Biofeedback-Therapie

Biofeedback ist eine Methode aus dem Bereich der Verhaltenstherapie.

Es handelt es sich dabei um ein Entspannungsverfahren, bei welchem körpereigene Parameter (s. u. Verfahren) sichtbar gemacht und so eine willentliche Veränderung eben jener Parameter mit dem Ziel der Entspannung durchgeführt werden soll. Die Beeinflussung der Parameter erfolgt nach einem Lernprozess im Sinne einer operanten Konditionierung (Lernen durch "Versuch und Irrtum" bzw. positive oder negative Verstärkung bei Erreichen eines Kriteriums). 

Im Ergebnis führt das Verfahren zu einer besseren Selbstkontrolle der Erkrankung durch den Patienten.

Die Biofeedback-Therapie ist ein Baustein der multimodalen Schmerztherapie. Das Verfahren wird besonders bei der Behandlung der beiden primären Kopfschmerzarten "Migräne" und "Kopfschmerzen vom Spannungstyp" angewendet. 

Zielsetzung und Wirkungsweise der Biofeedback-Therapie

Zielsetzung

Biofeedback ist ein therapeutisches Verfahren aus dem Bereich der Verhaltenstherapie, das darauf abzielt, Patienten zu befähigen, ihre körperlichen Funktionen bewusst zu steuern. Die Methode wird eingesetzt, um:

  • Selbstkontrolle zu verbessern: Patienten lernen, physiologische Prozesse wie Herzrate, Atmung und Muskelspannung zu kontrollieren.
  • Entspannung zu fördern: Durch das Training der Selbstregulation können Stress und Angstzustände reduziert werden.
  • Symptome zu managen: Insbesondere bei chronischen Erkrankungen wie Migräne, chronischen Schmerzen und Stressbedingungen.
  • Lebensqualität zu steigern: Durch verbesserte Symptomkontrolle und erhöhte Selbstwirksamkeit.

Wirkungsweise

Biofeedback nutzt Sensoren, die an den Körper angelegt werden, um physiologische Daten wie Herzfrequenz, Muskelspannung, Hirnströme und andere körperliche Signale zu messen. Diese Daten werden dem Patienten in Echtzeit über visuelle oder akustische Signale zurückgemeldet. Die Methode beruht auf den Prinzipien der operanten Konditionierung, bei der Verhaltensweisen durch Belohnungen und Korrekturen geformt werden:

  • Operante Konditionierung: Patienten lernen durch Feedback und Verstärkung, ihre körperlichen Reaktionen zu kontrollieren.
  • Visualisierung und akustische Signale: Diese geben dem Patienten Rückmeldung über den Zustand ihrer Körperfunktionen, was die Selbstwahrnehmung und Kontrolle erleichtert.
  • Adaptives Lernen: Durch regelmäßiges Training lernen Patienten, die gewünschten physiologischen Veränderungen selbstständig herbeizuführen.

Biofeedback wird häufig als Teil einer umfassenden Behandlungsstrategie eingesetzt, die auch andere therapeutische Maßnahmen umfassen kann. Es ist besonders wirksam bei der Behandlung von Zuständen, die durch Stress verstärkt werden, sowie bei neurologischen und muskulären Erkrankungen, bei denen die Patienten lernen müssen, spezifische Körperfunktionen zu regulieren.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • ADHS (Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitäts-Syndrom)
  • Angstzustände/Panikattacken
  • Apoplex (Schlaganfall)
  • Asthma bronchiale
  • Cephalgie (Kopfschmerzen) [1]
    • Migräne
    • Kopfschmerzen vom Spannungstyp (Spannungskopfschmerz)
  • Chronisches Müdigkeitssyndrom (CMS; Chronic fatigue syndrome, CFS)
  • Chronische Muskelverspannungen wie Bruxismus (Zähneknirschen)
  • Chronische Rückenschmerzen
  • Epilepsie
  • Fibromyalgie (Fibromyalgie-Syndrom)  Syndrom, welches zu chronischen Schmerzen (mindestens 3 Monate) in mehreren Körperregionen führen kann
  • Harn- und Stuhlinkontinenz – Unvermögen, den Urin oder Stuhl zu halten
  • Hypertonie (Bluthochdruck)
  • Insomnie (Schlafstörungen)
  • Obstipation (Verstopfung)
  • Prostatodynie – Prostatabeschwerden ohne Zeichen einer Prostataentzündung
  • Reizdarmsyndrom (RDS)
  • Stottern
  • Stress
  • Tinnitus (Ohrgeräusche)

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Erkrankungen mit erheblicher kognitiver Beeinträchtigung: Patienten mit schweren kognitiven Störungen können möglicherweise nicht aktiv am Biofeedback-Training teilnehmen.
  • Schwere psychische Störungen: Bei einigen psychischen Erkrankungen, wie akuten Psychosen, kann Biofeedback kontraindiziert sein.
  • Epilepsie: In einigen Fällen kann die Stimulation durch visuelle oder akustische Signale bei Biofeedback Epilepsieanfälle auslösen.

Vor der Therapie

  • Eingehende Diagnostik: Feststellung der Eignung für Biofeedback und Ausschluss von Kontraindikationen.
  • Patientenaufklärung: Erklärung des Verfahrens, der Ziele und des Ablaufs der Biofeedback-Therapie.
  • Einstellung der Geräte: Anpassung der Sensoren und Feedback-Mechanismen entsprechend den individuellen Bedürfnissen des Patienten.

Das Verfahren

Der Anwender wird durch diese Methode dazu befähigt, scheinbar unbeeinflussbare Vorgänge im Körper zu beeinflussen.

Zu den körpereigenen Parametern, die beeinflusst werden können, zählen:

  • Atmung – Atemfrequenz und Tiefe der Atmung
  • Blutdruck
  • Herzfrequenz
  • Hirnströme
  • Körpertemperatur
  • Muskelaktivität (Anspannung/Entspannung)

Diese Parameter werden über Sensoren mit Computertechnik gemessen und entweder über akustische oder aber auch optische Signale dargestellt. Diese Geräte sind zum Teil tragbar, sodass der Betroffene sie auch zu Hause und auf Reisen nutzen kann.

Die Biofeedback-Therapie ist ein wissenschaftlich belegtes Verfahren, das bei vielen verschiedenen Erkrankungen zur begleitenden Therapie eingesetzt werden kann.

Nach der Therapie

  • Selbstständige Anwendung: Patienten können das Erlernte in ihrem Alltag anwenden, um Symptome selbst zu managen.
  • Folgeuntersuchungen: Überprüfung des Fortschritts und eventuelle Anpassungen der Therapie.
  • Integration in den Alltag: Integration der gelernten Techniken in das tägliche Leben zur Verbesserung der Symptomkontrolle.

Mögliche Komplikationen

  • Überforderung des Patienten: Insbesondere bei intensivem Training kann es zu Stress oder Überforderung kommen.
  • Fehlinterpretation der Daten: Ohne fachkundige Anleitung kann es zu einer falschen Interpretation der Feedback-Daten kommen.
  • Abhängigkeit vom Gerät: In seltenen Fällen kann eine zu starke Fokussierung auf die Geräte statt auf die eigene Körperwahrnehmung erfolgen.
  • Unzureichende Effektivität: Bei einigen Patienten kann Biofeedback nicht die gewünschten Effekte erzielen.

Weitere Hinweise

  • Biofeedback-Therapie bei Migräne kann sowohl zur Behandlung des Anfalls eingesetzt werden als auch auf das schmerzfreie Intervall zwischen den Anfällen erfolgen [1].

Literatur

  1. Straube A et al.: Therapie und Versorgung bei chronischer Migräne. Nervenarzt 2012 Dec;83(12):1600-8. doi: 10.1007/s00115-012-3680-9.