Beckenboden-MRT

Die Magnetresonanztomographie (MRT) des Beckenbodens (Synonyme: Beckenboden-MRT; MRT-Beckenboden) – oder auch Kernspintomographie oder NMR (nuclear magnetic resonance imaging) des Beckenbodens genannt – bezeichnet ein radiologisches Untersuchungsverfahren, bei dem mit Hilfe eines Magnetfeldes die Strukturen im Bereich des Beckenbodens dargestellt werden.

Die funktionelle MRT des Beckenbodens kann spezifischen Veränderungen, die der Beckenbodendysfunktion (Beckenbodenfehlfunktion) zugrunde liegen, deuten und zugleich strukturelle begleitende Veränderungen erkennen.

Die MRT wird heute routinemäßig bei vielen verschiedenen Indikationen eingesetzt, da sie ein sehr aussagekräftiges diagnostisches Verfahren darstellt.
Sie ist jedoch meist nicht das diagnostische Instrument der ersten Wahl. Vorher wird in vielen Fällen andere Diagnostik wie Sonographie (Ultraschall) oder eine Computertomographie (CT) durchgeführt.

Beurteilbare Strukturen

  • Vorderes Kompartiment: Vesicula (Harnblase), Urethra (Harnröhre)
  • Mittleres Kompartiment: Vagina (Scheide), Cervix (Gebärmutterhals), Uterus (Gebärmutter)
  • Hinteres Kompartiment: Anus, Rektum (Mastdarm)

Klinisch relevante Pathologien (krankhafte Veränderungen) im Hinblick auf eine Beckenbodendysfunktion (Beckenbodenfehlfunktion) werden sowohl bei der dynamischen MRT in sitzender Position (offener Magnet) oder in Rückenlage (geschlossener Magnet) erkannt.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Verdacht auf Funktionsstörungen des Beckenbodens wie Defäkationsstörungen (Störungen der Stuhlentleerung)
    Hinweis: Die funktionelle MRT des Beckenbodens ersetzt die konventionelle Defäkographie unter Durchleuchtung (= radiologische Untersuchung des Enddarms, bei der der Vorgang der Stuhlentleerung (Defäkation) nach der Gabe von Kontrastmittel röntgenologisch aufgezeichnet wird) 
  • Verdacht auf Deszensus (Absenkung) von Gebärmutter oder Blase durch muskuläre Schwäche der Beckenbodenmuskulatur
  • Tumoren im Bereich des Beckenbodens
  • Fehlbildungen im Bereich des Beckenbodens

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Für eine Beckenboden-MRT gelten die üblichen Kontraindikationen wie für jede MRT-Untersuchung:

  • Herzschrittmacher (mit Ausnahmen)
  • Mechanische künstliche Herzklappen (mit Ausnahmen)
  • ICD (implantierter Defibrillator)
  • Metallische Fremdkörper in gefährlicher Lokalisation (z. B. in direkter Nähe zu Gefäßen oder Augapfel)
  • Andere Implantate wie: Cochlear-/Okularimplantat, implantierte Infusionspumpen, Gefäßclips, Swan-Ganz-Katheter, epikardiale Drähte, Neurostimulatoren etc.

Bei hochgradiger Niereninsuffizienz (Nierenschwäche) und bestehender Schwangerschaft sollte auf eine Kontrastmittelgabe verzichtet werden.

Vor der Untersuchung

Patientenvorbereitung

  • Entfernung aller metallischen Gegenstände
  • Bequeme Kleidung ohne Metallteile tragen
  • Überprüfung der MRT-Tauglichkeit von medizinischen Implantaten

Medizinische und gesundheitliche Vorbereitung

  • Fortführung der regulären Medikation, es sei denn, es gibt spezifische Anweisungen
  • Überprüfung der Nierenfunktion bei geplanter Verwendung von gadoliniumhaltigem Kontrastmittel
  • Berücksichtigung einer möglichen Schwangerschaft

Aufklärungsgespräch und Einwilligung

  • Erläuterung des Verfahrens, inklusive Dauer und Kontrastmittelgebrauch
  • Besprechung möglicher Risiken und Nebenwirkungen
  • Einholung der schriftlichen Einwilligung

Das Verfahren

Die Magnetresonanztomographie zählt zu den nicht invasiven, das heißt nicht in den Körper eindringenden, bildgebenden Verfahren.
Durch die Nutzung des Magnetfeldes werden im Körper Protonen (vor allem Wasserstoff) zur Kernspinresonanz angeregt. Dabei handelt es sich um eine Veränderung der Ausrichtung des Teilchens aufgrund eines Magnetfeldes. Dieses wird als Signal über die Spulen, die um den Körper während der Untersuchung aufgestellt sind, aufgefangen und an den Computer geschickt, der aus den vielen Messungen, die während einer Untersuchung ablaufen, das genaue Bild der Körperregion errechnet.
Bei diesen Bildern entstehen die Unterschiede in den Grautönen also durch die Verteilung der Wasserstoffionen.
Bei der MRT kann man verschiedene Aufnahmeverfahren unterscheiden, wie die T1- und T2-gewichteten Sequenzen.
Die MRT bietet eine sehr gute Darstellung von Weichteilstrukturen.
Zur noch besseren Differenzierung der Gewebearten kann ein Kontrastmittel verabreicht werden. So kann der Radiologe durch diese Untersuchung noch detailliertere Erkenntnisse über eventuell vorliegende Krankheitsprozesse erhalten.

Die Untersuchung dauert meist etwa eine halbe Stunde und wird im Liegen durchgeführt. Man befindet sich bei der Untersuchung in einem abgeschlossenen Raum, in dem ein starkes Magnetfeld herrscht.
Da das MRT-Gerät relativ laut ist, werden dem Patienten Kopfhörer aufgesetzt. 

Mögliche Befunde

Die MRT des Beckenbodens kann eine Vielzahl klinisch relevanter Pathologien aufdecken, die zur Diagnose und Planung der Behandlungsstrategie für Beckenbodendysfunktionen beitragen:

  • Defäkationsstörungen: Anomalien in der Struktur und Funktion des Beckenbodens, die die Stuhlentleerung beeinträchtigen.
  • Organdeszensus (Organsenkung): Absenkung der Beckenorgane wie der Gebärmutter oder Blase, die oft mit einer Schwäche der Beckenbodenmuskulatur zusammenhängt.
  • Tumoren: Nachweis und Charakterisierung von Neubildungen im Bereich des Beckenbodens, einschließlich deren Größe, Lage und möglicher Ausbreitung.
  • Fehlbildungen: Angeborene oder erworbene strukturelle Anomalien des Beckenbodens.
  • Muskel- und Bindegewebeschäden: Erkennung von Schäden oder Veränderungen in der Muskulatur und im Bindegewebe des Beckenbodens, die zu funktionellen Einschränkungen führen können.

Mögliche Komplikationen

Ferromagnetische Metallkörper (auch metallisches Make-up oder Tätowierungen) können zur lokalen Wärmeentwicklung führen und möglicherweise Parästhesie-ähnliche Empfindungen (Kribbeln) auslösen.

Durch eine Kontrastmittelgabe können allergische Reaktionen (bis zum lebensbedrohlichen, jedoch nur sehr seltenen anaphylaktischen Schock) auftreten. Die Gabe eines Gadolinium-haltigen Kontrastmittels kann außerdem in seltenen Fällen eine nephrogene systemische Fibrose auslösen.


     
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