechterew (chronisch entzündliche rheumatische Erkrankung mit Schmerzen und Versteifung von Gelenken); Morbus Parkinson (Schüttellähmung); Multiple Sklerose (MS; chronisch-entzündliche Entmarkungserkrankung des zentralen Nervensystems); Paresen (Lähmungen)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Entzündungen im Venen- und Lymphbereich
  • Gangrän (Gewebsuntergang aufgrund einer Minderdurchblutung oder sonstiger Schädigung)
  • Hoch fieberhafte bzw. infektiöse Erkrankungen
  • Krankheiten, die operativ zu behandeln sind
  • Rheumatischen Erkrankungen (insbesondere der Fußgelenke)
  • Risikoschwangerschaften

Vor der Therapie

  • Anamnese: Erfassung der medizinischen Vorgeschichte und der aktuellen Beschwerden des Patienten.
  • Fußinspektion: Überprüfung der Füße auf Verletzungen, Hauterkrankungen oder andere Auffälligkeiten, die die Massage beeinflussen könnten.
  • Erwartungen klären: Besprechung der Ziele der Behandlung und Erklärung des Verfahrens.
  • Kontraindikationen prüfen: Insbesondere bei Fußverletzungen, schweren Herz-Kreislauf-Erkrankungen oder Infektionen ist Vorsicht geboten.

Das Verfahren

Die Massagetechnik unterscheidet sich je nach angestrebter Wirkung. Während der Daumen die Fußsohle behandelt, liegt der Zeigefinger dem Fußrücken auf. Es gibt zwei wesentliche Methoden:

  • Tonisierende Griffe: Es handelt sich um kreisende, schnelle Bewegungen mit Druck, die in ihrer Intensität zu- oder abnehmend sind. Ziel ist die Aktivitätssteigerung der zugeordneten Organbereiche.
  • Sedierende Griffe: Die betreffenden Regionen werden durch sanftes Kreisen gegen den Uhrzeigersinn oder durch gleichmäßiges Festhalten behandelt. Ziel ist die Beruhigung von vegetativ stark erregten Organsystemen.

Die aktuelle Einteilung der Fußreflexzonen sind sehr komplex. Eine überblickende Einteilung sieht wie folgt aus:

  • Zonen des Kopfes im Bereich der Zehen
  • Zonen des Brustkorbes und des Oberbauches im Bereich des Mittelfußes
  • Zonen des Bauch- und Beckenbereichs an den Fußwurzelknochen
  • Wirbelsäule an den medialen (innenseitigen) Anteilen der Längsgewölbe

Reflexzonen, in denen eine Störung vorliegt, werden als belastete Reflexzonen bezeichnet. Diese sind erkennbar durch:

  • lokale Schmerzen
  • vegetative Irritationen (z. B. verstärkte Schweißbildung am Körper oder an den Händen, Veränderung der Gesichtsfarbe oder Körpertemperatur, Beschleunigung der Atem- und Pulsfrequenz und Speichelfluss)
  • Palpationsbefunde (Tonusveränderungen der Muskulatur) 
  • statische Fehlformen im Quer- und Längsgewölbe des Fußes
  • Hautzeichen (Verhornungen, Schwielen, Verfärbungen oder Nagelfehlbildungen)
  • Schwellungszustände (lymphatische oder venöse Stauung)

Die Wirkung der Fußreflexzonentherapie begründet sich, wie auch die meisten anderen Naturheilverfahren, auf der Anregung der Selbstheilung des Körpers. Als Heilrisiken werden kurzfristige Reaktionen nach der ersten Behandlung des Patienten auf die Therapie bezeichnet. Es handelt sich um unangenehme, aber erwünschte Wirkungen wie z. B. das Aufflackern alter Beschwerden.

Die Behandlung sollte 3- bis 5-mal die Woche erfolgen und circa. 30 Minuten anhalten.

Nach der Therapie

  • Nachsorge: Empfehlungen zur Fußpflege und ggf. zum Tragen von bequemem Schuhwerk.
  • Hydratation: Hinweis auf ausreichende Flüssigkeitszufuhr nach der Massage.
  • Beobachtung von Reaktionen: Überwachung auf Anzeichen von Schmerzen oder Unwohlsein in den Füßen.
  • Weitere Termine: Planung von Folgebehandlungen, falls notwendig und hilfreich.

Mögliche Komplikationen

  • Schmerzen oder Unbehagen: Insbesondere, wenn Druckpunkte zu intensiv behandelt werden.
  • Hautreaktionen: Wie Rötungen oder Blutergüsse, insbesondere bei empfindlicher Haut.
  • Übermäßige Reaktionen: In seltenen Fällen können intensive Fußreflexzonenmassagen zu Kreislaufreaktionen oder Übelkeit führen.
  • Verschlimmerung bestehender Beschwerden: Bei unsachgemäßer Anwendung oder bei bestimmten Vorerkrankungen.

Die Fußreflexzonenmassage sollte immer von einem qualifizierten Therapeuten durchgeführt werden, der mit den spezifischen Techniken und Kontraindikationen vertraut ist, um die Sicherheit und Effektivität der Behandlung zu gewährleisten.

Ihr Nutzen

Die Fußreflexzonentherapie ist eine sinnvolle Ergänzung zur konventionellen Schulmedizin. Sie wirkt bei vielen Krankheiten und ist entspannend und schmerzlindernd.

Literatur

  1. Heisel J: Physikalische Medizin. Georg Thieme Verlag 2005
  2. Abdolvahab F, Bischof HP, Heisel J, Locher H: Praxis der konservativen Orthopädie. Georg Thieme Verlag 2007 
  3. Ruck H: Handbuch für die medizinische Fußpflege: Grundlagen und Praxis der Podologie. Georg Thieme Verlag 2005