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Spurenelemente
Vitalstoff-Mehrbedarf in der Stillphase

Zu den Spurenelementen, deren Bedarf in der Stillzeit erhöht ist, gehören Eisen, Jod, Kupfer, Selen und Zink. [1].

Neben diesen Spurenelementen sollten Stillende auch auf eine ausreichende Zufuhr von Chrom, Fluor, Mangan, Molybdän sowie Zinn über die Nahrung achten. Der tägliche Bedarf dieser Spurenelemente ist in der Stillzeit nicht erhöht. Dennoch dürfen sie in einer ausgewogenen und angemessenen Ernährung nicht fehlen, da die Vitalstoffe ebenfalls von wichtiger Bedeutung für das Wachstum und die Entwicklung des Kindes und die Gesundheit und Vitalität der Mutter sind [2.2.].

Die Zufuhr dieser Spurenelemente dient letztendlich zur Sicherung der Reserven.

Schätzwerte für den täglichen Bedarf der Stillenden

Eisen

Der mütterliche sowie kindliche Eisenbedarf ist während der Stillzeit aufgrund der schnellen Gewebevermehrung und des Anstiegs der Blutbildung des Neugeborenen sehr hoch. Da speziell in den letzten Schwangerschaftsmonaten die Eisen-Speicher der Mutter entleert sind, müssen stillende Frauen besonders auf eine hohe Eisenaufnahme achten. Um einem Mangel vorzubeugen und den Säugling ausreichend mit dem Spurenelement versorgen zu können, sollten Stillende Lebensmittel mit Häm-Eisen-Verbindungen bevorzugen. Nur in tierischen Lebensmitteln – Fleischwaren, Leber und Fisch – liegt ein Teil des Eisens als Häm-Eisen vor. Häm-Eisen-Verbindungen weisen eine höhere Bioverfügbarkeit auf als Nicht-Häm-Eisen-Verbindungen. Der Eisen-Bedarf kann dadurch mit tierischen Nahrungsmitteln besser gedeckt werden [2.2.].

Auf pflanzliche Lebensmittel, die Nicht-Häm-Eisen-Verbindungen haben, sollte dennoch nicht verzichtet werden, da sich durch den gleichzeitigen Verzehr von Fleisch die Resorptionsrate des Nicht-Hämeisens aus der pflanzlichen Kost verdoppeln lässt. Das liegt an den im Fleisch enthaltenen niedermolekularen Komplexbildnern, darunter die tierischen Proteine, welche aufgrund der hohen Zahl wertvoller Aminosäuren qualitativ hochwertiger sind als pflanzliche Eiweiße und so die Resorption von Eisen begünstigen [4.2.].

Die Eisenaufnahme aus der Nahrung steigert des Weiteren Gastroferrin – Sekret der Magenschleimhaut, Vitamin C, fermentierte Lebensmittel, Polyoxicarbonsäuren in Obst und Gemüsen und andere organische Säuren – Zitronensäure [2.2.]. Diese Stoffe bilden mit Eisen einen gut löslichen Komplex. Empfehlenswert ist daher, eisenreiche pflanzliche Lebensmittel, wie Vollkorngetreideprodukte oder bestimmte Gemüsesorten – Broccoli, Erbsen und andere –, mit tierischen Produkten kombiniert zu verzehren [4.2.].
Stillende Frauen mit geringem oder keinem Fleischverzehr aufgrund vegetarischer oder makrobiotischer Ernährungsweise müssen insbesondere auf ihre Eisenzufuhr achten, um ihren Bedarf zu decken und die Gesundheit ihres Kindes nicht zu gefährden.

Auf die Eisenaufnahme stark hemmend wirken Phytate in Getreide, Mais, Reis sowie Vollkorn- und Sojaprodukten, Tannine in Kaffee und Tee, sowie Polyphenole in schwarzem Tee [2.2.]. Diese Stoffe bilden einen nicht resorbierbaren Komplex mit Eisen und blockieren deshalb dessen Resorption. Sie sollten innerhalb der Stillzeit gemieden werden.

Der Eisenbedarf während der Stillzeit liegt wie in der Schwangerschaft zwischen 20 und 30 Milligramm. In der Muttermilch ist die Eisenkonzentration gering, wodurch nur relativ wenig des Spurenelements über die Milch an den Säugling abgegeben wird. Neugeborene haben deshalb mit 8-10 Milligramm am Tag einen erhöhten Bedarf [2.2.]. Kommen Säuglinge mit einem Geburtsgewicht unter 3500 Gramm zur Welt, sollten diese aufgrund ihres verstärkten Wachstums mit Eisen und Vitamin C supplementiert werden. Die gleichzeitige Einnahme von Vitamin C unterstützt die Eisenresorption.
Um vor Mangelsymptomen geschützt zu sein und die Eisen-Reserven aufrecht zu erhalten, sollten Frauen in der Stillphase den Bedarf von etwa 20-30 Milligramm Eisen pro Tag nicht unterschreiten.

Fällt infolge eines Eisenmangels der Hämoglobinwert unter 11 g/dl und liegt gleichzeitig ein Ferritinmangel vor, kommt es bei der Stillenden zur Blutarmut und eine Substitution mit Eisen ist notwendig. Es sollte mit gut resorbierbaren 2-wertigen Eisenverbindungen supplementiert werden. Die kombinierte Einnahme mit Vitamin C verbessert die Resorption von Eisen. Auch eine nüchterne Einnahme vor dem Schlafengehen fördert die Eisenaufnahme, da die Bioverfügbarkeit durch nicht resorbierbare Komplexbildner in der Nahrung herabgesetzt wird [2.2.].

Funktion des Eisens

  • Eisen ist an Eiweiße – Hämoglobin, Myoglobin, Cytochrome – gebunden, um trotz seiner schlechten Löslichkeit für den Organismus bioverfügbar zu sein
  • Vorkommen als Hämeisen und Nicht-Hämeisen

Hämeisen-Verbindungen – 2-wertiges Eisen

  • Eisen ist als Bestandteil des Hämoglobin für den Sauerstofftransport verantwortlich
  • Eisen als Bestandteil des Myoglobin trägt zur Bildung und Speicherung von Sauerstoff bei
  • Eisen als Bestandteil der Cytochrome ist für den Elektronentransport in der Atmungskette von Bedeutung
  • Vorkommen in überwiegend tierischen Lebensmitteln – Fleischwaren, Leber und Fisch

Nicht-Hämeisen-Verbindungen – 3-wertiges Eisen

  • Antioxidative Wirkung
  • Sauerstoffübertragung
  • Entgiftungsprozesse
  • Energiegewinnung, da Nicht-Hämeisen-Proteine an der Energieproduktion in den Mitochondrien mitwirken
  • Produktion von Hormonen und Neurotransmittern
  • Kollagensynthese, da Eisen für die Regeneration von Knochen, Knorpel und Bindegewebe unerlässlich ist
  • Transferrin als Trägerprotein von Eisen schützt vor Schäden durch Freie Radikale und Lipidperoxidation, Schutz vor Arteriosklerose
  • Vorkommen in überwiegend pflanzlicher Kost – Obst, Gemüse und Getreide, Linsen, weiße Bohnen, Weizenmehl, Petersilie, Vollkorn- und Sojaprodukte, Bierhefe [4.2.]

Hinweis!
Eisen wird vom Körper besser aufgenommen, wenn Sie dazu ein Vitamin-C-haltiges Lebensmittel – wie beispielsweise Orangensaft – aufnehmen;
Tee und Kaffee dagegen hemmen die Aufnahme von Eisen.

Achtung!
Die vorbeugende Gabe von Eisen ist in der Stillphase abzulehnen!
Grund dafür ist: Nicht gebundenes, freies Eisen wirkt toxisch, das heißt zellschädigend
[2].

Eisen wird auch als Prooxidans im Zusammenhang mit der Entstehung kardiovaskulärer Erkrankungen – wie beispielsweise Erkrankungen der Herzkranzgefäße mit der Folge eines Herzinfarktes – und neurodegenerativer Erkrankungen – beispielsweise Morbus Alzheimer oder Morbus Parkinson – und als Promotor von Krebserkrankungen diskutiert.


Literatur

  1. Bundesinstitut für Risikobewertung
    Verwendung von Mineralstoffen in Lebensmitteln – Toxikologische und ernährungsphysiologische Aspekte
    A. Domke, R. Großklaus, B. Niemann, H. Przyrembel, K. Richter, E. Schmidt, A. Weißenborn, B. Wörner, R. Ziegenhagen (Hrsg.), Kap. 11, Seiten 201-240,
    BfR-Wissenschaft 04/2004, Berlin (2004)
  2. Forth W, Rummel W (1987) Eisen.
    Pharmakotherapie des Eisenmangels.
    In: Allgemeine und spezielle Pharmakologie und Toxikologie. W Forth, D Henschler, W Rummel (Hrsg.) 5., völlig neu bearbeitete und erweiterte Auflage.
    BI Wissenschaftsverlag, Mannheim.

Falls in der Stillphase ein Eisenmangelzustand nachgewiesen wird, ist eine ärztliche Verordnung eines Arzneimittels erforderlich, das im Regelfall ein hoch dosiertes Eisenpräparat ist. In solchen Fällen sollte mit gut resorbierbaren 2-wertigen Eisenverbindungen supplementiert werden.

Die kombinierte Einnahme mit Vitamin C verbessert die Resorption von Eisen. Auch eine nüchterne Einnahme vor dem Schlafengehen fördert die Eisenaufnahme, da die Bioverfügbarkeit durch nicht resorbierbare Komplexbildner in der Nahrung herabgesetzt wird [2.2.].

Jod

Die Stillzeit ist für die Schilddrüse der Mutter eine erhebliche zusätzliche funktionelle Belastung. Um den vermehrten Bedarf bei einem erhöhten Grundumsatz während der Stillzeit zu decken, muss die Schilddrüse vermehrt Schilddrüsenhormone produzieren. Zudem kommt es zu einer zusätzlichen Jodausscheidung mit der Muttermilch, wodurch die Jodversorgung der Schilddrüse verschlechtert wird [2.2.]. Aufgrund dessen müssen die mütterlichen Jodverluste durch eine gezielte zusätzliche Jodzufuhr – Supplementierung nach Bestimmung der Schilddrüsenwerte – ausgeglichen werden [2.2.]. Jodtabletten sollten nur nach medizinischer Beratung und Bestimmung der Schilddrüsenwerte eingenommen werden [4.2.].

Weil der Jodgehalt der Muttermilch vom Jodversorgungsstatus der Mutter abhängig ist, teilt der mit Muttermilch ernährte Säugling das Risiko der Jodmangelversorgung mit seiner Mutter.

Frauen in der Stillzeit, die sich veganisch oder makrobiotisch ernähren oder bei Zubereitung ihrer Speisen kein jodiertes Speisesalz verwenden, setzen sich und ihrem Säugling einem hohen Risiko einer unzureichenden Jodversorgung aus. Die Schilddrüsenfunktion der Mutter und insbesondere die Entwicklung sowie die motorischen und manuellen Fähigkeiten des Neugeborenen sind unter solchen Umständen erheblich gefährdet [2.1.]. Frühgeborene reagieren aufgrund ihres erhöhten Wachstums- und Entwicklungsbedarfs besonders anfällig auf mütterliche Jod-Defizite und sollten im Falle eines Mangels substituiert werden.
Zudem ist die Jodversorgung in Deutschland nicht ausreichend, was eine mütterliche Jod-Substitution in der Stillzeit als ebenfalls notwendig erscheinen lässt [3]. Mit Hilfe einer prophylaktischen Jod-Supplementierung kann eine gesunde Entwicklung sowie ein ungestörtes Wachstum des Kindes gesichert werden [3].

Funktion des Jods

  • Wichtigste Funktion ist die Synthese von Schilddrüsenhormonen, welche die Stoffwechselaktivität regeln
  • Antioxidative Wirkung, Fänger Freier Radikale
  • Aktivierende Wirkung auf gewisse Immunfunktionen
  • Beugt entzündlich-degenerativen Erkrankungen vor
  • Gute Jodquellen sind Meerwasserprodukte, wie roher Fisch – Sushi, Seefisch und Seetank; jodreiche Mineralwässer, Milch, Eier bei entsprechender Fütterung der liefernden Tiere sowie mit Jodsalz angereicherte Nahrungsmittel [4.2.].

Achtung!
Das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) empfiehlt zur Nahrungsergänzung, den Höchstwert von 100 µg Jod pro Tag nicht zu überschreiten [1].

 

Literatur

  1. Bundesinstitut für Risikobewertung
    Verwendung von Mineralstoffen in Lebensmitteln – Toxikologische und ernährungsphysiologische Aspekte
    A. Domke, R. Großklaus, B. Niemann, H. Przyrembel, K. Richter, E. Schmidt, A. Weißenborn, B. Wörner, R. Ziegenhagen (Hrsg.), Kap. 11, Seiten 201-240,
    BfR-Wissenschaft 04/2004, Berlin (2004)

Kupfer

Meist sind Frühgeborene mit diesem Spurenelement schlecht versorgt, da die Kupfermobilisation aus der Leber von der Reife der Enzymausstattung abhängig ist und häufig nicht genügend Speicher angelegt worden sind [4.1.]. Zudem tragen das verstärkte Wachstum und die unausgereiften, transportvermittelten Resorptionsmechanismen des Darms zu dem erhöhten Bedarf bei [2.1.]. Frühgeborene Kinder sollten deshalb mit 900 µg pro Liter substituiert werden [4.1.].

Um Mangelsymptomen vorzubeugen ist es empfehlenswert, auch normalwüchsige Neugeborene zu supplementieren, wobei etwa 0,5-1,5 Milligramm am Tag angebracht sind. Kommt es zu Kupfer-Defiziten, werden diese meist erst im dritten Lebensmonat auffällig.
Besonders mangelgefährdet sind Neugeborene mit langfristiger parenteraler Ernährung [4.3.].

Kupfer-Supplemente sollten nicht in Verbindung mit Vitamin B6, C, Eisen oder Zink eingenommen werden, da diese Vitalstoffe die Aufnahme von Kupfer vermindern [4.2.]

Funktion des Kupfers

  • Bestandteil verschiedener Enzyme
  • Antioxidative Wirkung, Entgiftung Freier Radikale, immunstimulierend, entzündungshemmend
  • Wichtiger Bestandteil des endogenen antioxidativen Zellschutzes der Zellmembran, fördert Zellwachstum
  • Förderung der Eisenresorption
  • Bestandteil der Atmungskette, zelluläre Sauerstoffverwertung, dient der Energiegewinnung
  • Schutz der Aminosäuren
  • Melanin- und Bindegewebssynthese
  • Reich an Kupfer sind Innereien, Fische, Getreideprodukte, Schalentiere, Nüsse, Schokolade, Kakao, Kaffee, Tee und grünes Gemüse [4.2.]

Wichtiger Hinweis!
Die für die Bundesrepublik Deutschland vorliegenden Daten zur Aufnahme von Kupfer weisen darauf hin, dass bei sonst gesunden Personen nicht mit einer unzureichenden Versorgung mit dem Spurenelement Kupfer zu rechnen ist (Versorgungskategorie 3). Ein Zusatz von Kupfer zu Nahrungsergänzungsmitteln wird daher nicht empfohlen [1].

Zudem zeigte sich in einer Studie aus den USA, dass ein erhöhter Serum-Kupferspiegel mit einem erhöhten Risiko für Krebserkrankungen verbunden ist [2].

Kupfer ist in der Nahrung enthalten in Getreideprodukten, Innereien (Leber und Nieren von Wiederkäuern können besonders hohe Kupfergehalte aufweisen), Fisch, Schalentieren, Leguminosen, Nüssen, Kakao, Schokolade, Kaffee, Tee und einigen grünen Gemüsen.

Kein Nahrungsergänzungsmittel sollte deshalb im Sinne des Verbraucherschutzes Kupfer enthalten.

Literatur

  1. Bundesinstitut für Risikobewertung
    Verwendung von Mineralstoffen in Lebensmitteln – Toxikologische und ernährungsphysiologische Aspekte
    A. Domke, R. Großklaus, B. Niemann, H. Przyrembel, K. Richter, E. Schmidt, A. Weißenborn, B. Wörner, R. Ziegenhagen (Hrsg.), Kap. 15, Seiten 279-291,
    BfR-Wissenschaft 04/2004, Berlin (2004)
  2. Wu T, Sempos CT, Freudenheim JL, Muti P, Smit E.
    Serum iron, copper and zinc concentrations and risk of cancer mortality in US adults.
    Ann Epidemiol. 2004 Mar;14(3):195-201

Die Zufuhr dieser Spurenelemente dient letztendlich zur Sicherung der mütterlichen Reserven. Ist die Mutter ausreichend versorgt, kann auch eine für den Säugling optimale Konzentration der Vitalstoffe in der Muttermilch sichergestellt werden.
Fluor stellt insbesondere eine Kariesprophylaxe dar. Die Fluoridsubstitution im Säuglingsalter sollte bei einem Fluoridgehalt des Trinkwassers bis 0,3 Milligramm pro Liter täglich etwa 0,25 Milligramm betragen [2.2.].

Der tägliche Bedarf an Chrom, Fluor, Mangan, Molybdän und Zinn innerhalb der Stillzeit entspricht in etwa dem während der Schwangerschaft. Sie dürfen in einer ausgewogenen und angemessenen Ernährung nicht fehlen und müssen in ausreichenden Mengen zugeführt werden, da die Vitalstoffe ebenfalls von wichtiger Bedeutung für das Wachstum und die Entwicklung des Kindes und die Gesundheit und Vitalität der Mutter sind [2.2.].

Selen

Werden Neugeborene anstelle von Muttermilch mit Kuhmilch ernährt, können sich schnell Defizite an Selen und Zink entwickeln, da deren Gehalt in Kuhmilch – standortabhängig – niedriger ist als in der Muttermilch [4.2.].Wird Selen zusammen mit physiologischen Dosen an Vitamin E und Vitamin C substituiert, erhöht das die Resorptionsrate [4.2.].

Funktion des Selens

  • Bewirkt Aktivitätssteigerung des wichtigsten antioxidativen Enzym – Glutathionperoxidase
  • Antioxidative Wirkung über die Glutathionperoxidasen zur Aufrechterhaltung des Gleichgewichts von Oxidantien und Antioxidantien in Organismus
  • Stimuliert die Produktion von Antikörpern
  • Glutathionperoxidasen sind für die Umwandlung von schädigenden Wasserstoff- und Lipidperoxiden zu Wasser verantwortlich und verhindern Produktion von Sauerstoffradikalen
  • Selen beeinflusst Aktivierung und Deaktivierung von Schilddrüsenhormonen über die selenabhängigen Enzyme – Dejodasen
  • Über die Glutathionperoxidasen schützt Selen Makromoleküle – Kohlenhydrate, Proteine, Fette – sowie Zellmembranen und -bestandteile, wobei es eng mit antioxidativen Vitaminen A, C, E und einige B-Vitamine zusammenarbeitet
  • Einige Selenproteine haben immunmodulatorische und membranstabilisierende Effekte
  • Bildet mit Schwermetallen wie Blei, Cadmium und Quecksilber schwerlösliche und somit schwer resorbierbare ungiftige Selenit-Eiweißkomplexe
  • Gute Selenquellen sind Seefische, Niere, Leber, rotes Fleisch, Fisch, Eier, Spargel und Linsen; der Selengehalt in Getreide ist abhängig vom Selengehalt des Bodens [4.2.]

Stillende haben keinen erhöhten Selenbedarf. Ernähren sich Frauen während der Schwangerschaft allerdings veganisch, erreichen solche in unseren Regionen ohne Substitution keine ausreichenden Selenmengen und sind stark mangelgefährdet. Insbesondere sind Deutschland, die Schweiz und Österreich Selenmangelgebiete, da die landwirtschaftlichen Böden aufgrund von Düngemitteln und sauren Regen zu wenig des Spurenelements enthalten und das Tierfutter ungenügend mit Selen angereichert wird. Selen wird nicht für das Wachstum der Pflanzen benötigt, wodurch angebautes Getreide praktisch selenfrei ist. Die Bioverfügbarkeit verringert sich zusätzlich durch Schwermetalle im Boden, mit denen Selen einen unlösbaren Komplex eingeht.

Wird Selen zusammen mit physiologischen Dosen an Vitamin E und Vitamin C substituiert, erhöht das die Resorptionsrate [4.2.].

Hinweis!
Selen-Supplementationen von 20-50 µg täglich benötigen insbesondere Kinder mit parenteraler Ernährung sowie Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1500 Gramm [4.3.].

Zink

Da das Spurenelement insbesondere an vielen anabolen und katabolen Enzymreaktionen, an der Zellbildung sowie am Stoffwechsel von Schilddrüsenhormonen, Wachstumshormonen, Insulin und Prostaglandinen beteiligt ist, sollten stillende Mütter mindestens 22 Milligramm Zink täglich zu sich nehmen. Außerdem beeinflusst das Spurenelement die Entwicklung und Reifung männlicher Geschlechtsorgane sowie die Spermatogenese.

Der Zinkverbrauch ist nicht nur in der Schwangerschaft, sondern auch während der Stillzeit aufgrund der schnellen Gewebevermehrung und des Anstiegs der Blutbildung des Neugeborenen erhöht [3].
In der Stillperiode verliert die Frau mit der Muttermilch täglich etwa 1,7 Milligramm Zink. Nimmt die Mutter nur ungenügende Mengen an Zink auf, verringert sich in der Folge der Gehalt in der Muttermilch – dasselbe gilt auch für Selen.

Neugeborene haben einen täglichen Zinkbedarf von etwa 2-5 Milligramm. Um den Säugling nicht in eine mangelhafte Lage zu bringen, sollte die Mutter ihre Zinkreserven über eine ausreichende Zufuhr mit der Nahrung oder Supplementierung sichern. Ein Zink-Supplement – von 15-50 Milligramm täglich – während der Stillzeit erhöht die Konzentration des Spurenelements in der Muttermilch bedeutend. Zink sollte jedoch in Form von Chelat, Orotat, Gluconat und Proteinhydrolysat zugeführt werden, da diese eine bessere Bioverfügbarkeit haben als das anorganische Zinksulfat [4.2.].

Der häufige Verzehr tierischer Produkte – insbesondere Austern, Weizenkeime, Muskelfleisch und Innereien – lässt die Zink-Konzentration in der Muttermilch ebenfalls erheblich ansteigen.
Die Bioverfügbarkeit von Zink ist aus tierischen Produkten im Vergleich zu pflanzlichen erheblich besser. Zum Beispiel ist die Zinkresorption aus Rindfleisch 3- bis 4-fach höher als aus Getreide [2.2.]. Der Grund dafür ist das tierische Protein, welches qualitativ hochwertiger ist als pflanzliches Eiweiß und wie beim Eisen die Bioverfügbarkeit erhöht. Aminosäuren, wie Histidin, Methionin und Cystidin im Eiweiß, sind niedermolekulare Komplexbildner, wodurch sich die gute Resorptionsrate von tierischem Protein erklären lässt.

Tierisches Eiweiß hat auch im Hinblick auf die Zinkaufnahme aus pflanzlichen Lebensmitteln eine entsprechende resorptionsfördernde Wirkung. Daher ist es ratsam, während der Stillzeit Fleischprodukte mit pflanzlichen Lebensmitteln in einer Mahlzeit kombiniert zu essen und nicht vollkommen auf tierisches Eiweiß zu verzichten.
Des Weiteren werden die in tierischen Nahrungsmitteln vorkommenden Organo-ZinkverbindungenChelat, Orotat, Gluconat und Proteinhydrolysat – besser vom menschlichen Organismus aufgenommen als die anorganischen Zinksalze in pflanzlichen Lebensmitteln.
Im Unterschied dazu verringert eine zu hohe Calcium-, Kupfer-, Eisen- und Phosphatzufuhr, Phytinsäure aus Getreide, Mais und Reis, Ballaststoffe und Schwermetalle aufgrund der nicht resorbierbaren Komplexbildung die Zinkaufnahme [4.2.].
Ernähren sich stillende Frauen überwiegend vegetarisch, wird Zink nur zu etwa 10 % aufgenommen, da auf das tierische, qualitativ hochwertige Protein vollkommen verzichtet wird [2.2.]. Auf diese Weise erhöht sich die Gefahr eines Zinkmangels [4.2.].

Auch im Hinblick auf Zink werden Säuglinge mit Muttermilch besser versorgt als mit Milchfertignahrung, da die in der Muttermilch enthaltenden Aminosäuren, Peptide und Zitrate die kindliche Aufnahme fördern [3].
Werden Neugeborene mit Kuhmilch ernährt, können sich schnell Defizite an Zink entwickeln, da dessen Gehalt in Kuhmilch – standortabhängig – niedriger ist als in der Muttermilch [4.2.].
Zu Zink-Mängeln im Säuglingsalter kommt es bei mangelnder Nähr- und Vitalstoffaufnahme – Malabsorption [4.3.]. Zink-Defizite werden meist erst im dritten Lebensmonat symptomatisch.

Funktion des Zinks

Beteiligt an vielen anabolen und katabolen Enzymreaktionen, entweder als Cofaktor oder als essentieller Proteinbestandteil bei enzymatischen Reaktionen und erfüllt somit Funktionen wie

  • Stabilisierung der Strukturen der DNA, RNA und Ribosomen, schützt sie vor Oxidation
  • Großflächige Wundheilung und Regeneration von Verbrennungen
  • Kohlenhydrat-, Fett- und Eiweißstoffwechsel
  • Alkoholabbau
  • Beeinflussung des Sehvorgangs, da verantwortlich für die Umwandlung von Retinol in Retinal
  • Beteiligt am Stoffwechsel von Schilddrüsenhormonen, Wachstumshormonen, Insulin und Prostaglandinen; beeinflusst Entwicklung und Reifung männlicher Geschlechtsorgane sowie die Spermatogenese
  • Antioxidative Wirkung – schützt Zellen vor radikalischen Angriffe
  • Immunmodulation – Aktivität der T-Helfer-, T-Killerzellen und Natural-Killerzellen hängt von einer ausreichenden Zinkversorgung ab
  • Unerlässlich für die normale Funktion von Haut, Haaren und Nägeln; beteiligt an der Strukturfestigkeit von Nägeln und Haaren
  • Sehr zinkreich sind Austern, Weizenkeime, Muskelfleisch – Rind, Kalb, Schwein, Geflügel; Innereien – Leber, Nieren, Herz; geringere Zinkgehalte weisen Eier, Milch, Käse, Fisch, Karotten, Vollkornbrot, Obst, grüne Gemüse, Hülsenfrüchte und Fette auf [4.2.]

Tabelle – Bedarf an Spurenelementen

Vitalstoff Mangelerscheinungen – Auswirkungen auf die Mutter Mangelerscheinungen – Auswirkungen auf den Säugling
Eisen
  • Chronisches Müdigkeitssyndrom (CFS)
  • Appetitlosigkeit
  • Störungen der Wärmeregulation
  • Hohe Infektanfälligkeit der oberen Atemwege
  • Trockene Haut mit Juckreiz
  • Herabgesetzte Konzentrations- und Merkfähigkeit
  • Erhöhte Milchsäurebildung bei körperlicher Belastung verbunden mit Muskelkrämpfen
  • Vermehrte Aufnahme von Umweltgiften
  • Körpertemperaturregulation kann gestört sein
  • Blutarmut (Anämie) [4.2.]
  • Störung der physischen, psychischen und motorischen Entwicklung [4.2.]
  • Verhaltensstörungen
  • Konzentrationsschwäche, Lernstörungen
  • Störungen in der kindlichen Intelligenzentwicklung
  • Appetitlosigkeit
  • Hohe Infektanfälligkeit der oberen Atemwege
  • Körpertemperaturregulation kann gestört sein [2.1.]
Zink Anstelle Zink wird das toxische Cadmium in die biologischen Vorgänge integriert, was zu
  • Entzündlichen Veränderungen der Schleimhäute im Nasen-
  • und Rachenbereich
  • Husten, Kopfschmerzen, Fieber
  • Erbrechen, Durchfall, krampfartigen Schmerzen
  • in der Bauchregionen
  • Nierenfunktionsstörungen und vermehrter Eiweißausscheidung
  • Osteoporose (Knochenschwund),
  • Osteomalazie
führt.


Störungen in der Funktionsfähigkeit des Immunsystems
  • Hemmung der zellulären Abwehr führt zur verstärkten Infektanfälligkeit
  • Wundheilungsstörungen und Schleimhautveränderungen, da Zink zur Bindegewebs- synthese erforderlich ist

  • Verstärkte Verhornungstendenz
  • Akne-ähnliche Symptome

Stoffwechselstörungen, wie
  • Gewichtsverlust trotz erhöhter Nahrungszufuhr
  • Versagen der Beta-Zellen in der Bauchspeicheldrüse – hohes Risiko für Entwicklung einer Altersdiabetes (Diabetes mellitus Typ II)
  • Blutgerinnungsstörungen, chronische Anämie
  • Reduzierung der Geruchs- und Geschmacksempfindung,
  • Verminderung der Sehkraft
  • Nachtblindheit
  • Innenohrschwerhörigkeit
  • Depressionen, Psychosen, Schizophrenie [4.2.]
Niedrige Zinkkonzentrationen im Plasma und in den weißen Blutkörperchen verursachen
  • Fehl- und Missbildungen, besonders des zentralen Nervensystems
  • Wachstumsstörungen und -verzögerungen mit verspäteter sexueller Entwicklung
  • Hautveränderungen im Bereich der Extremitäten – Hände, Füße, Nase, Kinn und Ohr – und natürlichen Körperöffnungen
  • Wundheilungsstörungen
  • Haarausfall (Alopezie)
  • Akute und chronische Infekte
  • Hyperaktivität und Lernschwäche [4.2.]
Jod
  • Schilddrüse, Hypothalamus und Hypophyse versuchen den Jodmangel zu kompensieren
  • Gesteigertes Wachstum der Schilddrüse (Struma)
  • Bildung neuer Schilddrüsenfollikel, um Hormonsynthese zu erhöhen
  • Erhöhte Schilddrüsenhormonsynthese teils bis zum Überschuss – heiße Knoten
  • Einengung der Luft- und Speiseröhre durch kontinuierliches Wachstum der Schilddrüse
  • Bildung von Schilddrüsenknoten aufgrund vermehrter Zellteilung und des Wachstums der Schilddrüse
  • Entwicklung von Tumoren in endokrinen Drüsen durch Mutationen bei vermehrter Zellteilung [2.1.]
Jodmangel verursacht
  • Gesteigertes Wachstum der Schilddrüse (Struma)
  • Neurologischer Kretinismus bei schwerem Jodmangel – mentale Defekte, Taubstummheit, Innenohrstörungen,
  • Schielen
  • Minderentwicklung
  • Zentrale Entwicklungsstörungen – Taubheit, Sprachstörungen, mangelnde motorischer Koordination
  • Reifungsdefizite – defizitäre Lungenreifung
  • Intelligenzminderung
  • Lern- und Entwicklungsstörungen [2.1.]
Kupfer
  • Neurologische Ausfälle
  • Elastinabbau in den Gefäßen, Gefäßverengung oder -verschlüsse, Thrombosen
  • Blutarmut durch gestörte Blutbildung
  • Erhöhte Infektanfälligkeit
  • Erhöhter Gesamtcholesterin- und LDL-Cholesterin-Spiegel
    (Hypercholesterinämie)
  • Glukoseintoleranz
  • Haar- und Pigmentstörungen
  • Osteoporose durch gestörte Kollagensynthese
  • Verbreitung glatter Muskelzellen
  • Schwäche, Müdigkeit [4.2.]
  • Kupfer-Mangel stört die Ausnutzung von Körpereisen
  • Blutarmut durch gestörte Blutbildung führt zu Reifungsstörungen der weißen Blutkörperchen und Mangel an Abwehrzellen im Blut
  • Gedeihstörungen
  • Skelettveränderungen mit Veränderungen des Knochenalters
  • Häufige Infekte der Atmungsorgane [4.2.]
Vitalstoffe für die Stillende




Literatur

  1. Biesalski, H. K., Fürst, P., Kasper, H., Kluthe, R., Pölert, W., Puchstein,
    Ch., Stähelin, H., B.
    Ernährungsmedizin. Kapitel 17, 224-230
    Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1999
  2. Biesalski, H. K.; Köhrle, J.; Schümann, K.
    Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Kapitel 1 - 26, 3-209 (3.1.), 45, 278-284 (3.2.)
    Georg Thieme Verlag; Stuttgart/New York 2002
  3. Niestroj, I.
    Praxis der Orthomolekularen Medizin. Kapitel 10, 199-206
    Hippokrates Verlag GmbH; Stuttgart 2000
  4. Schmidt, Dr. med. Edmund, Schmidt, Nathalie
    Leitfaden Mikronährstoffe. Kapitel 2, 96-228 (4.1.), 230-312 (4.2.), 3, 370-400 (4.3.)
    Urban & Fischer Verlag; München, Februar 2004
     
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