Colon-Hydro-Therapie

Bei der Colon-Hydro-Therapie handelt es sich um ein therapeutisches Verfahren der Komplementärmedizin, welches primär zur Behandlung einer Obstipation (Verstopfung) eingesetzt werden kann. Die Colon-Hydro-Therapie basiert auf der drucklosen Einführung von ca. zehn Litern Wasser in den Darm. Die zugeführte Flüssigkeit im Darm wird unterschiedlich stark erwärmt, sodass die Darmperistaltik positiv beeinflusst werden kann. Das Verfahren geht zurück auf die von Anton Brosch entwickelte Darmreinigung zur Entfernung von Darmrückständen und zur Behandlung einer bestehenden Obstipation. Brosch postulierte, dass das Auftreten von Darmrückständen und Fehlernährung mit einer erhöhten Mortalität (Sterblichkeit) einhergehen würde.

Inzwischen ist bekannt, dass eine enge Verbindung zwischen Stoffwechselvorgängen und dem Immunsystem besteht. Das Immunsystem befindet sich zu 70 % in der Wand des Intestinum tenue (Dünndarms) und des Kolons. Immunglobuline (IgA) werden zum größten Teil im Darm gebildet. Die Kolonmukosa ist das erste und wichtigste Verteidigungssystem gegen Toxine. An zweiter Stelle erst folgen Leber, Nieren, Lymphe, Lunge und die Hautoberfläche. Prof. Otto Warburg – Nobelpreisträger des Jahres 1931 – hat bereits damals darauf hingewiesen, dass ein geschwächtes Immunsystem durch einen gestörten Stoffwechsel im Darm die Entstehung und Ausbreitung von Tumorzellen wesentlich begünstigt.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Autoimmunerkrankungen (z. B. chronische Polyarthritis/rheumatoide Arthritis) − der Darm und die bakterielle Besiedlung des Darms stellen wichtige Teile des Immunsystems dar. Ein funktionierender Darm hat entscheidenden Einfluss auf die Erkennung von körpereigenen und körperfremden Zellen.
  • Detoxikation (Entgiftung) − zur Detoxikation kann die Colon-Hydro-Therapie eingesetzt werden.
  • Infektionen − auch beim Auftreten von Infektionen lässt sich laut behandelnder Therapeuten ein positiver Effekt auf die Heilung der Erkrankung erzielen.
  • Meteorismus (Blähungen) − die Colon-Hydro-Therapie soll zur Korrektur von Dysbalancen der Darmflora (Dysbiose) eingesetzt werden. Blähungen können durch viele verschiedene Ursachen bedingt sein, die sich mit einer Colon-Hydro-Therapie behandeln lassen.
  • Obstipation − die Verstopfung stellt die häufigste Indikation für die Durchführung der Colon-Hydro-Therapie dar.
  • Vorbereitung auf diagnostische Verfahren des Dickdarms − vor der Durchführung eines Kontrasteinlaufs, einer Koloskopie (Darmspiegelung) oder einer Rektoskopie (Mastdarmspiegelung) lässt sich eine Colon-Hydro-Therapie durchführen, um eine adäquate, nicht biochemisch basierte Reinigung des Darms zu erreichen.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Angina pectoris ( Abk. AP; "Brustenge"; plötzlich auftretender Schmerz in der Herzgegend) − der Thoraxschmerz (Brustschmerzen) stellt ein Symptom bei einer vorliegenden Minderperfusion (Minderdurchblutung) des Herzens dar. Analog zum Zustand nach Myokardinfarkt (Herzinfarkt) ist auch bei einer Angina pectoris von der Durchführung des Verfahrens abzusehen.
  • Darmoperationen − nach erfolgter Darmoperation sollte das Verfahren nicht mehr durchgeführt werden, da das Narbengewebe leichter perforiert (Riss der Darmwand), welches massive Komplikationen hervorrufen und bis zum Tode führen kann.
  • Myokardinfarkt (Herzinfarkt) − nach einem Myokardinfarkt oder bei einer Herzinsuffizienz (Herzschwäche) darf die Colon-Hydro-Therapie unter keinen Umständen durchgeführt werden, da das zusätzliche Flüssigkeitsvolumen vom Herzkreislaufsystem nicht mehr bewältigt werden kann. Zusätzlich würde die Durchführung der Therapie das Risiko für einen weiteren Myokardinfarkt deutlich erhöhen.
  • Gravidität (Schwangerschaft) − die Colon-Hydro-Therapie während der Schwangerschaft stellt ein massives Risiko sowohl für das Kind als auch für die Mutter dar, weshalb die Therapie nicht angewendet werden darf.

Vor der Therapie

Bevor die Colon-Hydro-Therapie eingesetzt werden kann, müssen mögliche Kontraindikationen (Gegenanzeigen) ausgeschlossen werden. Des Weiteren sollte sichergestellt werden, inwieweit sich eine Erkrankung mittels Hydro-Therapie behandeln lässt. Da es sich um eine nicht invasive Therapieform handelt, sind keine weiteren Maßnahmen notwendig.

Das Verfahren

Das Verfahren basiert auf der Einführung einer großen Menge Flüssigkeit in den Darm, die zur Reinigung und Anregung der Darmperistaltik führen soll. Bei der Colon-Hydro-Therapie befindet sich der Patient bequem auf einer Behandlungsliege. Zur Leitung der Flüssigkeit in den Darm wird ein Kunststoffröhrchen anal eingeführt, sodass Wasser mit variierenden Temperaturen in den Darm gelangen kann. Warmes Wasser bis 41 °C trägt zur Lösung von Spasmen bei, während kühleres Wasser atonische Darmbereiche (nicht aktive) wieder tonisiert. Weiterhin führt kühles Wasser zu einer Abschwellung ödematöser Schleimhautabschnitte.

Zur effektiven Reinigung ist ein geschlossenes System notwendig, über das das Wasser und der gelöste Darminhalt entfernt werden können. Eine verbesserte Peristaltik wird primär mit einer Bauchdeckenmassage erreicht. Durch die Massage können gleichzeitig Veränderungen ertastet und gegebenenfalls gelöst werden.

Die Colon-Hydro-Therapie wird vom Patienten als äußerst angenehm und wohltuend empfunden. Das geschlossene System verhindert, dass sowohl für den Patienten als auch für den Therapeuten unangenehme Erscheinungen, z. B. in Form von Gerüchen etc., entstehen.

Nach der Therapie

Um Komplikationen sicher ausschließen zu können, sollte der Patient nach der Therapie für kurze Zeit unter ärztlicher Beobachtung bleiben. Des Weiteren sollte von der Führung eines Kraftfahrtzeuges Abstand genommen werden. 

Mögliche Komplikationen

  • Nausea (Übelkeit)
  • Erbrechen
  • Diarrhoe (Durchfälle)
  • Bauchkrämpfe
  • Vertigo (Schwindel)
  • Dehydratation (Flüssigkeitsmangel)
  • Elektrolytverschiebungen (Veränderung des Salz-Wasser-Haushaltes)
  • akute Niereninsuffizienz* (ein akuter Verlust der Nierenfunktion)
  • akute Pankreatitis* (Bauchspeicheldrüsenentzündung)
  • Herzinsuffizienz* (Herzschwäche)
  • Infektionen*

*Extrem selten!

Literatur

  1. Acosta RD, Cash BD: Clinical effects of colonic cleansing for general health promotion: a systematic review. Am J Gastroenterol. 2009. 104:2830-2836
  2. Grell L: Colon-Hydrotherapie. Tägliche Praxis − Zeitschrift für den praktisch tätigen Arzt. 1995.
  3. Mishori R, Otubu A, Jones AA: The dangers of colon cleansing. J Fam Pract. 2011. 60:454-7.
  4. S1-Leitlinie: Stationäre dermatologische Rehabilitation. (AWMF-Registernummer: 013 - 083), Januar 2020 Langfassung

Leitlinien

  1. S1-Leitlinie: Stationäre dermatologische Rehabilitation. (AWMF-Registernummer: 013 - 083), Januar 2020 Langfassung

     
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