Wassereinlagerungen (Ödeme) – Einleitung

Ödem – umgangssprachlich Wassereinlagerung genannt – (Synonyme: Beinödem; Edema; Flüssigkeitsretention; Oedeme; Unterschenkelödem; Wasserretention; Ödema; ICD-10-GM R60.-: Ödem, andernorts nicht klassifiziert) bedeutet wörtlich übersetzt "Gewebewassersucht" (griech. οἴδημα „Schwellung“ oder "Wassersucht"). Es handelt sich um eine pathologische (krankhaft), sichtbare Vermehrung des interstitiellen Flüssigkeitsvolumens (Flüssigkeitsansammlung im Zwischenzellraum).

Formen eines Ödems

  • Stauungsödem
    • Lokal begrenzt oder bei Herzerkrankungen generalisiert.
    • Häufigste Form, tritt bei Herzinsuffizienz (Herzschwäche), Venenerkrankungen oder nach langem Stehen auf.
  • Lymphödem
    • Sicht- und tastbare Flüssigkeitsansammlung im Interstitium (Zwischenzellraum).
    • Verursacht durch mechanische Insuffizienz (Schwäche) des Lymphgefäßsystems.
    • Häufig nach Krebsbehandlungen oder bei Lymphknotenentfernung.
  • Renales Ödem
    • Durch Nierenerkrankungen bedingt.
    • Tritt oft bei chronischen Nierenerkrankungen auf.
  • Hepatogenes Ödem
    • Durch Lebererkrankungen bedingt.
    • Häufig bei Leberzirrhose (Leberschrumpfung) und chronischen Lebererkrankungen.
  • Endokrines Ödem
    • Durch Hormonstörungen bedingt.
    • Tritt bei Hypothyreose (Schilddrüsenunterfunktion), Hyperthyreose (Schilddrüsenüberfunktion) und hormonellen Dysbalancen auf.
  • Entzündliches Ödem
    • Resultiert aus Entzündungen im Körper.
    • Begleiterscheinung bei Infektionen oder rheumatischen Erkrankungen.
  • Allergisches Ödem
    • Durch allergische Reaktionen verursacht.
    • Häufig bei allergischen Reaktionen auf Medikamente, Lebensmittel oder Insektenstiche.
  • Angioödem (Gefäßödem)
    • Durch eine erhöhte Gefäßdurchlässigkeit bedingt.
    • Tritt oft bei allergischen Reaktionen oder als Nebenwirkung von Medikamenten auf.
  • Kachektisches Ödem
    • Bei konsumierenden (zehrenden) Erkrankungen wie beispielsweise Tuberkulose oder Tumorerkrankungen (Krebserkrankungen).
  • Prämenstruelles Ödem
    • Mit dem weiblichen Zyklus im Zusammenhang stehend.
    • Tritt im Rahmen des prämenstruellen Syndroms (PMS) auf.

Weitere Unterteilungen

  • Eiweißarme und eiweißreiche* Ödeme
  • Lokalisation:
    • generalisierte (immer symmetrisch angelegte Ödeme)
    • lokalisierte ein- oder beidseitige Ödeme; finden sich zuerst an den abhängigen Körperpartien (beim gehfähigen Patienten im Knöchelbereich und prätibial (vor dem Schienbein gelegen) und beim liegenden Patienten in der Steißbeinregion)
    • periphere Ödeme – finden sich in abhängigen Körperpartien (Knöchel, Unterschenkel), bei bettlägerigen Patienten auch sakral („auf das Kreuzbein (Os sacrum) bezogen“)
  • Palpationsbefund:
    • eindrückbar
    • nicht eindrückbar
  • Konsistenz:
    • weich
    • induriert ("verhärtet")

*Das Ödem ist teigig-weich, es kann mit dem Finger leicht eine „Delle“ eingedrückt werden.

Epidemiologie

Geschlechterverhältnis: Frauen sind häufiger betroffen als Männer.
Im Rahmen des prämenstruellen Syndroms (PMS; tritt bei Frauen etwa vier bis vierzehn Tage vor der nächsten Periode auf) kann es zu hormonell bedingten Wassereinlagerungen kommen.

Häufigkeitsgipfel: Varriert je nach Form des Ödems. Beispielsweise sind Stauungsödeme häufiger bei älteren Personen, während prämenstruelle Ödeme hauptsächlich Frauen im gebärfähigen Alter betreffen.

Verlauf und Prognose

Verlauf

  • Akute Ödeme
    • Treten plötzlich auf und sind häufig reversibel, wenn die zugrunde liegende Ursache behandelt wird.
    • Beispiele: allergische Ödeme, entzündliche Ödeme.
  • Chronische Ödeme
    • Entwickeln sich langsam und können persistieren, wenn die Ursache nicht behoben wird.
    • Beispiele: chronische Stauungsödeme, Lymphödeme.

Prognose

  • Reversible Ödeme
    • Können vollständig zurückgehen, wenn die auslösende Ursache behandelt wird.
    • Beispiele: allergische Reaktionen, akute Entzündungen.
  • Irreversible oder chronische Ödeme
    • Können zu dauerhaften Gewebeveränderungen wie Hyperpigmentierung (vermehrte Pigmentierung der Haut) und Ulzerationen (Geschwüre) führen, wenn sie nicht adäquat behandelt werden.
    • Beispiele: fortgeschrittene Lymphödeme, chronische Stauungsödeme.