Ernährungstherapie
Magenschleimhautentzündung (Gastritis)

Akute Gastritis

Häufig lösen lokale Einwirkungen wie Medikamente, Alkohol, Nikotin, unregelmäßiges Essen, bakterielle Toxine, Infektion durch Helicobacter pylori sowie Stress infolge von Trauma, Verbrennungen, Schock und Operationen eine entzündliche Veränderung der Magenschleimhaut durch Schädigung der Schleimhautbarriere aus [4.3.].

Ernährungsmedizinische Empfehlungen bei akuter Gastritis

Im Rahmen der Ernährungstherapie muss insbesondere auf Alkohol, Nikotin sowie auf schleimhautschädigende Medikamente verzichtet werden.

Chronische Gastritis

Die chronische Gastritis wird in drei Formen unterteilt:

Chronische Gastritis Typ A Autoimmungastritis – 5 % der Fälle
Diese Form der Gastritis ist eine Autoimmunerkrankung mit Antikörpern gegen die Belegzellen oder gegen den Intrinsic-Faktor der Magenschleimhaut, wodurch es zu einer Schleimhautatrophie (Rückbildung der Schleimhaut) und zu einem Mangel an Salzsäure im Magen kommt. Zum einen kann Folsäure nicht mehr ausreichend resorbiert werden und zum anderen ist die Magenschleimhaut nicht mehr in der Lage, den für die Vitamin B12-Resorption erforderlichen Intrinsic-Faktor in genügenden Mengen zu bilden [1]. Die auftretenden Beschwerden sind meist die Folge eines Vitamin B12-Mangels. D
en Betroffenen muss lebenslang Vitamin B12 intramuskulär injiziert werden. 

Chronische Gastritis – Typ B – 85 % der Fälle
Die Typ B-Form der chronischen Gastritis wird in etwa 90 % der Fälle durch eine Besiedlung der Magenschleimhaut mit dem Bakterium Helicobacter pylori ausgelöst. Meist kommt es durch eine mangelhafte Wohn-, Lebensmittel- und Trinkwasserhygiene zur Schleimhautbesiedlung mit diesen Erregern. Ein zu hoher Kochsalzgehalt in der Nahrung – in gepökelten und geräucherten Lebensmitteln – sowie erhöhter Koffein- und Alkoholkonsum begünstigen ebenso eine Helicobacter pylori-Infektion.
Sowohl das vom Erreger gebildete Ammoniak als auch spezifische Cytotoxine (Zellgifte) schädigen die Schleimhaut, woraus ein Gewebeschwund der Schleimhaut und eine verminderte Magensäuresekretion resultieren [3]. Folglich steigt der pH-Wert des Magensaftes an, wodurch der normalerweise weitgehend sterile Magen bakteriell besiedelt wird [4.3.].
Die vermehrte Keimzahl im Magensaft begünstigt zudem die Entstehung von Magenkrebs, indem nitratreduzierende Bakterien das aufgenommene Nitrat in Nitrit umwandelt. Aus Nitrit sowie stickstoffhaltigen Substanzen können im Magen krebsverursachende N-Nitroseverbindungen gebildet werden [1].
Wird auf eine ausreichende Zufuhr sekundärer Pflanzenstoffe, wie Phenolsäuren, Flavonoide und Sulfide geachtet, kann das Wachstum von Krebszellen bei Speiseröhren-, Magen- und Dickdarmkrebs gehemmt werden [4.3.]. Sulfide schützen speziell vor Magenkrebs. Durch eine ausreichende Sulfid-Zufuhr über die Nahrung kann aufgrund der antibakteriellen Wirkung das Bakterienwachstum im Magen gehemmt werden. Somit wird weniger Nitrat in Nitrit umgewandelt und folglich weniger krebsfördernde Nitrosamine gebildet. Phenolsäuren weisen ebenfalls protektive Effekte gegen Magenkrebs auf. Sie sind stark antioxidativ wirksam und können so zahlreiche krebsfördernde Stoffe – vor allem Nitrosamine sowie Mykotoxine, inaktivieren [4.3.].
Sekundäre Pflanzenstoffe sind weiterhin in der Lage, die für die Krebsentstehung verantwortlichen Phase-1-Enzyme zu hemmen und das Wachstum DNA- geschädigter Zellen zu verhindern. Darüber hinaus aktivieren sie natürliche Killerzellen sowie zelltötende T-Lymphozyten, um die Krebsentstehung aufzuhalten [4.3.].

Die Resorption (Aufnahme) einiger Vitalstoffe wird sowohl durch die Infektion mit Helicobacter pylori selbst als auch durch die verbreitete Therapiemaßnahme mit verschiedenen kombinierten Antibiotika und Protonenpumpenhemmern – hemmen die Belegzellen und damit die Säureproduktion – erheblich beeinträchtigt. Die intestinale Aufnahme von Vitamin B12, C, E, Beta-Carotin und Eisen kann somit reduziert sein [2].

Chronische Gastritis – Typ C – 10 % der Fälle
Die Typ C-Form ist eine chemisch ausgelöste Gastritis und entsteht durch den Rückfluss von Galle aus dem Zwölffingerdarm [3].

Chronische Gastritis – Vitalstoffmangel

Vitalstoff Mangelsymptome
Beta-Carotin
  • Verminderter antioxidativer Schutz, erhöhte Gefahr für Lipidperoxidation sowie oxidative DNA-Schäden
  • Geschwächtes Immunsystem
  • Eintrocknung bis Verhornung von Schleimhäuten – im Mundbereich, in der Speicheldrüsen-Ausführungsgänge
  • Verstärkung der Schleimhautatrophie
  • Begünstigt Gewebsumwandlung
  • Erhöhtes Risiko für Haut-, Lungen-, Prostata-, Gebärmutterhals-, Brust-, Speiseröhren-, Magen- und Dickdarmkrebs
  • Reduzierter Haut- und Augenschutz [4.1.]
Vitamin E
  • Mangelnder Schutz gegen radikalische Angriffe und Lipidperoxidation
  • Vermindert die Immunreaktion
  • Hohe Infektanfälligkeit
  • Erkrankung der Muskelzellen infolge einer Entzündung des Muskelgewebes – Myopathien
  • Schrumpfung sowie Schwächung der Muskeln
  • Erkrankung des peripheren Nervensystems, neurologische Störungen, Störungen in der neuromuskulären Informationsübertragung – Neuropathien
  • Verringerte Zahl und Lebenszeit der roten Blutkörperchen
Mangelsymptome bei Kindern
  • Anämie (Blutarmut)
  • Beeinträchtigung der Blutgefäße führt zu Blutungen
  • Störungen in der neuromuskulären Informationsübertragung
  • Erkrankung der Netzhaut, Sehstörungen – Neugeborenenretinopathie
  • Chronische Lungenerkrankung, Atemnot – bronchopulmonale Dysplasie
  • Hirnblutungen [4.1.]
Vitamin B12
  • Verminderte Sehkraft und blinde Flecken
  • Funktioneller Folsäure-Mangel
  • Geschwächtes antioxidatives Schutzsystem
Blutbild – perniziöse Anämie
  • Anämie (Blutarmut) – vermindert die Konzentrationsfähigkeit, führt zur Müdigkeit, verminderten Leistungsfähigkeit, Gedächtnisschwäche, Kurzatmigkeit und einer gelblich verfärbten Haut
  • Reduzierung der roten Blutkörperchen, überdurchschnittlich groß und hämoglobinreich
  • Gestörtes Wachstum der weißen Blutkörperchen schwächt das Immunsystem
  • Gefahr von Blutungen durch verminderter Produktion von Blutplättchen
Magen-Darm-Trakt
  • Gewebsschwund und Entzündung der Schleimhäute
  • Raue, brennende Zunge
  • Verminderte Resorption von Nähr- und Vitalstoffen
  • Appetitlosigkeit, Gewichtsverlust
Neurologische Störungen
  • Taubheit und Kribbeln der Extremitäten, Verlust des Tast-, Vibrations- und Schmerzempfindens
  • Schlechte Koordination der Muskulatur, Muskelschwund
  • Unsicherer Gang
  • Rückenmarksschädigung
Psychiatrische Störungen
  • Gedächtnisstörungen, Verwirrtheit, Depression
  • Aggressivität, Erregungszustände, Psychosen [4.1.]
Vitamin C
  • Antioxidantienmangel
Schwäche der Blutgefäße führt zu
  • Abnormalen Blutungen
  • Schleimhautblutungen
  • Einblutungen in die Muskulatur verbunden mit Schwäche in stark beanspruchten Muskeln
  • Entzündetem sowie blutendem Zahnfleisch (Gingivitis)
  • Gelenksteife und -schmerzen
  • Schlechte Wundheilung
Carnitindefizit führt zu
  • Erschöpfungserscheinungen, Müdigkeit, Gleichgültigkeit, Reizbarkeit, Depressionen
  • Erhöhtem Schlafbedürfnis, verminderte Leistungsfähigkeit
  • Abwehrschwäche mit erhöhter Infektionsgefahr
  • Vermindertem Oxidationsschutz erhöht das Risiko für Herzerkrankungen, Apoplex (Schlaganfall)
Mangelsymptome bei Kindern
  • Geschwächtes Immunsystem
  • Immer wieder auftretende Infekte der Atemwege, der Harnblase sowie der Tuba auditiva, die über die Paukenhöhle des Mittelohrs mit dem Nasenrachenraum verbunden ist
Erhöhtes Risiko für Vitamin C-Mangelerkrankung
– Möller-Barlow-Krankheit im Säuglingsalter
mit Symptomen wie
  • Große Blutergüsse (Hämatome)
  • Pathologische Knochenbrüche verbunden mit starken Schmerzen
  • Zusammenzucken nach jeder leichtesten Berührung – „Hampelmann-Phänomen“
  • Stillstand des Wachstums [4.1.]
Eisen
  • Chronisches Müdigkeitssyndrom (CFS)
  • Appetitlosigkeit
  • Störungen der Wärmeregulation
  • Hohe Infektanfälligkeit der oberen Atemwege
  • Trockene Haut mit Juckreiz
  • Herabgesetzte Konzentrations- und Merkfähigkeit
  • Erhöhte Milchsäurebildung bei körperlicher Belastung verbunden mit Muskelkrämpfen
  • Vermehrte Aufnahme von Umweltgiften
  • Körpertemperaturregulation kann gestört sein
  • Blutarmut
Mangelsymptome bei Kindern
  • Störung der physischen, psychischen und motorischen Entwicklung
  • Verhaltensstörungen
  • Konzentrationsschwäche, Lernstörungen
  • Störungen in der kindlichen Intelligenzentwicklung
  • Appetitlosigkeit
  • Hohe Infektanfälligkeit der oberen Atemwege
  • Körpertemperaturregulation kann gestört sein [4.2.]

 


Literatur

  1. Biesalski, H. K., Fürst, P., Kasper, H., Kluthe, R., Pölert, W.,
    Puchstein, Ch., Stähelin, H., B.
    Ernährungsmedizin. Kapitel 27, 342-374
    Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1999
  2. Biesalski, H. K.; Köhrle, J.; Schümann, K.
    Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe.
    Georg Thieme Verlag; Stuttgart/New York 2002
  3. Kasper, H.
    Ernährungsmedizin und Diätetik. Kapitel 3, 133-211
    Urban & Fischer Verlag; München/Jena 2000
  4. Schmidt, Dr. med. Edmund, Schmidt, Nathalie
    Leitfaden Mikronährstoffe. Kapitel 2, 96-228 (4.1.),
    230-312 (4.2.), 5, 500-512 (4.3.)
    Urban & Fischer Verlag; München, Februar 2004
     
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