Intimpiercing beim Mann

Intimpiercings erfreuen sich immer mehr Beliebtheit, sowohl bei Frauen als auch bei Männern. Sie können einen besonderen sexuellen Reiz ausmachen. Außerdem stehen ästhetische Aspekte unter dem Gesichtspunkt eines Schmuckstückes im Vordergrund [1]. Abgesehen davon, dass es unter sterilen Kautelen gestochen werden muss, ist die anschließende Pflege besonders wichtig.

Anders als bei der Frau, bei der Lustempfindungen nur sie selbst betreffen, können einige Intimpiercings des Mannes, vor allem Ampallang, Apadravya, Dydoe und Oetang, das Lustempfinden beider Partner steigern. Mögliche Platzierungen können die Peniseichel, die Vorhaut, der Penisschaft, die Haut des Penisschaftes, der Hodensack und der Damm sein.

Folgende Piercings sind derzeit üblich [2]:

  • Ampallang:
    • Stichkanal: horizontal durch die Eichel
      • entweder durch die Harnröhre → kürzere Heilungszeit, da durch die Harnröhre zwei kürzere Stichkanäle entstehen, die partiell auch durch Urin gespült werden
      • oder knapp darüber
    • Blutiges Piercing mit vielen Komplikationen
    • Heilungsdauer: 3-6 Monate
  • Apadravya:
    • Stichkanal: senkrecht durch die Eichel (vertikales Gegenstück zum Ampallang) und die Harnröhre
    • Schmerzhaft und sehr blutig
    • Heilungsdauer: 3-6 Monate
  • Dydoe (Zephyr):
    • Stichkanal: durch den Rand der Eichel, meist bei Männern mit Zirkumzision (Vorhautbeschneidung)
    • Blutig und schmerzhaft
    • Heilungsdauer: 8-12 Wochen
    • Gefahr des Herauswachsens
  • Frenulumpiercing:
    • Stichkanal: quer durch das Frenulum (Hautfalte, die die Eichel des männlichen Gliedes mit der Vorhaut verbindet)
    • Meist problemlos
    • Heildauer: 6-8 Wochen
    • Bei Beschnittenen kann das Frenulum soweit zurückgebildet sein, dass das Piercing nicht mehr möglich ist.
  • Guiche:
    • Stichkanal: im Dammbereich, zwischen Hodensack und Anus
    • Heilungsdauer: 3-6 Monate
    • Probleme beim Sitzen, Fahrradfahren etc.
  • Hafada (Hodensack-Piercing, Skrotum-Piercing):
    • Stichkanal: durch die Wand des Hodensacks unterhalb der Eichel
    • Heilungsdauer: 6-8 Wochen
    • Wenig Probleme, eventuell beim Sitzen oder Radfahren
  • Oetang (Vorhautpiercing):
    • Stichkanal: Vorhaut, meist am vorderen Rand, bei Unbeschnittenen oder teilweise beschnittenen Männern (Analogie zum Vorhaut-Piercing der Frau)
    • Heildauer: 4-8 Wochen
    • Auch mehrere Piercings sind möglich.
    • Sexuell stimulierende Wirkung auf beide Partner.
    • Komplikationen:
      • Blutungen
      • Entzündungen
  • Prinz Albert (PA):
    • Stichkanal: durch den Übergangsbereich Penisschaft zur Glans penis (Eichel) mit Ausleitung durch die Harnröhrenöffnung (Analogie zur Frau: Princess-Albertina-Piercing).
    • Heilungsdauer: 4-6 Wochen
    • Komplikationen: Einschneiden in die Harnröhre und Spaltung der Eichel; Urinstrahl spritzt auch seitlich ab
  • Pubic:
    • Stichkanal: waagrecht durch die Haut im Übergang des Penisschaftes in den Mons pubis/Schamhügel (Analogie Christina-Piercing der Frau, das allerdings vertikal gestochen wird)
    • Heilungsdauer: 2-3 Monate
    • Gefahr des Herauswachsens

Probleme und Risiken von Intimpiercings

Piercing ist kein geschützter Beruf mit entsprechender Ausbildung und gesetzlich vorgeschriebenen Hygienemaßnahmen. Dies kann Risiken beinhalten:

  • Mangelnde Information und Aufklärung über das Prozedere und die Risiken des Einsatzes sowie für die nachfolgende Zeit, z. B. anatomische Gegebenheiten (Voruntersuchung), Auswahl des Schmuckes, Pflege, Geschlechtsverkehr
    • Verdeckt das Piercing eventuell Stellen, in denen sich Smegma ablagern kann? 
      Hinweis: Smegma (weiß bis hellgelb) besteht aus Absonderung der Talgdrüsen der Vorhaut, Hautschuppen und Bakterien.
  • Unerfahrenheit der Piercing-Durchführenden
  • Mangelnde hygienische Bedingungen
  • Mangel einer Standardisierung der Eingriffe
  • Mangelnde Eigenverantwortung der Gepiercten:
    • kein Sex, Schwimmbad- und Solariumbesuche sowie Saunagänge bis zur Abheilung
    • Berücksichtigung der sehr unterschiedlichen Abheilungszeiten, die zwischen Wochen (Prinz Albert: 4-6 Wochen) und Monaten (Ampallang: 3-6 Monate) betragen kann.
    • Befolgen der Hygieneempfehlungen des Piercing-Durchführenden
  • Intensive und vorsichtige Pflege und Reinigung der Genitalregion nach dem Eingriff.

Beachte: Ein Intimpiercing stellt erhöhte Anforderungen an die Intimpflege.

Die Deutsche Gesellschaft für Piercing (DGP) und der Europäische Berufsverband für professionelles Piercing (European Association of Professionell Piercing (EAPP)) erleichtern die Orientierung [3, 4]. Seriöse Studios haben einen hohen Standard an Hygienemaßnahmen.

Unabhängig davon, dass jedes Piercing-Studio genaue Anweisungen zur Pflege gibt, enthält die Online-Ausgabe der DAZ von 2021 eine gute Übersicht über Pflegemaßnahmen und Verhaltensweisen [5]. Dies gilt auch für diagnostische Maßnahmen, z. B. Magnetresonanztomographie (MRT), und für notwendige Operationen [6].

Literatur

  1. Stirn AV, Zannoni R: Körpermodifikation und sexuelle Gesundheit; Body modifications and sexual health; Bundesgesundheitsblatt – Gesundheitsforschung – Gesundheitsschutz. PDF: Springer, Published online 25 July 2017, doi: 10.1007/s00103-017-2603-0
  2. Intimpiercing: https://de.wikipedia.org/wiki/Intimpiercing
  3. DGP: Deutsche Gesellschaft für Piercing https://www.dg-piercing.de
  4. EAPP, European Association for Professional Piercing Choose. http://www.eapp.eu › - EApp
  5. Winterhagen I: Achtung, frisch gestochen!: Deutscher Apotheker Zeitung online. https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2016/daz-24-2016/achtung-frisch-gestochen
  6. Bruhn C: Mit Piercing zum MRT? https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2016/daz-36-2016/mit-piercing-zum-mrt
     
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