Therapie
Ertrinken

Sofortmaßnahmen

  • Sofort Notruf absetzen! (Rufnummer 112) – Wie bei jedem Notfall zählt auch bei der Rettung Ertrunkener jede Sekunde. 
  • Falls möglich, sollten zwei Personen den Ertrunkenen bergen. EIN Helfer bringt sich nur selber in Gefahr (Eigenschutz berücksichtigen!). 
  • Ist die Person in Panik, sollte der Retter zunächst versuchen, ihr einen schwimmenden Gegenstand zu reichen.
  • Wiederbelebungsmaßnahmen im Wasser sollten unterlassen werden.
  • Wenn das Ertrinkungsopfer aus dem Wasser gerettet ist, muss es horizontal auf den Rücken gelegt werden, damit die Atemwege eröffnet und die Atmung überprüft werden können.
  • Versorgung von offensichtlichen hämodynamisch relevanten Blutungen (Kompression, Druckverband)
  • Atemwege freimachen und freihalten (Esmarch-Handgriff, Absaugen, Guedeltubus)
  • Wenn die Atmung nicht eigenständig wieder einsetzt, muss umgehend mit der Herz-Lungen-Wiederbelebung begonnen werden. Dabei ist wie folgt vorzugehen:
    • Mit fünf Beatmungen (Mund-zu-Mund-Beatmung oder mittels Beatmungshilfen) beginnen (meist durch Ersthelfer).
      Danach folgen Thoraxkompressionen (Ausüben von Druck auf den Brustkorb).
      Das Verhältnis von Thoraxkompressionen zur Beatmung sollte bei Kindern 15 : 2 und bei Erwachsenen 30 : 2 sein.
    • Sobald wie möglich die Beatmung mit der Gabe von 100 % Sauerstoff fortführen.
    • Wenn Notarzt und Rettungsdienst eintreffen, wird der Ertrunkene intubiert (Einführung eines Plastikschlauches in die Luftröhre zur Beatmung) und kontrolliert mit Überdruck beatmet.
    • Die meisten Ertrinkungsopfer haben viel Wasser geschluckt, daher wird zur Entlastung des Magens eine Magensonde gelegt.
  • Die meisten Ertrinkungsopfer sind hypotherm (unterkühlt). Die tympanale (im Ohr gemessene) Temperatur liegt dann unter 35 °C. Eine Hypothermie birgt die Gefahr von Herzrhythmusstörungen (HRS). Sinkt die Körpertemperatur unter 30 °C kann es zu Kammerflimmern kommen → Defibrillationen. Die Applikation von Adrenalin wird erst ab einer Körperkerntemperatur von 30 °C empfohlen, da Adrenalin "am kalten Herzen" nicht wirksam ist.
  • Wenn ein Ertrinkungsopfer längere Zeit im Wasser war, kann es durch den hydrostatischen Druck zu einer Hypovolämie (Volumenmangel) kommen, die die Gabe einer Vollelektrolytlösung erforderlich macht.
  • Das Ertrinkungsopfer sollte nur wenig bewegt werden.
  • Die nasse Kleidung muss vollständig und behutsam entfernt werden. Anschließend muss der ganze Körper gut abgetrocknet werden und langsam erwärmt werden.
  • Sollte eine Wiederbelebung am Unfallort nicht gelingen, wird das Ertrinkungsopfer unter fortgeführter Reanimation in ein Krankenhaus oder spezielles Zentrum gefahren. Hier stehen zur Reanimation und Wiedererwärmung spezielle Verfahren wie "Extracorporal Life Support (ECLS)" oder "Extrakorporale Membranoxygenierung (ECMO; Blut wird dabei durch einen Membranoxygenator geleitet, der dem Blut CO2 entzieht und O2 zuführt)" zur Verfügung. 
  • Ertrinkungsopfer und Herzstillstand: Bei Einsatz von supraglottischen Atemwegshilfen (SGA; z. B. Larynxmaske; Kehlkopfmaske, die im Rachenraum über den Kehlkopf gestülpt wird) schafften es deutlich weniger Patienten lebend in die Klinik zu kommen. Überlegen sind Beutelbearbeitung und endotracheale Intubation (ETT; Einführen eines Tubus über den Mund (oral) oder die Nase (nasal) und den Kehlkopf in die Luftröhre) [1].

Organisationen und Selbsthilfegruppen

  • Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung (BzgA)
    Postfach 91 01 52, D-51071 Köln
    Telefon: 0221-89920, Fax: 0221-8992300 E-Mail: poststelle@bzga.de, Internet: www.bzga.de

Literatur

  1. Ryan KM et al.: Impact of prehospital airway interventions on outcome in cardiac arrest following drowning: A study from the CARES Surveillance Group. Resuscitation 2021; https://doi.org/10.1016/j.resuscitation.2020.12.027

Leitlinien

  1. S3-Leitlinie: Invasive Beatmung und Einsatz extrakorporaler Verfahren bei akuter respiratorischer Insuffizienz. (AWMF-Registernummer: 001 - 021), November 2017 Kurzfassung Langfassung
  2. S3-Leitlinie: Extrakorporale Zirkulation (ECLS / ECMO), Einsatz bei Herz-und Kreislaufversagen. (AWMF-Registernummer: 011 - 021), August 2020 Kurzfassung Langfassung
     
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