Kataraktoperation

Bei einer Kataraktoperation (Synonym: Operation des grauen Stars; Staroperation) handelt es sich um ein operatives Verfahren der Ophthalmologie (Augenheilkunde), bei der die getrübte Augenlinse (Grauer Star; Katarakt) durch eine neue Kunstlinse ersetzt wird, sodass eine Verbesserung der Sehfähigkeit erreicht werden kann. Als Korrekturmaßnahmen bei einem vorliegenden Katarakt gibt es verschiedene Operationsmethoden.

Als Katarakt wird eine Trübung der unter physiologischen Bedingungen klaren Augenlinse bezeichnet, die in der Regel altersbedingt auftritt und die Sehleistung signifikant reduziert. Als Behandlungsmaßnahmen des Katarakts stellen die Kataraktoperationen den Goldstandard (Verfahren der Wahl) dar. Die verschiedenen Methoden zur Korrektur eines vorliegenden Katarakts werden im Normalfall als ambulanter Eingriff durchgeführt, sodass keine längere Erholungsphase notwendig ist. Die Kataraktoperationen stellen inzwischen eine der am häufigsten durchgeführten chirurgischen Eingriffe dar, weil sich das Verfahren durch eine hohe Erfolgsrate auszeichnet und nur in sehr seltenen Fällen überhaupt Komplikationen auftreten.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Zur operativen Behandlung eines Katarakts:
    • Im Gegensatz zu früheren Operationsmethoden zur Korrektur des Kataraktes werden heute die operativen Verfahren schon bei einer subjektiven Beeinflussung der Sehleistung, die auf einer Trübung der Linse beruht, angewendet.
    • Bei einem fortgeschrittenen Katarakt sollte eine Operation erfolgen, da gegebenenfalls schwer korrigierbare Folgeerscheinungen durch eine rechtzeitige therapeutische Maßnahme verhindert werden können (siehe dazu unter Katarakt/Einleitung).
  • Zur Behebung von Komplikationen (z. B. Engwinkelsituation, Linsenquellung nach Trauma/Verletzung oder im Rahmen vitreoretinaler Eingriffe*, Exotropie/Auswärtsschielen eines Auges)
    *Eingriffe bzgl der vitreoretinale Grenzschicht: diese bezeichnet die Verbindung zwischen dem Glaskörper und der Netzhaut.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

  • Uveitis (Entzündung der mittleren Augenhaut (Uvea), die aus der Aderhaut (Choroidea), dem Strahlenkörper (Corpus ciliare) und der Regenbogenhaut (Iris) besteht; der Glaskörper kann auch beteiligt sein) – eine Uveitis stellt eine Gegenanzeige dar, weil die vorliegende Entzündungsreaktion durch die Kataraktoperation wieder aufflammen könnte.
  • Alpha-Adrenorezeptorenblocker (Alpha-1-Antagonisten) – kurz vor oder während des Eingriffes dürfen keine Alphablocker zur Blutdrucksenkung bei Kataraktoperationen eingesetzt werden, da sonst ein intraoperatives Floppy-Iris-Syndrom (IFIS) (Symptomenkomplex, der mit einem erhöhten Risiko für intraoperative Komplikationen der Kataraktchirurgie einhergeht. Ursächlich ist vermutlich die Wirkung des selektiven Alpha-Adrenozeptorantagonisten (Tamsulosin), der in der Behandlung der benignen Prostatahyperplasie (BPH) eingesetzt wird. Medikamente dieser Gruppe führen am Auge zu einer Irisrelaxation und Miosis durch Alpha-Adrenozeptorblockade des M. dilatator pupillae) droht [6].
    Beim Vorliegen des Syndroms ist eine Folgeoperation notwendig.
  • Bei weiteren Erkrankungen wie dem Diabetes mellitus ist größere Vorsicht bei der Operation geboten. In der Regel stellt dies jedoch keine absolute Kontraindikation dar.  
  • Schwangerschaft und Stillzeit

Vor der Operation

  • Augenärztliche Untersuchungen
    • Spaltlampenbiomikroskopie: Dabei wird eine Spaltlampe verwendet, um das vordere Segment des Auges, einschließlich der Linse, zu untersuchen. Dies ermöglicht es dem Augenarzt, den Grad und die Art der Katarakt sowie andere mögliche Augenanomalien zu bewerten.
    • Bestimmung der Sehschärfe (Visus): Mithilfe von Sehtafeln wird die Sehschärfe des Patienten überprüft, um zu beurteilen, wie sehr die Katarakt das Sehvermögen beeinträchtigt.
    • Refraktionsmessung: Hierbei wird die Brechkraft des Auges gemessen, um den aktuellen Refraktionsstatus und etwaige Fehlsichtigkeiten zu bestimmen.
    • Tonometrie: Diese Messung bestimmt den Augeninnendruck, um das Risiko eines Glaukoms (Grüner Star) oder anderer Komplikationen zu überprüfen.
    • Fundoskopie: Mit einem Ophthalmoskop wird der Augenhintergrund, insbesondere die Netzhaut und der Sehnerv, untersucht, um eventuelle Veränderungen oder Erkrankungen zu erkennen.
    • Optische Kohärenztomographie (OTC): Dies ist ein bildgebendes Verfahren, das hochauflösende Schnittbilder des Auges erzeugt, ähnlich wie ein Ultraschall, aber mit Lichtwellen statt Schallwellen. Es wird häufig verwendet, um die Makula zu beurteilen, den Bereich des Auges mit der höchsten Sehschärfe, sowie den optischen Nerv. Die OCT kann Schwellungen, Flüssigkeitsansammlungen und andere Anomalien in diesen Bereichen erkennen, die vor einer Kataraktoperation berücksichtigt werden sollten.
    • Keratometrie: Bei dieser Untersuchung wird die Krümmung der Hornhaut gemessen. Das ist wichtig für die richtige Auswahl und Positionierung der Intraokularlinse, die während der Kataraktoperation eingesetzt wird.
    • A-Scan-Ultraschallbiometrie: Dieses Verfahren misst die Länge des Auges (Achsenlänge). Diese Information ist entscheidend für die Auswahl der passenden Linse für den Patienten.
    • Endothelzellzählung: Hierbei werden die Zellen auf der inneren Oberfläche der Hornhaut gezählt, um sicherzustellen, dass sie gesund sind und die Operation gut verkraften.
  • Labordiagnostik –  Die Notwendigkeit einer Labordiagnostik vor einer Katarktoperation kann variieren, abhängig von den Richtlinien der jeweiligen Klinik bzw. Praxis. 
    Hier sind einige Laborparameter, die potenziell in Betracht gezogen werden könnten:
    • Kleines Blutbild 
    • Blutgerinnungstests (z. B. Blutungszeit, Quickwert (Thromboplastinzeit, TPZ), partielle Thromboplastinzeit (PTT)) 
  • Medikamentenanamnese – Antikoagulantien ("blutverdünnende" Substanzen) wie Marcumar oder Acetylsalicylsäure (ASS) dürfen vor dem Eingriff nicht eingenommen werden. 
    Für Männer: insbesondere Medikamente bei Prostatabeschwerden (z. B. Tamsulosin).
  • Narkose – vor dem Beginn des Operationsverfahrens ist eine Anästhesie (Zustand der Empfindungslosigkeit) notwendig. Da es sich jedoch um einen kleinen chirurgischen Eingriff handelt, ist es möglich, entweder eine Lokalanästhesie (lokale Betäubung) oder eine Sedoanalgesie (Dämmerschlaf) durchzuführen. In der Regel wird die Lokalanästhesie gewählt, da sowohl die Applikation mittels Spritze als auch in Form von Augentropfen schonender für den Organismus sind. Des Weiteren muss entschieden werden, ob der Eingriff stationär oder ambulant durchgeführt werden soll. Diese Entscheidung ist hauptsächlich von individuellen Risikofaktoren abhängig.

Die Operationsverfahren

Linsenextraktion

Intracapsuläre cataract extraction (ICCE)

  • Dieses Operationsverfahren wird inzwischen ausschließlich in Ausnahmefällen angewendet, da es auf der Entfernung der Linse einschließlich ihrer Kapsel beruht und des Weiteren kein Einsatz einer Kunstlinse erfolgt. Zur Entfernung der Linse wird diese mit einer Kältesonde in Verbindung gebracht und aus dem Auge gezogen. Dieser Vorgang wird auch als Kryoextraktion bezeichnet.
  • Ohne die Nutzung einer Kunstlinse ist die Anwendung einer "Star-Brille" oder von Kontaktlinsen notwendig. Die Anwendung des Verfahrens ist inzwischen nur noch bei dem Vorliegen einer Schwäche der Zonulafasern angezeigt.

Extracapsuläre cataract extraction (ECCE)

Diese Operationsvariante stellt die aktuell nahezu ausschließlich genutzte Methode für die Korrektur des Kataraktes dar, bei der die hintere Linsenkapsel im physiologischen Zustand erhalten bleibt, sodass die Kunstlinse darin befestigt werden kann. Der trübe Linseninhalt wird aus dem Kapselsack eliminiert. Es werden verschiedene extrakapsuläre Extraktionsvarianten unterschieden:

  • Phakoemulsifikation – diese Methode beinhaltet die ECCE mit einer Linsenkernverflüssigung mithilfe von Ultraschallwellen. Bei der Durchführung wird die Vorderkammer am Übergang zwischen Kornea (Hornhaut) und Sklera (Lederhaut) eröffnet. Hierzu wird in der Regel ein kornealer Tunnelschnitt eingesetzt. Nachdem die vordere Linsenkapsel mithilfe einer speziellen Mikropinzette eröffnet wurde, kann anschließend, der Linsenkern mit Ultraschallwellen verflüssigt werden. Nach der Verflüssigung des Kerns ist es nun möglich, diesen abzusaugen. Mit einem Saugspülgerät wird danach die verbliebene dünne Rindenschicht im Kapselsack abgesaugt. Von entscheidender Bedeutung ist der Erhalt der Hinterkapsel, damit man eine Hinterkammerlinse anstelle der fehlenden Linse applizieren kann.
  • Expression des Kerns – im Gegensatz zur Phakoemulsifikation erfolgt die Entnahme des Linsenkerns nicht über eine Zerkleinerung, sondern stattdessen als ganzer Bestandteil. Zur besseren Entfernung wird der Kern mit einer Flüssigkeit herausgespült. Von besonderem Nutzen ist das Verfahren bei einer massiv getrübten und harten Linse.
  • Eröffnung und Fragmentierung der Linse mit dem Femtosekundenlaser (FLACS, engl. Femtosecond laser assisted cataract surgery/Femtosekundenlaserunterstützte Kataraktchirurgie): für die vollständige Zerlegung des Linsenkerns ist oft ein deutlich geringerer Einsatz von Ultraschallenergie und zum Teil auch gar keine notwendig.

Linsenimplantation

Zur Linsenimplantation werden künstliche Blaufilterlinsen (zur möglichen AMD-Prophylaxe?/Prophylaxe der altersbedingten Makuladegeneration) aus Kunststoff verwendet. Hierbei unterscheidet man zwischen Hinterkammerlinsen – nach extrakapsulärer Linsenextraktion und Vorderkammerlinsen – nach intrakapsulärer Linsenentfernung.

Monofokallinse

Alle Arten von Kunstlinsen, die die natürliche Linse ersetzen oder ergänzen, werden als Intraokularlinse (IOL) bezeichnet. Die Standardlinse ist eine Monofokallinse

Da eine Monofokalelinse starr ist und nicht wie eine natürliche Augenlinse an unterschiedliche Entfernungen adaptieren können, muss auch nach der Linsenimplantation eine Brille getragen werden, insbesondere zum Lesen.

Multifokallinse

Eine Multifokallinse korrigiert Kurz-, Weit- und Alterssichtigkeit (Presbyopie) und eine vorhandene Hornhautverkrümmung in einem Eingriff. 

Nachteile einer Multifokallinse sind: 

  • Nachtarbeiter wird von diesem Eingriff abgeraten, da es zu einer erhöhten Licht- und Blendempfindlichkeit kommen kann.
  • Kontraste können bei der Weitsicht manchmal weniger ausgeprägt sein.
  • In seltenen Fällen kann es vorkommen, dass eine zusätzliche Augenoperation nach einigen Monaten notwendig.

Eine implantierte Linse bleibt für den Rest des Lebens im Auge und muss nicht mehr erneuert oder ausgetauscht werden.

Die Brechkraft des Auges nach Operation ist nah der Zielfraktion: Mehr als 90 % der Patienten zeigen nach der Operation Refraktionsergebnisse, die maximal 1 Dioptrie ( +/- ) von der Zíelfraktion abweichen [7].

Anästhesieverfahren: 

  • Lokalanästhesie (anästhesierende Augentropfen) [häufigste Methode]
  • Peribulbäre oder retrobulbäre Anästhesie: Diese Methoden beinhalten die Injektion eines Anästhetikums in den Bereich um den Augapfel, um tiefer gehende Betäubung zu erreichen. Sie werden seltener verwendet und sind in der Regel für komplexere Fälle oder Patienten mit bestimmten medizinischen Bedingungen vorgesehen.

Eine Kataraktoperation dauert bei einem geübten Operateur im Durchschnitt 15 bis 30 Minuten und wird jeweils nur an einem Auge durchgeführt.

Nach der Operation

  • Nach dem Eingriff erhält der Patient einen Verband. Es ist vom Patienten darauf zu achten, dass jedwede Manipulation am operierten Auge verhindert wird.
  • Für die Rückfahrt ist keine Straßenverkehrstauglichkeit gegeben.
  • Prophylaktisch werden antibiotische Augentropfen für 7-14 Tage verordnet, ggf. in Kombination mit steroidhaltigen Tropfen.
  • Verlauf, Verhalten und Kontrolluntersuchungen
    • Unmittelbar nach der Operation (ersten 24 Stunden):
      • Am Folgetag wird vom Operateur eine Kontrolluntersuchung des Auges vollzogen, bei der der Verband entfernt wird. Bei dieser Untersuchung wird der allgemeine Zustand des Auges beurteilt, mögliche postoperative Komplikationen werden überprüft und oft wird auch der Augeninnendruck gemessen.
        Des Weiteren wird dem Patienten mitgeteilt, wie oft und wann die Applikation von Augentropfen (Antibiotika) notwendig und sinnvoll ist.
      • Die nächste Kontrolluntersuchung erfolgt ca. vier Tage nach der Operation, danach in individuellen Abständen.
    • Erste Woche nach der Operation:
      • Das Sehvermögen verbessert sich in der Regel täglich.
      • Rötungen oder Hämatome (Blutergüsse) am Auge können auftreten, sollten aber abklingen.
      • Der Augendruck sollte stabil sein, aber Ihr Arzt wird ihn überwachen.
      • Sie sollten weiterhin die verordneten Augentropfen verwenden.
      • Schwere körperliche Anstrengungen, d. h. nichts Schwereres als etwa 4-6 Kilogramm, und Aktivitäten, bei denen Wasser ins Auge gelangen könnte, sollten vermieden werden.
      • Augenschutz verwenden (s. u.)
    • In den ersten zwei Wochen nach dem Eingriff sollte der Patient
      • beim Duschen besonders vorsichtig sein, da keine reizenden Substanzen wie Seife oder Shampoo ins Auge gelangen sollten.
      • keine körperliche Anstrengung über die normale Hausarbeit hinaus machen.
      • keine Saunagänge machen und öffentliche Schwimmbäder meiden.
    • Zwei bis vier Wochen nach der Operation:
      • Die meisten normalen Aktivitäten können wieder aufgenommen werden, wobei weiterhin Vorsicht geboten ist.
      • Die Notwendigkeit von Augentropfen kann abnehmen, je nach den Anweisungen Ihres Arztes.
      • Das Sehvermögen sollte stabil sein, obwohl es bis zu mehreren Wochen dauern kann, bis es sich vollständig stabilisiert.
    • Ein Monat bis mehrere Monate nach der Operation:
      • Nach einem, zwei und drei Monaten nach dem Eingriff werden weitere Kontrolluntersuchungen vom behandelnden Arzt durchgeführt. Danach ca. einmal jährlich eine Nachuntersuchung (z. B. Nachstar)
      • Das Auge sollte vollständig geheilt sein, und das Sehvermögen sollte stabilisiert sein.
      • Bei den meisten Patienten wird ein Nachfolgetermin mit dem Augenarzt vereinbart, um die endgültige Sehstärke zu bestimmen und ggf. eine neue Brillenverschreibung auszustellen.
      • Manche Patienten können eine Nachstar-Bildung erfahren, eine Trübung der hinteren Kapsel, die das künstliche Linsenimplantat hält. Dies kann mit einem kurzen Laser-Eingriff (YAG-Laser-Kapsulotomie) korrigiert werden.
  • Vermeiden von Augenreiben: Patienten sollten darauf hingewiesen werden, dass sie das operierte Auge nicht reiben sollten, um Traumata und das Risiko von Infektionen zu reduzieren.
  • Verwenden einer Augenklappe oder eines Schutzschildes: Viele Augenärzte empfehlen
    • in den ersten Nächten nach der Operation eine Augenklappe oder einen Schutzschild zu tragen, um zu verhindern, dass man sich versehentlich im Schlaf das Auge reibt oder Druck darauf ausübt.
    • den Augenschutz für einige Tage oder bis zu einer Woche nach der Operation tagsüber in Umgebungen zu tragen, in denen ein Risiko besteht, wie beim Duschen oder in staubigen Umgebungen.
  • Vermeidung potenziell kontaminierter Umgebungen: In den ersten Tagen nach der Operation sollten Aktivitäten wie Schwimmen oder die Nutzung von Whirlpools vermieden werden.
  • Sportarten, wie Fußball, Tennis oder Tauchen, bei denen größere Kräfte auf das Auge einwirken können, sollten für einen Monat ausgesetzt werden. 
    • Bei intensivem Training, wie Training auf einem Crosstrainer, sollte eine Wartezeit von mindestens 3-6 Wochen eingehalten werden, abhängig vom Heilungsverlauf und speziellen Faktoren des Einzelfalls
  • Autofahren ist erst dann wieder möglich, wenn die Sehkraft ausreichend wiederhergestellt ist. Fragen Sie diesbezüglich ihren behandelnden Augenarzt.
  • Wegen eventueller Lichtempfindlichkeit tragen Sie ebenfalls eine Sonnenbrille.
  • Vermeiden Sie Zugluft.
  • Verordnung der ersten Sehhilfe je nach Operationstechnik und Bedürfnis des Patienten ca. nach drei Wochen bis drei Monaten.

Mögliche Komplikationen

Akute Komplikationen

  • Entzündung – als Folge der Kataraktoperation können Entzündungsreaktionen auftreten. In klinischen Studien konnten diese durch Erhöhungen der Entzündungsmediatoren (Botenstoffe) nachgewiesen werden.
  • Endophthalmitis – schwere intraokulare Infektion (Infektion im Inneren des Auges). Die Mehrheit der Fälle einer postoperativer Endophthalmitis nach einer Kataraktoperation tritt in den ersten Tagen bis zur ersten Woche nach der Operation auf. Nach der ersten Woche sinkt die Wahrscheinlichkeit einer Endophthalmitis signifikant. Die kritischste Phase ist oft die erste Woche, insbesondere die ersten 5 Tage. Nach 4-6 Wochen ist das Risiko einer postoperativen Endophthalmitis deutlich reduziert.
    Die 
    Prävalenz (Krankheitshäufigkeit) liegt zwischen 0,04 % und 0,2 %.
  • Ruptur der hinteren Linsenkapsel – eine Ruptur (Einriss) der Hinterkapsel stellt eine verhältnismäßig seltene Komplikation dar, die jedoch beispielsweise bei Diabetikern häufiger auftreten kann.
  • Retinaablösung (Netzhautablösung) – sehr seltene Komplikation; erfordert jedoch eine umgehende Behandlung.
  • Intraoperatives Floppy Iris-Syndrom (IFIS) – Komplikation, die während der Operation auftritt; charakterisiert durch die Trias einer "undulierenden" Iris (wellenförmige Bewegung der Regenbogenhaut des Auges), Irisvorfall sowie intraoperativer progredienter Miosis (fortschreitende Pupillenverengung); Assoziation mit dem selektiven Alpha-1A-Rezeptorantagonist Tamsulosin ist beschrieben [8]. Häufigkeit: ca. 1,2 %.
    Fazit: Tamsulosin sollte so früh wie möglich vor einer Kataraktoperation abgesetzt werden.
  • Korneaödem (Hornhautödem; Wassereinlagerung in die Hornhaut) – Kann durch chirurgische Manipulation oder durch Verwendung bestimmter Medikamente während der Operation verursacht werden. Es kann vorübergehend sein, aber wenn es anhält, kann eine Hornhauttransplantation erforderlich sein.

Chronische Komplikationen

  • Zystoides Makulaödem (CME) – Schwellung im zentralen Bereich der Netzhaut, die zu verschwommenem Sehen führt. Kann Wochen bis Monate nach der Operation auftreten.
  • PCO (posterior capsule opacification; Nachstar): Auch als sekundärer Katarakt bekannt – entsteht durch Restzellen, die nach der Operation auf der Kapsel verbleiben.
    Ein Nachstar kann bei etwa 20-30 % der Patienten innerhalb von 2-5 Jahren nach der Kataraktoperation auftreten. Die durchschnittliche Zeitspanne ist variabel, aber viele Fälle treten bereits innerhalb der ersten zwei Jahre nach der Operation auf.
    • Typische PCO-Symptome sind: 
      • Verschwommenes Sehen: Dies ist eines der häufigsten Symptome. Das Sehen wird trüb oder unscharf, ähnlich wie bei einem grauen Star.
      • Blendung: Lichtquellen können stärker blenden, was das Sehen bei hellem Licht erschwert.
      • Verminderte Kontrastempfindlichkeit: Patienten können Schwierigkeiten haben, Feinheiten und Details zu erkennen.
      • Veränderung der Farbempfindung: Die Wahrnehmung von Farben kann beeinträchtigt sein.
      • Halos um Lichtquellen: Ein häufiges Symptom, bei dem es zu einem Lichtring um Lichtquellen kommt.
      • Verschlechterung der Sehschärfe: Die Sehschärfe kann abnehmen.

Weitere Hinweise

  • Eine Kataraktoperation war in einer prospektiven Beobachtungsstudie mit einem signifikanten Rückgang des Demenzrisikos um 29 % verbunden [9].
  • Pro und Contra für die zeitgleiche Operation beider Augen: Eine Cochrane-Analyse auf der Basis von 14 Studien mit 276.260 Teilnehmenden ergab keinen wesentlichen Unterschied zwischen einer Operation beider Augen am selben Tag gegenüber einer Operation an verschiedenen Tagen in Bezug auf die klinischen Ergebnisse: Endophthalmitis (Entzündung des Augeninneren), Notwendigkeit einer Brillenkorrektur nach der Operation, Komplikationen und Sehvermögen mit Brille [10].
    Einschränkung: Die Autoren geben die Vertrauenswürdigkeit der Evidenz je nach Endpunkt zwischen „sehr gering“ und „moderat“ an.
  • Vergleich Femtosekundenlaser-unterstützte Kataraktoperation mit einer Standard-Kataraktoperation bei erwachsenen Personen auf der Grundlage von mehr als 30 randomisierte kontrollierte Studien mit rund 7.200 behandelten Augen bei circa 5.500 Patienten:  Für die Zielgrößen wie z. B. „Sehschärfe“ oder „sehkraft-bezogene Lebensqualität“ fanden die Autoren keine Nachweise für Vor- oder Nachteile einer Femtosekundenlaser-unterstützten Kataraktoperation im Vergleich zu einer Standard-Kataraktoperation [11].

Literatur

  1. Herrmann WA, Heimann H, Helbig H: Kataraktoperation. Der Ophthalmologe. 2010. 107:975-986
  2. Schneider M, Puls S, Dick HB: Postoperative Komplikation nach Kataraktoperation. Der Ophthalmologe. 2002. 99:392-393
  3. Grehn F: Augenheilkunde. Springer Verlag 2008
  4. Mayer S, Wirbelauer C, Häberle H, Altmeyer M, Pham DT: Zur Notwendigkeit eines Augenverbandes nach Kataraktoperation in Tropfanästhesie. Klinisches Monatsblatt Augenheilkunde. 2005 . 222:41-45
  5. Kanski J:Diagnoseatlas Augenheilkunde. Urban & Fischer Verlag 2007
  6. Handzel DM, Briesen S, Rausch S, Käble T: Kararaktchirurgie bei Patienten unter Therapie mit Alpha-1-Antagonisten. Dtsch Arzteblatt Int 2012; 109(21): 379-84. doi: 10.3238/arztebl.2012.0379
  7. Simon SS et al.: Achieving target refraction after caract surgery. Ophtalmology 2014; 121:440-4
  8. Arzneimittelkommission der deutschen Ärzteschaft: Intraoperatives Floppy-Iris-Syndrom im Zusammenhang mit Tamsulosin („UAW-News International“) Deutsches Ärzteblatt, Jg. 117, Heft 37, 11.09.2020
  9. Lee CS et al.: Association Between Cataract Extraction and Development of Dementia JAMA Intern Med. Published online December 6, 2021. doi:10.1001/jamainternmed.2021.6990
  10. Dickmann MM et al.: Immediate sequential bilateral surgery versus delayed sequential bilateral surgery for cataracts Cochrane Library Version published: 25 April 2022 https://doi.org/10.1002/14651858.CD013270.pub2
  11. IQWiG: Grauer Star: Bietet die Operation mit dem Femtosekundenlaser für die Betroffenen Vorteile gegenüber anderen Verfahren? Themennummer: 155; Projektnummer: HTT22.04; Vorschlagszeitraum: 08/2020 bis 07/2021

     
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