Medikamentöse Therapie
Morbus Menière

Therapieziel

Verbesserung der Symptomatik

Therapieempfehlungen

Hinweis: Es gibt keine gesicherte kausale ("ursächliche") Therapie.

Die therapeutischen Maßnahmen erfolgen in den folgenden Stufen:

  1. Medikamentöse Therapie (= 1. Stufe der Therapie):
    • Im Anfall gegen Übelkeit und Erbrechen: Dimenhydrinat (Antivertiginosa (Arzneimittel zur Behandlung von Schwindel)/Antihistaminika (Wirkstoffe, die die Effekte der körpereigenen Substanz Histamin aufheben)
    • Zur Prophylaxe (vorbeugende Nachbehandlung): Betahistin (Antivertiginosa; Diskussion der Wirksamkeit: s. u. unter "Weitere Hinweise"), ggf. Hydrochlorothiazid (HCT) (Diuretika/entwässernde Medikamente) bzw. salzarme Diät zur Beeinflussung des Hydrops ("Flüssigkeitsstau" im Innenrohr)
      Intratympanale Glucocorticoide sollen die Innenohrfunktion wieder verbessern und weitere Anfälle verhindern.
  2. Lokale Mittelohr-Überdrucktherapie (= 2. Stufe der Therapie; s. u. "Weitere Therapie")
  3. Saccotomie/Eröffnung des Saccus endolymphaticus (= 3. Stufe der Therapie; s. u. "Operative Therapie")
  4. Ausschaltung des Vestibularorgans (Neurektomie/Durchtrennung eines peripheren Nervs des Nervus vestibulocochlearis; = 4. Stufe der Therapie) durch ototoxische Medikamente/Medikamente, die auf das Ohr schädigend wirken: Gentamicin (12 mg pro Sitzung) intratympanal wirkt ablativ/"abtragend", "wegschaffend"
    Alternativ: transtympanale Gabe von Glucocorticoide [7] (keine Cochleo- und Vestibulotoxizität/keine Toxizität betreffend dem Hörorgan (Cochlea) als auch des Gleichgewichtsorgans (vestibuläre System/Vestibulum))

Siehe auch unter "Weitere Therapie".

Weitere Hinweise

  • Diskussion der Wirksamkeit von Betahistin:
    • Eine placebokontrollierte Doppelblindstudie zur Wirksamkeit von Betahistin zeigte, dass dieses weder niedrig- noch hochdosiert wirksamer ist als ein Placebo [2].
    • Die prospektive, multinationale, nicht komparative Beobachtungsstudie VIRTUOSO zeigte positive Effekte bei einer Dosierung von 48 mg/d bei Patienten mit vestibulärem Schwindel in der Routineversorgung [4]
    • Folgende weitere Studien unterstützen die Effektivität von Betahistin: Chochrane-Analyse [5] und eine Metaanalyse [6]
  • Ein systematischer Review von 19 Studien zeigte bei 15 Studien (79 %) einen klaren Vorteil der Diuretika bei den Schwindelsymptomen. Nur in acht Studien (42 %) fanden sich eine objektiv messbare Verbesserung [1].
  • Intratympanale Injektionen
    • Die Zahl der Schwindelattacken bei Patienten mit unilateralem Morbus Menière wurde innerhalb des letzten halben Jahres eines zweijährigen Follow-up durch intratympanale Steroidinjektionen genauso gut wie durch Injektionen des Aminoglykosids Gentamycin gesenkt. Sollte der Patient – z. B. ein Musiker – auf ein exzellentes Gehör angewiesen sein, sollte die intratympanale Steroidinjektion als Behandlungsmaßnahme vorgezogen werden [3].
    • Intratympanale Injektionen mit Gentamicin und Glucocorticoide sind zwei wirksame Ansätze zur Kontrolle von Schwindelsymptomen bei Ménière-Krankheit. Glucokorticoide zeigten gegenüber Gentamicin eine potenziell bessere gehörschützende Rolle [8].
    • Im Vergleich zu Lidocain (ITL) ist Dexamethason (ITD) wirksamer bei der Linderung von Schwindel, und eine niedrigere Konzentration von Dexamethason kann das Auftreten von Komplikationen verringern: Der Schwindel wurde bei 65 % der Patienten, die ITD erhielten, gebessert, verglichen mit 55 % der Patienten, die ITL-Patienten erhielten (p < 0,05) [9].

Supplemente (Nahrungsergänzungsmittel; Vitalstoffe)

Geeignete Nahrungsergänzungsmittel für den Energiestoffwechsel sollten die folgenden Vitalstoffe enthalten:

  • Vitamine (C, E, D3, B1, B2, Niacin (Vitamin B3), Pantothensäure (Vitamin B5), B6, B12, Biotin)
  • Mineralstoffe (Magnesium)
  • Spurenelemente (Kupfer, Mangan, Selen, Zink)
  • Weitere Vitalstoffe (Coenzym Q10 (CoQ10), L-Carnitin)

Beachte: Die aufgeführten Vitalstoffe sind kein Ersatz für eine medikamentöse Therapie. Nahrungsergänzungsmittel sind dazu bestimmt, die allgemeine Ernährung in der jeweiligen Lebenssituation zu ergänzen.

Für Fragen zum Thema Nahrungsergänzungsmittel stehen wir Ihnen gerne kostenfrei zur Verfügung.

Nehmen Sie bei Fragen dazu bitte per E-Mail – info@docmedicus.de – Kontakt mit uns auf, und teilen Sie uns dabei Ihre Telefonnummer mit und wann wir Sie am besten erreichen können.

Literatur

  1. Crowson MG et al.: A Systematic Review of Diuretics in the Medical Management of Ménière’s Disease. Otolaryngol Head Neck Surg 2016, online 1. März; doi: 10.1177/0194599816630733
  2. Adrion C, Fischer CS, Wagner J, Gürkov R, Mansmann U, Strupp M: Efficacy and safety of betahistine treatment in patients with Meniere’s disease: primary results of a long term, multicentre, double blind, randomised, placebo controlled, dose defining trial (BEMED trial). BMJ 2016;352:h6816
  3. Patel M et al.: Intratympanic methylprednisolone versus gentamicin in patients with unilateral Ménière’s disease: a randomised, double-blind, comparative effectiveness trial. Lancet 2016; online 16. November. doi: 10.1016/S0140-6736(16)32166-3
  4. Parfenov VA et al.: Effectiveness of betahistine (48 mg/day) in patients with vestibular vertigo during routine practice: The VIRTUOSO study PLOS one Published: March 30, 2017 https://doi.org/10.1371/journal.pone.0174114
  5. Murdin L et al.: Betahistine for symptoms of vertigo. Cochrane Database Syst Rev. 2016 Jun 21;(6):CD010696. doi: 10.1002/14651858.CD010696.pub2.
  6. Nauta JJ.: Meta-analysis of clinical studies with betahistine in Ménière's disease and vestibular vertigo. Eur Arch Otorhinolaryngol. 2014 May;271(5):887-97. doi: 10.1007/s00405-013-2596-8. Epub 2013 Jun 19.
  7. Schoo DP, Tan GX, Ehrenburg MR, Pross SE, Ward BK, Carey JP: Intratympanic (IT) Therapies for Meniere‘s Disease: some consensus among the confusion. Curr Otorhinolaryngol Rep 2017; 5: 132-41
  8. Hao W et al.: Effects of intratympanic gentamicin and intratympanic glucocorticoids in Ménière's disease: a network meta-analysis J Neurol . 2022 Jan;269(1):72-86. doi: 10.1007/s00415-020-10320-9. Epub 2021 Jan 2.
  9. Yin G et al.: Analysis of the Efficacy and Safety of Intratympanic Dexamethasone for Treating Meniere’s Disease: A Randomized Controlled Trial. Ear Nose Throat J 2022; https://doi.org/10.1177/01455613221120729

Leitlinien

  1. S2k-Leitlinie: Vestibuläre Funktionsstörungen. (AWMF-Registernummer: 017 - 078), März 2021 Langfassung

     
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