Heim-Hämodialyse

Bei der Heim-Hämodialyse (HHD) handelt es sich um ein therapeutisches Verfahren der Nephrologie, welches durch extrakorporale Blutreinigung zur Detoxikation des Blutes genutzt wird. Die Besonderheit bei der Heim-Hämodialyse ist jedoch, dass dieses Dialyseverfahren nicht wie sonst üblich in einem spezialisierten Dialysezentrum durchgeführt wird, sondern im eigenen Haushalt des niereninsuffizienten Patienten.

Aktuell ist der Anteil der Heimdialyse in Deutschland mit 6,5 % sehr niedrig. In der Regel ist es dann die Peritonealdialyse (PD), die 5 von 100 Dialysepatienten in Anspruch nehmen. Einer von 100 nutzt die anspruchsvoller umzusetzen Heimdialyse (Stand: Deutschen Gesellschaft für Nephrologie (DGfN), 2021).

Durch die Durchführung der Hämodialyse im eigenen Haushalt ergeben sich diverse Vorteile. Besonders hervorzuheben ist die Tatsache, dass die Heim-Hämodialyse eine flexiblere Gestaltung der Zeiteinteilung zulässt. Somit ergibt sich für jeden Dialysepatienten, der zu Hause dialysiert wird, eine zeitliche Unabhängigkeit vom Terminplan des Dialysezentrums. Für viele Patienten wird durch diesen Zugewinn an Flexibilität die Ausübung eines Berufes ohne massive Einschränkungen möglich. Des Weiteren ist zu erwähnen, dass jeder Patient durch die Behandlung zu Hause ein größeres Maß an Eigenverantwortung übernehmen muss und dies in der Regel auch gerne tut. In diversen Studien konnte festgestellt werden, dass diese Eigenverantwortung bei gegebenem Therapieerfolg zu einer signifikanten Verbesserung der Zufriedenheit des Patienten führt. Dieses hat weiterhin zur Folge, dass sowohl das Wohlbefinden als auch die Lebensqualität des Patienten und seines Partners gesteigert werden können. Neben diesen Faktoren lässt sich aus verschiedenen Studien schließen, dass die Komplikationsrate relevant gesenkt wird. Dies spiegelt sich auch in der erkennbaren Senkung der Mortalität durch die Anwendung der Heim-Hämodialyse wider. Allerdings sehen viele Patienten nicht mehr den Bedarf für die Durchführung einer Hämodialysebehandlung im eigenen Haushalt, da es inzwischen ein flächendeckendes Netz an ambulanten Dialysezentren und Klinikdialysen gibt und das Erlernen der korrekten Durchführung der Hämodialyse als relativ schwierig beurteilt wird. In den vergangenen Jahren hat die Bedeutung der Heimbehandlung insbesondere auch deshalb abgenommen, da sich das Alter der dialysepflichtigen Patienten nach oben verschoben hat. Mit zunehmendem Alter lässt in der Regel die Bereitschaft nach, sich ein fundiertes Wissen über die notwendigen Parameter der Dialysebehandlung anzueignen. Damit die Hämodialyse vom Patienten zu Hause genutzt werden kann, muss ein Nachweis der Eignung für die Heim-Hämodialyse erbracht werden. Außerdem stellt es eine Grundvoraussetzung dar, dass eine komplikationslose Hämodialyse durchführbar und der Gefäßzugang entweder durch den Dialysepatienten selbst oder durch seinen Partner gut zu punktieren ist.

Voraussetzungen für eine Heim-Hämodialysebehandlung

Theoretische Organisation

  • Jeder dialysepflichtige Patient, der eine Heimbehandlung mittels Hämodialyse durchführen möchte, muss gewisse Qualitätskriterien erfüllen, um für diese Behandlungsoption infrage zu kommen. Diese Kriterien beziehen sich sowohl auf die Bereitschaft und die Möglichkeiten der Person, die notwendigen Kenntnisse über die Funktionsweise und notwendigen Maßnahmen zur Beibehaltung einer konstanten Therapiequalität zu erwerben.
  • Neben diesen personenbezogenen Faktoren sind auch räumliche Gegebenheiten beziehungsweise die Ausstattung mit einem definierten Mobiliar für die Eignung der Patienten von Belang.

Praktische Organisation

  • Damit die Heim-Hämodialyse mit einem äquivalenten oder möglicherweise sogar verbesserten Therapieerfolg praktiziert werden kann, muss die Voraussetzung des Vorhandenseins sowohl eines sehr gut ausgebildeten Pflegeteams als auch eines speziell geschulten ärztlichen Personals erfüllt sein. Aufgrund dessen sollte der Patient soweit möglich darauf achten, dass der behandelnde Nephrologe in bestimmten Intervallen verschiedene Fortbildungsmaßnahmen besucht.
  • Obwohl Heimdialysepatienten ein besonderes Fünf-Schritt-Training durchführen müssen und in den einzelnen Abschnitten geprüft werden, ist es dennoch unabdingbar, dass das Personal des Dialysezentrums für eine kontinuierliche Betreuung bereitsteht. Damit das Komplikationsrisiko minimiert werden kann, muss es die erste Aufgabe des Personals in einer Heimdialyseabteilung sein, dem einzelnen Patienten ein fundiertes Wissen über die Behandlung zu vermitteln.
  • Zur Verbesserung der Compliance (kooperatives Verhalten der Patienten) sollte angestrebt werden, dass zu Beginn der Behandlung ein Informationsaustausch zwischen einem bereits erfahrenem Heimdialysepatienten und dem in der Vorbereitungsphase stehenden Dialysepatienten erfolgen kann. Ist dieser Schritt getan, sollte neben dem Training des Patienten vom Personal auch die Materialbestellung und die Lieferung der notwendigen Bestandteile gewährleistet werden. Auch die erste eigenständig durchgeführte Heimdialyse muss vom Personal des Dialysezentrums im Haushalt des Patienten überwacht werden. Zusätzlich sollten ambulante Nachsorgetermine in bestimmten Zeitabständen vereinbart werden.

Raumbedarf und notwendige technische Ausstattung

  • Um die bakterielle Kontamination des Dialysegerätes und des genutzten Shunts zu verhindern beziehungsweise das Risiko zu reduzieren, sollte die Heimhämodialyse in einem abgetrennten Raum stattfinden.
  • Da für diese Dialyseform besondere Voraussetzungen für den Wasserzugang notwendig sind, muss ein spezialisiertes Unternehmen die notwendigen Änderungen durchführen. Damit eine genaue Beurteilung der Wasserqualität möglich ist, sollte diese mithilfe einer Probe des Wassers vor Ort getestet werden. Da Leitungswasser diese besonderen Anforderungen prinzipiell nicht erfüllen kann, wird im Normalfall eine mobile Umkehrosmose eingesetzt, die mit einem Enthärter gekoppelt ist, um so die Wasserqualität dem Bedarf anzupassen.
  • Neben den Veränderungen des Wasserzugangs müssen auch die elektrischen Geräte fachgerecht angeschlossen und platziert werden. Damit das zuständige Personal im Bedarfsfall rasch kontaktiert werden kann, muss an jedem Ort, an dem die Dialysebehandlung erfolgt, ein Handy platziert werden. Außerdem ist es notwendig, dass ausreichend Fläche für eine Lagerung der Dialysematerialen zur Verfügung steht. Weiterhin sollte auch ein geeigneter Lagerraum zur Aufbewahrung der zu entsorgenden Materialien vorhanden sein.

Psychosoziale Aspekte und Unterstützungsnetzwerke

  • Betonung der Bedeutung von psychosozialer Unterstützung für Heimdialysepatienten.
  • Einbeziehung von Familienmitgliedern und nahestehenden Personen in den Trainingsprozess zur Förderung der häuslichen Unterstützung.
  • Etablierung von Selbsthilfegruppen und Online-Communities für den Erfahrungsaustausch und die emotionale Unterstützung von Heimdialysepatienten.

Technologische Entwicklungen und digitale Hilfsmittel

  • Vorstellung neuer Technologien und Geräte, die die Durchführung der Heimdialyse vereinfachen und sicherer machen.
  • Integration von digitalen Hilfsmitteln und Fernüberwachungstechnologien zur Verbesserung der Behandlungsqualität und zur Erleichterung der Kommunikation mit medizinischem Fachpersonal.

Training und Bildung für Patienten und Pflegekräfte

  • Detaillierte Darstellung des Schulungsprozesses für Patienten und deren Angehörige.
  • Beschreibung spezialisierter Fortbildungen für Pflegekräfte, die Patienten bei der Heimdialyse betreuen.

Notfallmanagement und Sicherheitsprotokolle:

  • Erläuterung der Notfallprotokolle und Maßnahmen für den Umgang mit unerwarteten Komplikationen während der Heimdialyse.
  • Bereitstellung von Informationen zu Sicherheitsvorkehrungen und regelmäßigen Wartungschecks der Heimdialysegeräte.

Literatur

  1. Nowack R: Dialyse und Nephrologie für Fachpersonal. Springer Verlag 2009
  2. Busse C: Medizintechnik – Blutreinigungssysteme. Springer Verlag 2007
  3. Käsbauer A: Qualitätsmanagement in der Dialyse. Dialyse aktuell. 2009. 13:30-35
  4. Krämer R: Voraussetzungen für eine Heimdialyseabteilung – Organisation, Raumbedarf und Trainingsprogramm. Dialyse aktuell. 2008. 12:15-161

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Versorgung von Patienten mit chronischer nicht-dialysepflichtiger Nierenerkrankung in der Hausarztpraxis. (AWMF-Registernummer: 053 - 048), Juni 2019 Kurzfassung Langfassung