Neuro-Propriozeptive Diagnostik und Therapie (Huber)

Das Gerätesystem HUBER 360 von Chattanooga dient im Bereich der physikalischen Medizin der Diagnose von muskulären, psychomotorischen sowie neuropropriozeptiven Fähigkeiten sowie deren Förderung und gegebenenfalls Therapie vorhandener Dysbalancen oder Defizite des Patienten.

Der Aufbau des HUBER 360 kombiniert eine dreidimensional bewegte Plattform mit Griffelementen, die jeweils unabhängig voneinander in der Lage sind, Schwerpunkt und Krafteinwirkung des im Sitzen oder Stehen Übenden in Echtzeit zu erfassen. Aus der anfänglichen Analyse von Stabilität, Kraft und Koordination sowie möglicher Bewegungseinschränkungen des Patienten wird ein Behandlungsplan entwickelt. Während der Therapie werden die Leistungen des Patienten im Sinne eines Biofeedbacks visualisiert. Trainingsreiz und -effekt ergeben sich aus dem erfolgreichen Absolvieren der aufeinander aufbauenden Übungsziele in den Kategorien Flexibilität und Mobilität, Muskelstärkung, Gleichgewicht und Propriozeption sowie Ausdauer.

Der HUBER erlaubt ein breites Anwendungsspektrum in verschiedenen Bereichen der Medizin und Sportwissenschaften. Dies sind unter anderem die Bereiche der Geriatrie [1], der Orthopädie [2], der allgemeinen Gesundheitsprophylaxe [3] sowie der Trainingsergänzung im Amateur- und Spitzensport [4]. Es werden positive Effekte des Trainings auf die allgemeinen physischen Parameter Gleichgewicht, Propriozeption, Muskelaufbau und Psychomotorik bestätigt [5].

Zielsetzung

Der HUBER 360 ist darauf ausgelegt, umfassende Bewertungen und Verbesserungen der muskulären, psychomotorischen und neuropropriozeptiven Fähigkeiten zu ermöglichen. Spezifische Ziele des Gerätesystems umfassen:

  • Diagnose und Therapie von Dysbalancen: Identifikation und Ausgleich von muskulären Ungleichgewichten und Koordinationsdefiziten.
  • Förderung der motorischen Fähigkeiten: Verbesserung der Flexibilität, Mobilität, Muskelstärke, Gleichgewichtsfähigkeit und Ausdauer durch zielgerichtete Übungen.
  • Prävention und Rehabilitation: Einsatz in der Vorbeugung und Behandlung von Verletzungen sowie Unterstützung der Rehabilitation nach Erkrankungen oder Eingriffen.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Chronischer Kreuzschmerz [2]
  • Defizite in der Rechts-Links-Koordination sowie trainingsbedingte, einseitige Hypertrophien der Muskulatur [4]
  • Einschränkungen der Gehfähigkeit bei Multipler Sklerose [5]
  • Allgemeine Indikationen:
    • Verbesserung des Gleichgewichts, der Propriozeption, des Muskelaufbaus sowie gezielte Förderung der Psychomotorik [5]
    • Erhalt und Förderung der körperlichen Fitness geriatrischer Patienten [1]
    • Ausgleich geringer physischer Aktivität Gesunder im Alltag und sensomotorischer Defizite bei geriatrischen und körperlich behinderten Patienten [3]
    • Übergewicht (BMI ≥ 25; Adipositas) [7]
    • Verletzungs- und Fallprävention [6, 9]

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Trotz der breiten Anwendbarkeit des HUBER 360 gibt es Situationen, in denen Vorsicht geboten ist:

  • Schwere kardiovaskuläre Erkrankungen: Bei Patienten mit instabiler Angina Pectoris oder akuten Herzerkrankungen.
  • Akute Verletzungen: Patienten mit frischen Verletzungen oder Operationen sollten erst nach einer angemessenen Heilungsphase mit dem Training beginnen.
  • Schwere motorische Einschränkungen: Obwohl das Gerät auch sicher für ältere Patienten mit motorischen Defiziten ist, müssen individuelle Fähigkeiten berücksichtigt werden.

Vor der Diagnostik

  • Anamnese und Untersuchung: Vor der Nutzung des HUBER 360 erfolgt eine umfassende Anamnese und allgemeine Untersuchung des Patienten. Dies kann auch bildgebende Verfahren einschließen, um ein klares Bild des Gesundheitszustands zu erhalten.
  • Patientenvorbereitung: Der Patient wird über den Ablauf der Tests auf dem HUBER 360 informiert. Dabei wird auf die Wichtigkeit geeigneter Kleidung hingewiesen, die genügend Bewegungsfreiheit zulässt.

Vor der Therapie

  • Individueller Behandlungsplan: Basierend auf den Ergebnissen der Diagnostik wird ein individueller Behandlungsplan erstellt.
  • Einweisung und Aufklärung: Der Patient wird über den Plan, die zu verwendenden Geräte und die Übungsabläufe aufgeklärt. Bei selbstständig Übenden erfolgt zusätzlich eine Erläuterung zur Gerätebedienung.

Das Verfahren

Während der Analyse erfolgt die Messung der Stabilität im Stand (beidbeinig mit geöffneten und anschließend mit geschlossenen Augen sowie einbeinig auf dem rechten wie linken Fuß), des Laufmusters (Gleichmaß der Schritte in Länge und Intensität), der Stabilitätsgrenze, möglicher Bewegungseinschränkungen, der Muskelkraft von Rumpf und Armen sowie deren Koordination mit der Stabilität des Körperschwerpunktes.

Während der Therapie werden Übungen aus den Bereichen Flexibilität und Mobilität, Muskelstärkung, Gleichgewicht und Propriozeption sowie Ausdauer entsprechend dem Vermögen und dem Behandlungsziel des Patienten kombiniert. Innerhalb der gewählten Übungen werden im Verlauf der Therapie die Anforderungen an den Übenden in Hinsicht auf Geschwindigkeit, Ausdauer, Muskelkraft sowie Bein-Hand-, bzw. Rechts-Links-Koordination gesteigert.

Die Fortschrittskontrolle erfolgt durch Messung der Übungsleistungen. Die Erfassung erfolgt in Prozentanteilen am maximal möglichen Übungserfolg und wird in einem chronologischen Fortschrittsdiagramm als visualisiertes Biofeedback dargestellt.

Mögliche Befunde

  • Verbesserung der Körperhaltung und -symmetrie: Der HUBER 360 kann signifikante Informationen zur Körperhaltung des Patienten liefern und Veränderungen über die Zeit dokumentieren.
  • Zunahme der Muskelkraft und -ausdauer: Regelmäßige Übungen auf dem Gerät können zur Stärkung der Muskulatur führen, was besonders bei Patienten mit muskulären Dysbalancen oder nach Verletzungen wichtig ist.
  • Fortschritte im Gleichgewicht und in der Propriozeption: Durch spezifische Trainingsprogramme kann eine Verbesserung des Gleichgewichts und der propriozeptiven Fähigkeiten erreicht werden, was für ältere Patienten oder solche mit neurologischen Beeinträchtigungen von großem Nutzen sein kann.
  • Verbesserung der allgemeinen Mobilität: Bei Patienten mit Bewegungseinschränkungen, wie zum Beispiel bei Multipler Sklerose, können durch gezielte Übungen Verbesserungen in der Gehfähigkeit und allgemeinen Mobilität festgestellt werden.
  • Optimierung der Koordination: Training auf dem HUBER 360 kann die Koordinationsfähigkeiten verbessern, insbesondere bei Sportlern oder Patienten mit spezifischen koordinativen Defiziten.
  • Reduktion von Schmerzen: Insbesondere bei chronischen Schmerzpatienten, wie solchen mit Rückenschmerzen, kann eine regelmäßige Therapie auf dem HUBER 360 zur Linderung der Beschwerden beitragen.

Nach der Diagnostik

  • Fortlaufende Bewertung: Die anfängliche Analyse kann bei Bedarf während oder nach der Behandlung wiederholt werden, um Fortschritte zu bewerten und die Therapie gegebenenfalls anzupassen.

Nach der Therapie

  • Vergleichende Analyse: Um die Fortschritte des Patienten zu dokumentieren und die Effektivität der Therapie zu bewerten, können nach Abschluss der Behandlung erneut Diagnostiktests durchgeführt werden.

Mögliche Komplikationen

Keine Berichte über Komplikationen: In der Literatur und den Studien zu HUBER 360 gibt es keine Hinweise auf spezifische Komplikationen durch die Anwendung des Geräts. Dies unterstreicht die Sicherheit und Verträglichkeit des Systems in der physikalischen Medizin.

Schlussbetrachtung

Der HUBER 360 ist ein innovatives und vielseitiges Gerät, welches effektiv zur Diagnose und Therapie in der physikalischen Medizin eingesetzt wird, und durch seine fortschrittliche Technologie und Anpassungsfähigkeit maßgeblich zur Verbesserung der muskulären, psychomotorischen und neuropropriozeptiven Fähigkeiten von Patienten beiträgt.

Literatur

  1. Markovic G, Sarabon N, Greblo Z, Krizanic V: Effects of feedback-based balanceand core resistance training vs. Pilates training on balance and muscle function in older women: a randomized-controlled trial. Arch Gerontol Geriatr. 2015 Sep-Oct;61(2):117-23. doi: 10.1016/j.archger.2015.05.009. Epub 2015 May 27. 
  2. Bojinca M, Bida D, Mihai C, Milicescu M, Cornea R: Efficacy of exercise program with the HUBER system compared with classic exercise program in Rehabilitation for Patients with Chronic Low Back Pain. Ann. Europ. Congres o. Rheum. o. t. Europ. League ag. Rheumatism (EULAR 2006), Amsterdam.
  3. Couillandre A, Duque Ribeiro MJ, Thoumie P, Portero P: Changes in balance and strength parameters induced by training on a motorised rotating platform: a study on healthy subjects. Ann Readapt Med Phys. 2008 Mar;51(2):59-73. doi: 10.1016/j.annrmp.2007.11.001. Epub 2007 Dec 26. English, French. PubMed PMID: 18207276.
  4. Galozzi R, Faina M: HUBER® platform: an innovative methodology for postural re-education techniques. 15th World Congres o. Aesth. Med.; May 5-8, 2005; Rome, Italy.
  5. Maertens de Noordhout B, Houlmont F, Léonard Y, Cornea R, Adam S: Using the HUBER Technique in Physical Medicine and Rehabilitation. 15th Europ. Congress o. ESPRM. Madrid 16-20 May 2006.
  6. Fabri S et al.: Évaluations prédictives de l’entorse de cheville. À propos de 58 cas. J Traumatol Sport (2009). doi:10.1016/j.jts.2009.06.003.
  7. Fabre JB et al.: Effects of a whole-body strength training program on metabolic responses and body composition. Gazzetta Medica Italiana Archivio per le Scienze Mediche. 2014; 173(1-2):47-56.
  8. Guiraud T, Labrunée M, Pillard F, Granger R, Bousquet M, Richard L, Boned A, Pathak A, Gayda M, Gremeaux V: Whole-body strength training using a Huber Motion Lab in coronary heart disease patients: safety, tolerance, fuel selection, and energy expenditure aspects and optimization. Am J Phys Med Rehabil. 2015 May;94(5):385-94. doi: 10.1097/PHM.0000000000000181
  9. Takacs J, Carpenter MG, Garland SJ, Hunt MA: The role of neuromuscular changes in aging and knee osteoarthritis on dynamic postural control. Aging Dis. 2013 Jan 15;4(2):84-99. Print 2013 Apr.
     
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