Ohrenkorrektur (Ohrenplastik)

Abstehende Ohren sind für viele Menschen eine Belastung. Bereits im Kindesalter kommt es zu Hänseleien und Spott. Diese Erlebnisse prägen sich in unser Gedächtnis ein und beeinflussen unsere gesamte Zukunft und unsere Entwicklung.

Bei der Ohrenkorrektur (Synonyme: Ohrenplastik; Otoplastik) handelt es sich um einen operativen Eingriff, der sowohl aus ästhetischen Gründen als auch aus funktioneller Notwendigkeit heraus durchgeführt wird. Durch eine Otoplastik werden abstehende Ohren behandelt, die für viele Menschen eine Belastung darstellen, da es bereits im Kindesalter zu Hänseleien und Spott kommt. Eine solche Stigmatisierung führt vor allem bei Kindern und Jugendlichen zu einer starken psychischen Belastung und kann zur Entwicklung von Komplexen führen. Die Korrektur abstehender Ohren wird daher heutzutage meist bereits vor Schuleintritt durchgeführt, um die Kinder vor schlimmen Erfahrungen zu bewahren. Doch auch Erwachsene, die Zeit ihres Lebens unter ihren Ohren leiden, können erfolgreich behandelt werden.

Von abstehenden Ohren spricht man, wenn der Abstand der Ohrkante (Helix) zum Schädel größer als etwa 18 mm ist.

Neben der Korrektur abstehender Ohren werden auch diverse Missbildungen, sogenannte Ohrmuscheldysplasien, behandelt. Außerdem können durch einen Unfall entstellte Ohren durch eine Operation chirurgisch korrigiert werden. Das Fehlen der Ohrmuschel wird als Anotie bezeichnet, die Missbildungen der Ohrmuschel werden in Grad I-III eingeteilt:

  • Grad I – Bei den geringeren Missbildungen ist nahezu die gesamte Ohrmuschel komplett vorhanden und bedarf nur geringer chirurgischer Korrekturen. Zu dieser Kategorie gehört die Apostasis otum bzw. das abstehende Ohr.
  • Grad II – Die Missbildungen von Grad II weisen stärkere Veränderungen auf. Hierzu gehören ausgeprägte Tassenohren und die sogenannten Miniohren. Teilweise ist auch der Gehörgang von der Fehlbildung betroffen. Im Falle einer Operation wird Knorpel und Haut aus dem Körper des Patienten zur Rekonstruktion verwendet.
  • Grad III – Dieser Grad bezeichnet das völlige Fehlen der Ohrmuschel (Anotie). Auch hier ist der Gehörgang betroffen und die Rekonstruktion auf zusätzliches Gewebe angewiesen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Abstehende Ohren (Segelohren) 
  • Ohrasymmetrie
  • Ohrmuscheldysplasien

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Akute Entzündungen oder Infektionen im Operationsbereich
  • Schwerwiegende systemische Erkrankungen, die das Operationsrisiko erhöhen
  • Schwere Gerinnungsstörungen oder Einnahme von Medikamenten, die die Blutgerinnung beeinflussen
  • Nicht einwilligungsfähige Patienten ohne entsprechende rechtliche Zustimmung (bei Kindern die Einwilligung der Eltern)
  • Unrealistische Erwartungen oder psychische Instabilität, die eine zufriedenstellende Behandlung unwahrscheinlich machen

Vor der Operation

Bei unmündigen Kindern müssen beide Elternteile eine Einverständniserklärung zur Operation unterschreiben.

Vor der Operation sollte ein intensives Anamnesegespräch durchgeführt werden, das die Krankengeschichte und die Motivation zu dem Eingriff einschließt. Die Durchführung, eventuelle Nebenwirkungen und die Folgen der Operation sollten ausführlich erörtert werden.
Beachte: Die Anforderungen der Aufklärung sind strenger als üblich, da Gerichte im Bereich der ästhetischen Chirurgie eine „schonungslose“ Aufklärung fordern.

Des Weiteren sollten Sie vor der Operation für die Dauer von sieben bis zehn Tagen weder Acetylsalicylsäure (ASS) noch Schlafmittel oder Alkohol zu sich nehmen. Sowohl Acetylsalicylsäure als auch andere Schmerzmittel verzögern die Blutgerinnung und können zu unerwünschten Blutungen führen.
Raucher sollten ihren Nikotinkonsum bereits vier Wochen vor dem Eingriff stark einschränken, um die Wundheilung nicht zu gefährden.

Das Operationsverfahren

Im Folgenden wird in erster Linie die Operation zur Korrektur abstehender Ohren genauer beschrieben. Anders als das Anlegen der Ohrmuschel sind plastische Operationen zur komplizierten Rekonstruktion missgebildeter oder zerstörter Ohren äußerst kompliziert. In der Regel erfolgt eine Transplantation von körpereigenem Gewebe, wie z. B. Rippenknorpel oder Fremdmaterial. 

Die Ohrenkorrektur wird in der Regel unter Lokalanästhesie (örtlicher Betäubung) durchgeführt, sodass der Patient gleich wieder entlassen werden kann. Auf Wunsch kann der Eingriff auch in Vollnarkose erfolgen, falls sehr junge Patienten eher unkooperativ sind. Es gibt inzwischen über 170 unterschiedliche Techniken, Ohren anzulegen. Das Grundprinzip liegt in der Entfernung von überschüssigem Knorpel. Zunächst wird der Operateur einen Schnitt in der Hautfalte hinter dem Ohr anlegen und Haut und Knorpel vorsichtig voneinander lösen. Liegt der Knorpel frei, kann der Arzt ihn mittels spezieller Instrumente neu modellieren. Der Knorpel wird mitunter beschliffen oder es wird ein Stückchen herausgelöst und entfernt.

Mit Gewebekleber wird die Haut wieder am Knorpel befestigt und die Wundränder werden vernäht. Anschließend werden die Ohren durch einen Kopfwickelverband in der richtigen Position gehalten und fixiert. Der Wundverband sollte regelmäßig kontrolliert werden, um Schwellungen und Blutungen zu vermeiden, sowie die Durchblutung des Gewebes zu kontrollieren.

Inzwischen geht der Trend zu schonenderen, weniger invasive Methoden wie zum Beispiel rein perkutan ("durch die Haut hindurch") gestochene Fadenmethoden, die gänzlich ohne Inzision (operativer Schnitt; "incisionless") auskommen. Dabei werden winzige retroaurikuläre ("hinter dem Ohr") Stichinzisionen und Nadelstiche durch Haut und Knorpel auf beiden Seiten des Ohrs durchgeführt.

Anästhesieverfahren: Lokalanästhesie (örtliche Betäubung)/Allgemeinanästhesie (Vollnarkose)
Operationsdauer 1-2 Stunden

Nach der Operation

  • Unmittelbar nach dem Eingriff wird ein Kopfverband angelegt, um die Ohren in der korrigierten Position zu halten und Schwellungen zu minimieren.
  • Antibiotika können verabreicht werden, um Infektionen vorzubeugen.
  • Bei Kindern wird empfohlen, für etwa 14 Tage die Schule zu meiden und für vier Wochen sportliche Aktivitäten zu unterlassen.
  • Es wird geraten, etwa drei Monate lang ein Stirnband zu tragen, insbesondere nachts, um die Ohrmuscheln zu schützen und ein erneutes Abstehen zu verhindern.
  • Die Fäden werden in der Regel nach einer Woche bis zehn Tagen entfernt.
  • Die Narben hinter den Ohren verblassen allmählich und das endgültige Ergebnis ist nach etwa zwei bis drei Monaten sichtbar.
  • Nachkontrollen sollten nach drei und sechs Wochen, nach drei Monaten und nach einem Jahr durchgeführt werden.
  • Es ist wichtig, dass die Patienten körperliche Belastungen vermeiden und die Ohren vor direkter Sonneneinstrahlung schützen, um den Heilungsprozess nicht zu beeinträchtigen.

Mögliche Komplikationen

  • Infektion 
  • Asymmetrisches Ergebnis
  • Spätere Abstoßung des am Knorpel verwendeten Fadenmaterials
  • Einschnitte und Resektionen an der Ohrmuschel können gelegentlich zu entstellenden Knick- und Kantenbildungen führen, die ggf. eine Nachkorrektur erforderlich machen.

Weitere Hinweise

  • Neben den operativen Verfahren gibt es konservative, nicht invasive Alternativen ("non-surgical"). Diese machen sich die Formbarkeit des frühkindlichen Ohrknorpels in den ersten Lebenswochen zunutze. 
    Eine langfristige stabile Ohrmuschelkorrektur soll hierbei durch spezielle formgebende Schien-, Taping- und Klebesysteme erreicht werden. Gemäß einer Studie ist dabei ein vergleichsweise verkürztes Behandlungsprotokoll von lediglich zwei Wochen Dauer (statt wie üblich 6-8 Wochen) möglich, wenn innerhalb der ersten Tage postnatal ("nach der Geburt") mit der Behandlung begonnen wird (< 14 Tage) [4].

Ihr Nutzen

Kleinen Kindern kann durch eine Ohrenkorrektur viel Leid erspart werden, da sie sich niemals Spott und Hänseleien aussetzten müssen, wie sie unter Kindern häufig vorkommen. Erwachsenen, die Jahre oder gar Jahrzehnte unter ihren abstehenden Ohren gelitten haben, wird die Operation zu einem völlig neuen Lebensgefühl und einem stärkeren Selbstbewusstsein verhelfen.

Literatur

  1. Berger A, Hierner R: Plastische Chirurgie: Kopf und Hals. Springer Verlag 2004
  2. Zenner HP: Praktische Therapie von Hals-Nasen-Ohren-Krankheiten: Operationsprinzipien, konservative Therapie, Chemo- und Radiochemotherapie, Arzneimittel- und physikalische Therapie, Rehabilitation und psychosoziale Nachsorge mit praktischen Therapieanleitungen, Methodenbeschreibungen, Rezepturen. Schattauer Verlag 2008
  3. Schwenzer N & Ehrenfeld M. (2011). Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (4. Aufl.). Thieme Verlag.
  4. Doft MA et al.: The newborn butterfly project: a shortened treatment protocol for ear molding. Plast Reconstr Surg. 2015;135:577e-583e doi: 10.1097/PRS.0000000000000999.
  5. Eufinger H, Kübler A & Schliephake H. (2021). Mund-, Kiefer- und Gesichtschirurgie (5. Aufl.). Springer Berlin.
  6. Horch HH, Neff A. (2022). Mund-Kiefer-Gesichtschirurgie (5. Aufl.). Urban & Fischer in Elsevier.

     
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