Infiltrationsanästhesie

Unter einer Infiltrationsanästhesie versteht man die Injektion eines Lokalanästhetikums intradermal (in die Haut), subkutan (in das Unterhautfettgewebe) oder intramuskulär (in die Muskulatur) zur vorübergehenden Unterbrechung der Schmerzleitung. Die Infiltrationsanästhesie gehört neben der Oberflächenanästhesie und der Regionalanästhesie zum übergeordneten Gebiet der Lokalanästhesie.
Die Methode wird vor allem bei kleineren chirurgischen Eingriffen verwendet, z. B. bei der Wundversorgung oder bei zahnchirurgischen Eingriffen. Allerdings wird die Infiltrationsanästhesie immer häufiger auch bei größeren operativen Eingriffen durchgeführt. Eine Sonderform der Infiltrationsanästhesie bildet die Tumeszenzanästhesie, die bei kosmetischen Eingriffen, wie z. B. der Liposuktion (Fettabsaugung), Anwendung findet.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Biopsie (Gewebeentnahme) – z. B. histologische (feingewebliche) Untersuchung eines Nävus (Muttermal)
  • schönheitschirurgische Eingriffe (Tumeszenzanästhesie)
  • Wundversorgung – z. B. Wundnaht
  • Zahnchirurgische Eingriffe

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Allergie gegen das Lokalanästhetikum
  • Infektionen bzw. Entzündungen an der Punktionsstelle
  • Bei Adrenalinzusatz: Verwendung an den Akren (Ohrmuschel, Nase, Penis, Fingerspitzen)

Vor der Infiltrationsanästhesie

Vor der Durchführung einer Infiltrationsanästhesie müssen keine besonderen Vorsorgemaßnahmen getroffen werden. Allerdings sollte eine Allergie gegen das verwendete Lokalanästhetikum im Vorfeld ausgeschlossen sein.

Das Verfahren

Zunächst wird das zu betäubende Gebiet desinfiziert. Der erste Schritt besteht im Setzen einer Hautquaddel durch Injektion des Lokalanästhetikums. Anschließend wird von dort aus fächerförmig die zu anästhesierende Region infiltriert. Um die Unannehmlichkeiten für den Patienten gering zu halten, sollte die anästhesierende Wirkung jeder Injektion vor jeder erneuten Punktion abgewartet werden. Falls die betroffene Region sehr groß ist, kann eine milde Sedierung des Patienten hilfreich sein. Die Wirkung tritt in der Regel sehr schnell ein, sodass zeitnah mit dem Eingriff begonnen werden kann.

Für die Infiltrationsanästhesie kommen eine Reihe von Lokalanästhetika in Frage, deren Einsatz individuell angepasst wird. Einige Anästhetika sind z. B. Lidocain, Mepivacain sowie Prilocain. Außerdem wird neben den Lokalanästhetika auch ein Vasopressor (Medikament, das gefäßverengend wirkt), meist Adrenalin, injiziert, der die Blockade verbessert und das Risiko einer systemischen Anflutung der Anästhetika mindert. Adrenalin darf allerdings nicht bei der Anästhesie von Endstromgebieten (Akren), z. B. an den Fingern, eingesetzt werden, da sonst starke Vasokonstriktionen (Gefäßverengungen) eine Nekrose (Gewebeuntergang; hier durch fehlende Durchblutung) zur Folge haben können.

Mögliche Komplikationen

  • Allergische Reaktion auf das Lokalanästhetikum
  • Blutung
  • Gefäßpunktion
  • Toxizität des Lokalanästhetikums mit systemischer Wirkung

Literatur

  1. Striebel HW: Anästhesie, Intensivmedizin, Notfallmedizin. Schattauer Verlag 2005
  2. Schulz-Stübner S: Regionalanästhesie und -analgesie. Schattauer Verlag 2003
  3. Striebel HW: Die Anästhesie: Grundlagen und Praxis. Schattauer Verlag 2010