Nierenszintigraphie, statische

Bei der statischen Nierenszintigraphie (Synonym: DMSA-Szintigraphie) handelt es sich um ein diagnostisches Verfahren der Nuklearmedizin, das vor allem in der Beurteilung der Funktion des Nierenparenchyms nach einem Niereninfarkt von besonderer Bedeutung ist. Das Verfahren stellt eine etablierte Methode in der nuklearmedizinischen Diagnostik dar, da es eine Beurteilung der Lage, Größe und Funktion der beiden Nieren ermöglicht. Das statische der Nierenszintigraphie zeigt nur funktionsfähiges Nierenparenchym (Nierengewebe) an.

Beurteilbare Strukturen

  • Lage der Nieren: Bestimmung der Position der Nieren im Körper, einschließlich der Erkennung von ektopem Nierengewebe oder Anomalien wie einer Hufeisenniere.
  • Größe und Form der Nieren: Bewertung der Morphologie der Nieren, die auf krankhafte Veränderungen wie Schrumpfnieren oder polyzystische Nieren hinweisen kann.
  • Funktionelles Nierenparenchym: Darstellung und Quantifizierung des funktionsfähigen Nierengewebes, insbesondere nach Niereninfarkt oder anderen pathologischen Zuständen, die das Nierenparenchym betreffen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Funktionsprüfung nach Niereninfarkt − nach einem meist durch eine Embolie (vollständiger oder inkompletter Verschluss eines Blutgefäßes) verursachten Infarkt der Niere entsteht in der Regel eine Unterversorgung des Gewebes mit Sauerstoff und Nährstoffen, sodass in der betroffenen Region ein Untergang des Nierenparenchyms auftritt. Mithilfe der statischen Nierenszintigraphie lässt sich evaluieren, inwieweit der Infarkt die Funktion des Gewebes beeinflusst hat. Die bestehende Durchblutung der Nieren muss jedoch mit zusätzlichen diagnostischen Verfahren überprüft werden.
  • Verdacht auf fehlende Niere − ließ sich mittels Sonographie eine Niere nicht darstellen, so stellt die statische Nierenszintigraphie ein Verfahren der Wahl dar.
  • Ektopes Nierengewebe − bei ektopen Nierengewebe handelt es sich um eine Lageanomalie des Nierengewebes. Auch Formanomalien (z. B. Hufeisenniere) lassen sich präzise mit der statische Nierenszintigraphie darstellen.
  • Degenerative Nierenerkrankungen − der Einsatz der statischen Nierenszintigraphie ist bei degenerativen Nierenerkrankungen wie zum Beispiel bei Zystennieren angezeigt.
  • Narbendiagnostik bei Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung) − nach einer Pyelonephritis kann nach ungefähr sechs Monaten das Vorliegen von Narbengewebe in der Niere mit Hilfe der statischen Nierenszintigraphie nachgewiesen werden.
  • Nierentrauma – evtl. Funktionsverlust lässt sich zweifelsfrei nachweisen
  • Nachweis und Funktionsüberprüfung von multizystischen Nieren − die statische Nierenszintigraphie erlaubt den Nachweis von funktionslosen multizystischen Nieren

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Relative Kontraindikationen

  • Laktationsphase (Stillphase) – Mütter sollten das Stillen für 48 Stunden unterbrechen, um eine Gefährdung des Kindes zu vermeiden.
  • Kinder – bei der Durchführung der statischen Nierenszintigraphie ist zu beachten, dass die Untersuchung zu einer deutlich Strahlenbelastung der Gonaden (Hoden/Eierstöcke) und der Nieren bei Kindern führt.
  • Wiederholungsuntersuchung – innerhalb von drei Monaten sollte aufgrund der Strahlenbelastung keine Wiederholung einer Szintigraphie durchgeführt werden.

Absolute Kontraindikationen

  • Gravidität (Schwangerschaft) 

Vor der Untersuchung

  • Medikamentenanamnese: Überprüfung der aktuellen Medikation des Patienten, besonders von Medikamenten, die die Nierenfunktion oder die Traceraufnahme beeinflussen könnten.
  • Patientenvorbereitung: Patienten sollten nüchtern zur Untersuchung erscheinen, um die optimale Anreicherung und Visualisierung des Tracers zu gewährleisten.
  • Applikation des Radiopharmakons: Verabreichung von 99m-Tc-DMSA über einen venösen Zugang. Bei Kindern wird eine reduzierte Dosis verwendet, um die Strahlenexposition zu minimieren.

Das Verfahren

Das Grundprinzip der statischen Nierenszintigraphie beruht auf der Anwendung des 99m-Tc-DMSA als Radiopharmakon. Die Aktivitätsmenge des Radiopharmakons sollte auf das Gewicht des Patienten angepasst werden. Diese radioaktive Substanz wird nach erfolgter Bindung an Plasmaproteine (spezielle Proteine (Eiweiß) im Blut) dauerhaft in den Tubuluszellen der Niere gespeichert und nur in geringem Ausmaße über die Niere ausgeschieden. Aufgrund dessen ist die Funktionsbeurteilung des Nierenparenchyms als sehr präzise zu beurteilen. Nur ungefähr ein Drittel der applizierten Aktivität lässt sich 24 Stunden nach Injektion im Urin des Patienten nachweisen.

Zur Funktionsbeurteilung des Parenchyms werden vier Stunden nach Injektion des Radiopharmakons die Aufnahmen der Nieren durchgeführt, wobei mittels "Region of Interest"-Technik die Impulse der beiden untersuchten Nieren seitenspezifisch bestimmt werden können. Dies ermöglicht die Berechnung des prozentualen Funktionsanteils der jeweiligen Niere.

Die durchschnittliche Dauer der Untersuchung beträgt fünf Stunden, wobei diese Zeitspanne die vierstündige Wartezeit nach Injektion des Radiopharmakons 99m-Tc-DMSA beinhaltet. Die Erstellung der Einzelaufnahme nimmt weitere 20 Minuten in Anspruch. Nach der konventionellen Szintigraphie wird häufig im Rahmen der Untersuchung eine SPECT (Single-Photon-Emissionscomputertomographie) durchgeführt, um eine verbesserte Beurteilung der Nierenrinde zu ermöglichen.

Es ist des Weiteren zu beachten, dass Fehlerquellen wie beispielsweise eine Fehlinjektion des Radiopharmakons oder eine zu frühe Szintigraphie die Messergebnisse beeinflussen können.

Mögliche Befunde

  • Normale Befunde: Reguläre Aufnahme des Tracers, was auf eine gesunde Funktion und Struktur der Nieren hinweist.
  • Pathologische Befunde: Verminderte oder ungleichmäßige Traceraufnahme kann auf Niereninfarkte, Narbenbildung nach Pyelonephritis (Nierenbeckenentzündung), oder andere funktionelle Beeinträchtigungen hinweisen.
  • Anomalien in Lage und Form: Identifikation von Lageanomalien oder abnormen Formen der Nieren, die chirurgische Überlegungen oder weitere diagnostische Schritte erfordern können.

Nach der Untersuchung

  • Auswertung der Ergebnisse: Die erhaltenen Szintigramme werden analysiert, um Informationen über die funktionelle Kapazität der Nieren zu gewinnen.
  • Ergebnisbesprechung: Die Ergebnisse werden mit dem Patienten besprochen, und es wird entschieden, ob weitere Untersuchungen oder eine spezifische Behandlung erforderlich sind.
  • Verhaltensempfehlungen: Empfehlungen zur Minimierung der Strahlenexposition nach der Untersuchung, wie z. B. ausreichende Flüssigkeitsaufnahme zur Beschleunigung der Tracerausscheidung.

Mögliche Komplikationen

  • Lokale Reaktionen an der Injektionsstelle: Schmerzen, Rötung oder Schwellung.
  • Strahlenexposition: Obwohl die Dosis minimal gehalten wird, besteht ein geringes Risiko für strahleninduzierte Effekte, insbesondere bei wiederholten Untersuchungen oder hoher kumulativer Dosis.
  • Allergische Reaktionen: Selten können allergische Reaktionen auf das verwendete Radiopharmakon auftreten.

Literatur

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  4. Benz M: Basiswissen Pädiatrie. Springer Verlag 2010
  5. Krukemeyer M: Strahlenmedizin. de Gruyter Verlag 2004
  6. Bares R, Müller-Schauenburg W: Nuklearmedizinische Diagnostik der Niere. Radiologe 2000 40:938-945

     
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