Man unterscheidet das Früh-Dumping, was kurze Zeit nach der Nahrungsaufnahme auftritt, von dem so genannten Spät-Dumping (postalimentäres Spätsyndrom). Letzteres tritt etwa 1-2 Stunden nach der Nahrungsaufnahme auf. [4].
Früh-Dumpingsyndrom
Das Früh-Dumpingsyndrom wird durch eine Dehnung des oberen Dünndarms infolge des plötzlich eintretenden Speisebreis verursacht. Weiterhin kommt es aufgrund des hohen osmotischen Drucks des Speisebreis zu einem vermehrten Flüssigkeitseinstrom aus der Blutbahn in den Darm. Dadurch wird die unphysiologische Wanddehnung noch verstärkt [4]. Dieser Einstrom von Wasser ins Darminnere führt zu einer Abnahme des Blutvolumens und folglich zu einem Blutdrucksabfall [4].
Spät-Dumpingsyndrom
Das wesentlich später auftretende Spät-Dumpingsyndrom resultiert aus einem Abfall der Blutzuckerkonzentration. Der Speisebrei hat insbesondere nach dem Verzehr von wasserlöslichen Kohlenhydraten – Zucker aller Art – einen hohen osmotischen Druck. Aufgrund dessen wird zum einen der Speisebrei kurz nach der Nahrungsaufnahme sturzartig in den Darm abgegeben und zum anderen verstärkt Wasser ins Darminnere geleitet [4]. In der Folge kommt es zu einer intensiven und schnell ablaufenden Resorption des Zuckers, wodurch der Blutzuckerspiegel schnell über die Norm ansteigt. Insulin wird vermehrt ausgeschüttet. Nach kurzer Zeit stellt sich jedoch die Zuckerresorption ein, was zu einem Ungleichgewicht zwischen dem Überschuss an Insulin und der nun stagnierenden Blutglucose – aufgrund der aufgehobenen Zuckerresorption – führt. Schließlich fällt der Blutzuckerspiegel unter der Norm ab – Hypoglykämie.
Unzureichende Deckung des Energie- und Vitalstoffbedarfs
Die fehlende Reservoirfunktion des Magens hat eine unzureichende Nährstoffausnutzung zur Folge. Aufgrund dessen weisen etwa 40 % aller Magenresezierten Untergewicht auf [4].
Die Ursache der verminderten Nahrungsausnutzung liegt in der unzureichenden Stimulierung der Bauchspeicheldrüse, da der Zwölffingerdarm bei Betroffenen nicht vom Speisebrei durchlaufen wird. Durch den schnellen Übertritt großer Mengen an Speisebrei in den oberen Dünndarm kommt es zu einer verminderten Ausscheidung der Verdauungssäfte aus der Bauchspeicheldrüse. Hierbei ist die Enzym- und Bikarbonatsekretion verringert und der Speisebrei kann mit Galle und Bauchspeichelsaft nur unzureichend vermischt werden [1]. Infolge der unphysiologischen Passageverhältnisse sowie Belastung des Dünndarms wird die Dünndarmfunktion erheblich beeinträchtigt.
Aus diesem Grund können Nähr- und Vitalstoffe nicht ausreichend resorbiert werden. Dem Körper droht eine Unterversorgung mit Energie und ein Mangel vor allem an Vitamin D sowie Calcium [1]. Ein häufig auftretender sekundärer Lactasemangel, der den unphysiologischen Passageverhältnissen zugrunde liegt, verstärkt die Vitamin D- und Calcium-Defizite, da Betroffene in diesem Fall auf Milch und Milchprodukte weitgehend verzichten müssen. Um spezifische Mangelsymptome zu vermeiden, muss auf eine ausreichende Vitalstoff-Zufuhr über lactosearme Käsesorten sowie Sauermilchprodukte geachtet werden.
Je nachdem, wie hoch der Magenschleimhautverlust durch die Magenresektion ist, kann sich auch ein Vitamin B12-Defizit infolge einer reduzierten Intrinsic-Factor-Produktion entwickeln [1].
Die ungenügende Ausscheidung von Verdauungssekreten aus der Bauchspeicheldrüse geht meist mit einem höhergradigen Fettdurchfall einher [1]. Diese können zu hohen Verlusten fettlöslicher Vitamine – Beta-Carotin, Vitamin A, D, E, K – sowie essentieller Fettsäuren führen. Das Nahrungsfett sollte zur Therapie zum Teil durch die sehr gut verträglichen mittelkettigen Triglyceride – MCT-Fettsäuren1 – ersetzt werden [1].
Des Weiteren gehören bei partieller oder totaler Magenentfernung ein unzureichender Appetit und ein früh einsetzendes Sättigungsgefühl zu den Ursachen einer mangelhaften Deckung des Energie- und Vitalstoffbedarfs. Ein Vitamin D- und Calcium-Mangel führt zur Überfunktion der Nebenschilddrüse – vergrößertes Nebenschilddrüsengewebe – und zu einer verstärkten Produktion von Parathormonen. Dieser sekundäre Hyperparathyreoidismus bringt Symptome, wie Durchfall, blutigen Stuhl, Gewichtsabnahme, rheumatische Beschwerden, Knochenerweichung – Osteomalazie und Abnahme der Knochensubstanz – Osteoporose mit sich [1].
Refluxösophagitis
50 % der Patienten mit totaler Magenresektion leiden unter einer Schleimhautentzündung der Speiseröhre – Refluxösophagitis. Dabei werden die unteren Abschnitte der Speiseröhre durch zurückfließenden Magensaft geschädigt. Refluxösophagitis bringt Symptome, wie Luftaufstoßen, Schluckbeschwerden, Übelkeit, Erbrechen und Magenschmerzen sowie -brennen [5.6.]. Betroffene neigen unter diesen Umständen zu einer Mangelernährung, welche wiederum mit einer unzureichenden Nähr- und Vitalstoffaufnahme einhergeht [4].
Um die Ösophagusschleimhaut vor weiteren radikalischen Angriffen zu schützen und die Vitalstoffmängel auszugleichen, sollten insbesondere
- Antioxidantien, wie Vitamin A, C, E und Selen
- Carotinoide
- Vitamin B-Komplex
- Omega-3-Fettsäuren
vermehrt zugeführt werden [5.6.].
Betroffene sollten außerdem aufgrund ihres erhöhten Nähr- und Vitalstoffbedarfs mit Vitamin D, B12 sowie Calcium substituiert werden. Außerdem sind bei unzureichender Nahrungszufuhr und früh einsetzendem Sättigungsgefühl eher häufigere und kleine Mahlzeiten sowie Nahrung mit hoher Energiedichte zu empfehlen. Zusätzlich ist auf eine ausreichende Flüssigkeitszufuhr – mindestens 35 Milliliter pro Kilogramm am Tag – zu achten [5.6.].
Beschwerden – Symptome
- Schwäche- und Schwindelgefühl
- Schweißausbruch
- Druckgefühl im Oberbauch
- Beschwerden infolge des erniedrigten Blutzuckers – Konzentrationsschwäche, Müdigkeit, Benommenheit, Schläfrigkeit [4]
Therapie
Zur diätetischen Behandlung sollten speziell voluminöse Mahlzeiten sowie wasserlösliche und damit schnell resorbierbare Kohlenhydrate – Zucker aller Art – gemieden werden. Auf diese Weise werden die für das Früh-Dumping verantwortliche Hyperosmolarität des Speisebreis und die für das Spät-Dumping verantwortliche schnelle Glucoseresorption mit nachfolgendem niedrigem Blutzuckerspiegel vermieden [1].
Mangel an Intrinsic-Faktor
Eine partielle und totale Resektion des Magens sowie eine chronische Gastritis vom Typ A führen aufgrund des Mangels beziehungsweise Fehlens an Salzsäure im Magen zu Bereitstellungsproblemen des Intrinsic-Faktors. Durch die Funktionsbeeinträchtigung der Magenschleimhaut, ist die Synthese des Intrinsic-Factors gestört [1]. Das Glykoprotein wird jedoch für die Resorption von Vitamin B12 benötigt [4].
Folgen
Fehlt der Intrinsic-Faktor im Magen, kann sich Vitamin B12 nicht an das Glykoprotein binden und anschließend nicht durch die Zellmembran in die Blut- und Lymphbahnen transportiert werden [4]. Infolge des Intrinsic-Factor-Mangels wird zudem der Darm-Leber-Kreislauf – enterohepatischer Kreislauf, der für die Regelung des Vitamin B12-Gleichgewichts unerlässlich ist, unterbrochen. Vitamin B12 kann demnach weder im Darm umgewandelt noch der Leber zugeführt werden [1].Patienten mit chronischer Gastritis oder einer Magenentfernung sind deshalb einem erhöhten Risiko eines Vitamin B12-Mangels ausgesetzt [1].
Erkrankungen des Magens – chronische Gastritis, Magenresektion, Zollinger-Ellison-Syndrom – Vitalstoffmangel
Vitalstoff | Mangelsymptome |
Vitamin A |
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Beta-Carotin |
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Vitamin D | Verlust von Mineralstoffen aus den Knochen – Wirbelsäule, Becken, Extremitäten – führt zu
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Vitamin E |
|
Vitamin K | Blutgerinnungsstörungen, die zu
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B-Vitamine, wie Vitamin B1, B2, B3, B5, B6 |
Störungen im zentralen und peripheren Nervensystem führt zu
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Folsäure | Schleimhautveränderungen im Mund, Darm und Urogenitaltrakt führen zu
führt zur
für
wie
Störungen in der DNA-Synthese – eingeschränkte Replikation – und verminderte Zellvermehrung erhöhen das Risiko für
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Vitamin B12 |
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Vitamin C |
– Möller-Barlow-Krankheit im Säuglingsalter mit Symptomen wie
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Calcium | Demineralisation des Skelettsystems erhöht das Risiko für
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Magnesium |
führt zu
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Natrium |
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Kalium |
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Eisen |
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Selen |
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Qualitativ hochwertiges Protein |
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Aminosäuren, wie Leucin, Isoleucin, Valin, Tyrosin, Histidin, Glutamin, Carnitin |
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Essentielle Fettsäuren – Omega-3- und-6-Verbindungen |
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Sekundäre Pflanzenstoffe, wie Carotinoide, Saponine, Sulfide, Polyphenole |
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1 MCT = Fette mit mittelkettigen Fettsäuren; ihre Verdauung und Resorption erfolgt schneller und unabhängig von Gallensäuren, daher werden sie bevorzugt bei Erkrankungen der Bauchspeicheldrüse und des Darms eingesetzt.
Literatur
- Biesalski, H. K., Fürst, P., Kasper, H., Kluthe, R., Pölert, W.,
Puchstein, Ch., Stähelin, H., B.
Ernährungsmedizin. Kapitel 27, 342-374
Georg Thieme Verlag, Stuttgart 1999 - Biesalski, H. K.; Köhrle, J.; Schümann, K.
Vitamine, Spurenelemente und Mineralstoffe. Kapitel 49, 319-325 (2.1.), 378-382 (2.2.)
Georg Thieme Verlag; Stuttgart/New York 2002 - Huth, K., Kluthe, R.
Lehrbuch der Ernährungstherapie. Kapitel 11, 12, 256-271
Georg Thieme Verlag Stuttgart New York, 1995 - Kasper, H.
Ernährungsmedizin und Diätetik. Kapitel 3, 133-211
Urban & Fischer Verlag; München/Jena 2000 - Schmidt, Dr. med. Edmund, Schmidt, Nathalie
Leitfaden Mikronährstoffe. Kapitel 1, 48-82 (5.1.), 2, 96-228 (5.2.), 230-312 (5.3.),
318-339 (5.4.)3, 411-413 (5.5.), 5, 500-512 (5.6.)
Urban & Fischer Verlag; München, Februar 2004