Differentialdiagnosen
Hodenschmerzen

Angeborene Fehlbildungen, Deformitäten und Chromosomenanomalien (Q00-Q99)

  • Gleithoden  (Retentio testis präscrotalis; gliding testis)
  • Leistenhoden (Retentio testis inguinalis; "cryptorchidism")
  • Pendelhoden ("retractile testis")

Herzkreislaufsystem (I00-I99)

  • Polyarteriitis nodosa – die klassische Form der Polyarteriitis nodosa (PAN) ist eine entweder schleichend oder post- bzw. parainfektiös auftretende schwere Allgemeinerkrankung (Gewichtsabnahme, Fieber, Nachtschweiß/nächtliches Schwitzen, „chlorotischer Marasmus“), die mit einer systemischen Vaskulitis (Gefäßentzündung) einhergeht.
  • Varikozele (Krampfaderbruch; Synonyme: Varicocele testis; Krampfaderbruch) – Krampfaderbildung im Bereich des von den Hoden- und Nebenhodenvenen gebildeten Plexus pampiniformis, einem Venengeflecht im Samenstrang (lat. Funiculus spermaticus); in einem hohen Prozentsatz (75-90 %) tritt die Varikozele linksseitig auf.
    Operationsindikation: Varikozelektomie, wenn neben der Varikozele auch ein verkleinerter Hoden vorliegt. Als Grenzwert gilt ein Hoden-Atrophie-Index (testicular atrophy index, TAI) von 20 %, was bedeutet, dass ein Hoden 20 % kleiner ist als der andere; ein weiterer Faktor ist ein Volumenunterschied von mindestens 2 ml zwischen beiden Hoden.

Infektiöse und parasitäre Krankheiten (A00-B99)

  • Bakterielle Infektionen – z. B. Chlamydien, E. coli, Neisserien/N. gonorrhoeae (Erreger der Gonorrhoe/Tripper; Geschlechtskrankheit), Mycobacterium-tuberculosis-Komplex (Tuberkulose), Proteus, Treponema pallidum ssp. pallidum (Erreger der Syphylis/Lues; Geschlechtskrankheit), Staphylokokken, Streptokokken und Tuberkulose
  • Parotitis epidemica (Mumps) → akute Orchitis (Hodenentzündung)
  • Virale Erkrankungen, ohne nähere Bezeichnung – z. B. Influenza-Virus, Paramyxoviren (Parotitis epidemica), Epstein-Barr-Virus (infektiöse Mononukleose), Coxsackie-Viren und Varizellen (Windpocken)

Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)

  • Inguinoskrotalhernie (Leistenbruch, der inguinal, d. h. in der Leiste in Erscheinung tritt und sich ins Skrotum (Hodensack) fortsetzt), inkarzeriert ("eingeklemmt") bzw. stranguliert ("erwürgt", "gewürgt")

Muskel-Skelett-System und Bindegewebe (M00-M99)

  • Hüftprobleme: Labrumläsion (Verletzung der Gelenkslippe der Hüfte) – falls gemeinsam Leisten- und Hüftschmerzen angegeben werden, die bei Belastung zunehmen und die bei einer genitaler Palpation (Abtasten des Genitale) nicht reproduzierbar sind, sollte ein Hüft-MRT durchgeführt werden [1].
    Hinweis: Intraartikuläre Injektionen oder physikalischer Therapie lindern in solchen Fällen auch die Hodenschmerzen; ggf. verschwinden auch diese [1].

Nervensystem (G00-G99)

  • Einklemmung eines Spinalnerv aufgrund eines Diskusprolaps (Bandscheibenvorfall)

Neubildungen – Tumorerkrankungen (C00-D48)

  • Hodenkarzinom (Hodenkrebs)
  • Hodentumoren, nicht näher bezeichnet (z. B. Seminom) [diese sind im Regelfall schmerzfrei; eine Einblutung kann jedoch ein akutes Skrotum auslösen]

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die anderenorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)

  • Schmerzen, nicht näher bezeichnet (refered pain/fortgeleiteter Schmerz: z. B. Ureterstein/Harnleiterstein, Wirbelsäulentumor; idiopathischer ("ohne erfassbare Ursache") chronischer Hodenschmerz, ca. 30 % der Fälle mit chronischem Hodenschmerz)

Urogenitalsystem (Nieren, Harnwege – Geschlechtsorgane) (N00-N99)

  • Epididymitis (Nebenhodenentzündung) – Auftreten meistens während der Pubertät oder den frühen Jugendjahren
  • Epididymoorchitis ‒ kombinierte Entzündung des Hodens (Orchis) und des Nebenhodens (Epididymis)
  • Epididymidiszyste
  • Haematozele ("Blutbruch"; d. h. Blutansammlung in Körperhöhlen oder Gewebespalten)
  • Harnleiterobstruktion – plötzliche Verlegung des Harnleiters, z. B. durch einen Ureterstein (Harnleiterstein)
  • Hodennekrose – Absterben des Hodengewebes durch Abklemmen der Blutzufuhr; mögliche Folge einer Hodentorsion
  • Hodentorsion (akute Stieldrehung von Hoden und Nebenhoden mit Unterbrechung der Blutzirkulation und hämorrhagischer Infarzierung) – häufigste Diagnose beim Kind und Jugendlichen (10.-20. Lebensjahr)
  • Hodentuberkulose
  • Hydatidentorsion – Torsion (Verdrehung) der Appendix testis (Morgagni-Hydatide); Symptomatik entspricht der Hodentorsion
  • Hydrozele (Wasserbruch) – Stauung von Flüssigkeit in der Tunica vaginalis testis (Hodenhülle)
  • Malakoplakie – plaqueartige, weiß-graue Ablagerungen im Bereich der Ureteren (Harnleiter) oder manchmal auch der Harnblase, die auch die Hoden befallen können; diese entstehen vorwiegend im Rahmen chronischer Harnwegsentzündungen
  • Mumpsorchitis – Sonderform der Epididymoorchitis; Komplikation der Parotitis epidemica (Mumps) in ca. 25 % der Patienten, die eine Mumpserkrankung nach der Pubertät erleiden; kann unilateral als auch bilateral (ein- als auch beidseitig) auftreten/ in bis zu 30 % bilateral
  • Orchitis (Hodenentzündung) – meist durch Viren, seltener durch Bakterien; als Mumpsorchitis meist 4-7 Tage nach der Parotitis (Ohrspeicheldrüsenentzündung)
  • Prostatitis (Prostataentzündung)
  • Spermatozele (Samenbruch) – eine meist am Nebenhoden gelegene Retentionszyste (Zyste, die auf Grund einer Abflussbehinderung entsteht), die spermahaltige Flüssigkeit enthält

Verletzungen, Vergiftungen und andere Folgen äußerer Ursachen (S00-T98)

  • Hodentrauma (Hodenverletzung)

Operationen

  • Z. n. Nierenspende (Lebendnierenspende): fast ein Drittel der Männer nach einer Nierenspende geben Hodenschmerzen an, die überwiegend, aber nicht nur ipsilateral auftreten. Die Schmerzen halten im Median 15,5 Monate an [2].
  • Zust. n. Vasektomie (Sterilisation des Mannes; Post-Vasektomie-Schmerz-Syndrom)

Literatur

  1. Chouhan JD et al.: Hip joint pathology among men referred to urology for chronic orchialgia: A source for misdiagnosis and opportunity for quality improvement. Urology 2020; https://doi.org/10.1016/j.urology.2020.06.089
  2. Pinar U et al.: Persistent orchialgia after laparoscopic living‑donor nephrectomy: an underestimated complication requiring information adjustment. World J Urol 2021;39:621-627; https://doi.org/10.1007/s00345-020-03228-6
     
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