Folgeerkrankungen
Gleichgewichtsstörung der Darmflora (Dysbiose)

Im Folgenden die wichtigsten Erkrankungen bzw. Komplikationen, die durch eine Dysbiose (Gleichgewichtsstörung der Darmflora) mit bedingt sein können:

Atmungssystem (J00-J99)

  • Allergische Rhinitis (allergischer Schnupfen)
  • Asthma bronchiale
  • Bronchitis – Entzündung der Schleimhaut der Bronchien
  • Chronische Rhinitis (Schnupfen)
  • Laryngitis (Kehlkopfentzündung)
  • Otitis media (Mittelohrentzündung)
  • Sinusitis (Nasennebenhöhlenentzündung)

Blutbildende Organe – Immunsystem (D50-D90)

  • Immunschwäche (Abwehrschwäche) wg. Darmmikrobiota beeinflusst die Entwicklung und Funktion des darmassoziierten Immunsystems

Endokrine, Ernährungs- und Stoffwechselkrankheiten (E00-E90)

  • Lactoseintoleranz (Milchzuckerunverträglichkeit)

Haut und Unterhaut (L00-L99)

  • Atopisches Ekzem (Neurodermitis)
  • Urtikaria (Nesselfieber)

Mund, Ösophagus (Speiseröhre), Magen und Darm (K00-K67; K90-K93)

  • Chronische Gastritis (Magenschleimhautentzündung)
  • Chronisch-entzündliche Darmerkrankungen (CED) – Colitis ulcerosa, Morbus Crohn
  • Darmmykose (Pilzerkrankung des Darms)
  • Diarrhoe (Durchfall)
  • Divertikulitis – Entzündung von Ausstülpungen (Divertikel) der Dickdarmwand
  • Divertikulose – Veränderung des Dickdarms in Form von kleinen Ausstülpungen der Darmwand (Divertikel)
  • Enteritis (entzündliche Erkrankung des Dünndarms)
  • Obstipation (Verstopfung)
  • Nekrotisierende Enterokolitis (NEC) – entzündliche Darmerkrankung, die in den meisten Fällen das terminale Ileum (letzte Abschnitt des Dünndarms) oder das Colon ascendens (aufsteigende Dickdarm) befällt; betrifft 5-10 Prozent aller Kinder, die vor der 32. Schwangerschaftswoche oder mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 Gramm geboren werden; Anteil von Gammaproteobacteria war erhöht, Negativicutes und Clostridia wurden in geringer Anzahl gefunden [1]
  • Refluxösophagitis (Speiseröhrenentzündung durch  Reflux (lat. refluere = zurückfließen) von saurem Magensaft und anderen Mageninhalten in den Ösophagus (Speiseröhre))
  • Reizdarmsyndrom (RDS) – funktionelle Darmstörung, bei der keine ursächlichen Störungen gefunden werden können
  • Ulcus ventriculi (Magengeschwür)

Psyche – Nervensystem (F00-F99; G00-G99)

  • Kopfschmerzsyndrome (z. B. Migräne)

Symptome und abnorme klinische und Laborbefunde, die andernorts nicht klassifiziert sind (R00-R99)

  • Meteorismus (Blähungen)

Urogenitalsystem (N00-N99) 

  • Dysbiotische Subfertilität: klinisch-experimentell wurde belegt, dass die Aufhebung der Dysbiose bei Frauen mit schwer zu behandelnder bakterieller Vaginose (Mischinfektionen der Vagina (Scheide)) zu einer Remission und schließlich Ausheilung des damit verbundenen Krankheitsbildes führt [3].

Weiteres

  • Darmbarrierestörungen – Dysbiose scheint die Darmbarriere durchlässiger zu machen, d. h. führt zu einer Permeabilitätsstörung (= "Leaky gut").
  • Störung des Metabolismus (Stoffwechsel)
    • Nährstoffverdauung (z. B. Verdauung von Pflanzenpolysacchariden; Herstellung von kurzkettigen Fettsäuren (SCFA) Azetat, Propionat und Butyrat) 
    • Gallensäurestoffwechsel (Umwandlung von primären in sekundäre Gallensäuren)
  • Minderung der Effektivität einer Tumorbehandlung mit Checkpoint-Inhibitoren: Minderung bzw. Verlust der Antitumorwirkung nach Therapie mit Antibiotika; ein hoher Anteil an „guten“ Darmbakterien (z. B. Bifidobakterien, Akkermansia und Ruminococcus) geht mit einer guten Wirkung von Checkpoint-Inhibitoren einher; Patienten, die zuvor Breitband-Antibiotika erhalten hatten, starben im Mittel innerhalb von 2 Monaten (vs. 26  Monate, bei Patienten die in den Monaten zuvor keine Antibiotika erhalten hatten): Patienten mit früherer Antibiotika-Behandlung: Hazard Ratio von 7,4; Antibiotika nach Beginn der Behandlung mit Checkpoint-Inhibitoren: keine Auswirkungen auf die Überlebenszeiten (Hazard Ratio 0,9; 0,5 bis 1,4) [2].

Literatur

  1. Warner BB et al.: Gut bacteria dysbiosis and necrotising enterocolitis in very low birthweight infants: a prospective case-control study. doi: http://dx.doi.org/10.1016/S0140-6736(16)00081-7
  2. Pinato DJ et al.: Association of Prior Antibiotic Treatment With Survival and Response to Immune Checkpoint Inhibitor Therapy in Patients With Cancer. JAMA Oncol. Published online September 12, 2019. doi:10.1001/jamaoncol.2019.2785
  3. Lev-Sagie A et al.: Vaginal microbiome transplantation in women with intractable bacterial vaginosis. Nat Med 2019 Oct;25(10):1500-1504. doi: 10.1038/s41591-019-0600-6.

     
Wir helfen Ihnen in jeder Lebenslage
Die auf unserer Homepage für Sie bereitgestellten Gesundheits- und Medizininformationen ersetzen nicht die professionelle Beratung oder Behandlung durch einen approbierten Arzt.
DocMedicus Suche