Folgende Symptome und Beschwerden können auf eine Zystitis (Blasenentzündung) bzw. auf einen unteren HWI* hinweisen:
- Pollakisurie – Drang zu häufigem Wasserlassen ohne vermehrte Harnausscheidung
- Dysurie – schmerzhafter Harndrang mit Erschwernis des Wasserlassens
- Nykturie – nächtliches Wasserlassen
- Strangurie – nicht unterdrückbarer Harndrang mit Schmerzen, der nur zu Entleerung weniger Harntröpfchen führt
- Ggf. Harninkontinenz – Unvermögen, den Harn zu halten
- Schmerzen im Unterbauch (suprapubischer Schmerz)
- Trüber, flockiger Urin
- Hämaturie – Blut im Urin
- Imperativer Harndrang (Harndrang, der nicht unterdrückt bzw. kontrolliert werden kann), obwohl die Blase gerade entleert wurde
*HWI = Harnwegsinfekt
Folgende Symptome und Beschwerden können bei Kindern auf einen HWI hinweisen:
- unspezifische Symptome wie Trinkschwäche, Unterbauchschmerzen
- neu aufgetretene Enuresis nocturna (unwillkürliches Einnässen in der Nacht)
Beachte: Bei Kindern unter 2 Jahren ist Fieber häufig das einzige Symptom eines HWI (DD: Zystitis/Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung))
In einer Metaanalyse wurden folgende Symptome als zuverlässigste Zeichen eines HWI im Kindesalter herausgefunden [1]:
-
Dysurische Beschwerden (schmerzhafter Harndrang)
-
Abdominalschmerzen (Bauchschmerzen)
- Flanken- bzw. Rückenschmerzen
- Pollakisurie (häufiger Harndrang)
- neu aufgetretene Enuresis nocturna
Warnzeichen (red flags)
- Anamnestische Angaben:
- Männer → denken an: anderes Keimspektrum; tumorassoziiert
- Schwangere → denken an: erhöhtes Risiko für Urosepsis (Blutvergiftung, die vom Urogenitaltrakt ausgeht)
- Kinder < 12 Jahre → denken an: möglicher Hinweis für Fehlbildungen
- Vorerkrankungen:
- Fluor vaginales (Scheidenausfluss); vaginale Irritationen
- Adnexitis (Entzündung des Eileiters und des Eierstocks), Kolpitis (Scheidenentzündung), Prostatitis (Prostataentzündung) → denken an: venerische Erkrankung
- Diabetes mellitus (habituelle Keimbesiedlung)
- Urolithiasis → denken an: Gefahr der Urosepsis durch Stauung
- Miktionsstörung (Harnblasenentleerungsstörung) oder sonstige Anomalien mit Restharnbildung
- Beim Auftreten von Fieber und Rücken- beziehungsweise Flankenschmerzen ist eine Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung), d. h. eine Beteiligung der oberen Harnwege, wie Harnleiter und/oder Nieren inklusive Nierenbecken sehr (= oberer HWI*) wahrscheinlich.
- Dauerkatheter → gehäuft Auftreten von Problemkeimen
- Immunsuppression (Maßnahmen zur Unterdrückung der Abwehrreaktionen)
Autoren: Prof. Dr. med. G. Grospietsch, Dr. med. W. G. Gehring
Literatur
- Shaikh N et al.: Does this child have a urinary tract infection? JAMA. 2007;298(24):2895-2904. doi:10.1001/jama.298.24.2895