Dopplersonographie des Penis

Bei der Dopplersonographie des Penis (Synonym: Dopplersonographie der penilen Arterien) handelt es sich um ein nicht-invasives (nicht operativ) diagnostisches Verfahren der Urologie und Andrologie (Männerheilkunde), welches unter anderem zur Erkennung der Ursache einer erektilen Dysfunktion (ED; Erektionsstörung) eingesetzt werden kann. Die pathophysiologische Hauptkomponente der erektilen Dysfunktion, bei der es um die Beeinträchtigung des Mannes handelt, eine sexuell gesteuerte Erektion zu bekommen, stellt die nicht ausreichende arterielle Zirkulation des Blutes im Penis dar. Mithilfe der Dopplersonographie kann die arterielle Blutversorgung präzise beurteilt werden. Zur Abklärung der erektilen Dysfunktion wird in der Regel im Rahmen der SKIT (Schwellkörperinjektionstherapie) zunächst die native farbkodierte Dopplersonographie (FKDS) eingesetzt, anschließend erfolgt die Injektion von Prostaglandin E1, das die Blutgefäße erweitert, in das Corpus cavernosum (Schwellkörper) des Penis. Nachfolgend wird die Perfusion (Durchblutung) erneut bestimmt.

Beurteilbare Strukturen

  • Penile Arterien: Insbesondere die Aa. profundae penis und Aa. dorsales penis.
  • Schwellkörper (Corpora cavernosa): Bewertung der Durchblutung und etwaiger fibrotischer Veränderungen.
  • Venöses Abflusssystem: Identifikation von venösen Leckagen*.
  • Umgebendes Gewebe: Beurteilung auf Anzeichen entzündlicher Prozesse oder Tumoren.

*Wenn ein venöses Leck besteht, kommt es aufgrund einer Schädigung der glatten Schwellmuskulatur zu einem erhöhten Blutabfluss, sodass keine Gliedsteife mehr zustande kommt.

Indikationen (Anwendungsgebiete)

  • Ausschluss einer erektilen DysfunktionDie farbkodierte Dopplersonographie stellt den Goldstandard in der Bildgebung zur Beurteilung der Blutversorgung des Penis dar. Mithilfe des Verfahrens und der Applikation eines Vasodilatators (Gefäßweitsteller) lässt sich die Perfusion ausgezeichnet darstellen.
  • Überprüfung der Gefäße des Penis bei vorliegender VaskulitisIm Rahmen einer entzündlich-systemischen Gefäßerkrankung können die Gefäße des Penis mit betroffen sein, sodass die Überprüfung der Perfusion mittels Dopplersonographie sinnvoll sein kann.
  • Maligne (bösartige) Veränderung des PenisBei einem Peniskarzinom (Peniskrebs) kann die Perfusion beeinträchtigt werden. Zur Beurteilung wird als Verfahren der Wahl die farbkodierte Dopplersonographie eingesetzt. Mit der Größenzunahme des Tumors lässt sich eine Infiltration der tiefer gelegenen Gewebestrukturen nachweisen, die unter anderem zur Reduktion der Durchblutung führt.

Kontraindikationen (Gegenanzeigen)

Für die Durchführung der nativen Dopplersonographie liegen keine Kontraindikationen vor. Es ist jedoch möglich, dass die Applikation von vasodilatativen (gefäßerweiternden) Medikamenten aufgrund von Vorerkrankungen nicht möglich ist.

Vor der Untersuchung

Bei Verdacht auf eine erektile Dysfunktion müssen vor der Untersuchung eine ausführliche Anamnese und eine breit gefächerte Laboranalyse erfolgen. Schwerpunkt der Anamnese stellt die Erkennung einer erektilen Dysfunktion beispielsweise durch Medikamente dar. Neben Betablockern und Diuretika (entwässernde Medikamente) können unter anderem Psychopharmaka und Parkinsonmedikamente zu einer reversiblen (rückgängig machbar) Dysfunktion der Erektion führen. Durch den Ersatz der Medikamente durch andere Medikamentengruppen kann eine erektile Dysfunktion dauerhaft korrigiert werden (s. a. unter "Sexuelle Funktionsstörungen durch Medikamente"). Bei der Labordiagnostik sollten unter anderem die Nierenfunktion, der Testosteronspiegel ("männliches" Geschlechtshormon) und der Prolaktinwert (Hormon, das unter anderem die Milchsekretion reguliert) bestimmt werden.

Das Verfahren

Mit Hilfe der Dopplersonographie wird die systematische Untersuchung der arteriellen Blutversorgung des Schwellkörpers ermöglicht. Zur besseren Beurteilung der Funktion der Arterie profunda penis (tiefe Schwellkörperarterie) zur Versorgung des Corpus cavernosum (Schwellkörper), wird in der Regel eine vasodilatative (gefäßerweiternde) Substanz (im Regelfall Prostaglandin E1, 5-10 µg) von lateral (seitlich) in das Corpus cavernosum mit einer dünnen Nadel (27G) injiziert (SKIT, Schwellkörperinjektionstherapie).
Für die Untersuchung liegt der erigierte Penis nach der SKIT auf dem Bauch des Patienten. Die Untersuchung der Aa. profunda penis erfolgt lateral am Penisschaft.

Zeigen sich in den tiefen Schwellkörperarterien nach Stimulation arterielle Fließgeschwindigkeiten von < 25 cm/s (Normwert für die maximale systolische Strömungsgeschwindigkeit in den Penisarterien (peak systolic velocity, PSV) beträgt mindestens 25 cm/s), liegt eine wirksame arterielle Einflussstörung vor.

Mögliche Befunde 

Die Dopplersonographie des Penis ermöglicht eine detaillierte Beurteilung der vaskulären Strukturen und Funktionen im penilen Bereich. Sie liefert essentielle Informationen zur Diagnose und Behandlungsplanung bei erektiler Dysfunktion sowie anderen penilen Pathologien. Hier sind spezifische Befunde aufgeführt, die mithilfe dieser Methode erhoben werden können:

  • Vaskuläre Insuffizienz: Verminderte Fließgeschwindigkeiten in den penilen Arterien, insbesondere in den Aa. profundae penis, weisen auf eine arterielle Insuffizienz hin. Normwerte für die maximale systolische Strömungsgeschwindigkeit liegen bei mindestens 25 cm/s. Werte unterhalb dieses Schwellenwertes deuten auf eine signifikante arterielle Störung hin.
  • Venöse Leckage (Venookklusive Dysfunktion): Über die Dopplersonographie kann auch eine venöse Leckage diagnostiziert werden, bei der trotz ausreichender arterieller Blutzufuhr eine adäquate Erektion aufgrund des unzureichenden venösen Verschlusses nicht aufrechterhalten werden kann. Typische Befunde umfassen eine abnormale Abnahme der post-systolischen Fließgeschwindigkeit nach Vasodilatation.
  • Penile Plaquebildung: Im Rahmen der Peyronie-Krankheit (Induratio penis plastica) kann die Dopplersonographie Plaquebildungen im penilen Gewebe identifizieren, die zu Kurvatur, Schmerzen und/oder erektiler Dysfunktion führen können.
  • Maligne Veränderungen: Abnormale Perfusion oder vaskuläre Veränderungen können auf ein Peniskarzinom hinweisen. Die Dopplersonographie kann dabei helfen, das Ausmaß der Tumorinfiltration und die Beeinträchtigung der Durchblutung zu beurteilen.
  • Entzündliche Erkrankungen: Bei Vaskulitiden (Gefäßentzündungen) oder Entzündungen im penilen Bereich können veränderte Fließgeschwindigkeiten und Turbulenzen im Blutfluss Hinweise auf eine entzündliche Beteiligung geben.
  • Postoperative Veränderungen: Nach operativen Eingriffen am Penis kann die Dopplersonographie zur Bewertung der vaskulären Integrität und zur frühzeitigen Erkennung möglicher Komplikationen eingesetzt werden.

Nach der Untersuchung

Nach der Untersuchung erfolgt eine mindestens zweistündige Überwachung. Vor der Entlassung des Patienten sollte die Erektionsantwort das Maximum überschritten haben. Der Arzt sollte für mindestens 12 Stunden erreichbar sein. Des Weiteren sollte dem Patienten ein Ansprechpartner für den Fall eines Priapismus (Dauererektion) genannt werden.

Mögliche Komplikationen

Die Dopplersonographie ist als Verfahren vollkommen ungefährlich. Die Anwendung vasoaktiver Medikamente kann gegebenenfalls mit leichten Komplikationen wie Hämatomen (Bluterguss) im Bereich des Penis einhergehen.

Literatur

  1. Krause W: Andrologie. Georg Thieme Verlag 2011
  2. Bari V, Ahmed NM, Rafique MZ: Evaluation of erectile dysfunction with color Doppler sonography. J Pak Med Assoc. 2006 Jun;56(6):258-61.
  3. Jungwirth A, Dunzinger M: Leitlinien zur Abklärung und Therapie der erektilen Dysfunktion. J Urol Urogynäkol. 2003. 4:17-18
  4. Nieschlag E: Andrologie. Springer Verlag 2009

     
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