Refertilisierung des Mannes

Als Refertilisierung des Mannes (Synonym: Refertilisation des Mannes) wird die Wiederherstellung der Fertilität nach einer Sterilisation (z. B. durch eine Vasektomie bzw. Vasoresektion) bezeichnet.

Bei der Vasektomie handelt es sich um eine operative Durchtrennung des Ductus deferens (Samenleiter), d. h. Unterbrechung des Samenleiters, was zur Zeugungsunfähigkeit bei ungeschmälerter Potenz führt. Eine Vasorektion bezeichnet die operative Entfernung eines Samenleitersegmentes ebenfalls zum Zwecke der Sterilisation.

Ungefähr 6-10 % der Männer haben nach einer Sterilisation einen erneuten Kinderwunsch, mögliche Gründe für eine Refertilisierung sind:

  • Partnerwechsel
  • psychologische Gründe
  • Tod der Kinder
  • Verbesserung der ökonomischen Verhältnisse

Bei der Refertilisierung des Mannes handelt es sich um ein mikrochirurgisches operatives Verfahren, das der schriftlichen Einwilligung des Patienten bedarf. Der Erfolg der Operation wird durch eine Untersuchung des Ejakulats nachgewiesen. Spermatozoen (Spermien) können in 80-90 % der Fälle gefunden werden und die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft nach einem erfolgreichen Eingriff beträgt ca. 50-70 %.

Die Erfolgschancen werden von unterschiedlichen Faktoren bestimmt: Beim Vergleich zweier altersabhängiger Kohorten (Gruppe der über 50-Jährigen: 3.000 Teilnehmer; Median 54 Jahre alt versus Gruppe der unter 50-Jährigen: 350 Teilnehmer; Median 39 Jahre alt): In der jüngeren Gruppe gelang es 33 % der Männer, ein Kind zu zeugen, während es in der älteren Gruppe 26 % waren. Die Wahrscheinlichkeit einer Schwangerschaft erhöhte sich um 66 %, wenn die jeweilige Partnerin jünger als 35 Jahre war. Wenn das Intervall zwischen Vasektomie und Refertilisierung weniger als 10 Jahre betrug, korrelierte das mit einer um 30 % erhöhten Chance auf die Erfüllung des Kinderwunsches. Männer, die früher geraucht hatten, hatten dagegen eine um 48 % verringerte Wahrscheinlichkeit für eine Schwangerschaft [3].

Ebenfalls einen Einfluss auf die Schwangerschaftsraten hat die Länge der bei der Vasektomie entnommenen Samenleiterstücke, da bei der Überbrückung von mehreren Zentimetern das Operationsergebnis schlechter werden kann.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Kinderwunsch nach Sterilisation
  • Stenose (Verengung) bzw. Obstruktion (Verlegung) der Ductus deferentes (Samenleiter)

Kontraindikationen

  • Schwere Gerinnungsstörungen: Erhöhen das Risiko für Blutungen während und nach der Operation.
  • Aktive Infektionen im Operationsgebiet: Können den Heilungsprozess beeinträchtigen und das Risiko für postoperative Komplikationen erhöhen.
  • Schlechter allgemeiner Gesundheitszustand: Kann das Risiko von Komplikationen und schlechter Wundheilung erhöhen.

Vor der Operation

  • Patientenaufklärung: Umfassende Aufklärung über den Eingriff, mögliche Risiken und Erfolgsaussichten.
  • Verzicht auf Rauchen und gerinnungshemmende Medikamente: Zur Reduzierung des Blutungsrisikos.

Das Operationsverfahren

Bei der Durchführung der Refertilisierung werden zwei operative Methoden angewandt. Dabei handelt es sich um die Vasovastostomie und die Tubulovasostomie.

Die Vasovasostomie wird sowohl bei der Refertilisierung als auch bei anderen Obstruktionen (Verlegungen) oder Stenosen (Verengungen) der Ductus deferentes (Samenleiter) durchgeführt. Dabei werden die Stümpfe der durchtrennten Samenleiter aufgesucht, vorsichtig aus ihrer Umgebung gelöst und auf ihre Durchgängigkeit hin überprüft. Sind die Samenleiter frei, so werden sie in anatomisch-korrekter Lage verbunden. Dabei werden in zwei Schichten zunächst die Mukosa (Schleimhaut) und dann das übrige Gewebe vernäht.

Bei der Tubulovasostomie stellt der Chirurg eine direkte Verbindung zwischen dem Ductus epididymidis (Nebenhodengang) und dem Ductus deferens her. Zu diesem Zweck wird der Nebenhodengang eröffnet und ebenfalls mit dem Samenleiter vernäht.
Eine weitere Methode ist die Epididymovasostomie bei der eine Verbindung zwischen Ductus deferens und Epididymis (Nebenhoden) hergestellt wird.

Anästhesieverfahren: Allgemeinanästhesie
Operationsdauer: 2-4 Stunden

Nach der Operation

  • Wundheilung: Äußere Hautnähte heilen in etwa 7-10 Tagen, vollständige Heilung in ungefähr 3 Wochen.
  • Aktivitätseinschränkungen: Verzicht auf Bäder, Saunieren und körperlich belastende Tätigkeiten für etwa 10 Tage, Verzicht auf sportliche Aktivitäten und Fahrradfahren für 4 Wochen.

Mögliche Komplikationen

  • Frühkomplikationen: Blutungen, Entzündungen, Nachblutungen.
  • Spätkomplikationen: Narbige Lumenobstruktion (Verengung durch Durchmessers) des Samenleiters, was eine erneute Obstruktion verursachen kann.

Erfolgsrate

  • Erfolgsrate: Die Wahrscheinlichkeit, nach dem Eingriff Spermatozoen im Ejakulat zu finden, liegt bei 80-90 %, und die Schwangerschaftsrate beträgt etwa 50-70 %.
  • Faktoren, die den Erfolg beeinflussen: Alter des Patienten, Zeitraum seit der Vasektomie, Raucherstatus und Länge der bei der Vasektomie entnommenen Samenleiterstücke.

Literatur

  1. Nieschlag E: Andrologie: Grundlagen und Klinik der reproduktiven Gesundheit des Mannes. Springer Verlag 2009
  2. Hautmann R, Huland H: Urologie. Springer Verlag 2006
  3. Nusbaum DJ et al.: The Effect of Male Age Over 50 Years on Vasectomy Reversal Outcomes. Urology 2020;145:134-140; https://doi.org/10.1016/j.urology.2020.04.141

     
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