Schilddrüsenultraschall (Schilddrüsensonographie)

Bei der Schilddrüsensonographie (Synonyme: Ultraschall der Schilddrüse; Schilddrüsenultraschall) handelt es sich um ein nicht-invasives (nicht in den Körper eindringend) diagnostisches Verfahren der Radiologie, welches die momentan wichtigste Untersuchungsmethode für die Abklärung auffälliger Schilddrüsenbefunde und für Kontrolluntersuchungen der Schilddrüse darstellt. Die Sensitivität (Prozentsatz erkrankter Patienten, bei denen die Krankheit durch die Anwendung des Verfahrens erkannt wird, d. h. ein positiver Befund auftritt) des Verfahrens ist als sehr gut zu bewerten. Aufgrund der Tatsache, dass es sich bei der Schilddrüse um ein sehr oberflächennahes Organ handelt, lässt sich dieses optimal mit Hilfe sonographischer Maßnahmen darstellen und beurteilen.

Die Anwendung der Schilddrüsensonographie lässt des Weiteren zu, dass bei dem Auftreten eines pathologischen Befundes im Bereich der Schilddrüse eine adäquate Selektion weiterer Untersuchungsverfahren hinsichtlich des Nutzens erfolgen kann.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
  • Hyperthyreose – die Schilddrüsenüberfunktion stellt einen pathologischen Prozess dar, welcher unbedingt mit einer Schilddrüsensonographie diagnostisch abgeklärt werden muss. Das Erkennen von Knoten in der Sonographie kann hierbei auf einen autonomen Prozess hinweisen.  
  • Thyreoiditis (Schilddrüsenentzündung) – Schmerzen im Bereich der Schilddrüse können auf eine Thyreoiditis  hinweisen. Auf mögliche Einblutungen sollte geachtet werden.
  • Klinische Beschwerden, die auf eine Schilddrüsenerkrankung hinweisen können – typisch für eine anatomische Veränderung oder Funktionsveränderung der Schilddrüse sind Schluckstörungen bzw. Globusgefühl (Kloßgefühl: Fremdkörpergefühl im Rachen bzw. Hals, das unabhängig von der Nahrungsaufnahme ist), Tachykardie (zu schneller Herzschlag: > 100 Schläge pro Minute) bzw. Bradykardie (zu langsamer Herzschlag: < 60 Schläge pro Minute), Gewichtsabnahme bzw. -zunahme, Wärme- bzw. Kältegefühle sowie Unruhe bzw. Antriebsarmut.
  • Tumornachsorge – das Verfahren spielt eine wichtige Rolle in der Nachsorge von Tumorerkrankungen, da sich mögliche Metastasen (verstreute Tumorherde) oder Rezidive (Wiederauftreten von Tumoren) mit der Sonographie gut nachweisen lassen.

Beachte: Die Deutsche Gesellschaft für Endokrinologie (DGE) weist darauf hin, dass ein Ultraschallscreening auf Schilddrüsenveränderungen bei älteren Menschen nicht durchgeführt werden soll. Zu den Gründen der Entscheidung siehe in der nachfolgend zitierten Literatur [8].

Das Verfahren

Im Gegensatz zum Palpationsbefund (Tastbefund) stellt die Schilddrüsensonographie ein zuverlässiges und präzises Werkzeug zur Kontrolle der Schilddrüse und ihrer Funktion dar. Somit lassen sich durch das Verfahren auch pathologische Veränderungen feststellen, die mit keinerlei Symptomen einhergehen. Außerdem lässt sich mit der Methode gewährleisten, dass neoplastische Veränderungen (Tumorerkrankungen) sowohl der Schilddrüse als auch der umliegenden Strukturen erkannt werden können.

Zur Sicherung eines Befundes, der eine Funktionsveränderung der Schilddrüse beinhaltet, sollte jedoch zusätzlich zur Schilddrüsensonographie eine Schilddrüsenzintigraphie erfolgen.

Untersuchungstechnik

  • Normalerweise wird die sonographische Untersuchung im Liegen vollzogen, da es in dieser Position leichter ist, den Hals in Richtung der Schulterblätter zu neigen. Zur Unterstützung sollte ein Kissen in den Nacken des Patienten gelegt werden. 
  • Zunächst sollte der Untersucher das Volumen der Schilddrüse berechnen, um eine Aussage über eine mögliche Vergrößerung der Schilddrüse machen zu können. Hierzu dient als orientierende Volumenberechnung eine Formel, mit der die Bestimmung der Größenmaße eines Rotationsellipsoids zu berechnen ist. Die Formel für das Volumen der Schilddrüse lautet Länge × Breite × Tiefe × 0,5. Allerdings muss beachtet werden, dass bei Verwendung dieser Formel häufig das Volumen der Schilddrüse überschätzt wird.
    Das Schilddrüsenvolumen liegt bei Frauen bei bis zu 18 ml, bei Männern bei bis zu 25 ml.
  • Des Weiteren muss beachtet werden, dass zur Erstellung aussagekräftiger Untersuchungsergebnisse die Erstellung der Bilder in zwei Ebenen erfolgen muss und hierbei die anatomischen Bezugspunkte dokumentiert werden müssen. Unabdingbar ist außerdem, dass der jeweilige Befund ausführliche Daten über das Schilddrüsenvolumen getrennt nach rechter und linker Seite beinhaltet.
  • Zusätzlich ist auch eine Beurteilung der Lage und Form der Schilddrüse für die Aussagekraft der Schilddrüsensonographie wichtig. Im Fokus steht hier die Erkennung einer gegebenenfalls teilweise retrosternal (hinter dem Brustbein liegend) liegenden Schilddrüse.
  • Für die Funktionsbeurteilung ist die Betrachtung des Schilddrüsengewebes von großer Bedeutung, da sich hiermit ein Rückschluss auf einen möglicherweise vorliegenden pathologischen Prozess ziehen lässt. Allerdings ist zu beachten, dass sich die meisten Erkrankungen der Schilddrüse bei den vorhandenen Untersuchungsmethoden variabel darstellen. Ein Schilddrüsenadenom kann beispielsweise mit einer funktionellen Beeinflussung der Schilddrüse einhergehen.
  • Die Anwendung der Schilddrüsensonographie ist auch bei einem Verdacht auf einen neoplastischen Prozess (Tumor) angezeigt. Drei Kriterien entscheiden über Pro oder Kontra bei der Biopsie: Mikrokalk, Größe von mehr als 1-1,5 cm, vollständig solide Konsistenz (= echoarm) – diese drei sonographischen Kriterien sind mit dem Risiko für Malignität eines Schilddrüsenknotens assoziiert. Rein zystische und/oder spongiforme Knoten kann man meistens konservativ beobachten [7].
    Um keine Tumorherde zu übersehen, müssen die zervikalen Nachbarorgane (Organe im Halsbereich) ebenfalls begutachtet werden. Außerdem sollte bei einem Malignom- (bösartiger Befund) oder Entzündungsverdacht eine Aussage über den lokalen Lymphknotenstatus im Befund enthalten sein.

Neben der direkten diagnostischen Funktion des Verfahrens wird die Sonographie bei der Schilddrüsendiagnostik auch bei der Feinnadelpunktion der Schilddrüse eingesetzt. Durch den Einsatz der Schilddrüsensonographie wird die Treffsicherheit der Punktion deutlich verbessert, sodass nicht tastbare Knoten, die zunächst der Punktion entgehen konnten, nun sicher punktiert werden können.

Literatur

  1. Klima G, Rothlauer W: Schilddrüsensonographie in Klinik und Praxis. Acta Medica Austriaca. 2000. 2:42-44
  2. Dietrich CF, Schneider JG, Ignee A: Schilddrüsensonographie: Eine Übersicht. Endoskopie heute. 2007. 20:17-27
  3. Heimann KD, Schmelzer A: Sonographische Diagnostik der Schilddrüse. HNO. 1997. 45:1029-1039
  4. Fink H: Medizinische Klinik – Die Autoimmunthyreoiditis (Hashimoto-Thyreoiditis): aktuelle Diagnostik und Therapie. Springer Verlag 2010
  5. Hörmann R: Therapie innere Krankheiten. Springer Verlag 2005
  6. Böcker W: Pathologie. Urban & Fischer Verlag 2008
  7. Smith-Bindman R et al.: Risk of Thyroid Cancer Based on Thyroid Ultrasound Imaging Characteristics. Results of a Population-Based Study. JAMA Intern Med 2013, online 26. August. doi:10.1001/jamainternmed.2013.9245
  8. Feldkamp J: Klug entscheiden: . . . in der Endokrinologie. Dtsch Arztebl 2016; 113(17): A-821 / B-696 / C-687

     
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