Folgende Risikofaktoren sind bei Hörstörungen von Bedeutung
Biographische – unveränderbare – Risikofaktoren
- Genetische Belastungen durch Eltern, Großeltern
- Ererbte dominante Schwerhörigkeit/Taubheit
- Ererbte mitochondriale Schwerhörigkeit
- Ererbte sporadische Schwerhörigkeit/Taubheit
- Ererbte X-chromosomale Schwerhörigkeit
- Alport-Syndrom – genetisch bedingte Erkrankung, die sich in Form einer Nephritis (Nierenentzündung) äußert, die zu fortschreitender Niereninsuffizienz (Nierenversagen) führt; zusätzlich tritt eine Schwerhörigkeit auf
- Alström-Syndrom – genetisch bedingte Erkrankung, die vielfältigen Fehlbildungen Kombination mit einer Schwerhörigkeit führt
- Pendred-Syndrom – genetisch bedingte Erkrankung, die zu Schilddrüsenfunktionsstörungen mit Strumabildung (Kropf) führt; zusätzlich tritt eine Schwerhörigkeit auf
- Usher-Syndrom – genetisch bedingte Erkrankung, die vielfältigen Fehlbildungen Kombination mit einer Schwerhörigkeit führt
- Refsum-Syndrom – genetisch bedingte Stoffwechselstörung, die vor allem zu fortschreitender Schwerhörigkeit ab der zweiten Lebensdekade führt
- Waardenburg-Klein-Syndrom – genetisch bedingte Erkrankung, die vielfältigen Fehlbildungen Kombination mit einer Schwerhörigkeit führt - Fehlbildungen des Ohres
- Mechanische Geburtsschäden
- Alter – durch den Verschleiß von Haarzellen und die Schädigung von Membranen geht die Leistungsfähigkeit des Gehörs zurück
Modifizierbare – durch das Verhalten veränderbare – Risikofaktoren
- Rauchen führt zu einem 1,7fachen Risiko des Hörverlustes vor allem im Bereich der hohen Frequenzen
- Alkoholkonsum – in hohen Dosen und dauerhaft führt zu verstärkten Hörverlusten. Moderater Alkoholkonsum wirkt einem Hörverlust jedoch eher entgegen!
- Mangelnde körperliche Fitness – Menschen mit guten kardiovaskulären Werten hören besser und sind auch unempfindlicher gegen Lärm
Behandelbare Risikofaktoren – Erkrankungen
- Apoplex (Schlaganfall)
- Atherosklerose (Arteriosklerose, Arterienverkalkung)
- Caisson-Krankheit – Dekompressionskrankheit, die vor allem nach zu schnellem Auftauchen aus großer Tiefe auftritt
- Cerumen obturans (Ohrenschmalz)
- Cholesteatom – chronische Entzündung des Gehörgangs und/oder des Trommelfells
- Chronischer Tubenmittelohrkatarrh – Schleimhautentzündung im Bereich des Mittelohres und der Tube (Verbindung zwischen dem Mittelohr und dem Nasenrachenraum)
- Cogan-Syndrom – Erkrankung, die wahrscheinlich einen Autoimmunprozess als Grundlage hat und die zu Keratitis (Hornhautentzündung) und Innenohrschwerhörigkeit führt
- Cytomegalie – Virusinfektion, die vor allem Kleinkinder betrifft
- Diabetes mellitus (Zuckerkrankheit)
- Embryopathia rubeolosa – Erkrankung des Kindes durch eine Röteln-Infektion der Mutter während der Schwangerschaft
- Erythroblasosis fetalis – übersteigerte Blutbildung beim Neugeborenen
- Fremdkörper im Gehörgang
- Hörsturz
- Hypertonie (Bluthochdruck)
- Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion)
- Konnatale Lues (Syphilis) – Infektionserkrankung, die während der Schwangerschaft von der Mutter auf das ungeborene Kind übertragen wurde
- Koronare Herzkrankheit
- Labyrinthitis – Entzündung des Innenohres
- Morbus Menière – Innenohrerkrankung, die zu akuten Anfällen mit Schwindel, Ohrensausen und Schwerhörigkeit führt
- Mütterlicher Alkoholabusus (Alkoholabhängigkeit)
- Otitis media (Mittelohrentzündung)
- Otosklerose – knöcherner Umbau des Mittel- oder Innenohres mit fortschreitender Schwerhörigkeit
- Perinatale Hypoxie – Sauerstoffmangel des Kindes unter der Geburt
- Stumpfes Schädeltrauma
- Seromukotympanon – chronische Mittelohrentzündung mit Ergussbildung
- Toxoplasmose – Infektionserkrankung, die vor allem durch rohes Fleisch oder Katzenkot übertragen wird
- Trommelfellverletzungen
- Tumore des Mittelohres
- Viruserkrankungen oder bakterielle Infektionen in der Kindheit wie Scharlach, Masern, Mumps oder Meningitis können Hörprobleme verursachen. Selbst eine Otitis (Ohrentzündung) kann bleibende Hörverluste hervorrufen
Medikamente
- Acetylsalicylsäure (ASS) – Schmerzmittel; kann bei Überdosierung zur reversiblen Hörschäden führen
- Antibiotika – Medikamente wie Gentamycin oder Erythromycin, die bei bakteriellen Infektionen eingesetzt werden
- Anti-Malaria-Mittel wie Chloroquin oder Chinin
- Chemotherapeutika – Medikamente wie Cisplatin oder Carboplatin, die zur Therapie von Krebserkrankungen eingesetzt werden
- Diuretika – entwässernde Medikamente wie Furosemid; hier tritt die Nebenwirkung vor allem bei schneller intravenöser Injektion bei gleichzeitig bestehender Niereninsuffizienz auf
- Thalidomidschäden durch Einnahme des Medikaments Contergan® in den 1960er Jahren
Umweltbelastung – Intoxikationen
- Toxine wie Blei, Kohlenmonoxid, Quecksilber, Schwefelkohlenstoff oder Zinn
- Lärm – so besteht bei konstantem oder jahrelangem Schallpegel von 85 dB(A) die Gefahr der Lärmschwerhörigkeit; auch kurzzeitiger starker Lärm wie laute Diskomusik (110 dB) sollte vermieden werden
- Explosionstrauma